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XLVI, 4.
des
Schwerin, Juli 1881.
D ie diesjährige Generalversammlung fand am 11. Juli statt. Da das Präsidium verhindert war, an derselben Theil zu nehmen, so wurde die Versammlung vom ersten Secretair, Herrn Archivrath Dr. Wigger, eröffnet.
Darauf verlas der Unterzeichnete als zweiter Secretair den Jahresbericht:
"Mit heute beschließt unser Verein sein 46. Lebensjahr. Wenn auch an sich die Zahl 46 in unseren Zeitrechnungen eine besondere Bedeutung nicht hat, so ist doch das eben vollendete Jahr darum für uns bedeutungsvoll, weil es das erste ist, in dem wir die Riesenkraft entbehrten, mit welcher bis dahin der Herr Geh. Archivrath Dr. Lisch als erster Secretair für den Verein wirkte. Wir freuen uns indessen, daß wir unsern früheren hochverdienten ersten Secretair als Ehren=Senior und als Antiquar noch immer den unsern nennen können. Möge uns diese Freude noch lange vergönnt sein!
Das Amt des ersten Secretairs übernahm in der vorjährigen Generalversammlung der Herr Archivrath Dr. Wigger. Wir dürfen uns gratuliren, daß wir ein so wichtiges Amt
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in so bewährte, treue Hand legen konnten, und wir dürfen daher um die Zukunft unsers Vereins zunächst unbesorgt sein.
In der wissenschaftlichen Thätigkeit ist ein anderer Weg, als der bisher rühmlichst betretene, nicht verfolgt, und anders wird es auch wohl keiner erwartet haben. Bis zum Ziel unsrer Bestrebungen sind wir natürlich nicht, denn das Gebiet unsrer Wissenschaft ist ebenso wie das aller Wissenschaft unendlich. Darin ist für uns aber gerade die Hoffnung begründet, daß wir uns immerfort am Erforschen und am Studiren unserer heimathlichen Geschichte werden erquicken können.
Auch in anderer Beziehung bietet sich dem Verein eine glückverheißende Aussicht dar. In den letzten 5 Jahren ist die Zahl der ordentlichen Mitglieder wieder stetig gewachsen. Im letzten Jahr haben sich dem Verein 28 neue Mitglieder angeschlossen, während 16 aus demselben ausschieden; wir erfreuen uns also eines Zuwachses von 12 Mitgliedern. Die Personalveränderungen bis zum April dieses Jahres sind in den drei letzten Quartalberichten schon mitgetheilt worden, ich beschränke mich deshalb heute darauf, diejenigen des vierten Quartals zur Kenntniß des Vereins zu bringen.
Von den ordentlichen Mitgliedern verloren wir durch den Tod:
1) Herrn Oberstlieutenant von Holstein zu Schwerin, gest. 10. April;
2) Herrn Professor Director Dr. Bachmann zu Rostock, gest. 15. April;
3) Herrn Geh. Hofrath zur Nedden zu Schwerin, gest. 17. Mai;
4) Herrn Hofbuchdrucker Dr. Bärensprung zu Schwerin, gest. 25. Juni.
Ausgetreten sind ferner:
5) Herr Oberst Baron von Nettelbladt zu Ludwigslust;
6) Herr Pastor zur Nedden zu Ribnitz;
7) Herr Director Mummenthey zu Altena in Westphalen.
Für den Ausfall gewannen wir in diesem Quartal nur drei neue Mitglieder wieder:
1) Herrn Pastor Türk zu Zahrenstorf bei Brüel;
2) Herrn Kammerherrn Grafen von Bernstorff auf Bernstorf bei Grevesmühlen;
3) Herrn Kalkulator Dierke zu Schwerin.
