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I.

Die Festung Pöl.

Von

Geheim Archivrath Dr. F. Wigger.

 

I.

M an hat wohl scherzend bemerkt, Wallenstein habe sich freilich zum "General des Oceanischen und Baltischen Meeres" ernennen lassen, jedoch kein Kriegsschiff besessen. Dies wäre nun freilich an und für sich für ihn kein großes Hemmniß gewesen, da die Seeschiffe von Wismar ihm, der nach dem Rechte zur Benutzung nicht erst lange zu fragen pflegte, im Nothfall, schnell armirt, gute Dienste leisten konnten. Aber jene Behauptung ist auch eine irrige; vielmehr besaß der General des Baltischen Meeres in der That einige Kriegsfahrzeuge.

Indessen würde es doch wiederum unrichtig sein, wollte man hieraus abnehmen, es hätte erst eines Wallenstein bedurft, um den Blick Meklenburgs auf die See zu richten oder wenigstens den Anfang zu machen mit einer Kriegsflotte, wie sie Jahrhunderte früher unsere Hansestädte bereits aufs Meer hinausgeführt hatten. Im Gegentheil hat jener sonst allerdings mit großem Organisationstalent ausgerüstete und in der Wahl zweckdienlicher Mittel wenig rücksichtsvolle Usurpator sogar schon fürstliche Kriegsfahrzeuge vorgefunden; und nicht einmal der Gedanke, die Bucht von Wismar durch Befestigungen und Schiffsstationen zu schützen und zu beherrschen, den er durch die Befestigung des Walfisches zur Ausführung brachte, ist in seinem Kopfe entsprungen. So

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wenig der Herzog von Friedland das oft gespendete Lob verdient, eine Schiffahrtsverbindung zwischen Schwerin und Wismar zuerst projectirt zu haben, - da er doch lediglich auf Unternehmungen der Herzoge Ulrich und Adolf Friedrich zurückkam -: ebenso wenig gebührt ihm das Verdienst, die Bedeutung des Wismarschen Meerbusens für den Seekrieg zuerst erkannt und entsprechende Einrichtungen getroffen zu haben.

Freilich, weil man im Mittelalter noch keine weittragende Geschosse von großem Kaliber kannte, genügte den Wismarschen und ihren Verbündeten, den Hanseaten, der Wismarsche Hafen unmittelbar an der Stadt zum Schutze ihrer Schiffe; aber Wismar war doch auch schon früh darauf bedacht, den "Aderholm" oder "Naderholm" (Walfisch) und die Düne Liepz zu gewinnen, um über die ganze Bucht frei verfügen zu können. Auch das Gewässer des "Binnensees", die "Gollwitz" (im Nordosten Pöls), erregte früh die Aufmerksamkeit der Hanseaten, mehr als einmal versammelten sie in diesem geschützten Gewässer ihre Flotten.

Während der Blütezeit der Hansa finden wir nicht erwähnt, daß die meklenburgischen Landesherren selbst bestrebt gewesen wären, sich eine Flotte zu schaffen; ihre Mittel möchten dazu auch kaum ausgereicht haben, und die Schiffe ihrer beiden Hansestädte Wismar und Rostock genügten völlig ihren maritimen Zwecken. Man weiß, welche große Rolle die Hanseaten in der Geschichte Albrechts (III.), Königs von Schweden, gespielt haben.

Aber merkwürdiger Weise war auch lange Zeit die Insel Pöl, welche zu derartigen Anlagen zunächst in der von Süden her tief eingeschnittenen Bucht, dem Kirchsee, eine bequeme Gelegenheit bietet, fast gar nicht in der Gewalt der Landesherren. Man kann sagen, kein anderer Landestheil ist unsern Fürsten so oft und so lange entzogen worden, als gerade jene fruchtbare, meerumflossene Insel.

Schon das ist recht merkwürdig, daß der Herzog Heinrich der Löwe von Sachsen und Baiern bei der Germanisirung und Christianisirung des Landes die Insel Pöl nicht, wie die ganze Umgegend, zu den Bistümern Ratzeburg und Meklenburg (Schwerin) legte, sondern sie unter die kirchliche Gewalt des Bischofs von Oldenburg (Lübek) stellte, ohne daß wir für diese auffallende Maßregel einen Grund angegeben finden. Diese Verbindung mit Lübek ist dann für die Insel nicht ohne Bedeutung geblieben, insofern sie dazu Veranlassung gab, für Lübische kirchliche Stiftungen

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(zuerst für das Domcapitel, später für Vicareien und Hospitäler) gerade hier Besitzungen zu erwerben. Uebrigens finden wir, daß die Bischöfe von Lübek sich der Landesherrschaft gegenüber ebenso entgegenkommend wie die meklenburgischen Bischöfe in Bezug auf die Abminderung der Zehnten verhielten. Ein genauer Vertrag über die Zehntenleistung der deutschen Einwanderer auf Pöl ward im Jahre 1210 zwischen dem Fürsten Burwin I. und dem Lübischen Bischof Dietrich abgeschlossen 1 ). Die Zahl der Einwohner mehrte sich hierauf bald; der Werth dieses fruchtbaren Ländchens konnte von den Fürsten um so weniger verkannt werden, nachdem sie in Wismar ihre Residenz genommen hatten. Die Insel Pöl ward der Fürstin Anastasia, Gemahlin Heinrichs des Pilgers, zum Leibgedinge verschrieben; sie hatte hier zwischen den Bauerndörfern einen Hof, "Up deme Velde" genannt 2 ), der von einem Vogte verwaltet ward (wie das ganze Amt), gelegentlich aber auch, zumal nachdem die Fürstin Wittwe geworden war, zur fürstlichen Residenz gedient haben wird. Die bis auf den "Schwarzen Busch", ein verkümmertes Eichengehölz, jetzt entwaldete Insel mag im 13. Jahrhundert dem Wilde einen besseren Schutz geboten haben; sie lud die Fürsten zu Jagdpartien ein. Auf einer solchen Jagdfahrt ertrank bekanntlich am 27. Mai 1289 3 ) der Prinz Johann III. "in der Lipze by Po e le". Dessen Tochter Lütgard ward nach dem Tode ihrer Großmutter Anastasia († 15. März 1317) 4 ) die - letzte fürstliche - Inhaberin der Insel 5 ).

Am 22. November 1318 sah sich Fürst Heinrich II. in Folge seiner freilich glücklichen, aber auch über seine Kräfte kostspieligen Kriegszüge genöthigt, den Rittern Helmold von Plessen und Berthold und Gottschalk Preen zur einen Hälfte, und dem Ritter Friedrich von Stralendorf nebst den Söhnen des weil. Ritters Heine von Stralendorf d. j. zur andern Hälfte - die ganze Insel Pöl nebst den Dörfern Friedrichsdorf, Alt=Bukow, Rakow, Russow, Vorwerk, Warkstorf und Gr.=Strömkendorf zu vollem Eigenthume, unter Verzicht auf alle fürstlichen Beden und Dienstforderungen, um 32,150 Mk. wend. zu verkaufen 6 ).

Damit ging dann auch der fürstliche Hof "Up deme Velde" verloren; wir können nicht einmal mehr seine Lage mit einiger Sicherheit nachweisen, von seiner ganzen Anlage


1) Mekl. Urk.=Buch I, Nr. 197.
2) Das. III, Nr. 2297; V, Nr. 2757, 3089, 3446.
3) Das. Nr. 2022.
4) Das. VI, Nr. 3887.
5) Das. Nr. 3934.
6) Das. Nr. 4025.
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wissen wir vollends nichts, von dem fürstlichen Wohnhause "Up deme Velde" ist uns keine Spur erhalten, keine schriftliche Kunde verräth uns etwas von Stil und Einrichtung.

 

II.

Mehr als 200 Jahre vergingen, bevor es den Landesherren recht gelang, wieder festen Fuß auf der Insel zu fassen. Jene Rittergeschlechter, welche in den Besitz des fruchtbaren Ländchens gelangt waren, sahen sich freilich bald veranlaßt, einzelne Theile desselben wieder zu veräußern; aber die Erwerber waren wohlhabende Lübeker Bürger und geistliche Stifter. Daneben finden wir jedoch in dem allgemeinen meklenburgischen Kirchen=Visitations=Protocoll von 1534 erwähnt, daß es eine von den Landesherren zu verleihende Vicarei in der Nicolaikirche zu Wismar gab, die ihren Grundbesitz auf Pöl hatte, darunter namentlich auch "ein stucke gudes, de Drenow genannt. Darvan schall de vicarins hebben VI Mk. jerlich. Vnde desse Drenow hört dem vicario mit aller rechticheit und herrlicheit, hogest und sydest; anne denn densten, den hebben de Fursten."

Daraus scheint hervorzugehen, daß die Landesherren diese Vicarei mit ihrem eigenen Gute, namentlich also mit der "Drenow" (dem Namen nach einer vormaligen Waldung) 1 ), begabt hatten. Eigenthümlich aber war der Dienst, den sie sich von der Drenow vorbehalten hatten. Denn es heißt weiter in dem Visitations=Protocoll: "Vnde up desse Drenow hefft gestan en huß, darinne der Fürsten jacht lach, wenner se der jagden efft" (= oder) "jagen leten dar up deme lande" (Pöl).

Wir sehen aus dieser Mittheilung also, daß die Landesherren trotz jenes im Jahre 1318 geleisteten Verzichtes auf alle Rechte doch wenigstens zu Anfang des 16. Jahrhunderts das Jagdrecht auf Pöl ausübten und zu diesem Zwecke das Haus auf der Drenow besuchten. Aber man würde doch irren, wollte man annehmen, daß dies ein "fürstliches Jagdschloß" gewesen wäre. Allem Anscheine nach war es nur eine einfache Bauernhütte, mit welcher sich die fürstlichen Jäger behalfen. Denn wie weiter erzählt wird, war das Haus von einem Manne bewohnt, der im sicheren Geleite Herzog Albrechts VII.


1) Ueber die Bedeutung des Namens "Land, wo Hartriegel (cornus) wächst", s. Kühnel im Jahrb. XLVI, S. 42.
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(des Schönen) war; aber Heinrich von Stralendorf mißachtete die Rechte der Vicarei und das fürstliche Geleite: "Datsulvige Hus hefft Hinrich Stralendorp dem manne, de darin wanede, weltlich" (d. h. gewaltsam) "dalebraken und van dar in sine guder gevoret, unangesehen des Fursten hertich Albrechts geleide, dar de man mit sinem gude inne gewesen und noch is, und hofft desulve Drenow to sinem Kroge gelecht und bruket der gelik sins eigen gudes, und de jacht in sinen katen gelecht. So moten nu de lude van dem ganzen lande" (Pöl) "ungeverlich by IIł Drompt haueren darto geven, und entbert dem vicario de VI Mk. darvan jerlich."

Ueber den Ausgang der Sache erfahren wir nichts, auch die Lage der Drenow wird nicht weiter bestimmt. Wenn der Stralendorfische Krug, wie allerdings wahrscheinlich ist, im Kirchdorf lag, so haben wir die Drenow freilich auf der Feldmark dieses Dorfes, und wahrscheinlich in der Richtung auf Seedorf, zu suchen.

 

III.

Der Herzog Albrecht VII. beabsichtigte nun ferner 1532 sich ein "Lusthaus" bei Gollwitz, vermuthlich nicht weit vom späteren "Kaltenhof", zu bauen. Aber da stieß er auf den Widerspruch der Hanseaten, und namentlich der Wismarschen, die hierin eine große Gefahr für die Städte sahen. 2 Jahre lang ward hin und her verhandelt; endlich 1534 stand der Herzog, der für seine dänischen Pläne vornehmlich auf die Hansestädte rechnete, von seinem Vorhaben ab.

 

IV.

Wie es scheint, faßte erst der Herzog Johann Albrecht I., und zwar nachdem er durch die Reformation und die mit derselben verbundene Säcularisation in den Besitz der Pölschen geistlichen Güter - wiewohl mit Ausnahme der Hospitaldörfer - gelangt war, wiederum den Plan, sich nunmehr auf Pöl ein seiner würdiges fürstliches Wohnhaus zu erbauen. Der "Kolde Hof" (Kaltenhof) war sein Bauhof; es lag also am nächsten, hier ein Schloß zu gründen. Aber die Lage wäre doch keine günstige gewesen. Der Herzog zog einen Platz vor, der von Wismar aus leicht und unmittelbar zu Schiffe zu erreichen war; er erbauete sich seit 1562 ein Haus "im Fleckenhagen". Dieser Wohnsitz ist schon ein

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halbes Jahrhundert später, wie wir sehen werden, wieder abgebrochen, und in den uns überlieferten, ziemlich dürftigen Inventarien wird die Lage gar nicht einmal näher bezeichnet; doch geht aus Nachrichten von 1616 unzweifelhaft hervor, daß das "Haus im Fleckenhagen" südlich von der Pöler Kirche am Kirchsee erbaut war. Der Name "Fleckenhagen" (oder Flekenhagen?) ist ganz verschollen. Der Acker, welcher sich vom Kirchsee an der bezeichneten Stelle nach Seedorf hinüberzieht, heißt jetzt die "Schloßkoppel"; wahrscheinlich sind dies die beiden Hufen "bei der Kirche", welche die von dem Rathmann Heinrich Wullenpund in Lübek gestifteten Vicareien schon 1264 besaßen 1 ), und welche nun der Herzog in Folge der Reformation eingezogen hatte.

Mochte Wismar auch zu diesem neuen Schloßbau von 1562 scheel sehen, der in der That, wenn er etwa nicht ein bloßes "Lusthaus" blieb, sondern mit Wällen umgeben ward (was freilich noch nicht Hans Albrechts Plan war), der Stadt gefährlicher werden konnte als jenes Haus unfern der Gollwitz: es war nicht im Stande denselben zu hemmen.

Von dem Hause im Fleckenhagen ist so wenig ein Grundriß als eine Façadenansicht auf uns gekommen; vergegenwärtigen wir uns jedoch den Stil, in dem der kunstverständige Herzog zu bauen pflegte, so können wir uns doch eine annähernde Vorstellung von jenem Bau machen. In einem 1576, gleich nach des Erbauers Tode, entworfenen Inventarium heißt es nämlich: "Das Haus uf dem Landt Pole ist ein lang steinern Haus, zwei Gemächer hoch, auf Wälsche Art gebauet und mit breitem Stein gedecket." "Mitten im" (wohl vielmehr "am") "Hause gehet eine flache Windeltreppe auf bis unter das Tach." Dieser "Windelstein" wird auch sonst erwähnt. Aller Wahrscheinlichkeit nach erhob er sich hinten am Hause. Der Bau war nicht tief angelegt; in der oberen Etage werden Vorplätze zu den Zimmern erwähnt. Die Zimmer selbst lagen wahrscheinlich alle oder doch größtentheils nach der Hauptfronte zu, die gegen Osten gerichtet war und eine schöne Aussicht auf den Kirchsee und über denselben hinweg in die Ferne bot. Vielleicht um diese besser zu genießen, wählte der Herzog zu seiner eigenen Wohnung in der oberen Etage eine "Stube" und eine anstoßende "Schlafkammer". Daneben lag, durch einen besonderen "Vorplatz" zugänglich, "der große Eßsaal"; und auf diesen folgte


1) Meckl. Urk.=Buch II, Nr. 1003.
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"der jungen Herren Gemach und Schlafkammer" (ein einziges Zimmer mit 2 Betten!).

Alle diese Gemächer füllten die eine Hälfte der oberen Etage bis zum "Windelstein". "Uf der andern Seiten des Windelsteins ist ein großer, wüster Boden, der sich fast über das halbe Haus erstrecket, und ist mit losen Dannenbrettern überlegt." Der obere Stock ist also nie ganz ausgebauet worden.

Im Ganzen entsprach die Eintheilung des Oberstocks natürlich dem Erdgeschoß. Hier hatte die Herzogin ihre "Stube" und ihre "Schlafkammer", unter dem "großen Eßsaal" lag die "Hofstube". Außerdem finden wir im Parterre die "Silberkammer", einen "Eingang zur Küchen" und die "Küche" selbst erwähnt. Neben Letzterer lag ein "langer Pferdestall."

