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II.

Der

Erbstreit um das Gut Patsow

im Jahre 1386,

ein Beitrag zur Kenntniß des Schwerinschen Rechts,

von

Archivrath Dr. F. Wigger.


D em Schwerinschen Stadtrechte sind in neuerer Zeit namentlich vom Consistorialrath Professor Dr. Böhlau eingehende Studien zugewandt worden, und hoffentlich ist damit ein Anstoß zu neuen geschichtlichen Forschungen über dieses und die andern meklenburgischen Stadtrechte gegeben. Dagegen ist dem Schwerinschen Landrechte, welches seit dem Ende des 13. Jahrhunderts hie und da in den meklenburgischen Urkunden erwähnt wird, seit Rudloff anscheinend wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Es ist auch meine Absicht nicht, diesen Gegenstand hier ausführlich und genügend zu erörtern; doch hoffe ich, daß die Actenstücke über einen Proceß, in welchem dieses Recht zu Tage tritt, den einheimischen Rechtshistorikern nicht unwillkommen sein werden. Ich gestatte mir, zum besseren Verständniß einige Bemerkungen vorauszuschicken, um so mehr, da die lehn= und privatrechtliche Entwicklung Meklenburgs nach der Germanisirung des Landes noch immer keine umfassende urkundliche Darstellung gefunden hat.

Kaiser Karl der Große hatte das Gebiet der nordelbischen Wenden durch den limes Saxoniae scharf von seinem Reiche abgegrenzt; erst Otto der Große setzte die Wendenlande nördlich der Elbe, Elde und Peene in ein rechtliches Verhältniß zum Deutschen Reiche, indem er die=

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selben dem Herzog von Sachsen als Markgrafschaft anwies 1 ), wie er sie in geistlicher Beziehung dem Bisthum Oldenburg unterstellte. Diese Auffassung ward dann trotz aller Abfälle und jeweiligen Siege der Wenden festgehalten 2 ) und wieder aufgenommen, als Herzog Heinrich der Löwe im 12. Jahrhundert mit starker und fester Hand daran ging, diese Lande zu erobern und die Wenden deutschem Wesen und dem Christenthum zuzuführen. Er bildete zu diesem Zwecke aus den Ländern (Burggebieten) Ratzeburg, Wittenburg und Gadebusch die deutsche Grafschaft Ratzeburg; die Lande um den Schweriner See verlieh er dem deutschen Grafen von Schwerin; das südliche Gebiet zwischen der Sude und der Elde legte er zur überelbischen Grafschaft Danneberg; aber die beiden Uebergänge über die Elbe, Lauenburg und Boizenburg mit den zugehörigen Territorien, dem Sadelband, dem alten Kern der Markgrafschaft, und dem Lande Boizenburg 3 ), behielt er selbst in seiner Hand.

Diese ganze Schöpfung erlitt nachher starke Erschütterungen, theils durch den Sturz Herzog Heinrichs, da sein Nachfolger sein Ansehen nicht zu wahren wußte, theils durch das Erlöschen der Grafen zu Ratzeburg und durch die vorübergehende Ausbreitung der dänischen Oberherrschaft bis an die Elbe und Elde. Die Grafen von Schwerin bemächtigten sich zunächst des Landes Boizenburg, dann des vormals Ratzeburgischen Gebietes Wittenburg, der Fürst von Meklenburg nahm das vormals Ratzeburgische Land Gadebusch; das Sadelband und das Land Ratzeburg blieben dem Herzog von Sachsen.

Aber die Vasallen im Lande Boizenburg blieben dessen ungeachtet in denselben Rechtsverhältnissen, unter denen sie bei der Einwanderung angesiedelt waren, die Wittenburgische Ritterschaft behielt Ratzeburgisches Recht 4 ) Die Grafen von Schwerin haben auch den Städten Boizenburg und Wittenburg nicht das Schwedische Stadtrecht gegeben, sondern ihnen das Lübische gelassen, nach dem sie wohl von Anfang an lebten. Wiewohl die meklenburgischen Fürsten die Herzoge von Sachsen (= Lauenburg) nicht als ihre Lehnherren aner=


1) Urkundlich wird Hermann Billung am 13. Aug 956 Hermannus marchio genannt. Wedekind, Noten III, S. 114.
2) S. M[eklenbg.] U[rkunden=]B[uch] I, Nr. 27, vom J. 1062, wonach die Burg Ratzeburg in der marchia des Herzogs Otto von Sachsen lag.
3) Ueber Boizenburg vergl. meine Gesch. der Familie v. Blücher I, S. 10.
4) Mekl. Urk.=Buch II, Nr. 1504, A. und B.
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kannten 1 ), und wieweit sie ihre Städte ausdrücklich von dem markgräflichen Obergericht (dem markding) des Herzogs von Sachsen(= Lauenburg) entbanden 2 ): erkannten sie doch diesen Herzog, den Rechtsnachfolger der Grafen im Lande Ratzeburg, und dessen Hofgericht als den Oberhof für das Ratzeburgische Landrecht im Lande Gadebusch an; noch im Jahre 1309 nahm das meklenburgische Hofgericht die Appellation eines Vasallen an das lauenburgische Hofgericht in seinem Streit mit dem Kloster Rehna in Betreff des Dorfes Benzin im Lande Gadebusch an und ertheilte ihm einen Dimissorialbrief dorthin 3 ).

Weiterhin ist in unserm Lande vom Ratzeburgischen Recht aber wohl kaum noch die Rede; desto mehr vom Schwerinschen Landrecht. Freilich hat aber noch niemand dargethan, worin sich das Ratzeburgische von dem Schwerinschen Land= und Lehnrecht unterschied. Wahrscheinlich waren bei der Gleichartigkeit der Verhältnisse, unter denen sich die beiden Grafschaften gleichsam als deutsche Colonien auf wendischem Gebiete der Sachsenmark neben einander entwickelten, die Unterschiede in den ländlichen Rechtsverhältnissen beider auch nicht bedeutend. Maßgebend wurden für beide Grafschaften ohne Zweifel die Rechtsinstitute in Westfalen und


1) Nie halben sie ihre Lande von den Herzogen zu Lehn genommen, obwohl der Herzog Erich sie 1325 [Mekl. Urk.=Buch 4653] seine Vasallen nennt. Der Herzog Rudolf von Sachsen=Wittenberg entsagte 1348 den Ansprüchen seines Hauses auf solche Lehnsherrlichkeit [das. 6860].
2) Vergl. meine Bemerkungen im Jahrb. XXVIII, S. 228 flgd., und den Artikel Marcthinc im Register zum Mekl. Urk.=Buch IV B., S. 452. - In einem Bericht der Stadt Stralsund vom J. 1547 (in Sachen Osten wider Strals.) Wird gesagt: "wenn jemand in den (Strals.) Stadtgütern gefrevelt oder Gewalt geübet, hat er allemahl auf den Stadt=Stall (als woselbst auf des Rahts Vergünstigung, auch die Landbegüterte das Schwerinsche Recht gehalten) des Rechts erwarten müssen" - -. "Hat er aber der Urthel halben sich sonst beschwert gefunden, hat ihm zu appelliren frei gestanden, und ist die Appellation gegangen erstlich an das Kerspel zur Pütte, von dannen an den Raht zu Strahlsund, von dannen an das Burg=Lehn zu Loitz, von dannen vor den Stapel oder das Buch zu Schwerin, und endlich von Schwerin an die Sieben Eichen, auch unter dem Fürsten von Mecklenburg (?) gelegen". (A. G. Schwartz, De serie processus et provocationum forensium - apud Stralsundenses -. Gryphisw. 1742, pag. II.) Siebeneichen hat schon Schwartz auf das Kirchdorf d. N. im Sadelband (schon 1230: in Sadelbandia - ad Septem Ouercus, Mekl. Urk.=Buch I, S. 317) gedeutet. Diese höchste Instanz in der ehemaligen Mark kann nur das herzoglich sächsische marcding sein, das also zu Siebeneichen gehalten ward. Es entspricht demnach der markgräflich brandenburgischen Kammer zu Tangermünde (s. Homeyer, Richtsteig Landrechts S. 514 flgd ).
3) Mekl. Urk.=Buch V, Nr. 3353.
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Niedersachsen, den Heimatländern der deutschen Vasallen in den nordelbischen Grafschaften; aber die neuen Verhältnisse erforderten doch erhebliche Modificationen, wie denn z. B. die Ministerialität der Vasallen und die Hörigkeit der Bauern nicht mit herübergenommen wurden.