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Die ganze Zahl der ordentlichen Mitglieder betragt heute 296, es ist das gerade dieselbe Zahl, welche der Verein in seinem ersten Lebensjahre besaß. Bis zum Jahre 1846 brachte er es auf 402 Mitglieder, die größte Zahl bis jetzt überhaupt; dann ging es in den nächsten, politisch so bewegten Jahren rasch rückwärts, und das Mitgliederverzeichniß von 1850 zählt bloß noch 291. Einmal, und zwar im nächsten Jahr 1851 wurde das dritte Hundert noch um 3 überschritten, dann bis jetzt noch nicht wieder erreicht. Die kleinste Zahl weist das Jahr 1869 auf, nämlich 263.
Die Ehrenmitglieder und die correspondirenden Mitglieder sind dieselben geblieben. Zu erwähnen ist hier noch, daß unser verdienstvolles Ehrenmitglied, der Herr Geh. Archivrath Dr. Beyer hierselbst, am 10. Juni das seltene Glück hatte, sein 50jähriges Doctorjubiläum zu feiern. Se. Königliche Hoheit der Großherzog ehrte den Jubilar durch Verleihung des Ritterkreuzes der wendischen Krone, und die juristische Facultät der Universität zu Rostock erfreute ihn durch Erneuerung des Doctordiploms. Außerdem erhielt Dr. Beyer Glückwünsche von vielen Seiten.
Ein Schriftenaustausch ist angeknüpft mit dem historischen Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark.
In Betreff der wissenschaftlichen Arbeiten des Vereins ist zu berichten, daß das neue Jahrbuch bereits bis zum 12. Bogen und der neue Band des Urkundenbuchs bis zum 22. Bogen im Druck fertig sind. Beide werden also in nicht ferner Zeit im Besitz der Mitglieder sein können. Für die weitere Folge ist und wird, wie schon in den Quartalberichten mitgetheilt wurde, stetig gesorgt, und es ist eine Unterbrechung der Publicationen durchaus nicht zu befürchten. Die Guts= und Privaturkunden sind für den jetzt in Angriff genommenen Zeitraum fertig; die Rostocker Urkunden und Stadtbücher so weit gefördert, daß sie im nächsten Herbst können zurück geschickt werden; auch die übrigen städtischen Urkunden werden bereits bearbeitet. Unser sehr thätiges Mitglied, der Herr Dr. Crull in Wismar, hat in neuester Zeit die Urkunden des Klosters Ribnitz an Ort und Stelle für die Zwecke des Vereins revidirt. Ueber die an den Herrn ersten Secretair neu eingegangenen Beiträge zu den Jahrbüchern beabsichtigt derselbe selbst zu berichten.
Wie herkömmlich möge auch heute hier ein Wort gesagt werden über die neuesten wissenschaftlichen Schriften, welche zwar außerhalb des Vereins erschienen sind, aber doch dieselben oder ähnliche Zwecke verfolgen, wie wir.
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Zu dem Programm der Realschule I. Ord. zu Bützow, ausgegeben Ostern 1881, erschien als Beilage eine Schrift des Oberlehrers Dr. Hölscher: "Geschichte des Herzoglichen Pädagogiums in Bützow (1760-1780)." Diese Schrift, nach den Quellen, die sich vorzugsweise im Großherzoglichen Geh. und Haupt=Archiv befinden, mit großer Sorgfalt und mit viel Geschick bearbeitet, ist ein dankenswerther Beitrag zur Geschichte unseres Vaterlandes, und es wird für alle Mitglieder die Mittheilung erfreulich sein, daß Herr Dr. Hölscher seine glücklich begonnene Thätigkeit auf dem Gebiet der meklenburgischen Geschichtsforschung durch Studien über die Geschichte der Universität zu Bützow fortsetzen will.
Im Archiv für slavische Philologie, Bd. V., und auch im Separatabdruck erschien eine Abhandlung von V. Jagié: "Zur slavischen Runenfrage", in welcher die Prillwitzer Götzenbilder in Rücksicht auf die darauf befindlichen Inschriften kritisch untersucht werden. Jagié kommt auf einem andern Wege zu demselben Resultat wie Levezow und Lisch, daß nämlich diese Götzenbilder gefälscht sind. Die Fälschung ist nach ihm nicht vor 1737 geschehen. Nunmehr scheint den falschen Prillwitzer Götzen genug Aufmerksamkeit geschenkt zu sein, und die Verhandlungen über dieselben können wohl als abgeschlossen gelten.