Dürfen wir aus der Angabe, daß das Schlößchen "auf die Wälsche Art" erbauet war, entnehmen, daß es ein Backsteinbau war in jenem aus Oberitalien hieher verpflanzten Stil, von dem uns ein Theil des Schweriner Schlosses und der Fürstenhof zu Wismar so vollendete Muster geben: so haben wir doch wahrscheinlich unsere Vorstellungen auch rücksichtlich des Aeußeren auf ein bescheidenes Maß zurückzuführen. Das Innere war sehr einfach gehalten. Das Haus stand auf massiven Kellern mit Gewölben (darin lag die Brauerei); im Erdgeschoß konnte daher das Wohnzimmer und das Schlafzimmer der Herzogin mit dem damals beliebten Estrich ("Ahlstrak" genannt) aus gemusterten Ziegeln gepflastert werden, während der Fußboden der Hofstube gewöhnliche Mauersteine zeigte. Die Decken bestanden aus Holzlagen; in der oberen Etage lag daher ein "brettern Pflaster" (wohl Parquet?). Die Decken in des Herzogs beiden Gemächern waren mit "gemalter Leinewand" überzogen, die goldene Sterne zierten; vom Schmuck der andern wird nichts erwähnt. Die damals beliebten "grünen Kachelöfen" fand man in den Stuben des Herzogs und der Herzogin (die daneben noch einen Camin hatte), im großen Speisesaal und in der Hofstube; der Herzog hatte in seinem Schlafgemach wenigstens einen Camin, die Schlafzimmer der Herzogin und der Prinzen waren unheizbar!

Man darf hiernach schon keine kostbare Ausstattung der Zimmer erwarten. Stühle werden garnicht erwähnt, dagegen waren Saal, Hofstube und die Wohnzimmer an den Wänden mit Bänken umgeben; doch fand sich in des Herzogs Zimmer auch noch eine "Lehnbank". Herzog und Herzogin begnügten sich in ihren Stuben mit je einem Tisch. In

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ihren Schlafzimmern sah man neben dem hohen Himmelbette, zu welchem man auf einer Fußbank hinanstieg, ein Rollbette.

Aber trotz aller Einfachheit ward doch auf Hofsitte Bedacht genommen. Im großen Speisesaal war die "lange Fürstentafel" gesondert von 2 anderen Tischen, und an jener liefen 2 Lehnbänke hin; ähnlich war es in der Hofstube, wo die Fürstentafel gleichfalls von den Tischen des Gesindes geschieden und mit Lehnbänken versehen war.

Für die Sicherheit des Schlosses war nicht weiter gesorgt, als daß die Fenster im Parterre mit Gittern versehen waren. Ohne Zweifel zeigte das ganze Haus nur die Einrichtung eines Jagdhauses, in welchem der Herzog vielleicht auch im Sommer einige Wochen verweilen mochte, um auf der Insel der frischen Seeluft zu genießen.

 

V.

In seinen letzten Lebensjahren scheint der Herzog Johann Albrecht das Schloß auf Pöl aber nur selten besucht zu haben; es verfiel bereits. Denn in dem erwähnten, gleich nach seinem Ableben aufgenommenen Inventar wird gesagt, es sei "dermaßen itziger Zeit tachlos, daß die Gemächer zum Theil durch den Regen eingeweichet, und hinfürder ganz vorterben werden, wo demselben nicht geholfen wird."

Geholfen ward aber nicht, oder doch wenigstens bei weitem nicht hinreichend. 1591 fehlten sogar schon viele Fensterscheiben; Wind und Regen schlugen in das verödete Schloß hinein; es ward mehr und mehr dem Ruin preisgegeben. So vergingen noch 20 Jahre!

Eine Aenderung trat erst ein, als nach dem Tode Herzog Karls († 1610) die beiden jungen Herzoge Adolf Friedrich und Johann Albrecht II. die Landesregierung übernahmen. Adolf Friedrich war ein begeisterter Verehrer seines Großvaters Johann Albrecht und wie dieser empfänglich für große Gedanken und Pläne; auch sein Blick schweifte über die engen Grenzen Meklenburgs hinaus, er erkannte, wie einst sein Großvater, daß er in den drohenden Kämpfen seiner Zeit werde Stellung nehmen müssen; und ebenso unbekümmert wie dieser um seine Finanzen, gedachte er die vom Großvater begonnenen großen Bauwerke fortzusetzen, namentlich das Schloß zu Schwerin weiter umzubauen und das Haus auf Pöl zu einer Festung zu erweitern, die ihm eine gewisse Gewalt zunächst über den Wismarschen Meerbusen verschaffte,

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Plan der Festung Poel
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seinen umliegenden Landen einigen Schutz verliehe und ihm eine stete Verbindung mit dem Meere offen hielte.

Mit jugendlichem Eifer ging er alsbald ans Werk. Ein tüchtiger Baumeister war bald gefunden. 1612 zog er den Baumeister Capitain Gerhard Evert Pilooth aus Emden, der, wie es allen Anschein hat, in Holland seine Ausbildung gewonnen und sich schon durch Bauten für den Grafen Enno von Friesland hervorgethan hatte, in seinen Dienst.

Der Baumeister entwarf nun freilich auch sogleich Pläne für den Fortbau und Umbau des Schlosses zu Schwerin; aber dem Bauherrn lag doch zunächst mehr an dem Hause und der "Veste" auf Pöl. So wurden dann die Vorbereitungen in solchem Grade beschleunigt, daß schon mit Neujahr 1614 die Bauarbeit ihren Anfang nehmen konnte.

Johann Albrechts Bau war durch die Einflüsse der Witterung, unter steter Vernachlässigung aller Pflege (injuria temporum et incuria hominum) bereits zu einer Ruine geworden; er mußte abgebrochen und durch einen neuen ersetzt werden. Wahrscheinlich ist aber der neue Bau auf den alten Fundamenten aufgeführt, jedenfalls auf der alten Stelle. Aber die ganze Anlage ging weit über die frühere hinaus. Von den ersten Bauplänen ist keiner auf unsere Zeit gekommen, wohl aber ein von Gerhard Pilooth unterzeichneter Grundplan aus dem Jahre 1618, von welchem wir eine verkleinerte Copie beifügen.

Die ganze Anlage, welche sich südlich von Kirchdorf am westlichen Ufer des Kirchsees in einer Ausdehnung von etwa 2200 Fuß hinzieht, zerfiel in drei Hauptabtheilungen. Die Mitte nahm das Schloß mit seinen fünfeckigen Befestigungen ein, auf der Südseite schloß sich daran der Schloßgarten, auf der Nordseite das "Hornwerk" um die alte Kirche, ein starkes Vorwerk zum Schutze der Hauptfeste, die auf der Landseite allein vom Dorfe (Kirchdorf) her durch dies Hornwerk einen Zugang hatte.

Um den anliegenden Plan aus dem Jahre 1618 (also unmittelbar nach der Vollendung des Baus entworfen) noch durch einige Bemerkungen zu erläutern, die zum Theil die erhaltenen Baurechnungen ergeben, so lag das Schloß auf einem "Platze" unmittelbar an der See, entweder auf einer natürlichen, oder wahrscheinlicher auf der durch Kunst erhöheten Fläche, die 14-15 Fuß über den gewöhnlichen, mittleren Stand des Ostseespiegels hervorragte. Ihn umgab

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ein Wall, dessen Spitze sich über den Schloßplatz etwa 17 Fuß erhob. Er bildete mit seinen 5 Bastionen ein regelmäßiges Fünfeck, so daß der Radius des eingeschlossenen Platzes, dessen Centrum ungefähr der Schloßthurm bildete, etwa 220 Fuß maß. Ein Graben von etwa 50 Fuß Breite (mit einer Sohle von 40 Fuß und einem mittleren Wasserstande von 4-5 Fuß) trennte den inneren (Haupt=) Wall von der Contrescarpe. Während die Spitze des inneren Walles sich 37 Fuß über die Sohle des inneren Grabens erhob und die Böschung ungefähr 60 Fuß betrug, beschränkte sich die entsprechende Höhe des Gegenwalles auf etwa 16 Fuß, die Böschung in gerader Linie auf circa 28 Fuß. Fast zur Hälfte ward die Contrescarpe schon auf Seeboden aufgeschüttet; so weit sie das Land berührte, ward sie abermals mit einem Graben (dem "Mittelgraben") von 84 Fuß Breite umschlossen. Die Pallisaden, welche in der Mitte des Mittelgrabens errichtet wurden, setzten sich auch ins Meer hinein fort und umgaben die ganze Contrescarpe. Endlich ward im Süden und Westen noch ein Ravelin angelegt und abermals mit einem Graben umgeben. Projectirt ward, auch das gleichzeitig erbauete Pfarrhaus in die Befestigung hineinzuziehen; doch ist dies, so viel man sieht, hernach unterblieben. Der Schloßwall hatte nach außen nur zwei Verbindungen, durch Gewölbe in den beiden Wällen (unter denen auch das Seewasser in den innersten Graben einfloß) und durch Dämme mit Zugbrücken über die Gräben; der eine Weg führte an die See, bis an die Pallisaden, wo die Schiffe anlegten, der andere ins Hornwerk; eine dürftige, leicht zu zerstörende Verbindung führte nach dem Schloßgarten.

Die ganze Ausdehnung der Hauptbefestigung von der östlichen Spitze der Pallisaden im Kirchsee bis zur mittleren westlichen Spitze des äußersten Grabens um das Ravelin belief sich auf 1150 Fuß.

Das Hornwerk breitete sich fächerförmig vom mittleren Schloßgraben nordwärts gegen Kirchdorf aus. Es ward durch einen Doppelwall mit drei Spitzen gebildet, um die sich ein Graben von 140 Fuß Breite zog, in der Mitte durch Pallisaden versichert; und längs dem Meerbusen zogen sich gleichfalls zwei Reihen von Pallisaden hin. Auch dieser Graben ward von der See gespeist. Hatte die Festung hiedurch den großen Vorzug, daß die Gräben nicht trocken zu legen waren, so stellte sich andererseits freilich auch der Uebelstand ein, daß Sturmfluthen das Wasser in den Gräben

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stark erhöheten und dadurch die Dämme und Wälle vielfach beschädigten, und daß im Winter das Eis die Pallisaden leicht heraushob. Eine lange Brücke mit 2 Zugbrücken führte von Norden her über den Graben des Hornwerks bis an das äußere Pforthaus, welches durch starke Thorflügel verschlossen ward. Auf dieses folgte das viel größere und viel stärkere innere Pforthaus, welches sich an den inneren Wall lehnte und außer dem starken Thor, von welchem allein sich noch eine Ansicht erhalten hat, auch ein Fallgatter hatte 1 ). - Weitere Gebäude zu fortificatorischen Zwecken hatte der Baumeister Capitain Pilooth nicht in Aussicht genommen. Davon hernach mehr.

Die Bauten auf dem Schloßplatze dienten zunächst allein zur Aufnahme der fürstlichen Familie, der nothwendigsten Schloßbedienung und des Gefolges. Längs der Nordseite, also hinter dem Schlosse, dehnte sich, an den Wall gelehnt, das "Wagenhaus" mit einem Marstall und Wohnungen für die Schloßbedienten in einer Länge von 112 Fuß aus. Daran schloß sich südwärts längs des Walles ein zweites, etwa eben so langes Gebäude, welches als "Back= und Brauhaus" diente.

Wenn also das neue Schloß wohl auf den Fundamenten des alten Baues aus der Zeit Herzog Johann Albrechts errichtet worden ist, so konnte Pilooth doch den Raum, welcher, wie wir sahen, innerhalb des Schloßgebäudes zu wirthschaftlichen Zwecken diente, zu Wohnräumen verwenden. Nur die herrschaftliche Küche ward wieder ins Schloß aufgenommen, aber ins Kellergeschoß verlegt. Es mag dabei Erwähnung finden, daß hier in den Küchenräumlichkeiten eine Pumpe stand, die Festung also mit süßem Wasser versehen war.

Leider hat sich, so viel man weiß, von dem großen Schloßbau, welchen Gerhard Pilooth 1614 begann und in 5 Jahren im Wesentlichen vollendete, keine äußere Ansicht erhalten, auch kein anderer Grundriß, als jener kleine auf dem Festungsplan von 1618. Indessen gestatten doch gelegentliche Andeutungen in den erhaltenen Baurechnungen und in einem, übrigens ziemlich dürftigen, Inventarium aus dem Jahre 1633, uns im Allgemeinen eine Vorstellung von dem Schlosse zu machen.


1) Ueber dem Thore stand der Spruch: Si Deus pro nobis, quis contra nos? Dieser ward später der Wahlspruch Herzog Christians I. Louis.
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Selbstverständlich ward es in dem damals in den Niederlanden üblichen Stil erbaut; wie Pilooth selbst aus Emden stammte, so kam aus Holland der Bauführer Johann Brechts, aus Emden kamen Zimmerleute und namentlich Maurer, eben dorther wurden auch holländische Backsteine, "Schraubdachsteine" und "Graustein" bezogen.

Das Schloß war ein zweistöckiger, massiver Backsteinbau von etwa 140 Fuß Länge und 50 Fuß Tiefe; es zerfiel in einen schmalen Mittelbau und zwei gleich lange Seitenflügel. - An der Rückseite des Mittelbaues erhob sich wiederum, wie bei dem älteren Gebäude, ein Thurm, in welchem die mit Schranken versehene Treppe lag; an der Vorderseite des Mittelbaues ragte ein von Pfeilern oder Säulen getragener, in der Haupt= oder oberen Etage anscheinend geschlossener Balcon (Erker, "Auslucht") hervor. Der Bildsteinhauer Meister Hinrich Stockmann zierte diesen Ausbau oben mit einer Gallerie; wahrscheinlich sprang hier in der Mitte aus dem hohen Dache des Hauses ein Frontispice heraus, denn es wird uns "Herzog Hans Losiment ober Auslucht" erwähnt. Diesem Schmucke entsprechend, war auch der sehr hohe, schlanke Thurm von demselben Künstler geziert, es lief eine Gallerie von grauem Sandstein um denselben herum, die ohne Zweifel von 8 Halbfiguren, den in den Baurechnungen erwähnten "8 Haubt=Tarmen" [termes] "zum Thorn", getragen ward.

Die beiden Seitenflügel des Mittelbaues zeigten in jeder Etage je 5 Bogenfenster, die im unteren Geschosse von je 4, die im oberen von je 6 Flügeln. Die Wandflächen blieben wahrscheinlich im Rohbau von holländischen Mauersteinen (Klinkern?) stehen, das Hauptgesimse kam aus Emden, bestand also wohl aus grauem Sandstein, ebenso wurden die Fenster von Sandstein eingefaßt; es war theils "Daventerwerk", theils ward es hergestellt von dem Bildsteinhauer Stockmann, der viele Pirnaer Steinblöcke, welche die Elbe herunterkamen, schon in Dömitz behauen ließ und u. a. 48 Pilaster, 18 Bogen mit Schlußstücken, 56 Fuß "Haubtlisten" und 79 "Bandstücken mit Bildern" (wohl zu den Friesen) zu bearbeiten hatte. Auf die beiden Seitengiebel, an welchen unter dem Dache noch Gemächer lagen, ward gleichfalls künstlerische Sorgfalt verwandt.

Das Hauptgeschoß war das obere; begreiflich wurden in dieses die fürstlichen Wohngemächer verlegt, da der hohe Wall die Aussicht des Parterres auf den Schloßplatz beschränkte.

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Die ganze nördliche Hälfte des Parterres nahm "der Saal und Hofstube" ein, von welchem großen Raum - er mochte gegen 50 Fuß lang und fast ebenso breit sein - nur ein Zimmer mit einem Fenster unmittelbar am Mittelbau, vielleicht zur "Schenke" bestimmt, abgesondert war. In der südlichen Hälfte des Parterres hatten die Cavaliere ("Junker") ein "Vorgemach", eine "Stube" und eine "Cammer dabei" (nach der Rückseite belegen); "3 Losamenter" auf diesem Flügel waren für die Pagen und die Laquaien bestimmt.

Nach einer Andeutung auf Pilooths Festungsplan war die Decke des Erdgeschosses gewölbt; und dies wird um so wahrscheinlicher, da man nach der ungewöhnlich großen Anzahl der zum "Ahlstrak" (Estrich) zu verwendenden glasirten Ziegel, die zum Theil aus Emden, zum Theil aus Lübek und Wismar bezogen wurden, annehmen muß, daß, wenn nicht alle, so doch die meisten Zimmer in beiden Geschossen mit gemusterten bunten Backsteinen - besonders gelbe und grüne werden erwähnt - ausgelegt wurden, während wohl für Flur und Gänge die in den Baurechnungen vorkommenden "glatte Floeren" bestimmt waren.

Auf die Ausstattung ("Staffirung") des großen Saals ward von den Künstlern viel Mühe verwandt. Den großen Camin arbeitetet die "Rothsteinhauer" Konrad Harmens und Garvelt, und der "Grausteinhauer" Meister Rolof lieferte zu demselben die Gesimse und das Wappen. Jacob Warneke, Bürger und Maler zu Lübek, schloß mit dem herzoglichen Maler Daniel Block einen Contract ab, in welchem er sich verpflichtete, den "großen Saal auf Pöle mit "zierlichem Malewerk", "die Decke, 2 große Historien mit Oliefarben" (Wandgemälde?), "den Schornstein", "die Thüre" (mit zwei Flügeln) "und das Holzwerk, das da auf "der Seiten nach der Thüre kommet, 3 Tische, 24 Schemel und die Bänken, die Fensterbogen grün, mit Olie, die Fenster eingfasset mit Säulen, und was sich dazu schicken will, mit guten, beständigen Farben" für 500 Mark Lübisch auszumalen. Dabei machte er noch zur Bedingung, daß der Herzog Gold und Farben dazu liefere und den Transport des Werkzeuges stehe, auch ihm für 6 Personen "frei Losament und Bette" gewähre. - "Hans Mahler" hatte 20 Löwenköpfe auf den Saal und die Schenke" "zu vergulden."