Als nun Fürst Borwin I. von Meklenburg und seine Nachkommen ernstlich daran gingen ihre Lande zu germanisiren, lag es ihnen am nächsten, die deutschen Rechtsverhältnisse in der Form, wie sie sich in ihrer Nachbarschaft, in den beiden genannten Grafschaften, entwickelt hatten, auf ihre Lande zu übertragen, zumal manche Mitglieder der bereits in den Grafschaften mit Lehngütern angesessenen deutschen Familien nun Lehne im Meklenburgischen nachsuchten und empfingen. Da aber die Grafschaft Ratzeburg so früh erloschen war, dagegen die Grafschaft Schwerin in voller Blüthe stand, und von Boizenburg bis an die obere Warnow und bis an die Nordspitze des Schweriner Sees das Schwerinsche Landrecht in Uebung war, so ward dieses in allen ländlichen Verhältnissen, sowohl für das Mannrecht (d. h. die Rechte und Pflichten der Vasallen), als für das Privatrecht und den Proceß der meklenburgischen Lande das Vorbild, und man nannte in dankbarer Erinnerung an dieses Verhältniß das meklenburgische Land= und Lehnrecht geradezu das "Schwerinsche Recht."

Zu demselben Resultat ist, im Ganzen wenigstens, auch Rudloff (II, S. 424) schon gekommen; doch erläutern wir unsere Behauptung noch durch einige Beispiele! Im April 1300 1 ) verkauften die Fürsten Heinrich I. und sein Sohn Heinrich II. von Meklenburg dem Domcapitel zu Ratzeburg die Jurisdiction des Dorfes Klein=Pravsthagen bei Klüz "nach dem Rechte und den Einrichtungen des Schwerinschen Landes, welche sich bis auf 60 Schillinge erstreckt und nicht höher" (also die niedere Gerichtsbarkeit, nicht die an Hals und Hand), "wie wir ähnlich jetzt den Mannen unserer Lande Klüz und Dassow die Jurisdiction unter ihren Hebungen verkauft haben" ("juridictionem ville dicte Prouesteshagen in parrochia Cluze site secundum iura et statuta Zwerinensis terre, que currit ad sexaginta solidos et non ultra, prout similiter nunc vendidimus vasallis terrarum nostrarum videlicet Cluze et Dartzowe iuridictionem in suis redditibus"). Eben dieses ursprüngliche Maß der Vasallengerichtsbarkeit, welches frei=


1) Mekl. Urk.=Buch IV, Nr. 2610.
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lich hernach vielfach durch besondere Verleihung des höheren Gerichts erweitert ward, wird anderswo geradezu einfach als "manrecht" oder "manricht" bezeichnet.

In einem bedeutenden Gegensatze zu diesem anfänglich nur "Schwerinschen", dann allgemeinen meklenburgischen Landrechte standen die Stadtrechte. Das Schwerinsche Stadtrecht ward zunächst nur auf einen Theil der Städte im Lande Werle, auf Güstrow, Neu=Röbel, Penzlin, Malchow und Malchin, übertragen 1 ); in den Städten der Herrschaften Meklenburg und Rostock ward das Lübische Recht maßgebend; Parchim empfing ein eigenes Stadtrecht, das dann auch auf Sternberg und Plau überging. Gerade im Gegensatz zum Lübischen Stadtrecht wird nun das meklenburgische Landrecht öfters als "Schwerinsches Recht" bezeichnet. Z. B. verlieh die Landesherrschaft im J. 1279 2 ) der Stadt Wismar das dem Lehnmann und Ritter Konrad Preen abgekaufte Dorf Dargetzow zum Eigenthum und zu (Lübischem) Stadtrecht ("cum omni libertate, gracia et jure municipii, quod wikbelderech dicitur"); als nun aber 1297 3 ) zwei Wismarsche Bürger einen an die Feldmark Dargetzow anstoßenden Acker von der Feldmark des meklenburgischen Vasallen Heine v. Strahlendorf zu Erbpacht erwarben, ward bedungen: "Der Acker bleibt in Schwerinscher Jurisdiction, und Herr Heine behält diese" ("dictus enim ager manebit in iuridictione Zwerinensi, quam iuridictionem dominus Heyno obtinebit"). Im Jahre 1343 4 ) verwillkürte Heinrich Kindervater aus Robertstorf, nachdem er zu Wismar Bürger geworden war, vor dem Rathe daselbst, daß sein Aufenthalt innerhalb Lübischen Rechtes seinen Stiefkindern nicht nachtheilig werden sollte; vielmehr sollten sie dereinst von dem mütterlichen Nachlaß alles dasjenige haben, was sie unter Schwerinschem Rechte rechtlich beanspruchen könnten, gleich als wenn er und seine Frau und ihrer beider Güter nie unter Lübsches Recht gekommen wären ("quod in jure Zwerinensi de jure poterunt obtinere, equali condicione, ac si ipse et dicta vxor et bona eorum numquam in ius Lubicense peruenissent"). In demselben Sinne erklären sich auch die Ausdrücke in Urkunden vom J. 1335 5 ) über die von den v. Plessen an den Wismarschen Bürger Körneke


1) Ueber andere Städte vergl. Böhlau, Mekl. Landrecht I, S. 66. Feine Bemerkungen über die Wahl der Stadtrechte je nach dem Zwecke der Gründung ebendas. S. 34.
2) Mekl. Urk.=Buch II, Nr. 1505.
3) Mekl. Urk.=Buch VIII, Nr. 2445.
4) Mekl. Urk.=Buch IX, Nr. 6291,
5) Mekl. Urk.=Buch VIII, Nr. 5603 und 5604.
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verkauften Hebungen aus Pöl: "nenes leydes neten an "Lu o beschen rechte" (das in Wismar galt) "vnde an Zverynschen rechte" (dem auf Pöl geltenden meklenburgischen Landrechte).

Dieser Sprachgebrauch beschränkte sich aber keineswegs auf den westlichen Theil Meklenburgs, der in der Nähe der Grafschaft Schwerin lag. Fürst Heinrich II. von Meklenburg braucht den Ausdruck "Schwerinsches Recht" für das allgemeine meklenburgische Landrecht im J. 1326 in der Urkunde 1 ), wo er der Stadt Sülz, welche über Rostock das Lübische Recht erhalten hatte, das Dorf Redderstorf verkaufte und dasselbe aus dem Landrecht nahm und zu dem in der Stadt gültigen Lübischen Rechte legte ("eandem villam de jure Suerinensi recipientes et ad jus Lubicense, prout prefata ciuitas perfruitur intra in foro et circumquaque") 2 ).

Ja auch in Vorpommern finden wir zu derselben Zeit schon den Ausdruck "Schwerinsches" Recht für das Landrecht im Gegensatz zum Lübischen Stadtrecht 3 ). So verordnet Wartislav IV. 1319 bei Einsetzung eines außerordentlichen Gerichts wider die Straßenräuber an der Peene, daß diese nicht Schwerinschen Rechtes genießen, noch von jemand beschützt werden sollen ("iure Suerinensi non debent frui nec ab aliquo uolumus vt defendantur") 4 ); und 1321 bevollmächtigt derselbe Herzog den Greifswalder Rath, alle Landfriedensbrecher und ihre Hehler zwischen Peene und Swine gefangen zu nehmen und nach Lübischem und Schwerinschem Recht judicio vulgariter vem nuncupato zu richten 5 ). Den Bürgern der Stadt Treptow a. d. Rega gab Wartislav IV. 1321 das Privilegium, daß sie nicht evocirt werden dürften, weder nach Lübischem Recht, noch nach Mannrecht, noch nach Schwerinschem Recht 6 ).


1) Mekl. Urk.=Buch VI, Nr. 4763.
2) Dagegen hatte der Fürst Nicolaus von Rostock, als er 1298 derselben Stadt in gleicher Weise das Eigenthum des Dorfes Symen zu Lübischem Rechte verlieh, sich viel einfacher ausgedrückt: "proprietatem ville Symen cum omni iure nostro contulimus, vt iure Lubicensi in dicte ville terminis gaudeant etc." Mekl. Urk.=Buch IV, Nr. 2489.
3) Kosegarten, Pomm. u. Rüg. Geschichtsdenkmäler I, S. 275 flgd.
4) Stavenhagen, Gesch. v. Anklam S. 349.
5) Pyl, Gesch. des Klosters Eldena S. 639.
6) Sell II, S. 320.- In Pommern erhielt sich dieser Sprachgebrauch bis ins 16. Jahrh. S. Kosegarten a. a. O. S. 260, 276. - Einen Prozeß nach Schwerinschem Recht, in Sachen eines Demminschen Bürgers wider Tideke Troghe zur Deven, gehalten vor dem Kalandschen Stadtthore von Demmin im Jahre 1484, s. in der oben S. 29, Anm. 2 angezogenen Abhandlung von Schwartz, in derselben Anm. Nachrichten über das Schwerinsche Recht der Stadtgüter von Stralsund außerhalb der eigentlichen, zu Lübischem Rechte liegenden, Stadtfeldmark.
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Wir verstehen hiernach, wenn Herzog Albrecht II. von Meklenburg in seiner Privilegienbestätigung für die Stadt Rostock vom 26. März 1349 1 ) die Versicherung giebt, er dürfe "nie die Rathmänner oder die ganze Gemeinde oder einzelne Personen aus dem Rath oder aus der Bürgerschaft in ihren Gütern, Freiheiten, Privilegien, Briefen, Rechten und Gerichten, Lübischen oder Schwerinschen ("iuribus et iudiciis Lubicensibus aut Zwerinensibus"), innerhalb der Stadt oder außerhalb derselben irgendwo auf Dörfern, Aeckern oder Höfen, Ländereien und Besitzungen, oder in andern Sachen belästigen, beeinträchtigen oder hemmen." Denn wenn der Rath zu Rostock auch immer eifrig bemüht war, für die neuerworbenen Stadtgüter die Verleihung des Lübischen Rechtes zu erlangen, besaßen doch manche Privatpersonen aus dem Rath und der Bürgerschaft Landgüter, die, wenn auch zum erblichen Eigenthum erworben, darum doch nicht zum Lübischen Recht verliehen waren. sondern abgesehen von der Aufhebung des Lehnsnexus in ihren alten Verhältnissen, also auch unter dem Landrecht, dem "Schwerinschen Recht", verblieben.

