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III. Bronzefund von Pölitz.
[K.=Nr. 4671, a.-d.]
Bei Pölitz (Amt Güstrow), einem Orte, der schon durch einen unserer schönsten Grabfunde (s. Jahrb. XXXIV, 215) als archäologisch wichtig sich erwiesen hat, wurden in einer "Gräpendiek" genannten Wiese, welche westlich von dem Wege nach Bartelshagen liegt und von nicht unbedeutenden Höhen umgeben ist, c. 1 Mtr. tief im Torfe fünf bronzene Ringe gefunden, von denen vier vom Herrn Rittergutsbesitzer A. Pogge auf Pölitz dem Vereine geschenkt wurden. Die Ringe sind aus einer platten, nach den Enden zu sich verdünnenden Bronzestange so gebildet, daß deren Enden zusammengebogen wurden, ohne sich jedoch zu berühren. Die Enden sind platt gehämmert und rückwärts zu einer Oese gebogen. Diese Oesen sind bei zwei Exemplaren abgebrochen. Die Oeffnung zwischen den Enden beträgt bei zweien 8 1/2, bei einem 7 1/2 Cm, bei einem Exemplar ist zu viel abgebrochen, um die ursprüngliche Weite bestimmen zu können; die größte, innere, Weite ist entsprechend 12 1/2, 12, 10 Cm, die größte Dicke der Stange 5, 4, 3, 2 1/2 Mm.
Diese Ringe unterscheiden sich wesentlich von den gewöhnlichen Typen der Halsringe, zu denen wir sie ihren Dimensionen nach zu zählen haben. Einmal nämlich sind diese sämmtlich geriefelt oder gewunden, zweitens ist der Endverschluß bei diesen durch eine Oese mit hineingreifendem Haken hergestellt, während die Pölitzer offen sind. Nur zwei Funde aus Meklenburg sind bekannt geworden, die mit dem Pölitzer zusammengehören: 1) Von Wendhof wurden im Jahre 1821 eine Anzahl Bronzealterthümer als "Grabfund" an die alte Ludwigsluster Sammlung eingeliefert, meist Arm= und Halsringe, unter denen sich 18 den Pölitzer gleichende, aber kräftiger gearbeitete befinden (s. Text zu Frid.-Franc., S. 65). Alle haben eine auffallend leichte, helle
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Patina, ein Umstand, der ebenso wie die auffallend große Anzahl von Ringen die Bezeichnung "Grabfund" als verdächtig erscheinen läßt und auf einen Erd= (sog. Depot=) Fund schließen läßt. 2) Bei Wotrum, etwa 1 Meile von Pölitz, wurden "in einer kleinen Wiesenstelle, 3 Fuß tief", also ganz wie bei Pölitz, 5 solche Ringe neben Bronzedraht gefunden (Jahrb. XXXIV, S. 229). Die Größe und Stärke derselben ist eine sehr verschiedene. Einen Uebergang zu der gewöhnlichen Form bilden acht bei Ludwigslust gefundene Ringe (s. Fr.-Fr. X, 2 und Text S. 63), welche geriefelt sind und trotzdem die zurückgebogene Oese haben; sie gehören dem alten, reichen Ringfunde vom Jahre 1810 an, der als Grabfund bezeichnet wird. Ein leider zerbrochener Ring ähnlicher Art wie die Ludwigsluster entstammt einem Grabe bei Grabow. Faßt man das Charakteristische dieser Ringe ins Auge, 1) daß sie nie einzeln gefunden werden, 2) daß ihre Größe verschieden ist, 3) daß die Oesen nicht ineinander greifen: so wird man zu der Deutung geführt, daß sie als Halsschmuck über einander getragen sind, indem die übereinanderliegenden Oesen durch einen Stift verbunden, und die beiden Stifte durch ein Band, etwa von Leder, zusammengehalten wurden. Diese Vermuthung erhält eine Stütze durch eine Reihe von Beobachtungen, die Dr. Voß in Berlin zusammengestellt hat (s. Zeitschrift für Ethnologie X [1878], S. 360 und XIII [1881], S. 106). Auf einem archäologisch begrenzten Gebiet, zu dem die Mark Brandenburg gehört, hat man wiederholt Ringe gefunden, die in der von uns angenommenen Weise über einander lagen und deren Enden durch Stifte verbunden waren. Weichen diese "Garnituren" auch im Einzelnen wesentlich von unseren ab, so bleibt doch das System dasselbe. Das Verbreitungsgebiet unserer Ringe festzustellen, bin ich noch nicht im Stande, da die einschlägigen Werke keine Angaben enthalten; dem Norden scheinen sie fremd zu sein. Bei Groß, les Protohelvètes XVI, 14, ist ein sehr ähnliches Exemplar aus schweizer Pfahlbauten abgebildet. Das läßt sich mit Bestimmtheit sagen, daß sie der durch unsere Hügel= (Gräber=) Funde charakterisirten Bronzezeit nicht angehören; auch als Weiterentwickelung von Typen dieser (sog. älteren) Bronzezeit sind sie trotz des Ludwigsluster Fundes schwerlich anzusehen. Sie sind vielmehr der hauptsächlich durch die Moorfunde charakterisirten Formenreihe anzuschließen, die nach Sophus Müllers Untersuchungen als Erzeugnisse einer in östlicher Richtung zu uns gedrungenen und, wie ich glaube, jüngeren Bronze=Industrie zu betrachten ist.