Weniger genau sind wir über die Einrichtung des oberen Stockes unterrichtet. Ein Saal wird in demselben nicht erwähnt. Die fürstlichen Gemächer wurden aber mit

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viel größerem Luxus ausgestattet, als in dem früheren Bau. In dem Hauptgemach des Herzogs sah man einen ähnlichen, aber kleineren Camin wie in dem großen Saal, von denselben Künstlern wie dieser gearbeitet, daneben freilich auch noch einen Ofen, dessen Feuerraum von Eisen, dessen oberer Theil dagegen aus Kacheln hergestellt war, wie Pilooth solcher Oefen viele aus dem Sauerlande über Bremen bezog. Sonst hatten hier im oberen Geschosse weniger die Steinmetzen zu arbeiten als der Holzbildhauer "Meister Lambrecht, der Bildschnitzer", der seine Kunst vornehmlich an den Thüren und deren Einfassungen zeigte. Auch auf Mobilien ward mehr Kunst verwandt; an den Bettstellen sah man "gedrehete Pfeiler" und "ausgeschnitzte Hauptstücke", ähnlich waren die "Rollbetten" gearbeitet.

Immerhin aber, im Ganzen genommen, wohnte der Herzog Adolf Friedrich selbst wohl in einer verhältnißmäßig einfachen Umgebung. Wie es scheint, nahm sein Quartier den einen Flügel ein, während auf dem andern die Hoffräulein und das andere weibliche Hofgesinde wohnten. "In Fürstl. Gnaden Vorgemach", welches durch einen "eisernen Windofen" erwärmt ward, sah man wenigstens 1633 nur "1 grünen Tisch, 2 Brettschemel grün und roth", und "1 Hakelbort"; in der "Cammer dabey" (für einen Laquaien?) "1 Schlafstelle", "2 Hakelbört, 1 Schap mit vier Thüren, darin vier Wohnung". "Fürstl. Gnaden Gemach" war umbher mit rothem Wande bezogen", darüber liefen, wohl als Fries, "ledern Stücke mit Golde" hin. Den Camin und den "eisernen Kachelofen" haben wir schon erwähnt; das Mobiliar beschränkte sich 1633, nachdem freilich schon rücksichtslose Feinde im Schlosse gehaust hatten, auf "2 grüne "Tische, 6 neue Brettschemel, 1 Stuhl mit golden Leder bezogen", Ofengeräthe von Messing und "1 Mißings=Nacht=Lampe". In der anstoßenden "fürstlichen Cammer" stand des Herzogs "Feldbette", "1 steinern Tisch, ins Holz geleget, unten gefuttert", "1 groß Spiegel, gefuttert", "1 neue eingelegte Kiste", "1 Lade mit dem Futter", "2 eiserne Laden, schloßhaft"; es stand dort ferner ein irdenes Trinkgeschirr mit einem Zinndeckel und eine Schachtel mit Gläsern.

Wie jene Zeit für Devisen und Mottos schwärmte, durfte natürlich auch ein Schloßbau nicht vollendet werden, ohne daß fromme und gelehrte Inschriften und sinnreiche Sprüche ihn zierten und seine Bestimmung der Nachwelt verkündeten. Der Doberaner Pastor Köhler (ein Sohn des Güstrowschen Superintendenten Colerus) hatte, wie es scheint,

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eine reiche poetische Ader; wenigstens übersandte er dem Herzog eine Reihe von lateinischen Distichen und von deutschen Sprüchen, von denen einige Erwähnung finden mögen.

A. F. D ominus D uxque M legapolitanus.
A uxilium F irmum D ominusque D eusque m inistrat.


A. F. H. z. M.

Alzeit Frid, Herr, Zeige Mir,
So will ich stets danken Dir.


Auf, Frisch Her Zu Mir,
Gott begegne Dir.


Mit Gottes Hülfe und Rath
Verrichtet man tapfere That.


Ein tapfer Muth
Erhalt die Huth.


Bleib von der Bahn!
Fried' will ich han.
Kommstu zu mir,
Ich begegne Dir.


Mein Herz und Muth
Den Frieden gut
begehren thut.

Gefällts auch Dir,
Halt [s] mit mir,
ist mein Begier.

Willtu dann nicht,
Gottes Aufsicht
Mir beipflicht.


Arx munita viro pietas et oratio.

Quis me defendet munitâ ductor in arce?
Quis nisi tu nostrae gentis Deus unice tutor?
Tu pater auxilium rebus bonus adfer in arctis,
Te duce victrice dextrâ superabimus hostes.


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Ein Anderer schlug nach Sallust 1 ) die Worte:

Majorum gloria posteris lumen est,

und nach Virgil 2 ), mit Anspielung auf die Wiederausrichtung des alten Schlosses, die Verse vor:

Exsurgat tandem majorum ex ossibus ultor,
Qui decus antiquum justis sibi vindicet armis!

Beide Citate sollten unter der Hauptinschrift stehen, welche den eben angeführten Gedanken noch deutlicher und in historischer Fassung ausdrückte. Diese große Inschrift, welche auch für uns noch ein Interesse hat, lautete:

D . O . M . A .

Prudenti bonoque Magnanimi Herois

Johannis Alberti Ducis Megapolitani

consilio olim extructam, injuria vero temporum et incuria hominum postea neglectam et desolatam hanc arcem, ut obseruantiæ erga avum optimum perpetuæ monumentum statueret, a se restauratam, aggere, vallo fossaque munitam, Anseeburgum nominari voluit

Auitæ Virtutis Cultor Sedulus

Ex filio nepos

ADolphus Fridericus dux Megapolitanus

Anno salutis
M . DC . XVI .


Auch Fabricius, ehemals Conrector an der Schweriner Schule, damals Pastor zu Crivitz, ward befragt. Er fand das Citat aus dem Sallust nicht correct genug, wollte, nicht unzweckmäßig, in dem Distichon: Surrexit statt Exsurgat, und vindicat für vindicet gesetzt wissen, und schlug endlich für die historische Inschrift auf "Anseeburgum" als Neubau des Schlosses Johann Albrechts eine andere Fassung bei gleichem Inhalte vor, die mehr seinem Gefühl für klassische Latinität entsprochen zu haben scheint. Aber von allen diesen Vorschlägen hat Pilooth allein jene von Fabricius bemängelte historische Inschrift mit einem Vermerk über die Vertheilung der Worte "nach der Tafel" versehen. Ob von andern In=


1) Jug. 85.
2) Aen IV, v. 625: Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor, qui face Dardanios ferroque sequare colonos etc.
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schriften diese oder jene ausgeführt ist, vermögen wir nicht zu sagen. Der Name "Anseeburg" 1 ) ist übrigens nicht in Aufnahme gekommen; man blieb bei Benennungen wie "fürstl. Haus Pöl", "Haus auf Pöl", "Veste Pöl", "Vestung Pöl" stehen. -

Gleichzeitig mit dem Bau des Schlosses und der Festung ward auch der Schloßgarten angelegt, durch den "Gärtner" aus Schwerin, aber nach Pilooths Plan, und zwar sehr einfach. Die Mitte nahmen für Rasen und Blumenpartien bestimmte Quadrate, neun an der Zahl mit Seitenlängen von 80 Fuß, getrennt durch Wege von 15 Fuß Breite, ein; sie waren bis an die Einfassungsmauern von regelmäßigen Baumreihen umgeben. An der südlichen Seite beschatteten diese einen Teich, hinter welchem längs der Mauer Pilooth eine "Vogel=Koy" (eine Volière) projectirte.

Endlich fällt in dieselbe Bauzeit auch das neue, gewissermaßen zur Festung gehörige Pfarrhaus und - der Bau der Schiffe.

Pilooth schlug seinem fürstlichen Bauherrn ein großes Schiff vor, einen Dreimaster von 60 Fuß Kiellänge, geeignet zur Aufnahme von 12 Kanonen, mit eleganter Kajüte, reicher Malerei und Vergoldung, zierlichen Gallerien u. s. w., und außerdem eine Jacht, welche mit 3 Kanonen ausgerüstet werden sollte. Aber der Preis für beide Fahrzeuge und ein kleines Boot von 18 Fuß Länge ward auf 6600 Mark angeschlagen; der mochte dem Herzog zu hoch sein, er verwarf diesen Plan und entschied sich am 28. November 1616 für zwei Jachten von 45 und 36 Fuß Kiellänge und für ein Lastschiff. Die erste Jacht ward sogleich in Angriff genommen; sie genügte auch kriegerischen Zwecken, denn sie war auf jeder Seite mit 2-3 Geschützen zu armiren. Außerdem konnten auf dem Verdeck füglich 2 Kanonen vorne und 2 Stücke hinten aufgestellt werden. Wir finden später 2 Kanonen zu 2 1/2 Pfund und eine zu 5 Pfund, alle drei von Eisen, als "zum Schiffe" des Herzogs gehörig angegeben. wohl, um trotz eintretender Windstille das Fahrzeug fortbewegen zu können oder dessen Wendungen zu erleichtern, wurden auf jeder Seite desselben 6 "Remen" angebracht. Zur Bedienung des Schiffes waren 10 Mann nöthig, während für die kleinere, später (1620) erbauete Kriegs=Jacht 5 Mann genügten. -


1) Sehr häufig wurden in jener Zeit die Hansestädte "Anseestädte" genannt.
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Im Wesentlichen ward Alles, was wir bisher erwähnt haben, von dem Capitain Gerhard Pilooth in den fünf Jahren von 1614-1618 fertig gestellt. Man bewundert fast seine Thätigkeit; sie ward aber auch durch außerordentliche Unterstützungen gefördert. Künstler und Handwerker wurden von allen Seiten her verschrieben, zum Theil aus Emden. Unter der Aufsicht der "Wallsetzer" arbeiteten lange Zeit Aufgebote aus den Aemtern, die unter der Führung von Landreitern und Vögten angezogen kamen und nach einiger Zeit von Insassen anderer Aemter abgelöst wurden. Erwägt man, daß diese Landleute nur einen Tagelohn von 2 1/2 Schillingen empfingen, und daß der Handwerkerlohn zum Theil nur den 4. und den 6. Theil des heutiges Tages üblichen betrug, so wird man sich wundern, daß zu Ende des Jahres 1617 bereits 17809 Gulden (= 8904 1/2 Rthl.) an Arbeiterlohn verausgabt waren. Dagegen hatten die Materialien, die doch zum Theil von Emden, zum Theil aus Rostock und Wismar u. s. w. herbeigeschafft waren, bis dahin nur 9501 Gulden (= 4750 1/2 Thl.) erfordert; es ist aber dabei zu erwähnen, daß, wenn auch die größten Balken ("Wagenschot") zu einem großen Theil aus Lübek bezogen wurden, das meiste Holz aus den fürstlichen Forsten, viel Kalk aus Doberan (Brodhagen) geliefert ward, und daß unter den Mauersteinen eine beträchtliche Menge von abgebrochenen Klostergebäuden zu Doberan und Marienehe herstammte. Zu den 27814 Gulden, welche der ganze Bau bis Ende des Jahres 1617 verschlang, erforderte die Baucasse im folgenden Jahre noch 11125 Gulden; und untergeordnete Bauten sind auch noch 1619 ausgeführt. Man darf die ganze Anlage ohne Bedenken auf die damals sehr beträchtliche Summe von 46000 Gulden = 23000 Rthlrn. berechnen.

 

VI.

Nach Vollendung des Baues ward im Jahre 1619 die Armirung der Festung ins Auge gefaßt. Auch diese übertrug der Herzog dem Capitain Pilooth; im vollen Vertrauen auf seine Treue und seine Tüchtigkeit ernannte er ihn am Mittwoch nach Ostern (3. April) zum "Capitain auf unser Vestung Pöle und über unsere Schiffe, auch für unseren General=Baumeister und Ingenieur in unserm Fürstenthum und Landen." Die weiten Vollmachten, welche der Capitain empfing, ersieht man aus der in Pilooths

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Revers eingeschalteten Bestallung, welche wir unter Anlage 1 mittheilen.

Wie man aus den Baurechnungen ersieht, ward auch in diesem Jahre für die Erhaltung und weitere Aptirung der Wälle zur Aufnahme der Geschütze noch viel gethan. Ueber die Anzahl der Kanonen, welche damals nach Pöl gebracht wurden, fehlen uns Angaben; sieben Jahre später waren daselbst beinahe 30 Geschütze, theils von Eisen, theils von Kanonengut, aufgepflanzt. Ihre Vertheilung ergiebt sich einigermaßen theils aus dem Inventarium, welches wir in Anlage 3 mittheilen, theils aus einem zweiten Festungsplan, dessen neue Angaben wir punctirt in den Plan von 1618 eingetragen haben, worauf C eine Kanone bedeutet. Wenn auf demselben vermerkt ist: "pourfil deß sloses, Darauff 17 Canon und 3 steinstucken", und "pourfil deß Hornewarckx. NB. Darauff 14 stuck Canon mith 4 steenstucken": so haben wir darin vermuthlich nur einen Plan und Wunsch des Capitains zu erkennen, der nie ausgeführt ist; wenigstens werden "Steinstücke" hernach niemals erwähnt. - Einige von den Pöler Festungsgeschützen wurden zu Schwerin von Meister Andreas eigens zu diesem Zwecke gegossen.

Schon während der Bauzeit waren 30 Musketen nach Pöl gesandt, doch, wie es scheint, keine Soldaten. Erst 1619 ward ernstlich über die Besatzung verhandelt; es stellte sich dabei heraus, daß es für solche noch an allerlei Baulichkeiten fehlte. Um diese herzustellen, ward das Hornwerk gar sehr beengt, neben dem innern Pforthause links ein Torfhaus, rechts ein Provianthaus erbaut, längs des westlichen Walles ein langes Stallgebäude. Endlich ward auch die Kirche nicht verschont, sondern ringsum mit "Schauern" umgeben, in welchen "allerlei Losamenter" eingerichtet und an der Nordseite die Hauptwache untergebracht wurde. Ja, Pilooth hatte nicht übel Lust, den Thurm und den großen Boden über den Kirchengewölben zu einem Kornmagazin zu verwenden; doch that der Herzog dagegen Einspruch.

Die regelmäßige Besatzung sollte nach Pilooths "ungefährlichem Anschlag" übrigens nur in 28 Mann bestehen, die Soldaten sollten wo möglich auch zugleich als Handwerker dienen:

1  Capitain.
1  Sein Diener.
1  Constabler.
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1  Proviantmeister.
1  Wallmeister.
1  Portier. Gage: 6 fl. für 30 Tage.
1  Major.     " 20 fl.  "    "      "
3  Corporale.     " 3x10 fl.  "    "      "
18  Soldaten.     " 18x 7 fl.  "    "      "
Darunter: 1 Profoß.
1 Tambourin.
1 Büchsenmacher.
1 Schnittger.
1 Schwertfeger.
1 Büchsenschütze.
1 Handlanger.
1 Schneider.
1 Wallsetzer.
1 Schuster.
4 Seefahrer.
----------------------------------------------------------------------------
28  Personen.

Im Einzelnen hat dieser Plan aber Abänderungen erlitten; namentlich ward auf des Herzogs Befehl die Zahl der Seefahrer für seine Jacht vermehrt. Endlich befahl Adolf Friedrich am 2. December 1619 dem Capitain der Festung, auch etliche Soldaten anzunehmen und ihm einen Corporal vorzuschlagen, was dann auch geschehen ist.

Auf eine eigenthümliche Art aber ward für die Wachen gesorgt, namentlich bis zur Completirung der Besatzung. Es ward nämlich am 7. December 1619 zwischen Pilooth und den Beamten zu Meklenburg und Neu=Bukow eine Ordnung wegen der "Bauernwacht" auf der Festung getroffen. Diese beiden Aemter mußten - abwechselnd nach Verhältniß der eingesessenen Bauleute und Kossaten - für jede Woche 8 Bauersleute schicken, welche den Wachdienst auf der Festung Pöl bei Tage zu versehen hatten. Dagegen ward der Wachdienst bei Nachtzeit den 37 Bauern auf Pöl in dieser Weise übertragen, daß für jede Nacht 6 Bauern auf der Festung eintrafen. Die Bauern unter 50 Jahren sollten diesen Dienst persönlich ableisten, die älteren einen erwachsenen Sohn, oder in Ermangelung eines solchen einen guten, starken Knecht schicken. Nur für die Erntezeit wurden die Bauern gegen eine Abgabe von 8 Schillingen, und die Kossaten gegen eine Abgabe von 4 Schillingen von solchem Dienste befreiet.

