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2.
Zwei Projecte zur Stiftung meklenburgischer Orden.

Von Generalmajor z. D. v. Schultz.

Am 6. December 1807 machte der Prinz Alexander von Solms von Berlin aus dem Herzog Friedrich Franz I. den Vorschlag, einen Orden des Königreichs der Wenden zu stiften, unter gleichzeitiger Vorlegung der Zeichnungen zu demselben. Der Orden sollte den Namen Pribislav=Orden erhalten, "da dieser Name," wie Solms schrieb, "unaufhörlich daran erinnern würde, eine wie große Ungerechtigkeit darin liege, daß das Meklenburger Fürstenhaus so lange des königlichen Ranges beraubt gewesen wäre und daß einen solchen Orden keiner der übrigen Könige würde nachahmen können."

Der Orden sollte nur aus einer Klasse bestehen. Das Ordenszeichen sollte ein achtspitziger, weiß emaillirter Stern sein mit gleich langen Spitzen, belegt mit einem weißen, runden Schilde, welches in erhaben emaillirter Arbeit den in moosgrüner und carmoisinrother Farbe schräg gestreiften, aufgerichteten Greifen zeigt. Dieser Schild war umgeben von einem breiten Goldrande mit der schwarz emaillirten Aufschrift: "Dem Andenken Pribislav 1178." Diesen Rand umschloß in erhabener Arbeit ein Lorbeerzweig rnit grünen Blättern und rothen Früchten.

Ferner sollte an einem breiten, gewässerten, moosgrünen Bande mit breiter carmoisinrother Einfassung ein ovales Medaillon von Gold getragen werden, dessen Vorderseite in einem goldenen, von Smaragden breit eingefaßten Schilde einen schwarzen, emaillirten Büffelkopf mit silbernen Hörnern und Nasenring und rother Krone 1 ) zeigt; über dem Schilde der auf der Smaragden=Einfassung schreitende Greif von Gold in durchbrochener


1) So führte ihn das Königlich Preußische Wappen.
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Arbeit. Die Rückseite des Medaillons enthält die schwarz=emaillirte Aufschrift:

"F. F. I. König des wiederhergestellten Reichs der Wenden seinem XVIII. Vater König Pribislav."

Der Prinz fügt noch hinzu, daß er für den Greifen und das Band die Farben grün und roth gewählt habe, weil diese die wirklichen Farben des Wappens des alten Wendischen Fürstenhauses seien, wie dieselben noch in dem betreffenden Wappenschilde der Preußischen Monarchie conservirt wären. 1 ) Das Band würde außerdem dem Bande des Ungarischen Ordens gleichen, welchen Maria Theresia gestiftet, und welches ihm stets so sehr geschmackvoll erschienen sei. Der goldene Greif über der smaragdenen Einfassung auf dem Medaillon sollte an das Wappen des Fürstenthums Schwerin erinnern.


Einen zweiten Vorschlag zur Errichtung eines meklenburgischen Ordens machte der Drost von Suckow zu Warin dem nunmehrigen Großherzog Friedrich Franz I. am 18. Juli 1820.

Der Großherzog hatte sich der Dienste dieses sehr klugen und gewandten, aber auch intriguanten Mannes schon in früherer Zeit bei verschiedenen Gelegenheiten mit Erfolg bedient, und so kam es, daß Letzterer sich berufen glaubte, dem Großherzog allerlei Vorschläge und Projecte vorzulegen, welche durchaus nicht zu seiner dienstlichen Wirkungssphäre gehörten.

Herr von Suckow leitet seinen Ordens=Vorschlag mit einer grotesken Schmeichelei, wie dieselbe in damaliger Zeit nicht ungewöhnlich ist, ein. "Im Frühjahr 1786," schreibt er, "sagte einst der Graf Herzberg Nachts um 12 Uhr zu mir: ""Ich bin erster Minister in der Preußischen Monarchie - das sind aber Mehrere gewesen -, daß ich es aber gerade unter der Regierung des jetzigen Königs - Friedrich II. - war, möchte ich für eine bedeutende Summe nicht weggeben."" Und - Allergnädigster Herr! für 500 Rthlr. würde ich es mir - meiner Kinder wegen - nicht abkaufen lassen, unter Ihrer Regierung gedient zu haben!"

Nachdem Suckow darauf in der schwulstigsten Weise die Regierungs=Periode des Großherzogs gelobt, kommt er zu dem Schluß, derselbe solle doch nun sein Werk damit krönen, daß er einen Orden der Wendischen Krone stifte. Mit wahrem Verdruß habe er neulich im Hamburger Correspondenten gelesen, daß der Großherzog von Weimar


1) Es ist das eine Verwechslung des Fürstenthums Wenden (= Werle) mit dem Herzogthum Wenden (in Hinter=Pommern); für letzteres führt Preußen grün und roth.
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dem Fürsten Metternich=Winneburg das Großkreuz des Ordens vom weißen Falken verliehen habe, da doch Weimar in der That nur mit einer Provinz des Großherzogthums Meklenburg verglichen werden könne. Außerdem wolle er darauf leben und sterben, daß, wenn der Erbgroßherzog Paul zur Regierung käme, damit die Stiftung des Ordens in einem Moment verbunden sein würde. Er - Suckow - wisse ja in der Regel mehr, als er wissen solle, und dürfe er sagen, was er wisse, so würde der Großherzog auf der Stelle seiner Meinung sein. Als Stiftungstag schlug er den nächsten Geburtstag des Großherzogs vor.

Zum Schluß des Briefes fiel es Herrn von Suckow noch ein, daß der Großherzog möglicher Weise auf den Gedanken kommen könne, er selbst wünsche den Orden zu haben und protestirt nun auf das Lebhafteste gegen eine solche Idee. Er sei schon zu alt, als daß es ihm noch zum Vergnügen gereichen könne, sich mit einem solchen Orden decoriren zu lassen, aber - nicht etwa aus dem Gefühl, als wenn er ihn nicht verdient zu haben glaube! Nein, wenn man ihm die Augen zudrücke, würde er es sich stark bewußt sein, daß er nicht ohne Verdienst um seinen gnädigsten Herrn und um das Vaterland gelebt habe. Er habe den Großherzog nie um etwas gebeten; selbst als dem ganz jungen Drost v. Bülow in Neustadt der Rang in der sechsten Klasse angewiesen sei, habe er dies ganz in der Ordnung des Zeitgeistes gefunden; nur die Ehre seines Herrn mache Eindruck auf ihn. Er sei sicher, daß die Stiftung des Ordens geschehen würde.

Der Großherzog Friedrich Franz decretirte auf diese Immediat=Eingabe kurz und bündig: Ad acta, Ludwigslust, den 14. September 1820.