Ein merkwürdiges Beispiel von einem solchen Landgute bietet Sanitz. König Erich von Dänemark, als damaliger oberster Lehnsherr im Lande Rostock, verlieh 1310 dem Rostocker Bürger Bernd Kopmann das Dorf Sanitz, und zwar, da die Bürger im Allgemeinen nicht lehnfähig waren, es auch nicht zu werden wünschten, mit allem Eigenthum, Recht und Gericht u. s. w. 2 ). Hernach aber kam dies Dorf wieder in den Besitz der ritterbürtigen Familie v. Wedel, und diese mußte, als ritterbürtig, selbstverständlich ihren Roßdienst und andere Lehnpflichten davon leisten. Als dann aber 1335 die Gebrüder v. Wedel Sanitz wieder an den Rostocker Rathmann Dietrich Horn verkauften, ließen sie es demselben "ohne allen Herrendienst" vor dem Landesherrn auf, und am 9. März 1337 bestätigte der nunmehr mündig gewordene Landesherr Albrecht II. diesen Verkauf, das Eigenthum, die Befreiung vom Fürstendienst, die hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Beden u. s. w. 3 ). Aber zu Lübischem Rechte ward Sanitz nicht gelegt, sondern verblieb unter Schwerinschem (Land=) Recht. Als Horn bald hernach mit dem Kloster Doberan über den Besitz eines Torfmoors, welches zwischen Sanitz und dem Klostergute Freien=


1) Mekl. Urk.=Buch X, Nr. 6944.
2) Mekl. Urk.=Buch V, Nr. 3387.
3) Mekl. Urk.=Buch VIII, Nr. 5605, IX, Nr. 5748.
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holz lag, in Streit gerieth und vom Kloster bei dem Landesherrn (1338) verklagt ward, bestellte letzterer den Vasallen Johann Preen zum Richter in dieser Sache. Dieser hegte im Fürstenhofe (in der langen Straße) zu Rostock das Gericht; er nahm meklenburgische Mannen, die des Schwerinschen Rechtes hinlänglich kundig waren ("vasallorum dicti domini Magnopolensis satis in jure Zwerinensi peritorum"), zu seinen Beisitzern, "assessores", die als Schöffen fungirten ("inventum et responsum fuit per vasallos dicti domini Magnopolensis in jure Zwerinensi peritos habita deliberacione et informacione diligenti"), und die Schwerinsche Proceßordnung ward strenge beobachtet ("ordine judiciario Zwerinensi in omnibus fideliter obseruato"). Die Urkunde über den Verlauf und die Entscheidung dieses Processes (Mekl. Urk.=Buch IX, Nr. 5876) giebt uns ein sehr willkommenes Beispiel zur Veranschaulichung des damaligen Verfahrens vor dem meklenburgischen Hofgericht.

In ähnlichen Rechtsverhältnissen wie Sanitz befand sich nun auch das eine Stunde östlich von Rostock belegene ansehnliche Dorf Pastow. So weit unsere Nachrichten zurückreichen, war dieses ursprünglich ein Lehn (vielleicht ein Rostocksches Burglehn) der Ritterfamilie Mörder, welche eines Wappens und wahrscheinlich auch eines Stammes mit den unzweifelhaft wendischen Familien Stoislav, Sisik und v. Gubkow war. Aber nach dem Tode des letzten Fürsten von Rostock (Nicolaus des Kindes, † 1314) zogen sich die Mörder ganz nach Vorpommern zurück, wo sie auch schon im 13. Jahrhunderte am Hofe und im Gefolge des Fürsten von Rügen erscheinen, und veräußerten ihren Besitz in der Herrschaft Rostock. Am 17. April 1318 beurkundeten die Ritter Gotan, Heinrich und Johann und der Knappe Barold, vier Gebrüder Mörder, daß sie an den Rostocker Bürger Arnd Kopmann ihr ganzes Dorf Pastow, wie es ihr Vater, der Ritter Heinrich Mörder, besessen hatte, verkauft hätten und zwar, da der Käufer ein Bürger war, nicht nur "mit allem Recht und Gericht", sondern auch "frei von jeglicher Art von Dienst", aber "zum homagium, was auf deutsch manrecht heißt, zum beständigen Besitz". Sie selbst wollen fortan die Einwohner von Pastow weder mit Ablager, noch mit Fuhren, noch mit andern Lasten beschweren. Sie und ihre Erben "und alle, welche in eben diesem Dorfe Pastow "Hebungen, leen genannt, besitzen" (es waren die Sisik) 1 ),


1) 1335 verkauften die Sisik alle ihre Güter (bona) zu Pastow an Kopmann (Mekl. Urk.=Buch Nr. 5606). - 9 Mk. Hebungen besaßen (  ...  )
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haben das Dorf vor dem König Erich von Dänemark aufgelassen, und dieser hat es Arnd Kopmann und seinen Erben verliehen und vergönnt zum beständigen Besitz nach Erbrecht 1 ). Vier Wochen später, am 14. Mai, beurkundete zu Vordingborg auch König Erich, daß er dem Rostocker Bürger Arnd Kopmann und seinen rechten Erben das Dorf Pastow zu Mannrecht (manreycht), mit allem Recht und Gericht, aber frei, ohne jeglichen Dienst, zum ewigen Besitz verliehen habe; und ähnliche Bestimmungen enthält auch die Urkunde des Fürsten Heinrich II. von Meklenburg (der damals Statthalter König Erichs im Lande Rostock war) vom 28. Januar 1320 über die erbliche Verleihung des von den Gebrüdern Mörder vor ihm aufgelassenen Dorfes Pastow an Arnd Kopmann 2 ).

Hiernach besaß also Kopmann das Dorf Pastow im Uebrigen zu Mannrecht, d. h. also zu demselben Rechte, wie die Mannen im Lande Rostock ihre Lehne, aber ohne die von diesen zu leistenden Lehndienste und zum erblichen Eigenthum. Von seinen städtischen Gütern unterschied sich dieses dadurch, daß es nicht zum Lübischen Stadtrecht lag, sondern eben zu Landrecht. Dieser Unterschied mußte sich in vielen Fällen, namentlich aber bei Erbfällen, geltend machen.

Arnd Kopmann erweiterte nun diesen ländlichen Besitz noch durch den Ankauf des Pastow benachbarten Dorfes Brodersdorf, wenn dieses nicht schon ursprünglich eine Pertinenz von Pastow gewesen ist. Die Urkunde über seine Erwerbung von Brodersdorf liegt nämlich nicht vor; jedenfalls war er aber im J. 1327 schon im Besitz desselben 3 ), und später wird oft Pastow allein genannt, wo Brodersdorf mitverstanden ist.

Nach dem Ableben des ersten Erwerbers von Pastow und Brodersdorf, des Bürgermeisters Arnd Kopmann, hielten seine zahlreichen Erben (er hatte aus 3 Ehen 3 Söhne und 5 Töchter hinterlassen) am 5. April 1336 4 ) eine Erbtheilung über seinen reichen Nachlaß, die um so weitschichtiger ward, als mehrere Kinder, namentlich auch die beiden ältesten Söhne Ludolf und Hermann, schon längst mit großem Gute ausgestattet waren. Pastow und Brodersdorf fielen bei der Erbtheilung dem dritten und jüngsten


(  ...  ) übrigens bis 1340 auch die Lise bei den Bauern in Pastow (das. Nr. 6030).
1) Mekl. Urk.=Buch VI, Nr. 3791.
2) Mekl. Urk.=Buch VI, Nr. 3972 und 4165.
3) Mekl. Urk.=Buch VII, Nr. 4865.
4) Mekl. Urk.=Buch VIII, Nr. 5656.
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Sohne Arnd zu; es ward aber ausgemacht, daß, wenn Arnd ohne echte (Leibes=) Erben verstürbe, Ludolf und Hermann "und ihre Erben zu gleichen Theilen alle Lehn= und Vasallengüter außerhalb der Stadt (omnia bona pheodalia foris ciuitatem et vasallica)," nämlich "die beiden Dörfer Pastow und Brodersdorf", empfangen sollten. Der Ausdruck "bona pheodalia et vasallica" ist, wie sich aus Obigem ergiebt, für diese beiden Dörfer ungenau; er soll nur bedeuten: die zu Mannrecht (ohne Lehn) liegenden Dörfer.