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Die Rüstkammer war schon im Herbste 1619 beinahe ausgestattet Die nöthigen Kugeln zu den halben Karthaunen (à 24 Pfund), zu den Quartierstücken (à 12 Pfund und 10 Pfund) und zu den Falkonetten (à 2 1/4 Pfund), 100 Musketen und ebenso viel Spieße, auch das erforderliche Pulver lieferte man aus den Schweriner Vorräthen, ebenso "beschlagen Flögel, Harnische und Pött"; ob Pilooth die begehrten "Schrootsachen" und "Kugelketten" auch erhalten hat, wird nicht angegeben. Lunten mußte der Capitain kaufen, weil zu Schwerin "an alten Netzen kein Vorrath" war. Die "Rondaßen" sollte der "Platner" anfertigen. Das Blei zu den Kugeln und die "Fußangeln" kamen aus Lübek, Haugewehre und Partisanen wurden in Braunschweig bestellt, Petarden, weil sie in Schwerin nicht gemacht werden konnten, zu Eutin. "Was man an Feuerwerk, Werfkugeln, Granaten, Kolven, Sturmhaken, Pick=Cränzen, Feurpötten, Sturmschenen und andern dergleichen Sachen benöthigte", sollte der Constabler auf Pöl nach des Herzogs Befehl selbst verfertigen. - Endlich am 22. Mai 1620 vollendete der Herzog die Armirung Pöls, indem er noch 300 Musketen dahin sandte.

 

VII.

Der Herzog Adolf Friedrich hatte an dem Bau seines festen Schlosses regen Antheil genommen. Kaum sah er sein Werk vollendet, so fand er auch Gelegenheit, hier den größten Kriegsmann seiner Zeit festlich zu bewirthen und sein Urtheil aber die Festungsanlage zu erfahren. Es war kein geringerer Mann als der König Gustav Adolf von Schweden, der späterhin für die Schicksale des Herzogs und seiner Lande so bedeutungsvoll werden sollte, und von dem schon damals das protestantische Europa, und namentlich auch Fürsten des Niedersächsischen Kreises, unter ihnen Adolf Friedrich selbst, die besten Hoffnungen hegten.

Schon hatte der meklenburgische Gesandte Johann Witte den Versuch gemacht, den jungen König von Schweden für die Interessen des protestantischen Norddeutschlands zu gewinnen; doch hatte er beim Kanzler Oxenstjerna Widerstand, beim Könige selbst Zurückhaltung gefunden. Da erschien Gustav Adolf auf seiner Reise von Schweden über Wismar am 11. Mai 1620 im strengsten Incognito bei seinem Vetter Adolf Friedrich zu Schwerin, um am andern Tage seine Fahrt zunächst nach Berlin zur Förderung seiner Werbung

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um die brandenburgische Prinzessin Marie Eleonore und weiter nach Heidelberg fortzusetzen. Adolf Friedrich schreibt über diesen Abend, den ersten, welchen er mit dem Könige verlebte: "Nach dem Nachtessen habe aparte auf des Pfalzgrafen Gemach mit ihm (Gustav Adolf) bis umb halb 1 Uhr von allerhand Sachen discouriret". Es waren ohne Zweifel die wichtigsten politischen Angelegenheiten, welche hier die beiden Regenten beschäftigten; sie schlossen damals Freundschaft für das ganze Leben.

Dabei muß auch die Festung Pöl berührt, und des Königs Interesse für dieselbe rege geworden sein. Denn über dessen Rückkehr merkt der Herzog in seinem Tagebuche am 20. Juni an: "Umb 4 Uhre auf den Nachmittag ist des Pfalzgraf[en] Johann Casimir von Zwebrugk, oder vielmehr des Königs zu Sweden Kammerjungker hie angelanget, bringet ein Schreiben vom Pfalzgrafen, daß er morgen mit dem Könige zu Lübze anlangen will. Ich soll ihm Pferde bestellen auf der Fähre zu Schwerin; von dar will er auf Pöle und so in Schweden."

Die Ankunft verzog sich noch ein paar Tage. Der Herzog schreibt weiter am 23. Juni: "Wie ich über Tafel sitze, kommt Hinrich Lewetzow von Lübze, bringet mir ein Schreiben vom Pfalzgrafen; schreibet, daß der König morgen zu Pöle sein will."

"Den 24. Juni von Swerin nach Mechelburgk, da zu Mittag gessen, von da uf Greesen, da des Königs gewartet. Der König aber schon nach Pöle voran gewesen; als bin ich erst umb 8 Uhr Abends hie zu Pole angelanget. Habe die ganze Nacht mit dem König discouriret". - Gustav Adolf hatte also Zeit gehabt, die Festung zu inspiciren.

"Den 25. ist mein Bruder hie (auf Pöl) angelanget", fährt Adolf Friedrich am Sonntage fort. "Der König ist in der Kirche gewesen. Wir haben ihm aufgewartet. Nach der Predigt ist Tafel gehalten. Der König ist nach dem Essen auf sein Schiff gefahren, der Pfalzgraf aber bei uns blieben; mit dem haben mein Bruder und ich ziemlich späte getrunken." - "Beim Trunk" pflegte man damals noch nach alter deutscher Sitte oft die wichtigsten Angelegenheiten zu verhandeln. Auch mit dem Könige wünschten die beiden meklenburgischen Herzoge noch weitere Unterredungen von Bedeutung.

"Den 26. frühe", so berichtet das Tagebuch weiter, "ist der Pfalzgraf zum König zogen. Ich habe Clas Belowen,

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Heinrich Lewetzow und Judelium zum König auf sein Schiff gesandt und ihn bitten lassen, daß er möge wieder zu mir kommen. Auf den Abend vmb 4 Uhren ist der König wieder bei mir anlanget; hat allerhand mit meinem Bruder und mir discouriret, daß wir uns sollen fursehen für dem Dänen! Haben die ganze Nacht mit ihm saufen müssen; ist also gegen Tage, als den

27. Juni, nach seinem Schiff gefahren. Mein Bruder und ich haben ihm das Geleit auf sein Schiff geben; dar haben wir unmenschlich gesoffen. Sein also mit guter Vertraulichkeit und Courtoisie gescheiden; unser Herr Gott geleite ihn! Mein Bruder und ich sein wieder vom Schiff hier auf dem Hause angelanget, haben Tafel gehalten. Der Pfalzgraf ist nach uns hier angelanget, wie wir über Tafel gesessen, ist aber nicht lange geblieben, sondern seinen Abscheid genommen und nach Wismar gefahren. Mein Bruder ist bis umb 1 Uhre hie blieben. - Mein Bruder ist auch fortgezogen. Ich habe mich schlafen geleget bis umb 4 Uhren, wieder aufgestanden und mit den von Adeln, so noch da gewesen, Tafel gehalten."

"Den 28. Juni Kasper Behre hier zu Pöle angelanget; die Landjunker wegzogen, mein Stallmeister und die Junker neben meinen reisigen Pferden voran nach Swerin zogen."

"Den 29. Juni bin ich umb 7 Uhre früh von Pöle gefahren", - nach Schwerin.

Der König Gustav Adolf war von seiner Aufnahme bei dem Vetter sehr befriedigt. Wie Adolf Friedrich am 4. August anzeichnet, brachte ihm sein Agent Witte "ein Schreiben vom König aus Sweden. Der bedankt sich wegen beschehener Traclation, und er habe Witten etwas befohlen mir anzuzeigen." Der Herzog seinerseits richtete an den König schon am nächsten Tage zwei Antwortschreiben und übersandte mit denselben, als nachträgliches Gastgeschenk, drei Pferde. -

Der Verkehr mit dem schwedischen Hofe ward immer lebhafter. Am 30. August langte zu Schwerin der schwedische Gesandte Oxenstjerna an. Der Herzog hat an diesem Tage mit demselben "viel discouriret", am andern Tage entließ er ihn bei seiner Abreise nach Berlin mit einem Briefe an die Kurfürstin (Johann Sigismunds Wittwe, Anna). Ohne Zweifel theilte Oxenstjerna dem Herzoge mit, daß der Zweck seiner Reise war, für seinen König die Ehepacten wegen der Prinzessin Marie Eleonore abzuschließen und die

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königliche Braut nach Schweden zu geleiten. Der Zweck jenes Briefes war vermuthlich, die Kurfürstin zu bewegen, daß sie mit der Tochter den Weg durch Meklenburg nehmen möchte. Die Einladung ward angenommen. Bei Pöl sollte der Brautzug zur See gehen, dort lag schon, wohl seit der Ueberfahrt Oxenstjernas, ein vom Admiral Karlsson befehligtes königliches Geschwader. Gewiß, um die nöthigen Vorbereitungen zu den Festlichkeiten selbst anzuordnen, erschien der Herzog am 4. September selbst auf seiner Feste Pöl, entsandte aber nach 2 Tagen den Capitain Pilooth nach Dömitz, wo die brandenburgische Prinzessin Meklenburg betreten sollte, also auch Vorbereitungen zu treffen waren.

Aber auch jetzt ließ die Politik den Fürsten nicht zur Ruhe kommen. "Nach Mittag", schreibt er vom 5. September, "ist Monsieur Witte bis umb 5 Uhren bei mir west" (gewesen), von der Confederation mit mir geredet; er will ein Schreiben an den König abfassen, welches ich mit eigen Handen an ihn thun soll; und sonst allerhand Discours."

Obwohl bei schlechtem Befinden, unternahm Adolf Friedrich am 7. eine Wasserfahrt, um dem schwedischen Admiral seine Aufmerksamkeit zu bezeigen. "Bin nach Mittag ans Königes Schiffe gefahren; der Admiral bittet, ich möge zu ihm hinaufkommen; ich entschuldige mich." "Den 8. Septembris habe Jochim Vieregken nach den Schiffen gesandt und den Ammiral einladen lassen. Der Ammiral Carl Carlsohn bey mir zu Mittag gessen. Nach Essens habe ich den Ammiral hinaus hetzen geführet, haben 18 Hasen gefangen, habe ihn bis an den Strand begleitet, und also auf der Festung angelanget".

Am 9. September kehrte Adolf Friedrich nach Schwerin zurück. Am 20. Abends traf die königliche Braut mit ihrer Mutter, dem schwedischen Gesandten und großem Gefolge ("mit großer Confusion", wie der Herzog in seinem Tagebuche meldet) in Schwerin ein, am 22. begab sich der Herzog, mit der königlichen "Braut und dem ganzen Comitat" nach Wismar. Dort fanden sich auch die Herzogin=Wittwe Sophie von Lübz "mit dem friesländischen Fräulein" (Anna Marie, die hernach Adolf Friedrichs Gemahlin ward), der Herzog Johann Albrecht von Güstrow mit seiner Gemahlin. Herzogin Elisabeth (von Hessen=Cassel), und der mütterliche Oheim der meklenburgischen Herzoge Erzbischof Johann Friedrich von Bremen zur Begrüßung der Braut, der Erzbischof freilich auch mit politischen Wünschen, ein. Auf dem Rathhause ward ein großes Festmahl gehalten.

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Unterdessen waren auf der Festung Pöl alle Vorbereitungen zu einem würdigen Empfange der zahlreichen Gäste getroffen. Der Constabler hatte ein großes Feuerwerk gearbeitet. Der Capitain ordnete in einem weitläufigen Memorial die Wachen, welche "ohne Gefreiten und Commandeurs" von 11 Musketieren und 26 Bauersleuten besorgt wurden. Nicht weniger als 17 Posten wurden ausgestellt, alle 2 Stunden ward Ablösung gehalten. Die Reveille sollte nach dem Commando des Capitains geschehen. 6 Soldaten wurden als Trabanten des Herzogs vom andern Dienst befreiet.

"Den 23. Septembris", schreibt Adolf Friedrich, "sein wir nach der Mahlzeit" (von Wismar) "sämmtlich auf Pöle gefahren. Ist Alles ziemlich wohl abgegangen, haben bis in die Nacht getanzet. Samuel Behre da angelanget gar späte, hat doch fast die Nacht mit aufgewartet."

"Den 24. Septembris frühe hat mich mein Vetter" (der Erzbischof) "angesprochen, ich müge mich in Confederation mit ihme und Herzog Friedrich zu Holstein einlassen, und mir eine Notel einer Confederation zugestellet. Habe gesaget, könnte mich bei dieser Confusion nicht resolviren, bäte, er muchte mich Bedenkzeit lassen, hätt' von den (Hanse=) Städten noch keine Resolution, ob der König in Schweden pure sich dazu verstanden mit ihnen in Bündniß sich einzulassen. Er ist fast malcontent west."

"Haben Predigt gehöret" (es war ein Sonntag) "alle sämmtlich, ausgenommen mein Bruder und seine Gemahlin" (die reformirt waren) "sein nicht hineinkommen."

"Wie über Tafel sitze, lässet mir die Kurfürstin wissen, sie zu Schiff fahren will; habe ihr also das Geleit aufs Schiff geben, Samuel Beirre und ich. Die Kurfürstin hat bei ihr habt die Herzogin zu Braunsweig" (ihre älteste Tochter Anna Sophie, Gemahlin Herzog Friedrich Ulrichs von Braunschweig) "und eine Jungfer. Ich bin wieder vom Schiff gefahren und mich zu Lande setzen lassen, und bin ehe aufs Haus kommen, als der Ammiral. Ist also die Braut mit dem Ammiral fortzogen. Wir haben ihnen sämmtlich das Geleit geben, unsern Abscheid genommen und in sinkender Nacht wieder auf Pöle angelanget. Ich habe ein Feurwerk abgehen lassen; darüber ist der Edelknabe Heinrich Thomestorf zu Schaden kommen."

"Den 26. Septembris ist meine Frau Mutter schleunig zum ersten aufgebrochen, ist fast scheldig" (d. h. recht zum Schelten geneigt) "gewesen. Haben Frühstück gehalten; daran

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sein gewesen der Bischof, Herzogin zu Braunsweig, mein Bruder und seine Gemahlin. Gustavus Horn mit Credenzschreiben da ankommen, umb den Bischof zu Bremen" (der auch des Königs Mutterbruder war), "mich, meinen Bruder und Frau Mutter in Schweden einzuladen. Habe ihm eine Kette von 36 Kronen verehret; ich habe meinem Bruder gleich so eine geliehen, welche er mir erstatten wird."

"Nach diesem Verlauf sein sie alle wegzogen, der Bischof machte den Anfang. Sonst sein mein Bruder und ich wohl geschieden. Ich bin nach Doberan fahren." -

So der Gastgeber selbst über das glänzendste Fest, welches innerhalb der Festung Pöl gefeiert ist. Stillere, aber noch glücklichere Tage verlebte Herzog Adolf Friedrich dort zwei Jahre später. Am 4. September 1622 vermählte er sich mit seiner Cousine Anna Marie und holte sie aus Friesland heim. Unter den Aemtern, welche er ihr zum Leibgedinge verschrieb, war auch Pöl, und dorthin geleitete er sie, sobald sie Meklenburg erreicht hatten, über Boizenburg, Wittenburg und Gadebusch, ohne zuvor die Hauptresidenz zu berühren. Das junge Fürstenpaar brachte auf dem "festen Hause Pöl" mehrere Tage in größter Stille zu; nur eine Deputation des Raths zu Wismar unterbrach die Ruhe, sie kam, um die Glückwünsche der Stadt darzubringen und der Herzogin einen kostbaren Pokal zu überreichen. Darauf zog das Paar nach Doberan, machte eine kurze Reise nach Güstrow; von Meklenburg aus zeigte der Herzog seiner Gemahlin die "neue Schifffahrt, so von Viecheln bis Wismar gehen soll", und die "Schleusen", und dann erst zogen sie nach Schwerin.