Von dem katholischen Pfarrer Bernhard Lesker in Zellhausen erschien noch 1880 eine Schrift, betitelt: "Aus Meklenburgs Vergangenheit, historische Skizzen, Separatabdruck aus Scheebens "Periodischen Blättern", welche in zwei Abhandlungen zerfällt:
1) Bilder aus der Kirchengeschichte Meklenburgs.
2) Wismar.
Daß ein katholischer Pfarrer die kirchliche Reformation in Meklenburg nicht wohlwollend behandelt, kann uns nicht befremden, und daß daher sein Urtheil von protestantischer Seite nicht stillschweigend würde hingenommen werden, hat Herrn Lesker gewiß auch nicht gewundert. Sicher werden die Mitglieder des Vereins die Entgegnungen in den meklenburgischen Zeitungen mit Interesse gelesen haben; Lesker erwiderte auf dieselben in der Schlesischen Volkszeitung, und die Redaction dieser Zeitung selbst unterstützte ihn dabei. Wir glauben uns hier umsomehr eines Urtheils enthalten zu dürfen, als bereits Worte genug gewechselt sind. Nur möchten wir mittheilen, daß Lesker in dem ersten Abschnitt seines Buches den Verfall der Hansa durch die Einführung der Reformation bedingt weiß, und daß nach seiner Behauptung
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im zweiten der alte ehrliche M. Schröder (Verfasser der kurzen Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar) den Katholiken sicher nur aus Unkenntniß abhold war.
Dr. Wilhelm Rogge lieferte in neuester Zeit (datirt Berlin, 1881) eine nicht gerade umfangreiche, aber sehr verdienstvolle Arbeit: "Die St. Marienkirche zu Rostock. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Backsteinbaues in Norddeutschland." Die auch im übrigen sauber ausgestattete Schrift gewinnt noch durch die schönen Lithographien, welche auf 4 Blättern ein Gesammtbild, den Grundriß, einen Längen= und einen Querschnitt und verschiedene Details der Kirche illustriren.
Endlich erschien in den letzten Tagen in Veranlassung der Wiedereinweihung der restaurirten Domkirche in Ratzeburg von dem technischen Leiter des Baues, dem Großherzoglich Meklenburg=Strelitzischen Landbaumeister Rickmann in Schönberg eine Festschrift unter dem Titel: "Die Domkirche zu Ratzeburg in geschichtlicher, architectonischer und monumentaler Beziehung." Rickmann giebt nach einer ganz kurzen Schilderung der landschaftlichen Schönheiten Ratzeburgs eine Geschichte, welche auf Grund der Geschichte des Bisthums von Masch vorzugsweise kurze Notizen über die Bischhöfe des Stifts enthält, und kommt dann im 3. Abschnitt, überschrieben: "Architectonisches", zur Beschreibung des Domes selbst. Als eine sehr erfreuliche Beigabe sind zu erwähnen drei schöne Lichtdruckbilder, welche 1) den Dom mit nächster Umgebung, 2) den Dom allein von außen gesehen und 3) das Innere desselben darstellen.
Zu dem für uns hochwichtigen Werk: "Schiller und Lübben, mittelniederdeutsches Wörterbuch," sind bis jetzt als Nachtrag zwei Hefte Nr. 29 und 30 erschienen, welche bis zum Worte queken reichen.