Diese letztere Bestimmung ist aber nicht eingehalten worden, wahrscheinlich weil Ludolf und Hermann lange vor Arnd starben; Ludolf anscheinend nicht lange nach 1340, und Hermann (gewaltsamen Todes) vor dem 19. Januar 1342 1 ). Wie ihre Leibeserben nach Arnds Tode abgefunden sind, wissen wir nicht; es liegt uns aber eine Urkunde vom 19. November 1351 vor, in welcher Herzog Albrecht dreien Schwestern und Erbinnen des weiland Rathsherrn Arnd Kopmann d. j., Mechthild, Gertrud und Vredeke, sowie ihren Erben beiderlei Geschlechts das reine Eigenthum und völlige Freiheit (meram proprietatem ac plenariam libertatem) von dem ganzen Dorfe Pastow verleihet und schenkt, auch förmlich auf jedes Heimfallsrecht (anval) Verzicht leistet 2 ).

Von diesen drei Schwestern war Mechthild dreimal verheirathet. Ihr erster Ehemann war (schon 1336) Michel Wilde, ihr zweiter Eddeler Witte. Als sie sich mit diesem verheirathete, setzte sie sich am 30. Juli 1344 mit ihren Kindern erster Ehe wegen des Nachlasses ihres ersten Gemahls auseinander 3 ). Aus ihrer zweiten Ehe entsprangen dann drei Kinder, Heinrich, Hermann und Johann Witte, von denen aber, da Johann jung starb, nur die beiden ersten für uns in Betracht kommen. Diese Kinder verloren ihren Vater früh. Schon 1351 ging Mechthild Kopmann ihre dritte Ehe ein mit Henneke (Johann) van der Kyritz; am 12. Octbr. d. J. fand sie jene 3 Witteschen Kinder ab, indem sie denselben die meisten Häuser des Vaters in Rostock abtrat, die Güter zu Häschendorf und zu Lüsewitz mit ihnen theilte und ihnen die Hälfte der Erbgüter, welche sie aus dem Nachlaß ihres Bruders Arnold Kopmann empfinge, also 1/6 von Pastow und Brodersdorf, zusagte 4 ).


1) Mekl. Urk.=Buch IX, Nr. 6030 und 6180.
2) S. unten Urkunde I.
3) Mekl. Urk.=Buch IX, Nr. 6437.
4) Lib. recogn. Roztoke. 1338-84, fol. 42 (eingetragen fer. 4 a. post Dyonisii, 12. Octbr. (  ...  )
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Wenn sich späterhin zeigen wird, daß Heinrich und Hermann Witte (1386) noch eine "Schwester" (suster) hatten, so kann diese, da sie bei der erwähnten Auseinandersetzung nicht genannt wird, keine rechte Schwester derselben, keine Tochter Eddeler Wittes gewesen sein, sondern nur eine Stiefschwester der beiden genannten Witteschen Söhne und ohne allen Zweifel eine Tochter aus der Ehe der Mechthild Kopmann mit Henneke (Johann) van der Kyritz. Diese Tochter ward die Frau des Rathmannes Engelbert Katzow, und ihre Ehe war beerbt; 1390 lebten (s.u.) zwei Söhne aus derselben, Heinrich und Henneke Katzow.

Die zweite Schwester Arnd Kopmanns des jüngern, Gertrud (Gese) Kopmann, war in erster Ehe (schon 1336) mit Gerd Kruse vermählt, in zweiter Ehe (schon 1345) mit Eberhard Vöge. Ob die erste Ehe beerbt gewesen ist, wissen wir nicht, es kommt auch nicht weiter in Betracht; aber aus der zweiten Ehe kennen wir zwei Kinder: Elisabeth Vöge, die 1360 als Ehefrau Berthold Witte's erscheint 1 ),


(  ...  ) 1351): Notandum, quod domina Mechtildis, relicta Eddeleri Witten, cum consilio et consensu Hennekini de Kyritze, nunc mariti sui et tutoris, ex vna, ac domini Hermanni Witten, Hinrici Raceborgh et Bernardi Witten ac Bertoldi Witten, tutorum Hinseken, Hermeken et Henneken, puerorum dicte Mechtildis et Eddeleri, parte ex altera, eosdem pueros suos a se separans, assignauit et inscribere fecit eisdem pro bonis suis hereditariis paternis. Primo dicti pueri equaliter optinere debebunt omnes et singulas bereditates, prout pater eorum Eddelerus ipsas in hac ciuitate habuit, [excepta hereditate lapidea angulari ante et retro apud theatrum sita (getilgt): item dimidietatem omnium bonorum in Hesekendorpe (Häschendorf) et dimidietatem omnium reddituum in Luseuitze (Lüsewitz) et integraliter omnem pecuniam, siue in societatibus aut debitis, vbicumque existat, exceptis debitis, in quibus dominus Magnopolensis ipsis tenetur obligatius, in quibus eadem domina Mechtildis ducentas marcas denariorum Rozstoccensium optinebit, in quibus si defectus aliquis fuerit, hunc dicta demina cum pueris suis pro rata quemlibet contingente supportabit. [Ceterum dicta domina Mechtildis optinebit primo hereditatem angularem lapideam ante et retro apud theatrum sitam (getilgt)] et dimidietatem bonorum omnium in Hesekendorp ac dimidium omnium in Luseuitze reddituum. Deinde, quicquid eis contingere poterit de bonis hereditariis domini Arnoldi Copman, huius dimidietatem prefata domina Mechtildis et alteram dimidietatem dicti pueri optinebunt. Et cum hiis dicti pueri sunt a matre sua totaliter diuisi et separati, et causa est inter eos cedata et terminata, presentibus (als Kämmereiherren) Hermanno Lysen et Hinrico Frisonis.
1) Witschopbok fol. 75a. (1360, August 12-28): Dominus Euerhardus Voghe cum censensu domine Ghertrudis vxoris sue fatebatur, se teneri obligatum Bertoldo Witten, genero suo, in CL marcis nomine dotis sue ex parte Elyzabet, filie dicti domini Euerhardi, et in C marcis no- (  ...  )
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und Arnd Vöge. Mit diesem setzte sich 1379 der Rathmann Eberhard Vöge wegen der mütterlichen Erbschaft auseinander, indem er ihm die Hälfte der von seiner Mutter Gertrud in die Ehe gebrachten Güter, u. a. auch die Hälfte von einem Drittel (also ein Sechstel) der Dörfer Pastow und Brodersdorf, abtrat 1 ).

Auch die dritte Schwester, Vredeke Kopmann, war mindestens zweimal, vielleicht dreimal verheirathet, zuerst (1336) wohl mit Claus van der Kyritz, her nach sicher (1340, 1347) mit Bernd Kröpelin; und aus dieser letzteren Ehe lebten 5 Kinder, als Vredeke 1353 die Ehe mit Heinrich Pelegrim einging. Bei der Auseinandersetzung mit jenen 5 Kindern über den väterlichen Nachlaß am 5. April 1353 trat sie denselben Güter und Hebungen in Rostock und Rövershagen, aber keinen Antheil an Pastow ab; vielmehr brachte Heinrich Pelegrim die Ansprüche jener seiner Stiefkinder auf einen Antheil an Arnd Kopmanns d. j. Nachlaß für 100 Mark Lübisch an sich 2 ). Vredeke lebte 1387 nicht mehr; aus der dritten Ehe hatte sie wahrscheinlich keine Kinder, wenigstens hinterließ Heinrich Pelegrim († vor 29. April 1388) keine Leibeserben, sondern ward von Seitenverwandten beerbt 3 ).