Auch in den folgenden Jahren erschien Herzog Adolf Friedrich, bald zu Wagen, bald zu Roß, meistens in Begleitung seiner Gemahlin, oft auf seinem Hause Pöl, mitunter, um sich dort durch Entenjagd etwas zu zerstreuen, bisweilen zur Inspection; aber er kam überhaupt nicht leicht in jene Gegend, ohne über Redentin einen Abstecher auf die Insel zu machen. Von Schwerin konnte das fürstliche Paar die Seefeste in einem Tage erreichen; gewöhnlich ward auf dem Hofe zu Meklenburg das Mittagsmahl eingenommen, "zur Nacht" speisten sie dann, weil im Schlosse keine Wirthschaft unterhalten ward, bei Frau Capitain Marie Pilooth. Z. B. notirt der Herzog in seinem Tagebuche vom Jahre 1626: "Den 19. April bin ich nach Pöle geritten mit meiner "Annen Marie, haben beim Capitain Piloten zu Nacht gessen, habe meine Diener als Wilhelm Warnstedt, Otto Raven,

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Edelknaben, und Georg, Leibknecht, bei mir gehabt. Auf den Abend sein wir umb 10 Uhr nach Redentin kommen." - "Am 22. April von Doberan wieder nach Pöl mit Anna Maria. 23. stille. Haben unser Sachen, welche wir allda stehen gehabt und wir zu unser Kindtöf" [am 14. Mai ward Prinz Karl getauft] "nöthig geachtet, bestellet, daß sie anhero nach Schwerin sollen geschaffet werden. Den 24. von Pöle geritten." Selbst mitten im Winter begleitete Anna Marie ihren Gemahl dahin. 1626, "den 28. December frühe um 6 Uhr", schreibt dieser, "von Swerin gefahren, habe bei mir gehabt Anna Maria, Clas Lepel, Otto Thun, Cammerdiener Johann und Meister Michel und Georg, Knecht, zu Mechelburg zu Mittag gessen, und uf Pöle bei bösem Wetter umb 5 Uhren angelanget. Den 29. December umb 12 Uhr von Pöle gefahren und umb 8 Uhre allhie zu Swerin wieder angelanget." -

Auch im Jahre 1627 finden wir manche Fahrten des Herzogs nach Pöl in seinem Tagebuche verzeichnet. Diese aber hatten vornehmlich militairische Zwecke. Für ganz Meklenburg nahete sich drohend eine schwere Katastrophe; diese mußte auch auf Pöl einen bedeutsamen Einfluß ausüben.

 

VIII.

Noch im August 1621 hatte die Festung Pöl eine ziemlich ansehnliche militairische Besatzung; wir finden den Betrag der monatlichen Gage auf etwa 230 Gulden angegeben. Bald hernach ließ aber der Herzog, vielleicht aus Rücksichten der Sparsamkeit, vielleicht weil von der See her keine Gefahr zu befürchten war, eine Aenderung eintreten: die Musketiere verließen die Festung, nur die allernothwendigsten Besatzungstruppen blieben. Am 25. Juni 1622 beschwerten sich die Bauersleute auf der Insel bei dem Landesherrn darüber, daß, obgleich die Soldaten abgeschafft seien, der Capitain von ihnen noch täglich 2 Mann Wache verlange; Knechte und Söhne sträubten sich gegen solchen Dienst, und sie hätten auch ohnehin noch Fuhr= und Fußdienste am Walle und sonst an der Festung zu leisten. Aber schwerlich haben sie Erhörung mit solcher Vorstellung gefunden; vielmehr berichtet Lüdeke Beneke, der den oft abberufenen Pilooth vertrat, er habe nach näherer Verabredung mit dem Hofmeister das Exerciren der Bauerschaft begonnen; "sie" (die Bauern) "haben auf den Sonntag" (nach dem Gottesdienste) "nit

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daran gewollt, besonder sein den Mittwochen und Samstag die zwomal hier gewesen, sie werden sich hinferner auch einstellen."

Aber eine solche Miliz genügte nicht mehr, als der deutsche Krieg den niedersächsischen Kreis bedrohete. Freilich hatte in Rücksicht auf diesen Dömitz eine viel größere Bedeutung und eine viel bedrohetere Lage, und Pilooth sowohl wie auch der Herzog selbst begaben sich oft in die Elbfestung, um gegen alle Eventualitäten Vorkehrungen zu treffen. Aber ganz durfte doch auch die Feste Pöl nicht verabsäumt werden, zumal als der Kreisoberste, König Christian von Dänemark, 1626 von Tilly geschlagen war und seine Truppen nach Meklenburg ihren Rückzug nahmen. Am 26. October ertheilte Adolf Friedrich dem Capitain Pilooth also den Befehl, zu den auf der Festung Pöl vorhandenen 33 Mann noch weitere 100 Mann anzuwerben; und wirklich erhöhete dieser die Besatzung bis zum Herbste des Jahres 1627 auf 159 Mann. "Am 12. September", notirt der Herzog, "habe ich den Leutnant Johann Georg Fischer für meinen Leutnant auf Pöle bestellt; hat seinen Eid abgeleget. Habe ihm einen Rosenobel zum Antritt verehret."

Die Herzoge von Meklenburg geriethen durch das Einrücken der Dänen inzwischen in eine verzweifelte Lage. Man hatte nicht die Macht ihnen Widerstand zu leisten; aber Adolf Friedrich hatte auch nicht den Willen sich von dem Könige Christian von Dänemark offen los zu sagen. Denn die protestantische Sache wollte er nicht verlassen, während seine Stände, unter dem Einflusse des vormals meklenburgischen, jetzt kaiserlichen Raths Husanus sich offen für vollen Gehorsam gegen den Kaiser aussprachen. Bernhard von Weimar, damals dänischer Oberst, rieth den Herzogen, ihre ganze Landschaft aufzubieten; aber sie beschlossen am 17. April bei einer Zusammenkunft auf dem Gute Herzberg, "daß es nicht rathsam wäre; denn die Unterthanen von Husano so eingenommen wären, daß sie zwar wohl kommen und uns pariren möchten", schreibt Adolf Friedrich, "aber zu fechten sich verwegern würden und uns also seltsame conditiones anmuthen würden." Am 21. April, bei einer abermaligen Begegnung der Herzoge zu Herzberg, "da hat er" - der anwesende dänische General=Wachtmeister B. J. von Schlammerstorf - "publice zwar schlechte resolution bekommen; in secret haben mein Bruder und ich uns versprochen, ihme allen Vorschub und guten Willen zu erweisen." Adolf Friedrich sandte dem Könige von Dänemark

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auch Pulver und Lunten; und am 5. und 6. Mai hat der Herzog zu Neustadt "alles, was zu Fortsetzung [der] Defendirung dieses Landes von Nöthen gewesen, mit Slamerstorf abgeredet."

Natürlich mußte der Herzog bei solcher Parteinahme auf eigene Sicherung bedacht sein. Wohl hoffte er auf den Beistand des Königs Gustav Adolf; er unterhielt mit demselben einen Briefwechsel, und Peter Bauèr ging ab und zu. Doch waren feste Plätze bei dem Mangel an Truppen vorzüglich nöthig. Adolf Friedrich hatte schon am 24. April mit Piloten die Veste und die Stadt" (Schwerin) "besehen, wie die zu fortificiren", und war "den 25. April mit Piloten nach der Fähre gefahren, und allda ein Besteck gemacht, umb selbigen Orts auch eine Schanze zu schlagen". Dömitz war gut befestigt worden; aber am 14. Juni erhielt der Herzog von dem dortigen Befehlshaber Capitain Overberg die Nachricht, "daß seine Soldaten meuteriren wollten". Und gleichzeitig lief sichere Meldung ein, daß Tilly schon in Bleckede stehe!

Noch blieb dem Herzog Adolf Friedrich, wenn er auf Dömitz nicht rechnen durfte, die Feste Pöl; sie konnte durch den Abbruch der Brücke, welche die Insel mit dem Lande verbunden hatte, leicht verstärkt werden und sicherte dem Fürsten jedenfalls eine Weile noch den Aufenthalt in seinem Lande und schließlich ein Entkommen zur See. Aber eine Vertheidigung des Landes ließ sich auf dieselbe nicht gründen; dazu schien allein Wismar geeignet.

Dahin begab sich denn also am 20. Juni der Landesherr. Er that am andern Tage dem Rathe "die Proposition, nämlich daß ich mich mit den Meinigen auf einen Nothfall in die Stadt salviren wollte. Darumb sollten sie mir der Stadt Gelegenheit vermelden, daß, wo etwa Mängel erscheinen sollten, ich solches mit Rath und That remediren könnte. Sie haben Bedenkzeit und Abtritt begehret bis umb drei Uhre." Da gegen Abend noch keine Resolution erfolgt war, bestieg der Herzog den St. Marienthurm, um die Stadt zu übersehen, beging dieselbe ringsum schon um 5 Uhr am andern Morgen, setzte diese Musterung auch am 22. und 23. fort, besichtigte das Rathhaus und "redete allerhand" mit den Bürgermeistern; aber eine Resolution empfing er nicht. Ungeduldig fuhr am Nachmittage der Fürst auf seiner Kriegsjacht nach Pöl, ohne Zweifel, um weitere Entschlüsse zu fassen. Nach 2 Tagen kehrte er nach Wismar zurück, um mit Rath und Bürgerschaft ferner zu verhandeln; am 27. haben sich

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diese aber "gar schlecht erkläret", und nachdem der Landesherr ihnen noch einen Tag Frist gegeben, am 28. "noch eine schlechtere schließliche Resolution gebracht", so daß Adolf Friedrich die Unterhandlung abbrach.

Nun rückte aber im Juli der Wallensteinsche Oberst Hans Georg von Arnim ins Stargardsche ein, Tilly überschritt zu Ende desselben Monats mit seinen Regimentern die Elbe; die Dänen nahmen mehr und mehr ihren Rückzug in die Gegend von Wismar, während die Stadt selbst von Einquartierung frei blieb. Wahrscheinlich aus diesem Grunde begab Adolf Friedrich sich zu Anfang August, nachdem er unterwegs wieder mit den Wismarschen Bürgermeistern "tractiret" hatte, auf längere Zeit auf seine Festung Pöl. Die Einquartierung der Dänen bereitete ihm viel Ungemach. "Den 12. Augusti bin ich leider wegen vieler Geschäfte nicht in der Predigt gewesen", schreibt er in sein Tagebuch; und am 13.: "ist nichts Sonderes vorgegangen, als daß mir meine Aemter spulgiret" (spoliiret). Am 11. war Schlammerstorf beim Herzog auf der Feste im Nachtquartier, das Hauptquartier ward nun auf die Insel Pöl (aber nicht in die Festung!) verlegt; die Dänen erbauten Schanzen zu Strömkendorf und auf Pöl bei Fährdorf.

Doch war es keineswegs ihre Absicht, es auf eine blutige Entscheidung mit den Wallensteinschen ankommen zu lassen oder sich auf der Insel, die bei dem Mangel einer Flotte auf Feindesseite einer starken Festung glich, zu vertheidigen. Vielmehr ließen sie schließlich ihre Bundesgenossen, die meklenburgischen Herzoge, im Stich. Bevor sich Adolf Friedrich zu Anfang Septembers wieder nach Pöl begab, um bei dem Abzuge der Dänen zugegen zu sein, sah er sich veranlaßt, einen Gesandten an Wallenstein selbst abzuschicken; es galt nun, sich in allen Dingen durchaus "devot" gegen den Kaiser und dessen Generale zu bezeigen!

Am 3. September langte der Herzog auf Pöl an. Er empfing hier wieder "Herrn Peter Banier", der seiner Gemahlin Anna Marie "wegen der Königin zu Sweden" ein schönes Halsband mit Smaragden und einen schönen Ring "zu Gevattergeld verehret", daneben auch wohl eine politische Mission hatte; aber zur Zeit konnte die schwedische Freundschaft Meklenburg nicht helfen. Lebhaft verkehrte Adolf Friedrich in jenen Tagen mit dem Herzoge Bernhard von Sachsen=Weimar, der, als er am 7. sich mit seinem Regiment auf die bei Pöl liegenden Kriegsschiffe begab, dem Gast=

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freunde zum Andenken ein graues spanisches Pferd schenkte. Nur etwa 1000 Dänen blieben noch unter Schlammerstorfs Commando zurück.

Eine etwas unheimliche Erscheinung war dagegen der Obrist Slawata. Man sieht nicht recht, welcher Grund ihn eigentlich am 5. September nach Pöl führte, wo beim Herzoge der General Schlammerstorf und einige andere dänische Befehlshaber aus= und eingingen. Er bezeigte sich übrigens gegen den Herzog zuvorkommend. "Ich habe", schreibt dieser am 5. in sein Tagebuch, "Her Slawata gesprochen; der hat mir versprochen die Reiter zu strafen, die meine Junkern geplündert und mir meine Pferde genommen." Und am 10.: "Der Herr Oberst Slawata bei mir zu Nacht blieben und mir einen schönen lichtbraunen Wallach geben." -

Wieder begab sich am 13. der Herzog von Pöl nach Wismar: "habe mit dem Burgemeister Eggebrecht gar scharf "geredet". Doch schwerlich mit Erfolg. Die Stadt wartete eben, bis es zu spät war. Die Kaiserlichen erreichten schon in der nächsten Zeit die Umgegend von Wismar; die Dänen sahen sich am 20. September genöthigt, die Schanze auf dem Festlande vor der Pöler Brücke aufzugeben und sich in die hintere Schanze (jenseit der Brücke, auf der Insel) zurückzuziehen. Wahrscheinlich brachen sie bei dieser Gelegenheit die Brücke ab. Einige Abtheilungen gingen sofort zu Schiffe, Schlammerstorf selbst hielt die Brückenschanze noch bis zum 7. October, räumte an diesem Tage aber vollends die Insel, und die Kaiserlichen besetzten dieselbe alsbald - mit Ausnahme des festen Schlosses.

Arnim führte seine Aufgabe, die festen Plätze in Meklenburg zu besetzen, um auf diese Weise die Herzoge erst wehrlos zu machen und sie dann zu vertreiben - denn das war Wallensteins Absicht - mit Festigkeit, aber in milder Form aus. Adolf Friedrich schien von dem letzten Ziele des Herzogs von Friedland noch keine Ahnung zu haben; seine Verhandlungen mit Arnim wegen der Verproviantirung der kaiserlichen Truppen verliefen ganz freundlich. Aber am 6. October "hat der Obrister Arnem wegen des Herzogen von Friedland Quartier in dieser Stadt Wismar" - wo sich Adolf Friedrich eben wieder aufhielt - "begehret. Ich habe hinausgeschicket und dafur gebeten; es ist aber abschlagen worden."

Die Stadt gerieth darüber in die größte Sorge. Jetzt übertrug der Rath endlich, aber freilich viel zu spät, dem

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Landesherrn "die ganze Direction in dem Defensionswesen, wie denn auch die Fortification der Stadt"; auch die Bürgerschaft schloß sich an, mit der Bitte, der Herzog möge die Einquartierung verhüten.

Adolf Friedrich beschied hierauf am 8. October den Obersten von Arnim "aufs Haus Pöle", "und mit ihm von 3 Tagen Bedenkzeit tractiret, welches auch erhalten. Um 10 Uhr Abends ist er wieder von mir geschieden." Am andern Tage fand der Herzog in Wismar "das Volk toll und thöricht"; es wollte sich am Wasser verschanzen. Kaum merkte dies der kaiserliche Feldherr, als er auch sogleich mit der ganzen Armee vor die Stadt zog und nun sofort Einlaß begehrte. Nur mit großer Mühe erlangte nach zweitägiger Verhandlung der Herzog, daß die kaiserliche Besatzung in Wismar auf 1000 Mann beschränkt ward; am 10. Abends zogen diese in die Thore ein.

An Wismars Schicksal hing auch das der Festung Pöl. Sie war den Kaiserlichen ein Dorn im Auge, da sie den Dänen bei einer etwanigen Landung einen festen Stützpunkt hätte bieten können, falls sich der Herzog Adolf Friedrich mit ihnen vereinigen wollte. Die Herzogin Anna Marie hatte jüngst selbst mit dem Obersten Arnim "wegen unseres Hauses und Ländleins Pöl" (ihres Leibgedinges) "geredet" und von ihm darauf eine "gutwillige Erklärung" empfangen; die Insel ward auch nur wenig mit Requisitionen belästigt.

Am 4. November schrieb nun aber der Commandant von Wismar, Oberst Daniel von Hebron, an den Herzog, "daß noch täglich itzbesagte Dero Unterthanen und Diener auf Pöl mit des Feindes" (des Königs von Dänemark) auf den Schiffen doselbst liegendem Volk nicht allein Correspondenz pflegen, sondern sie auch mit Proviant an Essen und Trinken doselbst versehen." Er fügt hinzu, der Herzog möge dies abstellen; widrigenfalls und so Einer betroffen werden sollte, würde Hebron ihn als einen mit dem Feinde Correspondirenden gebührlich strafen.

Nach Pilooths Versicherung war diese ganze Beschuldigung unwahr, vermuthlich nur ein Vorwand für die bald heraustretende Absicht auf die Festung.

Hebron verlangte ferner, der Herzog möge eilends durch den Capitain Pilooth die Brücke wieder herstellen lassen, welche vom Festlande auf die Insel führte; die Materialien würden dazu noch vorhanden sein. Nun lag Pilooth selbst sehr an dieser Brücke, weil es auf der sonst gut ausgerüsteten

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Festung an Brennholz fehlte; das nöthige Bauholz war nur noch nicht vorhanden, und den Bauern waren von den Feinden schon so viele Pferde genommen, daß sie es nicht heranschaffen konnten. Dennoch stellte Pilooth, um seinen guten Willen zu zeigen, am 10. November die Ramme auf.