Von den wissenschaftlichen Arbeiten der benachbarten Länder verdient nicht leicht ein anderes mehr unsre Theilnahme als die vom Verein für hansische Geschichte herausgegebenen Hanserecesse. Darum möge hier berichtet werden, daß in diesem Jahr von dem Werke wiederum ein Band erschien. Es ist dies der III. Abtheilung, umfassend die Hanserecesse von 1477-1530, 1. Band, welcher von Dietrich Schäfer bearbeitet ist. Ferner erschienen 1881 ein neuer Band des Lübeckischen Urkundenbuchs, I. Abtheilung, 6. Theil, welcher die Urkunden der Stadt Lübeck vom 13. Juli 1417 bis zum 3. Februar 1424 enthält, und, datirt 1879, ein neuer Band der hansischen Geschichtsblätter.
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Eine Karte vom prähistorischen Meklenburg hat Major von Tröltsch in Stuttgart bearbeitet. Dieselbe wurde der anthropologischen Gesellschaft in Berlin im vorigen Jahr vorgelegt und in deren Protocollen günstig beurtheilt. v. Tröltsch wünscht die Theilnahme unsers Vereins insofern, als derselbe sich zur Abnahme einer größern Zahl von Exemplaren verpflichten soll. Die letzte Quartalversammlung glaubte aber diesem Wunsch nicht willfahren zu dürfen, weil dazu die Mittel nicht vorhanden sind.
Was die Erforschung der Alterthümer betrifft, so erwähne ich zunächst, daß der Herr Archivrath Dr. Wigger im Allerhöchsten Auftrag im vorigen Winter eine Untersuchung des Burgwalles zu Wulfsahl bei Parchim vorgenommen hat, über welche derselbe selbst Mittheilungen machen will.
Ueber sehr umfangreiche Ausgrabungen von Kegelgräbern auf der Feldmark von Friedrichsruh bei Crivitz berichtet der Lehrer Wildhagen zu Friedrichsruh in Nr. 109 und 156 der diesjährigen "Mecklenburgischen Landesnachrichten" recht ausführlich. Veranlaßt wurden diese Untersuchungen dadurch, daß im letzten Winter der sogenannte Kannensberg von dem Besitzer desselben abgefahren werden sollte. Herr Wildhagen, der schon lange lebhaftes Interesse für die heimische Alterthumskunde zeigte, und der mit Recht hier eine Ausbeute vermuthete, wandte sich nun sofort an die competente Stelle, damit etwaige werthvolle Funde vor dem Untergang gerettet würden. Er wurde selbst mit der Beaufsichtigung der Arbeit beauftragt und begann dieselbe, nachdem auch die dazu erforderlichen Geldmittel von Serenissimus Allergnädigst bewilligt waren. Obgleich eine stattliche Reihe von Grabhügeln aufgedeckt ist, so sind doch noch mehrere zunächst unberührt geblieben, weil sie zur Zeit mit Korn bestanden sind. Die bis jetzt gemachten Funde sind der Zahl nach nicht unbedeutend.
Der Verein sandte, wie schon im vorigen Jahresbericht erwähnt wurde, einzelne seiner Alterthümer zur anthropologischen Ausstellung nach Berlin; dieselben sind vom Herrn Dr. Beltz wieder an ihren Platz zurück gebracht worden. Herr Dr. Beltz hat auch die demnächstige Ueberführung der Sammlung in das neue Museum eifrig vorbereitet und über diese seine Thätigkeit Ende Mai d. J. an den Vorstand Bericht erstattet.
Eine Aufforderung des Dr. Nachtigall, auf dem für das nächste Jahr geplanten Geographen=Congreß zu Venedig auch unsere Sammlungen auszustellen, lehnte die letzte Quartalversammlung ab; dagegen war man der Ansicht, daß auf der heraldischen Ausstellung zu Berlin, welche im April und
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Mai 1882 stattfinden soll, unsre Siegelabbildungen nicht fehlen dürften. "
Der Herr Archivrath Dr. Wigger verlas nun ein Schreiben des Herrn Geh. Archivraths Dr. Lisch, in welchem derselbe der Versammlung mittheilt, daß er ein vollständiges Verzeichniß der Alterthümer=Sammlung angefertigt habe und dieses dem Verein überreiche.