Eine Bestätigung und Erweiterung dieser aus Inscriptionen des Rostockschen Witschopboks entnommenen Nachrichten über die Erbschaftsverhältnisse der Kopmannschen Schwestern 4 ) giebt uns eine fernere Einzeichnung desselben Buches vom 9. April 1361 (fol. 48), worin "die (Raths=)


(  ...  ) mine debitorum sibi mutuatorum, pro quibus obligauit sibi viginti duarum marcarum redditus in omnibus bonis et redditibus suis ac pachtibus, precariis et iudiciis, que et quos et prout eos habet in viIIa Pastowe ac in aliis tribus bereditatibus - in platea Monachornm sitis - -.
1) Rost. Witschopbok 1338-84, fol. 145 b; Notandum, quod dominus Euerardus Voge et Arnoldus filius suus cum consensu suorum amicorum amicabiliter se composuerunt de discordia materne hereditatis et concordauerunt in hunc moaum: quod dictus Arnoldus habere debebit dimidietatem tercie partis ville Pastowe et dimidietatem tercie partis ville Broderdorp et integram dimidietatem ville Dummerstorp, quas trium dictarum villarum partes dictus dominus Euerardus cum matre dicti Arnoldi in dotem accepit etc.
2) Rost. Witschopbok 1338-84, fol. 48 b.: item Hinricus Pelegrime dabit dictis pueris (den 5 Kopmannschen) ex parte bonorum hereditariorum domini Arnoldi Copman iunioris C marcas Lubicenses.
3) Witschopbok 1388, fol. 14.
4) Die in Betracht kommenden Personen sind also folgende: (  ...  )
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Herren Eberhard Vöge und Heinrich Pelegrim, (als) Erben des Herrn Arnd Kopmann", und die "Vormünder der Kinder (puerorum) Eddeler Wittes, nämlich Heinrichs, Hermanns und Johanns, auch Erben des vorgenannten Herrn Arnd Kopmann", "dem Herrn Johann van der Kyritz, ihrem Miterben zum sechsten Theil ("eorum quoad sextam partem coheredi"), (ihre) fünf Sechstel ewiger Worthrenten von 120 Mk. Hebungen" aus Grundstücken zu Rostock und noch Korn= und Malzhebungen aus der Pfeffermühle (auf dem Rostocker Stadtgebiete) um 1850 Mark verkauften, aber so, daß sie, "nämlich Herr Eberhard Vöge sein Drittheil und Heinrich Pelegrim sein Drittheil und die Vormünder der Kinder Eddeler Wittes ein Sechstel", binnen drei Jahren zurückkaufen können". Man kann auch hieraus schließen, daß Mechthild Kopmann die Hälfte ihres von ihrem Bruder Arnd ererbten, in der Stadt und im Stadtgebiete, also innerhalb des Lübischen Rechtsgebietes belegenen, Güter ihren 3 Kindern aus der Ehe mit Eddeler Witte in Gemäßheit der oben (S. 36) erwähnten Auseinandersetzung vom J. 1351 überlassen, das andere Sechstel aber ihrem letzten Ehemann Johann van der Kyritz als Heirathsgut zugebracht hatte, und daß sie dieselben mit

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diesem, nachdem ihre Ehe beerbt war, nach Lübischem Rechte gemeinschaftlich besaß. Daraus folgt aber freilich nicht ohne Weiteres auch die Gütergemeinschaft in Betreff des zu Landrecht liegenden Dorfes Pastow, und eine Urkunde liegt darüber nicht vor. Daß aber Eberhard Vöge und seine Frau Gese ein Drittel von Pastow besaßen, wird in einer Inscription des Witschopboks von 1359 ausdrücklich bezeugt. Es verpfändeten nämlich "dominus Euerhardus Voghe et domina Ghesa, vxor sua, Herrn Johann van der Kyritz und seinen Erben um 150 Mk. Kornrenten in tota sua tercia parte ville Pastowe" 1 ).

Dagegen wird nicht angegeben, ob die drei Schwäger Kyritz, Vöge und Pelegrim die Bauergehöfte in Pastow völlig in drei Theile gesondert hatten, oder nur die gesammten Erträge unter sich zu gleichen Portionen theilten. Wohl aber erscheint 1365 der nunmehrige Bürgermeister Johann van der Kyritz als der Repräsentant der Gutsherrschaft in Pastow, und zwar in einem Processe, der strenge nach dem "Mannrecht und Schwerinschen Recht" (servatis omnibus ordinibus iuris vasallici et Zwerinensis) am 14. Juli 1365 entschieden ward.

Nämlich die Bauerschaft zu Pastow (omnes et singuli villani ville Pastowe) verklagte bei dem herzoglichen Hofgericht den Bürgermeister Johann van der Kyritz wegen gewisser Holzungen auf der Feldmark jenes Dorfes. Der herzogliche Hofrichter Heinrich Moltke auf Westenbrügge hegte das Gericht unter dem Maulbeerbaum auf dem Doberanschen Hofe zu Rostock, 2 Ritter waren seine Beisitzer, "dinglude" (Schöffen), diese und der Umstand (2 Vasallen und 2 Mitglieder des Rostocker Raths) haben den Spruch mitbesiegelt. Die Bauern von Pastow wiesen ihren Besitz der Holzungen nach durch einen offenen Brief des weiland Ritters Barold Mörder, desselben, der (oben S. 34) mit seinen drei Brüdern Pastow 1318 an Kopmann verkaufte, damals aber erst Knappe war, dieses Privilegium für die Bauern zu Pastow also erst nach dem Verkauf des Gutes ausgestellt haben kann! Das Hofgericht erklärte diese Urkunde denn auch für null und nichtig und sprach Herrn Johann van der Kyritz, seinen Erben und Nachfolgern die Holzungen "bomeshoch" und "bomesdep" zum freiesten Besitz und Nutz zu 2 ).


1) Witschopbok fol. 75 a.
2) Dieser Spruch ist schon gedruckt in Jahrb. XII, S. 319.
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Im Jahre 1386 waren Mechthild Kopmann und ihr dritter Ehemann, der mehrgenannte Bürgermeister Johann van der Kyritz, beide nicht mehr am Leben. Wie es scheint, war die Frau vor dem Manne verstorben; denn nur bei dieser Annahme werden einige spätere Bemerkungen in den Acten recht verständlich, und daß Johann van der Kyritz erst vor nicht langer Zeit mit Tode abgegangen war, mag man auch daraus entnehmen, daß sein Schwiegersohn, der Rathmann Engelbert Katzow, 1386 (nach dem 18. März) einer Nonne eine Leibrente zuschreiben ließ, welche jener "bei Lebzeiten" derselben geschenkt und zugewiesen hatte.

Nun entstand aber sofort ein Erbstreit unter Mechthilds Nachkommen über deren Antheil an Pastow. In den Acten heißt es nur "vmme dat gu°d to Pastowe vnde to Bröderdorpe"; man möchte also daraus schließen, daß es sich um ein Drittheil von Pastow und von der Pertinenz Brodersdorf gehandelt habe; aber in der weiter unten folgenden Urkunde vom 18. Mai 1390 1 ) wird ausdrücklich gesagt, der Gegenstand des Streites sei "de helfte der twyer dorpe to Pastow vnde Broderdorpe" gewesen. Mechthild van der Kyritz muß also zu ihrem Drittheil noch ein Sechstel der beiden Dörfer Pastow und Brodersdorf erworben haben, und zwar, da (wie sich hernach zeigen wird) die Familie Vöge ihr Drittheil noch 1400 besaß, Heinrich Pelegrims Antheil (1/6), auf welchen dieser, wie S. 38 bemerkt ist, das Anrecht von seinen Stiefkindern 1353 erworben hatte, den er aber um so eher an seine Schwägerin Mechthild veräußern mochte, da er selbst keine Kinder hatte.

Es fragte sich also 1386, wer in die Hälfte der Dörfer Pastow und Brodersdorf succediren sollte, ob die Kinder Engelbert Katzows aus seiner Ehe mit Mechthilds inzwischen verstorbener Tochter (aus der dritten Ehe mit Johann van der Kyritz), oder die beiden Söhne Heinrich und Hermann aus ihrer zweiten Ehe mit Eddeler Witte, oder ob beide Theile, die Söhne und die Tochterkinder.

Vor das Hofgericht bringen die beiden Parteien, der Rathmann Engelbert Katzow für seine Kinder, einerseits, und seine beiden Schwäger, der Rathmann Heinrich Witte und dessen Bruder Hermann, andererseits, ihre Sache nicht, sondern als Rostocker Bürger vielmehr vor die Obrigkeit, unter welcher sie lebten und auch van der Kyritz und seine Frau gelebt hatten, d. h. vor den Rath (am 10. Jan. 1386).


1) Siehe unten Urkunde III.
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Sie unterwerfen ihren Streit aber nicht dem städtischen Gericht, das nach Lübischem Rechte entschied, sondern sie erbitten (wie das Rathsfamilien zu Rostock bei Streitigkeiten unter sich gern zu thun pflegten) zwei Schiedsrichter aus dem Rath, und verwillküren bei hoher Strafe, mit deren Spruch nach Schwerinschem Rechte auf Grund der besiegelten Klageschrift Engelbert Katzows und der besiegelten Vernehmlassung seiner Gegner, sich begnügen zu wollen 1 ).