Natürlich half das alles nicht; Nachgiebigkeit schützte nicht mehr, seitdem Wallenstein offen seinen Zorn über den Herzog Adolf Friedrich gegen dessen Gesandten ausgesprochen hatte. Am 12. November, an demselben Tage, als der Herzog Hans Albrecht II. seinen Bruder aufforderte, sie wollten gemeinsam eine Gesandtschaft an den Kaiser nach Prag abgehen lassen, kam in Schwerin auf den Abend Johann Gordon, der Obrist=Wachtmeister Hebrons, an, um in dessen Auftrage dem Herzoge Adolf Friedrich mündlich zu eröffnen, daß "wegen der Römischen Kaiserlichen Majestät" der Herzog von Friedland dem Obersten Arnim befohlen habe anzubringen, der Herzog von Meklenburg habe das Haus Pöl zu öffnen, kaiserliche Garnison darein zu nehmen und seine darin liegenden Soldaten herauszuziehen; Oberst Arnim sei aber verhindert, selbst zu kommen!

Der Herzog entschloß sich schnell. Er fertigte am andern Morgen Gordon mit einem Schreiben an Hebron ab, worin es heißt: "Nun sind Allerhöchstgedachter Ihro Kaiserl. Majestät Wir einige Oerter oder Plätze, so in Unsern Landen belegen und zu Deroselben Diensten und Furtheil gereichen können, wie hie bevor dasselbe, wenn es in Unsern Mächten bestanden, allewege geschehen, also auch itzogedachtes Unser Haus Pöle zu vorenthalten und zu vorsperren nicht gemeint, sondern vielmehr zu Ihro Kais. Maj. Besten dasselbe zu eröffnen und Kaiserl. Guarnison darauf zu nehmen, wenn es die Nothdurft erfordert, willig und geneigt."

"Weil man aber zu dieser Winterzeit, Gott Lob, zu Wasser und zu Lande sich keiner Gefahr zu besorgen hat, und Wir wegen Unser darauf noch vorhandenen Sachen und Diener Sicherheit und Gewißheit auf solchen Fall haben müssen", - so habe er Arnim zu sich erbeten und erwarte stündlich ihn oder seine Resolution, um von ihm zu erfahren, "wie und auf was Maße betagte Guarnison eingenommen und unterhalten werden" solle.

Am 18. November überbrachte zu Schwerin der Obristlieutenant Johann Friedrich von Kötteritz ein Creditiv von dem Obersten Arnim, geschrieben zu Bützow am 16. Darin bemerkt dieser: "Dieweil ich dann wohl gehoffet, E. F. G.

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würden Mittel, wodurch sie selbige Besatzung" (von Pöl) abzuwehren vermeinet, gefunden haben, Und aber der Herr General" (Wallenstein) "fast täglich mir Befehl zugeschickt, mit der Besatzung doselbst zu verfahren, Hätte auch bei E F. G. mich in Person ganz gehorsamst gestellen wollen, wann ich nicht wegen der itzigen Einquartierung in Pommern daran merklich wäre verhindert worden". "Pitte nochmalen", heißt es am Schluß, "E. F. G. wollen diese Besatzung nicht ferner prorogiren, damit bei I. F. G. dem Herrn Generalen mir deswegen keine Ungelegenheit erwachsen möge."

Der Herzog erklärte hierauf dem v. Kötteritz, daß er kein Bedenken habe, solches Ihrer Majestät auf Dero Begehren" zu bewilligen; er entschloß sich, am folgenden Tage selbst mit dem Obristlieutenant nach Pöl zu reisen und sein festes Haus selbst zu überantworten. Er mochte dies für um so nothwendiger halten, da der Capitain Pilooth krank lag. - Aus dem herzoglichen Tagebuch erfahren wir dann weiter, was folgt:

"Den 19. November bin ich frühe auf gewesen und bin zu Mittag allda zu Wismar angelanget; habe den Obristen Hebron und ander Officierer zu Gaste gehabt, den ganzen Tag mit ihnen abgeredet die conditiones, wie die Abtretung" (der Feste Pöl) "geschehen sollte", (die dem Herzoge also doch wohl recht schwer ward!).

"Den 20. November frühe sein wir in ein Schiff gesessen und zu Pöle angelanget, aber die Compagnien von des Arnimbs Regiment waren noch nicht ankommen."

"Den 21. November haben wir die Conditiones beschlossen und allerseits besiegelt. Da ist der Obrister Wachtmeister Wartesla" (der das Commando auf Pöl übernahm) "bei gewesen. Habe ihm zum Antritt ein Faß Wein verehret. Auf den Abend sein der Obrist Hebron und Kötteritz wieder nach Wismar zogen; ich bin zu Pöle blieben."

Wir lassen die Capitulation über das feste Haus Pöl vom 21. November nebst dem Inventarium von diesem Tage in Anlage 2 und 3 folgen. Die Bedingungen klangen milde genug; die Uebergabe sollte nur bis zum Frieden mit Dänemark währen, dem Herzoge auch unterdessen der Besuch der Festung gestattet, Gemächer ihm reservirt, selbst dem herzoglichen Hauptmann eine Wohnung bleiben; nur "Kraut und Loth" wollten die Kaiserlichen gelegentlich auch anderswo verwenden, sonst die ganze Ausrüstung auf der Festung

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lassen. - Wallenstein hatte freilich ganz andere Pläne; ihm mögen die Bedingungen gleichgültig gewesen sein, - wenn er sie je erfahren hat. Denn merkwürdiger Weise haben die kaiserlichen Officiere die für sie bestimmten Exemplare offenbar nicht einmal an sich genommen, da sich hier im Archiv statt eines drei Originale finden!

Nur an Arnim mag der Herzog selbst eins gesandt haben. Er meldete nämlich noch am 21. diesem die gutwillige Einnahme der Besatzung und fügte hinzu: "Und weil nun hiedurch Unsere gegen der Römischen Kaiserl. Majestät, Unsers Allergnädigsten Herrn, beschehene allerunterthänigste Accomodation abermaln realiter contestiret wird, so tragen wir zu Euch das gonstige Vertrauen, Ihr werdet dasselbe an gebührende Oerter zu referiren und Unsern schuldigsten und willigsten Gehorsamb aufs Beste zu recommendiren wissen."

Denselben Gedanken hatte der Herzog auch in der Capitulation hervorgehoben; und als der Oberst Hebron sich zu Wismar von ihm verabschiedete, um sich über Pommern nach Prag zum Kaiser zu begeben, merkte Adolf Friedrich von ihm im Tagebuche an: "hat sich hoch gegen mir erboten!" - Aber freilich blieben solche Fürsprachen der Obersten und aller erwiesene Gehorsam jetzt fruchtlos.

Der Capitulation gemäß führte der Lieutenant Fischer die meklenburgischen Musketiere, 87 Mann, zu Anfang Decembers von der Festung Pöl ab nach Schwerin, wo sie abgedankt wurden und wenigstens zum Theil in das, damals zu Gadebusch einquartierte, Regiment des Fürsten Georg Aribert von Anhalt eintraten. Die eigentliche Festungsbedienung blieb noch bis zum Ende des Jahres auf Pöl. Pilooth bauete damals die von den Kaiserlichen begehrte Brücke vom Festlande auf die Insel und vollendete sie im Januar; er sandte aber, in richtiger Erwartung dessen, was da kommen werde, seine beste Habe vorläufig nach Schwerin, auch fürstliche Betten und anderes Mobiliar schaffte er alsbald fort. Aeußerlich unterhielt man mit den Kaiserlichen noch guten Verkehr; der kaiserliche Commandant auf der Festung und dem Lande Pöl, Oberst=Wachtmeister Wratislav, empfing vom Herzoge Maränen, Krebse etc . und vergalt diese am Sylvesterabend mit Austern u. s. w. Aber als Adolf Friedrich die Einquartierung von 3 Compagnien auf der Insel allzu drückend für seine Unterthanen fand, hatte man für solche Klage kein Ohr.

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IX.

Alle Rücksichten auf die Capitulation vom Jahre 1627 verschwanden vollends, nachdem der Herzog von Friedland die rechtmäßigen Landesherren vertrieben hatte und durch den Kaiser mit den meklenburgischen Landen Anfangs für Schulden abgefunden und hernach belehnt worden war. Er legte bekanntlich auf die günstige maritime Lage Meklenburgs das größte Gewicht; und da es ihm nicht gelang, die Hanseaten für sich zu gewinnen, ging sein Streben dahin, sich thunlichst selbst gegen die nordischen Seemächte zu schützen. Mit der größten Anstrengung vervollkommnete er die Befestigung der Stadt Wismar. Daß Adolf Friedrich das feste Schloß auf Pöl erbauet hatte, kam ihm sehr zu Statten und er hielt eine ansehnliche Besatzung darauf.

Aber dies genügte ihm doch nicht, um damit die Bucht von Wismar vollständig zu beherrschen. Aus diesem Grunde begann er im Sommer 1628 die Brückenschanze auf Pöl, welche schon die Dänen aufgeworfen hatten, regelrecht auszubauen; im Frühling des nächsten Jahres war sie vollendet. Hierauf aber faßte er den Walfisch ins Auge, der, im Meerbusen unmittelbar am Fahrwasser gelegen, und überdies geeignet, auch Kriegsschiffen einen Zufluchtsort zu bieten, nun schnell zu einem starken Vorwerke der Seefestung Wismar ausgebauet ward. Um diesen Zweck zu erreichen, wurden keine Mittel geschont und keine Kräfte; aus allen Aemtern wurden "Schanzer" unter scharfer Bedrohung herangeholt, das ganze Land litt darunter unsäglich.

Ohne Zweifel erwartete Wallenstein Flottenangriffe, Anfangs von den Dänen, dann, nachdem er mit diesen 1629 Frieden geschlossen hatte, von den Schweden. Die Befestigungen vor Wismar wurden stark besetzt; auf dem Pöler Hause lagen die 3 Compagnien der Hauptleute v. Grünenthal (von St. Julians Regiment), de la Fantein (vom Wallensteinschen Regiment) und Geraldino (vom Regiment St. Julian) u. s. w.

Im September 1629 schon, als man noch mitten im Bau der "Walfisch=Schanze" begriffen war, erließ der Wallensteinsche Kammerrath Bogislav v. Plate ein Patent, worin es heißt: Weil "der Kaiserliche Dienst eine Anzahl Leute, welche mit Schiffen und zu Wasser umzugehen wissen, erfordert und eiligst müssen zur Hand geschafft werden, hie zur Wismar aber die völlige Nothdurft nicht vorhanden:

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als wird hiemit männiglich, sonderlich die Beamten, Städte und vom Adel, so I. F. G. dem Herrn Generaln von hier aus am Meerhafen bis Travemünde angehörig und unterthänig, ersucht und ihnen anbefohlen, jedweders Orts die Leute, welche mit Fischen und Schiffen hantiren können, sowohl aus Städten als Dörfern, wie auch von dem Insulchen Pöl alsbald und stündlich - nach Wismar zu schicken und sich auf eine geringe Zeit kegen Abstattung gebührlicher Belohnung gebrauchen zu lassen." Wer sich weigern würde, sollte bestraft und doch zum Dienste gezwungen werden.

Es handelte sich um nichts Geringeres, als eiligst eine - Kriegsflotte auszurüsten. Die beiden leichten Kriegs=Jachten, welche Herzog Adolf Friedrich schon hatte bauen lassen, hätten genügen mögen, um Seeräuber gelegentlich abzuwehren; gegen fremde Flotten aber vermochten sie nichts. Die Wallensteiner wußten sich jedoch schnell 3 "Frigaten" zu verschaffen; die eine wenigstens (vermuthlich auch die beiden andern) wurde von den Zimmerleuten, welche an der Walfischschanze mit dem Bau von mindestens 4 Baracken beschäftigt waren, unter Beihülfe Wismarscher Handwerker erbaut; man hatte ferner eine "alte Gallera" zur Hand, eine "neue Gallera" kam hinzu. Die alte konnte wenig über 20, die neue 35 Mann, jede Fregatte etwa 40 Mann Besatzung aufnehmen. Nun wurden aber "auf die Schiffe" commandirt:

1) vom Regiment Altringer:

2 Hauptleute (Gistellis und Castro), 2 Lieutenants, 2 Feldweibel, 5 Feldscheerer, 7 Trommelschläger, 10 Corporale, und von jeder Compagnie 2 Gefreite und 18 Mann, also insgesammt 200 Mann,

2) von Wallensteins Regiment:

1 Hauptmann, 1 Lieutenant, 1 Feldweibel, 4 Corporale, 1 Feldscheer, 1 Trommelschläger, 250 Gefreite und Gemeine,

3) vom Marezanschen Regiment:

1 Lieutenant, 1 Feldweibel, 4 Corporale, 1 Feldscheer, 1 Trommelschläger, 150 Gemeine,

also im Ganzen 645 Mann. Es wurden zur Aufnahme derselben noch 8 Schiffe gemiethet oder gekauft, die von sehr verschiedener Größe waren; während das kleinste nur 20

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Mann Besatzung faßte, nahm das größte ("David" genannt) 100 Soldaten auf.

Sämmtliche Schiffe dieser Flotte, der einzigen Kriegsflotte, welche seit dem Mittelalter in Meklenburg ausgerüstet ist, wurden auf 14 Tage verproviantirt. Daß es auf eine möglicher Weise sehr ernste Begegnung mit den Schweden abgesehen war, ergiebt sich aus der Menge der Munition, welche zum Theil aus den Vorräthen auf der Festung Pöl genommen ward; es waren nicht weniger als 4500 Pfund Pulver, 4500 Pfund Kugeln und 2550 Pfund Lunten. Leider erfahren wir weder den Namen des Höchstcommandirenden, noch die Zahl der Geschütze.

Zu einem ernsten Zusammenstoße mit den schwedischen Schiffen ist es übrigens nicht gekommen, die meklenburgischen haben nach einer gelegentlichen Angabe mit jenen nur "scharmuzirt". Immerhin mögen sie aber dadurch weitere Angriffe auf die Wismarsche Bucht verhütet haben, zumal die starke Besatzung von 5 Compagnien auf Pöl eine Landung daselbst gar sehr erschwerte.

 

X.

Glücklicher Weise nahm Wallensteins Herrschaft über Meklenburg ein baldiges Ende; der Kaiser sah sich durch den Widerspruch der Reichsfürsten genöthigt, seinen Feldherrn bei Seite zu stellen, und Gustav Adolf von Schweden übernahm die schwierige Aufgabe, Norddeutschland von den kaiserlichen und den diesen verbündeten liguistischen Truppen zu befreien. Was uns hier speciell angeht, am 9. October 1631 verließen die Kaiserlichen Pöl, am 30. October sperrten die Schweden den Wismarschen Hafen, im Januar 1632 sah der kaiserliche Obrist Gramm sich zum Abzuge aus der Stadt durch eine Capitulation genöthigt.

Das feste Haus Pöl kam somit nun wieder an den rechtmäßigen Herrn zurück. Aber in welchem Zustande! Es scheint nicht so, als wenn es unterdessen auch nur von einer einzigen feindlichen Attaque betroffen wäre; aber wie hatten die Kaiserlichen darin gehaust! Daß sie die Capitulation von 1627 nicht halten würden, daß sie also aufs Freieste mit dem Geschütz, der Munition und den Vorräthen umgehen würden, ließ sich erwarten; aber man hätte doch glauben mögen, daß die Schloßgebäude des dermaligen factischen Landesherrn geschont worden wären. Dagegen war man dort

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mit wahrer Ruchlosigkeit verfahren; z. B. der Kirchthurm hatte als Pulverthurm gedient, er enthielt in seinem oberen Theil 6, im Keller 36 Fässer Pulver! Die Baracken im Hornwerk waren fast Trümmerhaufen geworden. Im Schlosse selbst fehlten 21 Thüren ganz, ebenso viele waren zerschlagen, Fensterbogen waren ausgebrochen, im großen Saal lag Korn aufgeschüttet u. s. w.

Der Capitain Pilooth hat sein Werk in dieser Verwüstung nicht wieder gesehen, er war schon 1629 gestorben. Der Herzog konnte unter den unendlichen Beschwerden und Kosten des fortgehenden Krieges kaum die Mittel erschwingen, um alle Schäden der Festung Pöl wieder ausbessern zu lassen; es geschah thunlichst durch Handwerker. Tische und Stühle ließ Johann Eichler, dem die Fürsorge für den Bau übertragen war, aus Bauerhäusern auf der Insel wieder zusammenlesen. Die Wälle waren auch verfallen, wurden aber wieder leidlich in Stand gesetzt. Wie viel Geschütze sich noch vorfanden - manche waren in die Brückenschanze versetzt -, erfahren wir nicht. Musketen waren nicht mehr vorhanden als 5 unbrauchbare; man mußte froh sein, aus Lübek wenigstens 200 Piken zu erhalten, um damit einstweilen eine Vertheidigung zu ermöglichen. Die größere Jacht mußte, weil allzu schadhaft, verkauft werden; und Kriegsfahrzeuge wurden nicht wieder erbaut.