Nach dem Bericht des ersten Secretaires über die Arbeiten für das Jahrbuch werden die slavischen Ortsnamen in Meklenburg vom Gymnasiallehrer Kühnel zu Neubrandenburg und die Geschichte der Justizcanzlei Schwerin vom Geh. Hofrath zur Nedden, welcher letzterer leider den vollständigen Druck seiner Arbeit nicht erlebte, mehr als 20 Bogen, also einen starken Band allein füllen. Zu späteren Jahrgängen sind Abhandlungen vorhanden vom Archivrath Dr. Wigger hieselbst, Director Dr. Krause zu Rostock, Geh. Archivrath von Mülverstedt zu Magdeburg und von dem Unterzeichneten.
Der Druck des Registers zur zweiten Abtheilung des Urkundenbuchs wird noch ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen, da dasselbe reichlich 90 Bogen füllen wird. Wir werden demnächst denn auch ein so reichhaltiges und vollständiges Register besitzen, wie es bis dahin wohl keines giebt.
Es folgte dann der Bericht des Herrn Kassenführers, hier mitgetheilt in Anlage A.
Ueber die neuen Erwerbungen unsrer Sammlungen im letzten Quartal berichten die Verzeichnisse in den Anlagen B, C, D und E.
Der Herr erste Secretair theilte ferner mit, daß die Verhandlungen mit dem hohen Großherzoglichen Ministerium wegen Verleihung der Rechte einer juristischen Person an den Verein noch nicht völlig zum Abschluß gekommen sind. Es wird zu diesem Zweck eine kleine Veränderung der Statuten nöthig, da dieselben Bestimmungen enthalten müssen 1) über die Vertretung des Vereins vor Gericht, 2) über den Modus der Beschlußfassung. Die deshalb vorgeschlagenen Zusätze zu §. 12 der Statuten: "Dieselben (die Präsidenten) bilden in Gemeinschaft mit dem ersten und zweiten Secretair den Vorstand des Vereins, welchem die gerichtliche und außergerichtliche Vertretung des Vereins obliegt. Die Willenserklärungen des Vorstandes bedürfen der Unterschrift des Präsidenten oder des Vice=Präsidenten und eines der beiden Secretaire" und zu §. 36: "Dieselbe (die Generalversammlung) faßt gültige Vereinsbeschlüsse durch einfache Stimmenmehrheit
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der anwesenden ordentlichen Mitglieder" wurden von der Versammlung genehmigt.
Dann wurde der Bericht des Herrn Dr. Beltz über seine Thätigkeit bei der Catalogisirung der Alterthümer, Vorbereitung zur Verschmelzung mit den Großherzoglichen Sammlungen und Ueberführung derselben in das neue Museum verlesen. Die Generalversammlung erklärte sich mit den Principien, nach welchen die Zusammenordnung vorbereitet wird, einverstanden und sprach auf eine desfallsige Anfrage des Herrn Dr. Beltz den Wunsch aus: "daß zur ausdrücklichen Bezeichnung des Eigenthums des Vereins
1) die Alterthümer des Vereins durch farbige Etiquetten, oder wenn das nicht mehr thunlich, durch ein anderes nicht zu verkennendes Zeichen, etwa durch ein V, deutlich von den Großherzoglichen Sammlungen möchten unterschieden werden;
2) auch im Catalog der Sammlungen das Eigenthum des Vereins durch ein sicher erkennbares, sonst in demselben nicht vorkommendes Zeichen, etwa einen Stern, unterschieden werde, und daß
3) auf dem ersten Blatt des Catalogs über die nach 1) und 2) gewählten Unterscheidungszeichen eine Mittheilung gemacht werde."
Da nach Allerhöchster Resolution dem Verein vergönnt wurde, das erste Mal den demnächstigen Abtheilungsvorstand der Alterthümer=Sammlung im Museum zu wählen und darauf denselben Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge zu bezeichnen, so forderte der Herr Archivrath Dr. Wigger nunmehr die Versammlung zur Wahl auf. Herr Dr. Beltz wurde gewählt und dem Vorstande wurde aufgetragen über die stattgehabte Wahl an Se. Königliche Hoheit den Großherzog zu berichten.