Der Wortlaut dieser beiden Schriftstücke ist leider nicht überliefert; doch erfahren wir so viel, daß die beiden Witte ihr Recht auf die Urkunden gründeten, durch welche ihre Mutter Mechthild Kopmann und deren beide Schwestern Gertrud und Vredeke Pastow (mit Brodersdorp) erworben hatten (also insbesondere auch auf Herzog Albrechts Verleihungsurkunde von 1351, Urkunde I.), daß dagegen Engelbert Katzow das Recht seiner Kinder auf das (Gut gar nicht von deren Großmutter, sondern von dem Großvater Johann van der Kyritz herleitete. Katzow muß also angenommen haben, daß Johann van der Kyritz das Drittheil des Gutes Pastow(=Brodersdorf) durch die Verheirathung mit Mechthild Kopmann (als Mitgift) zu eigen erworben habe.

Die beiden mit der Sache beauftragten Mitglieder des Rostocker Raths holen nun Rechtsbelehrungen ein, einerseits, wie natürlich, von meklenburgischen Vasallen des Königs Albrecht von Schweden (als Herzogs von Meklenburg), andererseits aber auch vom Rath der Stadt Schwerin, welchen sie veranlassen, das "rechtbok to Zwerin" nachzusehen. Dieses Rechtsbuch wird nicht näher bezeichnet; es war aber wahrscheinlich eine Handschrift des Sachsenspiegels 2 ). Auf


1) Siehe Urkunde II.
2) Da Schwerinsches Stadtrecht bei einer Entscheidung nach Schwerinschem (und meklenburgischem) Mannrecht und Landrecht nicht in Frage kommen konnte. so kann das "Rechtbok" auch kein Codex des Schwerinschen Stadtrechts gewesen sein (wie sich denn auch in den überlieferten Texten desselben keine einschlagende Bestimmung findet). Es wird wohl an eine Handschrift des Sachsenspiegels zu denken sein (von dem man in Rostock wohl kein Exemplar hatte, weil dort Lübisches Recht galt.) Vergl. z. B. die bekannte Stelle im Sachsenspiegel I, Art. 5, § 1: "Nimt de sone wif bi des vader live, de eme evenburdig is, unde wint sone bi ire, unde stirft he darna er sineme vadere umbedelet van dem erve; sine sone nemet dele in ires eldervader (d. h. Großvaters) erve gelike irme veddern in ires vader stat; alle nemet se aver enes mannes deil. Disses ne mach den dochterkinderen nicht geschin, dat se gelike dele nemen der dochter in des eldervader oder in der eldermuder (d. h. Großmutter) erve." (Vergl. über die Benutzung und Verbreitung des Sachsenspiegels in Meklenburg Böhlau, Meklenb. Landrecht I, S. 49, A. 6, 7.) (  ...  )
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Grund der eingeholten Belehrungen und nach dem Laute des Rechtsbuches fällen die beiden Schiedsrichter am 16. Mai den Spruch, daß, wenn die Gebrüder Witte sich durch besiegelte Briefe als die nächsten Blutsverwandten und Erben an Pastow (und Brodersdorf) ausweisen können, sie auf diese Dörfer ein näheres Anrecht haben, als daß es ihnen jemand abstreiten kann. - Beide Parteien nehmen den Spruch an.

Aber als nun der Rath zu Rostock die erwähnten und producirten Urkunden der Gebrüder Witte vor vielen Bürgern auf dem Rathhause verlesen läßt, erhebt Engelbert Katzow den Anspruch, daß seine Kinder zu dem Gute ebenso nahe seien als die Gegner. Doch einigen sich die Parteien dahin, daß der Rath auf Grund der genannten Urkunden die Entscheidung nach Schwerinschem Rechte treffen soll, und dieser übernimmt den Antrag mit der Vorbedingung, daß der von beiden Parteien angenommene Spruch vom 16. Mai bei Bestand bleiben soll.

Der Rath giebt nun am 11. September auf Grundlage der von den Gebrüdern Witte producirten Urkunden als ein "rechtes Schwerinsches Recht" zum Bescheid, daß die beiden Witte nach ihrem Verwandtschaftsgrade die nächsten Erben ihrer Mutter Mechthild und näher zu dem Gute sind als die Katzowschen Kinder; denn "Kind ist immer näher als Kindeskind". Weil Katzow sich nicht auf die Abstammung seiner Kinder als Enkel Mechthilds berufen, aber auch keine urkundliche Beweise dafür, daß deren Großvater Johann van der Kyritz Pastow (mit Brodersdorf) als Braut=


(  ...  ) - Aehnlich bemerkt Homeyer, Richtsteig Landrechts (S. 517) zu Cap. 50, §. 5: "So bidde jene dages wen tume anderen middage, unde des rechtbukes ut der kameren, oft ses bederven." - §. 7: "Des morgens so bringe jene dat ordel in. So bidde jene, dem it wedder is, ofte me das recht icht in dem buke bewisen scole: "Das Buch" - wird wohl ein Codex der sächsischen Rechtsbücher, vielleicht schon mit v. Buchs Glosse gewesen sein; eine besondere Zusammenstellung der Brandenburgischen Rechte, woran der Uebersetzer des C. 50 denkt, kennen wir wenigstens nicht. Die Benutzung aber des Buches ist eine doppelte. Einmal mögen die Urtheiler bei ihrer Berathung sich daraus belehren; sodann bildet es gewissermaßen eine Instanz zwischen (markgräflicher) Kammer und Reich. Die in der Kammer unterliegende Partei erhält noch Gelegenheit ohne förmliches Schelten ein besseres Urtheil zu erstreiten, indem sie sich auf die Quelle beruft, aus welcher die Urtheiler schöpften oder schöpfen sollten."- Hiernach wird auch "das Buch" in der Angabe der Stralsunder oben S. 29, Anm. 2 zu deuten sein. A. Böhlau, Zeitschrift für Rechtsgeschichte IX, S. 280, folgt einer etwas abweichenden Ansicht.
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schatz oder durch Kauf oder durch Auflassung von Seiten Mechthilds vor der Landesherrschaft erworben, vorgebracht hat, so wird sein Anspruch verworfen.

Damit hatten die Gebrüder Witte nun allerdings den Besitz des mütterlichen Antheils an Pastow und Brodersdorf erstritten; es blieben aber oder erhoben sich zwischen ihnen und ihrem Schwager Katzow noch Streitigkeiten um Geldansprüche des Letzteren. Diese wurden indessen durch Vermittelung beiderseitiger Verwandten am 13. Mai 1390 dadurch beigelegt, daß der Rathmann Heinrich Witte und sein Bruder Hermann dem Schwager die Zusicherung gaben, daß, wenn sie dereinst ohne echte Leibeserben verstürben, ihr im J. 1386 erstrittener Antheil an Pastow und Brodersdorf an niemand anders als an seine Söhne Heinrich und Henneke Katzow übergehen sollte 1 ).

Zwistigkeiten der Gebrüder Witte mit ihrem Vetter Arnd Vöge, der nicht nur das von seinem Vater ihm 1379 abgetretene Sechstel, sondern nunmehr auch das andere Sechstel von dem ererbten Antheil seiner Mutter Gertrud Kopmann an Pastow und Brodersdorf besaß, sind 1391 schiedsrichterlich geschlichtet 2 ). Wie? das erfahren wir leider nicht. Arnd starb aber hernach mit Hinterlassung einer Tochter, die wie ihre Mutter Elisabeth hieß. Die Wittwe und die Tochter und ihre Vormünder verkauften dann am 19. März 1400 das einst von Gertrud Kopmann ererbte Drittheil von Pastow und Brodersdorf an die Gebrüder Witte 3 ). Diese besaßen also nunmehr sicher 5/6 von diesen beiden Dörfern; ob auch schon das letzte Sechstel, geht aus den Stadtbüchern und Urkunden des 14. Jahrhunderts nicht hervor.



1) Siehe Urkunde III.
2) Siehe Urkunde IV.
3) Siehe Urkunde V.
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Urkunden.


I.

1351. Novbr. 19. Rostock.
Albrecht, Herzog von Meklenburg, verleiht drei Töchtern des weil. Bürgermeisters Arnold Kopmann zu Rostock Eigenthum, Gericht und Bede des Dorfes Pastow.

Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstoch dominus, recognoscimus et constare volumus vniuersis presencia visuris vel audituris, quod dilectis nobis Mechtildi, Ghertrudi et Vredeken, filiabus olim domini Arnoldi Copman senioris, proconsulis in Rozstoch, ac sororibus iunioris domini Arnoldi Copman, quondam consulis ibidem bone memorie, ipsique in bonis hereditarie succedentibus, earumque legitimis heredibus vtriusque sexus, maribus videlicet et femellis, suis deposcentibus benemeritis dimisimus et donauimus ac presentibus dimittimus et donamus meram proprietatem ac plenariam libertatem super totam et integram villam Pastowe, cum omni iure et iudicio, supremo scilicet et infimo, iusticiis ac omnibus precariis, agris cultis et colendis, pratis, pascuis, paludibus, cespitibus, siluis, nemoribus, rubetis, aquis, aquarum decursibus earumque fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis ceterisque prouentibus, vtilitatibus, pertinenciis et emolimentis vniuersis, quocunque censeantur nomine, prout ipsa villa in suorum terminorum distinctiuis limitibus in longum, latum, altum et profundum abolim iacuit et adhuc iacet plenius comprehensa, libere et pacifice perpetuo possidendam, ita quod ipse et earum heredes, ut premittitur, prefatam villa m cum omnibus premissis condicionibus, nobis et nostris heredibus minime requisitis, vsibus ecclesiasticis aut secularibus pro sue voluntatis libitu apponere poterunt seu applicare. Renunctiamus nichilominus penitus et expresse omnibus iuribus, iudiciis, iusticiis, libertatibus ac proprietatibus, deuolucionibus sine successionibus, in wlgo anval dictis, que in pre-

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missis seu premissorum aliquo nos aut nostros heredes quomodolibet contingere potuerint nunc et in futuro. In quorum euidens testimonium sigillum nostrum presentibus duximius apponendum. Datum et actum Rozstoch, anno domini millesimo CCC° quinquagesimo primo, in die beate Elyzabeth vidue, presentibus nostris fidelibus Alberto Warborgh, Eghardo de Bybowe, Johanne Vmmereysen, militibus, Bertoldo Roden, cancellario, Marquardo de Stoue et Bernardo Alkun, famulis, ceterisque pluribus fidedignis.

 

Nach dem Originale im Rostocker Raths=Archive. An Fäden von grüner Seide hängt das im M. U.=B., Bd. X zu Nr. 6914 abgebildete große runde Siegel des Herzogs Albrecht.


II.

1386. Jan. 10. - Sept. 11. Rostock.
Der Rath zu Rostock entscheidet den Erbstreit um einen Antheil von Pastow und Brodersdorf zwischen dem Rathmann Engelbert Katzow wegen seiner Kinder und dessen Schwägern, dem Rathmann Heinrich Witte und dessen Bruder Hermann Witte, zu Gunsten der Letzteren.

Wy borgermestere vnde radmanne to Rozstok do e n wytlik allen luden, beyde den iegenwordigen vnde tokomenden, dat an den iaren vses heren dusent drehundert sosvndeachtentigesten, des negesten mydwekens na twelften [Jan. 10.] vor vs sint geweset de ehrbaren manne, alse her Engelbert Katzowe, radman to Rozstok, van syner kyndere weghene, vppe de enen side, vnde her Hinrik Witte, radman darsulues, vnde Herman Witte, syn broder, vppe de anderen side, vnde sint an beyden siden gebleuen in vser aller iegenwordicheyt enes rechten Zwerineschen rechtes bi hern Johanne van der Aa, vses rades borgermestere, vnde hern Gerde Grentzen, vseme mederadmanne, vmme de schelynge, de see vnderlangh hadden vmme dat gůd to Pastowe vnde to Brøderdorpe, by pyne vnde verlust hundert lødege mark süluers, we des nicht en he e lde vnde wedderspreke van beyden siden vorbenomet, wat en van den suluen twen vorbenomeden vor Zwerinesch recht geseght wørde, also se dat mit wolberadenen mode vnde mit vryen willen vor vs willekoret hebben vnde mit eren vründen wissent hebben in beyden

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siden. Vnde de suluen vorbenomeden twe, also her Johan van der Aa vnde her Gerd Grentze vmme bede willen der vorbenomeden, also hern Engelberts Katzowen van syner kyndere wegene vnde hern Hinrikes Witten vnde Hermans Witten van erer egene weghene, vnde vser aller bede willen annameden dat sülue recht en to seggende vnde se to vorschedende mit rechteme Zwerineschen rechte na lude hern Engelbertes Katzowen bescreuener vnde besegelder tosprake vnde clage vnde na lude bescreuenes vnde besegeldes antwordes hern Hinrikes Witten vnde Hermans Witten, synes broders, vnde hebben se in den süluen iaren vses heren dusent drehundert sosvndeachtentigestem, des mydwekens na deme sondage na paschen, also men sangh Jubilate [16. Mai], in vser aller iegenwordicheit vnde vele anderer erliker lude vorscheden vnde en e e n recht Zwerinesch recht geseght in desser wyse, also hiir na screuen steyt:

Also alse gi her Engelbert Katzow, radman to Rozstok, van iuwer kyndere weghene, vppe de enen side, vnde her Hinrik Witte vnde Herman Witte, iuwe broder, vppe de anderen side, bi vs, also Johanne van der Aa, borgermestere, vnde Gerde Grentzen, radmanne to Rozstok, enes Zwerineschen rechtes gebleuen sint vmme dat gud to Pastowe vnde to Broderdorpe, na vtwysinge iuwer, hern Engelbertes, besegelten anclage vnde na vtwysinge iuwes, Hinrikes Witte vnde Hermans Witte, besegeldes antwordes, so vorschede wy iw mit rechte na Zwerinescheme rechte na anwysinge wyser, erbaren manne, manne vses leuen gnedigen heren konynges to Zweden, vnde der wisen, vorsichtegen. manne, radmanne der stad to Zweryn, vnde na lude des rechtbokes to Zweryn, dat wy darvmme lesen leten, vnde seggen iw dit vor e e n Zwerinesch recht, alse wy vs des werlikest bevraget hebben vnde rechters nicht en weten; wil men vs des nicht vordregen, so wil wy darto do e n also vele, alse recht is na iuwer anclage, hern Engelbertes Katzowen van iuwer kyndere wegene, vnde na iuweme antworde, hern Hinrikes Witten vnde Hermans Witten: Mogen her Hinrik Witte vnde Herman Witte, syn broder, dat bewysen mit besegelden breuen, dat se des gudes to Pastowe vnde Broderdorpe de negesten eruen sint vnde dat negeste zybbe, vnde hebben des liggende orkünde, so sint see des gu o des to v Pastowe vnde to v Broderdorpe vorbenomet negher to beho e ldende, wen id en genich man af to entwynnende. To openbarer betugh-

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nisse desser dyngh hebbe wy vse yngezeghele drucket laten torugge vppe dessen bre e f. Ghesche e n is desse vorschedynge, alse vøre screuen is, na godes bord drutteynhundert ia e r in deme søsvndeachtentigesten iare, des negesten mydwekens na deme søndage na paschen, also men sangh Jubilate [16. Mai], vor den e e rbaren mannen borgermesteren vnde radmannen to Rozstok vnde vor vele erliken borgeren darsulues.

Vnde do de vorschedynge mit rechte, alse vore screuen is, gesche e n vnde gelesen was, do dankeden see deme rechte an beyden siden vnde en dar wol ane nøghede.

Vnde vmme dat, dat hern Hinrike Witten vnde Hermanne Witten, syneme brodere, de bewysinge des negesten sibbes vnde erues to deme vorbenomeden gude, alse Pastowe vnde Broderdorpe, todelet wa e t, so hebbe wy alle vorbenom' radmanne vnde vele mer erlike lude de openen besegelden breue, de erer moder Mechtilde, eren züsteren vnde eren eruen vppe dit vorbenomede gud tospréken, vor vs lesen laten. Vnde do de breue vor vs gelesen weren vnde de bewysinge vor vs gesche e n was, do düchte hern Engelberte Katzowen van syner kyndere weghene na lude der hewysinge, dat syne kyndere also na eruen scholden wesen des gudes vorbenomet alse her Hinrik Witte vnde Herman Witte, syn broder vorbenomet, vnde wolde en des nycht volgen, dat se dat negeste zybbe vnde de negesten eruen weren to deme vorbenomeden gude, vnde worden des twedrachtigh vor vs. Jodoch so hebben see vs in beyden siden gebéden, dat wy de twedraght van des zybbes vnde erues weghen wolden to vs nemen vnde see darvmme vorscheden mit Zwerinescheme rechte na vtwysinge der vorscreuenen breue, welk ére van dessen twen syden, also hern Engelbert Katzowen kyndere edder her Hinrik Witte vnde Herman, syn broder, dat negeste zybbe vnde de negeste erue sy des vorbenomeden gudes. Vnde wy sint des to rade worden vmme vormydinge merers schaden, vmme vrundschop vnde e e ndracht willen, dat wy dat recht hebben to vs geno v mmen dorch anstandynge erer beyder béde, alse hern Engelbertes van syner kyndere weghene vnde hern Hinrikes vnde Hermans van erer eghene weghene, vnde hebben de openen beseghelden breue vppe dat dicke benomede gud mer wen enes vor vs lesen laten vnde wol betrachtet de inhoidynge der vorbenomeden openen bezegelden breue, de vrowe Mechtilde, de her Hinrikes