Johann Eichler glaubte, das Schloß so weit herstellen und säubern zu können, daß "I. F. G." (Herzog Adolf Friedrich) "nach Ihrem Belieben noch wohl darin sein könnten". Aber es scheint nicht so, als wenn der Herzog noch wieder, wie früher, Pöl oft zu einem vorübergehenden Aufenthaltsorte wählte. Die Ausstattung des Hauses war im Jahre 1633 nur eine höchst bescheidene; und es war nicht anzurathen, daß man sie erweiterte. Denn in den nächsten schweren Kriegsjahren war die Insel Pöl bei ihrer wichtigen Lage vor Wismar mehrfach feindlichen Ueberfällen und Einquartierungen ausgesetzt. Hatten die Schweden seit dem Tode ihres großen Königs († 1632) gegen Meklenburg sich längst als lästige Freunde bewiesen, so hausten sie, nachdem Meklenburg 1635 mit dem Kaiser Frieden gemacht hatte, als bitter erzürnte Feinde im Lande. "Um diese Zeit", bemerkt zum 21. October 1635 der bekannte Wismarsche Historiker M. Dietrich Schröder, "ward das Haus auf Pöl von dem "Schwedischen Estats=Major erstiegen, auch das Ländlein Pöl in Contribution gesetzt." 1636, im Sommer, waren eine Weile von Wismar aus Schweden nach Pöl geschickt.

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1637 und 1638 ward das Land Meklenburg unter den Kämpfen der Schweden und der Kaiserlichen und unter dem schrecklichsten Auftreten der Pest fast zur Einöde. Im Januar 1638 hausten Kaiserliche auf Pöl.

Aus den nächsten Jahren haben wir nur noch äußerst seltene Nachrichten von dem fürstlichen Hause auf der Insel. Im westfälischen Frieden ging es dann, wie das ganze Amt Pöl, mit Wismar und Neukloster vollends an die Krone Schweden über.

 

XI.

Mit dem Jahre 1648 hören unsere actenmäßigen Nachrichten über die Festung Pöl fast ganz auf. Aus der nächsten Zeit wird uns allerdings noch berichtet, daß ein Hauptmann auf derselben war. Die Königin Christine hatte ihrem späteren Nachfolger Karl X. Gustav unter andern auch die Einkünfte von der Insel Pöl verliehen, ließ dieselbe jedoch damals noch selbst verwalten.

Aber dies änderte sich entweder schon bei Lebzeiten des Königs Karl X. oder bald nach seinem Tode. Die Schweden legten der Festung Pöl keine Bedeutung bei und gaben sie als solche auf, während sie seit dem Jahre 1680 Wismar aufs Stärkste befestigten und auf dem Walfisch den berühmten hohen, festen Thurm erbaueten. Die Insel Pöl finden wir schon im Jahre 1662 im Pfandbesitze des General=Majors (spätern General=Lieutenants) und Reiterobersten Grafen Anton von Steinberg 1 ), der die Insel auch 1673 noch im Besitze hatte und wahrscheinlich bis an seinen Tod in ihrem Pfandbesitze geblieben ist. Seine Wittwe Katharine Ribbing zwang die Krone Schweden 1685 durch einen Proceß, ihr die eingezogene Insel herauszugeben; erst 1692 kehrte Pöl wieder in den Besitz der Krone zurück.

Für das Schloß auf Pöl war es ein großer Uebelstand, daß, wieweit es das "Gräfl. Steinbergsche Schloß" hieß, der Besitzer es nicht selbst bewohnte, sondern hieher oder auf den Kaltenhof einen Amtmann setzte, der die ganze Insel verwaltete. Gewiß ist, daß das Schloß ohne die nöthige Pflege blieb und allmählich ganz verfiel. 1680 hören wir schon von Untersuchungen über Entwendungen von Thüren


1) Ueber diese Steinberg'sche Zeit verdanken wir dem Dr. med. Crull alle Nachrichten.
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und Fenstern. 1682 war das Schloß "gänzlich ruiniret, indem alle Logementer an Fenstern, Thüren, Oefen, und wie es sonsten Namen haben mag, ganz und gar entblößet und spoliiret" waren.

Die Krone Schweden hatte auch kein Interesse daran, den verfallenen Schloßbau wieder herzustellen. In einem um 1700 entworfenen Amtsberichte heißt es, das Schloß sei ein schönes, mit einem schlanken, sehr hohen Thurm versehenes Gebäude gewesen; der eine Theil sei bereits eingestürzt, der andere dem Einsturz nahe; nur die unter dem Walle befindlichen Pferdeställe seien wohl erhalten.

Wie es scheint, wollte die schwedische Regierung aber auch nicht einmal die Kosten der Aufräumung des Schloßplatzes tragen, die doch vermuthlich durch den Erlös aus der unendlichen Menge der Bausteine gedeckt worden wären. Genau sind wir über den völligen Untergang des einst so stolzen Bauwerkes nicht unterrichtet. Schröder berichtet uns freilich, daß die Dänen und Preußen nach der Eroberung Wismars die Werke der Stadt demolirten, auch den großen Thurm auf dem Walfisch am 2. Februar 1718 in die Luft sprengten, die Wälle daselbst zerstörten und die Steine verkauften; aber von dem Schlosse auf Pöl meldet er nichts dergleichen, weiß auch von demselben nichts weiter zu sagen, als daß es, "weil es schwedisch gewesen, wenig mehr geachtet und gebrauchet worden, und also nach und nach von selbsten über den Haufen gefallen" sei; sein ehemaliges Dasein bezeugten "auch die an vielen Orten noch vorhandenen Ruinen."

Als Pöl 1803 wieder meklenburgisch ward, waren die Spuren des schönen Schlosses bereits bis auf Theile der Fundamente verwischt. Nur die Wälle des Schlosses und des Hornwerks geben jetzt noch Kunde von der Stätte, wo zwei der größten Regenten Meklenburgs sich in trefflichen Bauwerken einst schöne Denkmäler setzten und der große Schwedenkönig Gustav Adolf als willkommener Gast frohe Stunden verlebte.


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Anlage 1.

Pilooths Bestallung zum Commandanten der Festung Pöl und sein Revers.


Ich Gerdt Ebers, genandt Pilote, Bekenne hiemit öffentlich, Demnach der Durchleuchtige Hochgeborne Fürst vnd Herr Herr Adolph Friedrich, Herzogk zue Mekelnburgk, Furst zue Wenden, Graff zu Schwerin, der Lande Rostogk vnd Stargartt Herr, mich fur I. F. G. Capitein auf dero Vestung Pole vnnd vber derselben Schiffe, auch fur Ihren General=Bawmeister vnnd Ingenieur gnedig bestellet vnnd angenommen hatt, Inhalt vnnd vermöge I. F. G. Bestallungsbrieff, von worten zu worten also lautendt:

Wir Adolph Friedrich, von Gotts gnaden Herzogk zu Mekelnburgk, Furst zu Wenden, Graff zu Schwerin, der lande Rostogk vnndt Stargartt Herr, Bekennen vnd thuen kund hiemit fur vns, vnsere Erben vnnd Jedermenniglich, das wir den Ersamen vnd Mannhafften, auch Kunstreichen vnsern lieben getrewen Gerdt Ebers genant Pilote, von Embden, heut dato fur vnsern Capitein auff vnser Vestung Pöle vnnd vber Vnsere Schiffe, auch fur vnseren General=Bawmeister vnd Ingenieur in vnserm Furstenthumb vnd landen, gnedig angenommen vnd bestellet haben,

Annehmen vnd bestellen Ihn dafur gegenwertig in krafft dieses brieffs dergestalt vnd also, das er vns soll getrew, hold, gehorsamb vnd gewertig sein, Vnser bestes wißen vnnd befodern, hingegen schaden vnd nachtheil, eusersten Vermugens nach, abwenden vnd Verhueten, Insonderheit aber vnd Vors erst itzgedachte Unsere Ihm anvertrawte Vestung vnd Schloß Pöle auff sein Seele vnd leib Ihm befohlen sein laßen, dieselbe auf Schloßglauben in guter, getrewer verwahrung, achtung vnnd Verwaltung einhaben, vnd vns vnd

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vnseren erben zum besten, mit allen trewen, seinem hohisten verstand nach, versehen, schuzen vnd verthedigen, oder da es in seinem Vermugen nicht wehre, alle vorstoßende, auch vermuetliche gefahr vnuerzuglich vns vnd vnseren Erben vntertenig berichten.

Vnnd damit diese Vnsere Vestung iederzeit in guter verwahrung sein muge, Sol vnser Capitein dahin verdacht sein, das die Wacht bei tag vnnd nacht durch die dazu verordnete Personen trewlig vnd fleißig gehalten, vnd die Vestung, sambt den Thoren vnd Brugken, wohl verwahret, vnnd dieselben beuorab des abents zu rechter zeit, vnd des Morgens nicht ehe, bis es heller tagk ist, wieder eroffnet, auch in gemein vnsere Vestung dermaßen verschloßen gehalten werde, das niemand vom land Pole, viel weiniger frembde, hinauf werden gelaßen oder gestattet, ohn allein die Personen, welche auffs Haus gehoren vnnd vereidet feind, auch teglich auff= vnd niedergehen mußen, außerhalb wan man bawet, oder etwa ein noth mit feursbrunst, oder sonsten vnuersehentlich in andere wege, welches der Almechtige Gott gnedig wolle abwenden, verstoßen solte, auf welchen fal er dan von den einwonern des landts Pöle zu errettung vnd beschuzung der Vestung so viel, als ihm notig duncket, hinauff zu nehmen macht haben soll. Also soll er auch vnsere eigene Diener, so Ihm nicht von Vns mit eigener handt vnterschriebene befehl deßhalber bringen, auf vnsere Vestung nicht auflaßen, Vielweiniger zugeben, das einer oder ander der Vestung, Hornewerck, Wälle vnd graben glegenheit recognosciren konne, Sondern, do dergleichen leute, die sich solches in gnugsamer, offenbahrer anmerkung vnterstehen solten, betreten wurden, dieselben bis zu vnser verordnung anhalten.

Eß soll auch vnser Capitein die Vestung bei der nacht zu keinen Zeiten offnen, vnd niemandt, er sey wer er wolle, bei der nacht darauf oder daruon laßen. Truge sichs aber zue, das wir in eigener Person bei der nacht vor vnsere Vestung kehmen, vnd vnsere Zukunfft Ihm, Vnseren Capitein, vorher nicht zugeschrieben hetten, vnnd also vnuersehens daselbst anlangten (welches doch, so viel muglich, vnd alle vnordnung, so dadurch verursachet werden, verhuetet werden sol): So soll er, wan Ihm solche vnsere eigene ankunfft angezeiget wirt, die Thör vnnd Brugken nicht ehe eroffnen, er sei dan selbst beim Thor vnd habe vns gesehen vnd angesprochen, damit vnter solchem schein kein gefahr gebrauchet, oder er dadurch vberraschet vnd der Vestung verlustig werde.

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Solte auch vber Vnser verhoffen (zumahl weil wir, Gotlob, vns von keinen benachbarten Potentaten, oder Standt, einiger feindtseligkeit versehen) vielgedachte vnsere Vestung Pöle offentlich, oder mit list angesprengt vnd tentirt werden, So sol vnser Capitein dieselbe Uns vnd vnsere[r] Nachkommenden herschafft zu guete ritterlich vnd bis auf den letzten bluetstropffen zu defendiren, die bei Ihm habende leute zu gleichmeßiger defension anzuhalten, vnd sich darin, wie einem erliebendem Capitein oblieget, zu erzeigen, vnd zu desto mehrer versicherung ohn vnsern besondern befehl vnnd Vorwißen sich von vnnd aus vnser Vestung nicht zu begeben, Sondern darauff wesendlich zu uerharren, Do er aber auf vnser erfodern vnd erleubnus abreisen muste, die Ihm vntergebene, wes sie sich auf alle fälle zu uerhalten, zu instruiren vnd zu befehlen schuldig sein.

Da er auch etwas erfahren wurde, das vns vnd vnser Vestung Pöle vnd deren pertinentien zu schaden vnd nachteil gereichen konte, Sol er solches vns vnuerlengt entdecken, hingegen aber der Vestung gelegen vnd vngelegenheit niemandt dan Vns offenbahren, sondern bis in seine sterbensgruben bei sich verschwiegen sein vnd pleiben laßen.

Er soll auch auff die Gebew der Vestung, als die Wähle vnd Wehren, vnd was deren mehr ist, auch was an Geschuz, munition, gewehr vnnd prouiant oben vnd vntenn auf der Vestung Ihm gelieffert, mit fleis aufsicht haben, damit alles in gutem wesen fertig, sauber, vnuerdorben vnd wol conseruiret, vnd nebenst einem richtigen Inuentario des zu= vnd abgangs beibehalten werden muge, Wie er vns dan auch allewege zu rechter zeit erinnern soll, was mangelt vnd der Vestung nötig ist, damit wir es bestellen vnd schaffen können.

Von vns allein sol er sein Comm[a]ndo, Er aber denen Ihm vntergebenen Conestabeln, zeugkwartern vnd andern officirern (deren bestellung, annemmung vnd absetzung gleichwol Uns verpleibet.) zu befehlen, vnd auf dieselben guete aufacht haben, das Sie sich in ihren Diensten getrewlich vnnd vnuerweißlich bezeigen, vnd dieselben, wie auch in gemein all vnser gesinde alda auf der Vestung in guter einigkeit vnd gehorsamb sein vnd pleiben muge, vnd da er bei einem oder andern das wiederspiel befindet, den= oder dieselben daruber geburlich zu reden sezen, vnd da er keine beßerung spüret, vns solches vngeschewett bei Zeiten in vnderthenigkeit offenbahren.

So sol auch mehrbesagter Unser Capitein vber Vnsern Burgk= vnd Hausfrieden, soweit vnsere Vestung kehret, steiff

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vnd ernstlich halten, vnd die Vberschreiter deßelben geburlich straffen, oder Vns solches nach gelegenheit vntertenig berichten, Auch den Soldaten, Buchsenschuzen vnd andern, so auf vnser Vestung seind, nicht gestaten, einige brieff ohn sein vorwißen aus der Vestung zu schreiben vnd abzuschicken.

Truge sich auch in zeit seiner bestallung zu, das wir, durch Gottes gnedigen willen, von diesem Jammerthal abscheiden wurden, auf den fal sol er Vnser Vestung niemand als vnseren Erben vnd rechtmeßigen Successoren offnen vnd vbergeben.

Demnach wir auch gemeinet, vnsere Unterthanen auf vnserm lande Pöle vnd in den nehist anbelegenen Emptern eins teils zu bewehren, damit man auf eilenden nottfall sich deren in Vnser Vesung gebrauchen konne, Als soll er nebenst denen, so wir Ihm hierin zuordnen werden, gedachte vnsere Vndertanen Ihre ober= vnd vnterwehren recht, sowol im felde als der besatzung, zu gebrauchen, mit fleis vnterweisen, vnd wie dieselbe sich darin erzeigen, vns Jedesmals vmbstendlichen bericht thuen vnd einbringen.

Imgleichen vnd weiter sollen ihm, als vnserm Schiffs=Capitein, vnsere Schiffe, so wir bereit erbawen vnd etwa noch kunfftig erbawen laßen möchten, hiemit anuertrawet vnd befohlen sein, vnd er nicht allein auf dieselben, damit Sie sambt der darauf verhandenen Schiffsausreitung an Siegeln, towen, anckern vnd Geschuz, beide gros vnd klein, auch anderer gewehr vnnd munition, so wol auch feurwerck, vnd was deßen mehr ist, in sicherung vnd guter gewarsamb ohn abgang verpleiben, Sondern auch auff vnsere Schiffer, Steur= vnd Boßleute (deren annemmung vnd erleubung bei Vns auch stehen sol) gute aufacht haben, vnd daran sein, das wir erfarne vnnd qualificirte Schiffsleute, so offt es noth, in bestallung vnd Dienst bekommen, vnd ein Jeder das seine getrewlich zu verrichten angehalten werden muge.

Vnnd da etwa wir selbst vns zu waßer begeben, oder vnsere Schiffe zu begleitung frembder herschafft oder anders worhin vnser gelegenheit nach verschicken wurden, Sol er, wan wirs selbst begehren, mit auff dem Schiffe sein vnnd alles Verrichten, was einem getrewen, redlichen Schiffs=Capitein, sowol in direction der Siegellation als auch Commando vber die Schiffsverwanten, gebueret vnd oblieget.