In Anbetracht, daß bei der Ueberführung der Sammlungen in's Museum vom Verein voraussichtlich mehrfach Bestimmungen und Anordnungen zu treffen sein werden, und daß sich dazu nicht gut die Willensäußerung der Generalversammlung einholen läßt, ermächtigte man den Vorstand demnächst die nöthig werdenden Anordnungen zu treffen.
Endlich stellte der Herr erste Secretair an die Versammlung die von einzelnen Vereinsmitgliedern schon oft erörterte Frage, ob es sich im Interesse des Vereins nicht empfehle, die Generalversammlung statt Nachmittags um 4 oder 5 Uhr früher, etwa 10 Uhr Morgens abzuhalten, damit dann noch ein passender Vortrag könnte gehalten werden, auch die Theilnehmenden sich später zu einem gemeinschaftlichen Mahl
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vereinigen könnten. Die Versammlung beschloß, der Vorstand möchte in dieser Beziehung und auch über das Local für eine solche Versammlung Entscheidungen treffen. Man glaubte wenigstens einen Versuch hiermit machen zu müssen.
Ein Vorschlag von anderer Seite, daß die Generalversammlung früher als am 11. Juli stattfinden möchte, fand keine Billigung.
Da die Catalogisirung der Vereins=Bibliothek noch viel Arbeit erfordert, so schlug man dem Herrn Bibliothekar Dr. Latendorf Hülfe vor, zu welcher sich die Herren Rechnungsrath Wunderlich und Archivsecretair Dr. Saß hieselbst freundlichst erboten hatten. Herr Dr. Latendorf nahm diese Hülfe mit Dank an.
Damit war das 46. Vereinsjahr geschlossen; es folgten nunmehr die Wahlen für das 47. Die Beamten des Vereins erklärten sich zur Fortführung ihrer Functionen bereit. Zum Aufseher der Bildersammlung wurde Herr Landgerichtsrath Schlettwein hieselbst definitiv gewählt. Die vier Repräsentanten des Vereins wurden für das nächste Jahr wiedergewählt. Den Ausschuß des Vereins bilden also für das Jahr 11. Juli 1881/82 folgende Mitglieder:
Präsident: Se. Excellenz der Herr Minister=Präsident Graf von Bassewitz.
Vice=Präsident: Se. Excellenz der Herr Staatsrath Dr. Wetzell.
Erster Secretair: Herr Archivrath Dr. Wigger.
Zweiter Secretair: der Unterzeichnete.
Antiquar: Herr Geh. Archivrath Dr. Lisch.
Bibliothekar: Herr Oberlehrer Dr. Latendorf.
Kassenführer: Herr Hofrath Dr. Wedemeier.
Aufseher der Münzsammlung: Herr Ministerialrath Burchard.
Aufseher der Bildersammlung: Herr Landgerichtsrath Schlettwein.
Repräsentanten: Herr von Kamptz.
Herr Revisionsrath Balck.
Herr Ministerialrath Burchard.
Herr Rittmeister von Weltzien.
Dr. Fr. Schildt,
Archivar,
zweiter Secretair des Vereins.
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Anlage A.
Auszug
aus der Berechnung der
Vereinskasse vom 1. Juli 1880 bis zum 30.
Juni 1881.
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Schwerin, den 30. Juni 1881.
Hofrath Wedemeier.
Anlage B.
Erwerbung der Alterthümersammlung.
Mittelalter.
