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Bei der öffentlichen Versteigerung eines Nachlasses in dem Hause einer altadeligen Familie zu Schwerin kam auch ein Beutel mit Leinen=Lumpen ("Plünnen") zur Papierfabrication zur Versteigerung, welchen eine Aufkäuferfrau für wenige Groschen erstand. Beim Ausräumen fand sich in dem Beutel auch ein altes, etwas beschädigtes, kunstreich gewebtes Leinen=Laken mit dem "meklenburgischen Wappen". Als sich dies aussprach, machten sogenannte "Antiquitätenhändler" Jagd darauf und boten verhältnißmäßig viel Geld, bis ich zur Zahlung der zwanzigfachen Summe des Kaufpreises getrieben ward, um das seltene Stück für die großherzoglichen Sammlungen zu erwerben und zu retten.
Das Laken ist etwas über 4 Fuß lang und etwas unter 4 Fuß breit und besteht aus sehr starker Leinewand, mit dem weißen Wappen auf rothem Grunde.
In der Mitte steht 3 Fuß hoch das volle, große, siebenschildige meklenburgische Wappen mit großer Krone, fünf Helmen, Helmzierden, Helmdecken und Schildhaltern. Am Rande umher steht eine Kante von 1/2 Fuß Breite, welche wiederholt im Kleinen die einzelnen Wappenschilde unter einfachen Fürstenkronen enthält. In jeder der vier Ecken steht ein großer Ordensstern mit einem kleinen Kreuz in der Mitte.
Das Laken verdient nicht nur in kunstgewerblicher, sondern auch in heraldischer Hinsicht große Beachtung.
Die Weberei ist musterhaft, sehr kunstreich ausgeführt und ganz untadelhaft.
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Das Wappen ist das große, siebenschildige meklenburgische Landeswappen, genau so wie es im Jahre 1658 durch Regierungsbeschluß (nach Jahrb. VIII, S. 33) eingeführt und in den neuesten Zeiten nach den strengsten Forschungen im Thronsaale des Schweriner Schlosses 1 ) in glänzender Stickerei wiederholt und danach in Jahrb. XXV, S. 115, Nr. 1, und hier im Holzschnitt wieder abgebildet ist.
Die Zeichnung aller Wappentheile auf dem Laken ist völlig richtig und ausgezeichnet schön ausgeführt, so daß dieses Wappen zu den besten alten Wappen im Lande gehört.
Die Zeit der Verfertigung dieses alten Kunstwerkes ist schwer zu ermitteln, da keine unmittelbare Zeichen dafür vorhanden sind. Nach dem Jahre 1658 wird das Laken
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jedenfalls gewebt sein, da erst in diesem Jahre das sieben schildige Wappen eingeführt ward. Vielleicht stammt es noch aus der Zeit des Herzogs Christian Louis (1658, † 1692 gleich nach Einführung des Wappens. Es ist aber auch nicht unwahrscheinlich, daß es der Zeit des Herzogs Christian Ludwig (1747, † 1756) angehört, worauf die Ordenssterne in der Ecken des Lakens zu deuten scheinen, da unter diesem Herzoge bekanntlich Ordensfeste am Schweriner Hofe gefeiert wurden. Jedenfalls wird das Laken zwischen 1660 und 1760 verfertigt sein. - Woher das Laken stammt, ist nicht zu ermitteln. Es stammt entweder aus einem fürstlichen Nachlaß oder war ein fürstliches Geschenk an eine adelige Familie.
Schwerin.
Dr. G. C. F. Lisch.