Lezlich sol er, als vnser Bestalter Bawmeister vnd Ingenieur, vnsere gebew, welche wir Ihm anbefehlen werden, seinem besten verstande vnd vermugen nach also angeben

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vnd anlegen, auch dermaßen bestendiglich verfertigen laßen, das es vnns vnd vnseren Erben vnd Nachkommen zum besten vnd nicht zu schaden, Ihm selbsten auch zu guter nachsage vnd ruhmb zu gereichen, auch bei der arbeitt auff die Discher, Zimmer= vnd Maurleute vnd andere arbeiter vnd taglöhner (welcher annehm=, auch in befindung Ihres vnfleißes oder anderer Vngeburnus derfelben abdanckung wir Ihm gelaßen haben wollen,) im gleichen auch auff die landreiter vnd paurn fleißige aufsicht thuen vnd haben, Damit die arbeit von Ihnen befodert, vnd vns Zu nachteil dabei nichts vorgehen vnd verabseumet werden muge, vnd sich sonsten in allem, so vns, vnseren erben vnd Furstlichen Nachkommen zu nuz vnd frommen gereichen magk, als solches einem getrewen vnd gehorsamen Diener, auch erlichen Soldaten vnd redlichen Biederman wol anstehet, bei tagk vnd nacht vngespartes leibes, bluets vnd guets, bereit, willig vnnd vnuerdroßen erzeigen, wie er vns vnnd Ihnen darauff zu Gott dem Almechtigen einen leiblichen eydt geschworen, auch sonderbahren Reuers vnter seiner handt vnd Siegel von sich gegeben hatt.

Dahingegen vnd fur solche seine Dienste wollen wir Ihm Järlich aus vnser Cammer Acht Hundert Gulden, Vnser Furstenthumbe vnd lande wehrung, Jeden zu Vier vnd zwanzigk schillingen lubsch gerechnet, dauon er die helffte auf Michaelis vnd die ander helffte auf Ostern zu empfahen, vnd dazu, wan er auff Pöle sein wirt, auf sein person vnd seinem Diener Jeden Vierzigk schillinge lubsch zu Kostgelde wochentlich zahlen vnd entrichten, Wan er aber auff vnsern Emptern sein mus, Ihm vnd seinem Diener freyen Tisch reichen, auch bequeme losierung verschaffen laßen. So soll er auch auff Pöle fur sich vnnd die seinen in Vnser Vestung im Haus, welches fur den Haubtmann gebawet, gewiße losamenter, als vnten die Stuben vnnd Camer vnd oben ein oder zwey gemacher, wie wirs anordnen werden, auch daselbst freye feurung haben.

Wir erleuben vnd vergonnen Ihm auch, das er auf seinen vnkosten tauben, doch das die zimmer, fenstern vnnd dergleichen auf der Vestung dadurch nicht verdorben werde, halten, auch die Schlotten oder Graben vmb den Garten, aber nicht die Graben vmb die Vestung, welche fur vns vnbefischet pleiben sollen, zu seiner glegenheit besezen vnd befischen, auch das Graß von den Ramporten vnd Wällen auf seinen koften abwerben laßen muge, Da er aber einig viehe damit vnterhalten wolte, sol solches außerhalb der Vestung geschehen. So verstaten wir Ihm gleichsfals, das

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Rauelin vnd Contrascharpen zu beseyen, dabei er gleichwol es also wirtt versehen vnd in acht haben, das dadurch der Vestung vnd Wehren kein schade zugefuegett, auch derselben vnd Ihm kein schimpff zugezogen werde. Vnsere Beambten zue Bukow sollen Ihm auch von Unserm Baw= oder Meyerhoff auf Pole, was an Viehe vnd anderer Prouision zu verkauffen, vmb seine bezahlunge folgen laßen, wie wir Ihnen solches schrifftlich befehlen,

Ihm auch vber das Jerlich zwey mahl einen Wagen nach Hamburgk, nebenst einem Beiwagen, zu abholung notiger Kuchenwahren, vnd darauf vnsern Paßbrieff, gleichfals auch einen General=Paß, geben wollen, damit Ihm, wan er in vnseren geschefften reiset, auf vnsern Emptern ausrichtunge geschehen, da dan die Zettel von Ihm sollen vnterschrieben werden. Was er aber außerhalb der Empter verzehrett, solches wollen wir Ihm gegen Vbergebung der Specification erstaten laßen,

Vnnd soll er auch von vnns, so offt er in vnsern geschefften reiset, mit der Fuhre also vorgesehen werden, das er wol vnd schleunig konne vortkommen, vnd dahero an verrichtung vnserer sachen nichts verseumen möge.

Wan Vnser Capitein vnd die seinen, wie bißhero geschehen, kein ergernus in Religionssachen geben, vnd zum gehoer der Predigten sich halten vnd einstellen, Sollen Sie in ihrem gewißen nicht betrubet oder beschwert werden, vnd da er oder Jemandt der seinen in werendem Dienst todts verfiele, Ihr begrebnus auf Pole erlich halten; auch da andere werckleute in vnserm Dienst versturben, wollen wir Sie gleichfals daselbst auff Pole oder sonst in Vnserm land erlich zur erden bestetigen, vnd dafern mit Ihm izt gedachter fal, als das er in Zeit vnsers diensts nach Gottes willen mit todte abgehen solte, [sich] begeben wurde, seiner witwen vnnd Kindern die besoldunge auf das angefangene halbe Jahr gnedig folgen laßen, Sie auch hernach in gnaden abfertigen, vnd mit Ihrer Familien vnd geräth mit fuhr bis Hamburgk vorthelffen. Alles getrewlich vnnd sonder geferde.

Zu vrkund haben wir diese bestallunge mit vnferm Furstlichen Secret bekrefftigt, auch mit eigener Handt vnterschrieben. Geschehen zu Schwerin, Mitwochens in den Osterlichen Feiertagen Ann o 1619.

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Das Ich darauf bei meinem gethanen Eidt festiglich zugesagt, gelobt vnd versprochen, vorgeschriebene hochermelts meines Gnedigen Fursten vnd herrn mir gegebene vnd von mir guettwillig angenommene Bestallung in allen vnd Jeden derselben Puncten, Articuln vnd Clausulen stet, fest, fleißig, getrew= vnd vnuerbruchlich zu halten, Darwieder auff kein weis noch Wege zu thuen, noch das es durch andere meinentwegen geschehe, zu verschaffen, Alles erbarlich, getrewlich vnd ohn geferde, Dieses zue Vrkundt vnnd bekantnus, auch steter, fester Haltung, habe Ich diesen meinen Reuersal mit mit meinem Pitschafft besiegelt, auch eigener Handt vnterschrieben.

Geschehen zu Schwerin, Mitwochens in den Ostern Ann o 1619.

(gez.) Gerhart Euert Pilooth.       
L. S.                      


 

Anlage 2.

Die Capitulation vom 21. November 1627.


Zu wißen, Demnach im nahmen der Röm. Kays. Mayt. Der Durchlauchtige Hochgeborne Furst vnnd Herr Herr Albrecht, Herzogk zue Friedland, Rom. Kay. Mayt. Kriegs=Raht, Cammerern, Obristen zue Praag vnnd General Obristen Feltheuptman vber Dero Armen etc ., Von dem auch Durchleuchtigen Hochgebornen Fursten vnnd Herrn Herrn Adolph Friedrichn, Herzogen zue Mekelnburgk, Fursten zue Wenden, Graffen zue Schwerin, der lande Rostogk vnnd Stargart Hern, Die Vestung Pöle zu eroffnen vnnd Kayßerliche Guarnison einzunemmen begeret, das darauf hochgedachter Hertzogk von Mekelnburgk p. sich nit allein gutwillig accomodiret, sondern auch mit denen HochwolEdlen, Gestrengen vnnd

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Vesten Herrn Daniel von Hebron, Röm: Kay: Maytt: bestalltem Obristen, vnnd Johan Friedrich von Köderizen, Röm: Kay: Mayt: bestaltem Obristen Lieutenant, als welche dazue befeliget, solcher eroffnung vnd einnemmung halben, folgende vergleichung getroffen vnd aufgerichtet:

Nemblich vnd zum Ersten sol dieße eroffnung vnd Einnemmung der Guarnison, so von I. F. G. zue Mekelnburgk guet= vnd freiwillig geschehen vnd angenommen, der Röm: Kay: Majtt. vnserm allergnedigsten Herrn bestermaßen referiret vnd vorgebracht werden.

Zum Andern sol des Herzogs von Mekelnburgk F. G. frei sein, die auf gedachter Vestung noch vorhandenen Weine und andere sachen, so zum teil I. F. G. oder dero Dienern zustendig sein, entweder alsfort, oder wan es I. F. G. zeit werender besatzung gefellig, herunter Zu bringen und vngehindert wech fuern Zu laßen.

Vnnd obwol furs Dritte die munition, Geschuz, Puluer, Kugeln vnd andere Gewehr auf der Vestung gelaßen, So ist doch abgeredet vnd verglichen, das solches alles auf der Vesung verbleiben vnd anderswohin nicht soll verfueret oder geschicket werden. Do man aber an Kraut vnd loth zue I Kay. Mt. Diensten etwas anderswohin zu uerbrauchen benötigt were, sol daßelbe, jedoch mit Vorwißen I. F. G. des Hertzogen zue Mekelnburgk, ohne erstattung ausgefolget werden.

Wan auch zum Vierten die sachen mit dem Könige in Dennemark vertragen, oder auch sonsten der izige Krieg zwischen der Röm: Kay. Mayt. vnd dem Könige seine endschafft erreichen wurde, So sol alßdan I. F. G. die Vestung Pole vnd alles, was darauf geblieben vnd vermittelst eines aufgerichteten Inventarii, So von I. F. G. vnd wolgedachtem Obristen Hebron vnterschrieben, gelieffert, wiederumb tradieret vnd gelaßen werden.

Da auch zum Fünfften I. F. G. Ihren Capitein, oder an seine staht einen andern auf der Vestung wolten verbleiben laßen, So sol derselbe seine itzige wonung darauf behalten, vnd ihme von der Vestung auf= vnd abzuziehen vnd I. F. G. gescheffte auf dem ländichen Pöle oder anderswo zu uerrichten, keine behinderung geschehen.

Zum Sechsten. Da auch I. F. G. mit geringem Comitat vnterweilen auf die Vestung kommen wolten, sol daßelbe I. F. G. frei sein, vnd haben Sie dazue die vorbehaltene logamenter vnuerwehret zu gebrauchen.

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Zum Siebenden. Eß soll auch derselbe Keyßerliche befelchshaber, so auf der Vestung Commendiren wirt, die Soldaten in guter discinlin halten, vnd nit nachgeben oder verhengen, das das gebewde schampfieret, oder sonsten an einem vnd andern muhtwilliger weiße schade geschehen muge.

Zum Achten vnd lezten sollen der Prediger vnd die Zuhörer an verrichtung des Gottesdienstes in der Kirchen nicht gehindert, sondern in der stille zusammenzukommen zu gewonlicher Zeit auf die Vestung ein= vnd abgelaßen werden.

Zue Vrkund vnd versicherung deßen haben hochermelte des Herzogen zue Mekelnburgk F. G. vnd nebens Deroselben vorwolgedachter Herr Obrister Daniel von Hebron vnd Obrister lieutenant Johan Friedrich von Köderiz Dießen accord mit eigenen Handen vnterschrieben vnd [mit] ihren Furstlichen vnd respectiue Adelichen Secreten befestiget. Geschehen vnd gegeben auf der Vestung Pöle den 21. Nouembris Anno 1627.

(L. S.)     
A. Frid. H. z. M. m. p.
Johann Friedrich Vonn
Daniell Hebron
Kötteritz m. p.
(L. S.)       obrister.       

 

Anlage 3.

Festungs=Inventar am 21. November 1627.


Inventarium.

Was Anno 1627. den 21. Nouembris auff dem hauße vnd Vestung Pöle, bei einnemmung der Keyßerl. Guarnison an großen vnd kleinen Metallen vnd Eißen Stucken, Puluer, Kugeln vnd Bley, in beisein des Keißerlichen Haubtmans Johan Vlrich Bißinger, vnd anstaht meines Gnedigen fursten

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vnd herrn Heubtmans, weil derselbe mit leibsschwacheit befallen gewesen, I. F. G. Lieutenants Johan Georg Fischer, befunden worden.

Auff der Batterey im Außgang aus der Vestung auf der linckern handt.

1.  Groß Metallen stuck von 30.  . mundig
55.   Eißen kugeln dazue.
2.   Metallen Valckenettlein, iedes von 2  . eißen
52.   zu dem einen eiserne Kugeln dazue.
56.   zu dem andern eiserne Kugeln dazue.

Auff der Batterey im Außganck aus der Vestung auf der rechten handt.

1.  Gr. Metallen Stuck von 30.  . mundig 
56.  eißen kugeln dazue
2.   Metallen Valckenetten, iedes von 2.  . eißen, vnd seind
21.  zu dem einen eißern kugeln.
45.  zu dem andern eißern kugeln.

Auff der Batterey naher Newendorff.

1.  Metallen Quartierstuck zue 12.  . mundig eißen.
100  Eißen kugeln dazue

Auff der Batterey gegen Newendorff 1 ) vber.

1.  Metallen Quartierstuck von 12.  . Dazue seind
100.  Eißern kugeln.
1.  Metallen Valckenet von 2.  . Dazue 50. eißen kugeln,
2.  Eißern Stucke, iedes von einem  , vnd seind Dieße
 beeden Stucke mit Mußquetenkugeln geladen.

Auff der Funfften Batterey.

2.  Metallen Quartierstuck, iedes von 12.  .
200.  eißern kugeln zu demselben,
1.  Metallen Valckenet von 2.  .
20.  Eißern kugeln dazue.

Auff dem Contrascherp.

2.  Eißern Stuck, iedes von 2 1/2.  .
1.  Eißen Stuck von vngefehr 5  vnd gehoren 2 ) zue 

1) gegen der Newendörffer vber.
2) dieselben wie auch die andern Eißen Stucke (Zusatz am Rande in 2 Exemplaren).
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 I. F. G. Schiff. Derwegen Sie sich auch dießelben Ihrer notturfft nach iederzeit abfodern zu laßen vorbehalten.

In der Puluer=Cammer.

10.   ganze Tonnen Puluer
98.  halbe Tonnen Puluer

Auff der innersten Pforten

12.  Leffel
12.  Wischer
1  1/2.  Tonne kraut
340. Eißern kugeln von allerlei gattung auf dem innersten plaz bei des Capiteins losament.

Auf dem Vorwercke, auf dem Bollwercke im außgange auf der Lincken Handt 1 )

1.  Halbe Canon von 26  mundigt, dazue
31.  Eißerne Kugeln
1.  halbe Canon von 25  . Dazue
30.   2 ) Eysern Kugeln
1.  Halbe Canon zu 24  . Dazu
31.  Kugeln
2.  Metallen Dobbelte Haken.

Auff dem Mittelsten Bolwercke.

1  Halbe Canon von 26  mundig. Dazu
31  Kugeln.
1  Eysen Stücke von 5  ., mit Mußqueten=Kugeln geladen, 
1  Halbe Canon zu 25  . Dazu
31  Kugeln.

Auf dem Bolwercke zur Rechten Handt. 3 )

1  halbe Canon von 25  mundig. Dazu
31  Kugeln.
2  Eysen Stück, iedes von 5  .
6  Große Leffel zu der halben Canonen.
6  Große Wischer zu der halben Canonen.
2  Kleine Leffel
2  Kleine Wischer
1  Verckelsterdt. 

1) auf der lincken seiten.
2) 31.
3) seiten.
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In der Forzebree

2  Eysen Stücke iedes zue 2  .

Die Rust=Cammer ist mit allem, waß darin vorhanden, vorschloßen vnd sowol von I. F. G., alß auch dem Herrn Obristen von Hebron vorsiegeltt.

443   Kugeln von 28  Eysen
440   Kugeln von 24  Eysen
300   Kugeln von 22  Eysen
100   Kugeln von 21  Eysen
523   Kugeln von 14  Eysen
816   Kugeln von 12  Eysen
440   Kugeln von 10  Eysen
505   Kugeln von 2  Eysen
16   Groß Stücke Bley.

Vrkundlich ist dieß Inuentarium Vierfacht gefertigett, von I. F. G. vnd dem Herrn Obristen Daniel von Hebron vorsiegeldt vnd vnterschrieben, I. F. G. eins dauon behalten, eins dem Hern Obristen Hans Georg von Arnimb zugeschickt, der Herr Obrister Hebron eins zu sich genommen, Vnd das Viertte dem Herrn Obristen Wachtmeister Wenzel Wratislaff Freiher zue Mitterwiz zugestellet. Actum Pöle, vt supra.

(Siegel des Herzogs.)

(gez.) A. Fried. H. z. M. m. p.

(Siegel Hebrons.)

(gez.) Daniell Hebron

obrester.

Anm. Im Archive sind 3 Originale (mit geringen Abweichungen, s. die Anmerkungen!) vorhanden, von denen aber Hebron nur 2 besiegelt hat.

 

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