Eine Gußform aus Thonstein, ungefähr 2 1/2 Zoll im Quadrat und 1/2 Zoll dick, an einer Seite für einen Schild mit einem werleschen Stierkopfe zwischen drei Rosen, an der anderen Seite für einen flachen, runden Spangenring und einen Schild mit einem Steighaken (Sturmleiter: Wappen der von Kalant und der von Bredow), schenkte der Herr Actuar Schulz zu Zarrentin. Nach der Form der Schilde gehört die Gußform wohl dem 14. Jahrhundert an und stammt nach dem Wappenzeichen wohl aus dem. östlichen Meklenburg.
Geh. Archivrath Dr. Lisch.
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Anlage C.
Zuwachs der Münzsammlung
im letzten Quartal.
I. Geschenk des Herrn Landbaumeisters Stern in Dargun, durch das Großherzogliche Amt daselbst:
1) Meklenburgischer Sechsling von 1528.
Av.: |
Gekrönter Stierkopf in einem
Kreise.
o DVX o MEGB ALBTAPO (sic!) |
Rev.: |
Der Stargard'sche Arm in einem
Kreise.
† MONET . NOVA . GVST 28 Evers II, pag. 68. |
2) Meklenburgischer Schilling von 1552.
Av.: |
In einem Kreise ein Schild mit
gekröntem Stierkopfe.
IOHAN ALBERT . DEI . GR |
Rev.: |
In einem Kreise ein
durchgehendes Lilienkreuz, in dessen
Winkeln:
DVX o | ME | GAP o | o 1552 | Evers II, pag. 80. |
3) Rostocker Wittepfennig sine anno.
Av.: |
Greif im punctirten Kreise. |
Rev.: |
Balkenschild im punctirten Kreise. Evers II, pag. 394. |
4) und 5) 2 desgleichen sine anno.
Av.: | |
Rev.: | Durchgehendes gerades Kreuz, in dessen oberem linkem Winkel ein kleiner Greif. |
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6) und 7) 2 Stralsunder Wittepfennige sine anno.
Av.: |
Der Strahl in einem punctirten Kreise.
|
Rev.: |
Gerades Kreuz in einem
punctirten Kreise, in dessen oberem linkem
Winkel ein Strahl.
Wellenheim Nr. 6836. |
II. Geschenk des Herrn Cassiers Wiechel hieselbst:
8) Rostocker Dreiling von 1699.
III. Geschenk des Herrn Forstgeometers Mühlenbruch hieselbst:
9) Lübecker Schilling von 1552.
Av.: |
In punctirtem Kreise das
Stadtwappen auf einem Kreuze, in dessen
Winkeln 4 Kreise.
MONETA . LVBICEN 1552. |
Rev.: |
In punctirtem Kreise ein
Wappenschild mit dem Adler.
CIVITAS . IMPERIALIS. |
Schwerin, den 10. Juli 1881.
Ministerialrath Burchard.
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Anlage D.
Für die Bibliothek
gingen ein von Ostern bis Johannis 1881:
I. Alterthumskunde.
II. Amerika.
III. Russische Ostseeprovinzen.
IV. Dänemark.
V. Niederlande.
VI. Belgien.
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VII. Schweiz.
VIII. Oesterreich=Ungarn.
IX. Allgemeine deutsche Sprach=, Geschichts= und Alterthumskunde.
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X. Bayern.
XI. Würtemberg.
XII. Sachsen.
XIII. Thüringen.
XIV. Anhalt.
XV. Preußen.
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XVI. Meklenburg.
Dr. Latendorf.
Anlage E.
Zuwachs der Bildersammlung:
1) Ein Convolut Portraitskizzen und Karrikaturen, besonders aus der Zeit der meklenburgischen Abgeordneten=Kammer von 1848/50. (Geschenk des Herrn Ministerial=Registrators Crull zu Schwerin.)
2) Portrait des wail. Dr. med. Rossi zu Schwerin.
3) Portrait des † Gymnasial=Directors Prof. Dr. Ludwig Bachmann zu Rostock.
4) Ansicht von einer Straße in Dargun aus dem Jahre 1866. (Nr. 2-4 Geschenke des Unterzeichneten.)
Landgerichtsrath Schlettwein.
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