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Witten vnde Hermans Witten moder was, vnde eren züsteren vnde eren eruen tospréken, wer hern Engelbertes Katzowen kyndere vnde her Hinrik Witte vnde Herman, syn broder, der Mechtilde vorbenomet negeste zibbe vnde eruen møchten wesen, vnde seggen dat tovoren, dat dat recht, dat her Johan van der Aa vnde Gherd Grentze hern Engelberte van syner kyndere weghene vnde hern Hinrike Witten vnde Hermanne Witten, syneme brodere, alrede geseght vnde delet hebben, scal mechtigh wesen vnde blyuen darvmme, dat see deme rechte in beyden syden dankeden vnde dar wol ane nøgede, also vøre gerøret is. Vnde seggen vordmer vor e e n recht Zwerinesch recht, dat her Hinrik Witte vnde Herman, syn broder, na lude der dicke benomeden breue, dede spreken vppe Pastowe vnde Brøderdorpe, dat negeste zybbe vnde de negesten eruen sint erer møder Mechtilde vnde negher den hern Engelbert Katzowen kyndere in deme vorbenomeden erue; wente kint negher is wen kyndes kynt. Vnde na deme dat syk her Engelbert Katzowe van syner kyndere weghene vppe nyne bewysinge to deme gude to Pastowe vnde Broderdorpe in syner bozegelden tosprake geworpen heft vnde allene dat gud vorbenomet van her Johannes weghene van der Kyritze, vnde nycht van syner kyndere moder weghene, anghesproken heft, vnde her Engelbert van syner kyndere weghene nyne bowysinge van her Johannes weghene van der Kirytze vorbenomet heft, vnde nyne bewysinge van hern Johannes weghene van der Kiritze vorbenomet, also vorwarynge mit bozegelden breuen brudscattes, kopes vnde vplatendes vor den heren, vorebracht heft, also he sik an syner besegelden tosprake vorrømet heft, vnde ok na deme, dat her Johan van der Kiritze vorbenomet in deme vorbenomeden gude alse brudscattes, kopes vnde vplatinge vor den heren vnvorwaret is, vnde her Engelbert Katzowe van syner kyndere moder weghene nicht anghesproken heft vnde van der kyndere moder weghene vppe nyne bewysinge geworpen vnde vorrømet heft, vnde de anderen, alse her Hinrik Witte vnde Herman Witte, opene bezegelde breue, de erer moder Mechtilde, eren zusteren vnde eren eruen tospréken, vorebracht vnde darmede bewyset hebben, dat se erer moder rechte eruen sint vnde dat negeste zybbe, vnde hebben des liggende orkunde: so segge wy dat vor e e n recht Zwerynesch recht na lude hern Engelbertes Katzowen van syner kyndere weghene bezegelder tosprake

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vnde na lude hern Hinrikes Witten vnd Hermans Witten besegeldes antwordes vnde na der bewysinge, de her Hinrik vnde Herman vor vs gebracht hebben, de wy ho e rd vnde seen hebben, dat her Hinrik Witte vnde Herman, broder vorbenomet, to deme gude Pastowe vnde Broderdorpe erer moder Mechtilde vorbenomet negeste eruen vnde dat negeste sybbe sint vnde neger eruen sint den her Katzowen kyndere in alleme erue, dar see erer moder Mechtilde vorbenomet mede beeruen magh; wente kynd io negher is wen kyndes kynd. Acta sunt hec anno domini M°CCC°LXXXVI°, feria tercia proxima post festum natiuitatis beate virginis Marie [11. Sept.], in consistorio nostro in theatro inferiori, presentibus omnibus et singulis proconsulibus et consulibus et multis conciuibus honestis, testibus prcmissorum etc.

 

Nach dem Rostocker Hausbuch 1367-87, Fol. 229-231. Eingetragen 1386, feria sexta, videlicet ipso die exaltacionis sancte crucis (Sept. 14). Im Original steht für ü ein durchstrichenes u , für é ein durchstrichenes e .


III.

1390. Mai 18. Rostock.
Heinrich Witte, Rathmann zu Rostock, und sein Bruder Hermann vermachen auf den Fall, daß sie kinderlos versterben, ihren Neffen Heinrich und Henneke Katzow ihre Hälfte der Dörfer Pastow und Brodersdorf.

Feria quarta infra octauas ascensionis domini. Witlik si, alse vse vrund lier Johan van der Aa, her Lodewicus Cruse, borgermeystere, van vnser wegen, also hern Hinrik Witten vnde Hermens, mynes broders, van der enen syde, vnde her Johan Horn, her Hinrik Coppelow, ratmanne, van hern Eng. Katzow vnde Hinrik vnde Hennekes, syner sones, wegen, van der anderen syden, hebben degedinget twischen vns vmme scult, schelynge vnde manynge, de wi vorbenomede vnderlangh hadden, dorch endracht vnde vrundliker achte willen, so ghunne wi vorbenomede her Hinrik vnde Hermen, dat na vnser beyder dode vnde nicht e e r, wer dat wi beyde vorstoruen, dat god vorbede, ane rechte, echtlike eruen van vseme lyue boren, dat Hinrik vnde Henneke. brodere genomet Katzow, hern Eng. sones, vnser zuster kindere, vnde anders nemand, mogen hebben vnde beholden alsodane gud, alse wi mit

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Zwerineschen rechte geworuen hebben, alse de helfte der twyer dorpe to Pastow vnde Broderdorpe, alse de vorschedinge vtwiset, de in der stad boke screuen is 1 ). Domini Gherardus Grentze loco domini Winoldi Baggelen et Hermannus Wilde aderant.

 

Nach dem Lib. recognit. Rost. 1384-1431, fol. 21 b.-22. - 1) Unsere Urkunde II.


IV.

1391. (April 7- Juli 5.) Rostock.
Heinrich Witte, Bürgermeister zu Rostock, und sein Bruder Hermann werden mit Arnold Vöge wegen ihrer Zwistigkeiten über Pastow und Brodersdorf durch Schiedsrichter verglichen.

Notandum est, quod domini Wernerus Axekow, Thidericus Sukow, milites, Lodevicus Cruse, proconsul, arbitri, arbitratores et amicabiles compositores electi per dominum Hinricum Witten proconsulem et Hermannum Witten fratrem suum, ex vna, et Arnoldum Vogen, parte ex altera, in causa inter ipsos hucusque habita et mota, finaliter pronunciauerunt et diffiniuerunt et super bonis villarum Pastow et Brodersdorp, prout plene in litteris eorundem impeticionem et responsionem et pronunciacionem dictorum arbitrorum continentibus et apud camerarios 1 ) repositis plenius continetur.

 

Nach dem Lib. recognit. Rost. 1384-1431, fol. 25 b, eingetragen zwischen fer. 6 a. p. Quasim. (April 7) und fer. 4 a. p. Petri et Pauli (Juli 5). - 1) camer. ist getilgt und dafür von gleichzeitiger Hand an den Rand geschrieben: d' H. Witten.


V.

1400. März (19.) Rostock.
Elisabeth, Arnold Vöges Wittwe, verkauft unter Zustimmung ihrer und ihrer Tochter Vormünder an den Bürgermeister Heinrich Witte und seinen Bruder den von ihrem Ehemann auf sie vererbten Antheil an Pastow und Brodersdorf.

Notandum est, quod coram camerariis dominis Gherardo Grentzen et Thiderico Holloger constituta domina

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Elyzabeth, relicta Arnoldi Vogen bone [memorie] 1 ), cum dominis Thiderico Wilden et Hinrico Katzow, consulibus, necnon Gherardo Crusen ac Hinrico Bergh, amicis propinquis Arnoldi Vogen tutoribusque Elyzabeth relicte Arnoldi antedicte et Elyzabeth filie sue, quam apud Arnoldum Vøgen peperit, ipsis datis et assignatis, coram proconsulibus ciuitatis libere et sponte consensientibus expresse dictis tutoribus vendidit ac dimisit dilectis suis auunculis domino Hinrico Witten proconsuli et Hermanno Witten fratri suo talia bona hereditaria, que ipsis sunt inheredata per mortem Arnoldi Vogen in duabus villis, videlicet Pastowe et Broderdorpe cum suis attinenciis, videlicet terciam partem secundum tenorem litterarum desuper confectarum, sibi in illis bonis omnino nichil reseruando, warandiam sibi cum dictis suis tutoribus promittents.

 

Nach dem Lib. recognit. Rost. 1384-1431, fol. 59-60, eingetragen 6 a. fer. p. Reminisc. (März 19) oder kurz vorher. - [1) memorie fehlt.]

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