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3) Alte Meßgewänder von Bützow.

Der Verwaltungsvorstand des Hospitals zum Heiligen Geist in Bützow hat einige alte Meßgewänder aus der vorreformatorischen Zeit, welche bis jetzt im Besitze des Hospitals gewesen sind, den großherzoglichen Alterthümersammlungen zur ferneren Aufbewahrung übergeben.

Diese Gewänder sind folgende:

zwei Priester=Kaseln (Meßgewänder) aus schwerem Seidengewebe, beide mit einem aufgenäheten großen Kreuze auf der Rückenhälfte.

Die eine Kasel hat einen blauen Grund mit eingewebten gelben Blumen und Hirschen. Das Kreuz, 4 Fuß hoch und 1/2 Fuß (6 Zoll) breit im Stamme, ist mit Seidenstickerei 1 ) in Plattstich verziert, und zwar mit drei Bildern weiblicher Heiligen. Oben ist die H. Maria mit dem Christkinde auf dem Arme. Darunter stehen zwei weibliche Heilige mit Attributen in der Hand, welche sich aber nicht recht erkennen lassen. Wahrscheinlich sollen sie darstellen: die H. Elisabeth, die Hauptheilige der Hauptkirche, und die H. Katharine, die besondern Schutzheiligen der Kirche, daher auch die große Glocke vom Jahre 1412 diesen Heiligen geweihet ist. Vielleicht soll auch eine der Heiligen die H. Ursula sein, da eine Figur einen Pfeil in der Hand zu haben scheint. Diese Darstellungen stimmen ganz zu dem Heiligendienste der Bützowschen Collegiat=Kirche. Der reich mit Heiligenbildern geschmückte alte Altar (vom J. 1503) enthält fast nur weibliche Heilige. Vgl. Jahrbücher XXIV, 1859,


1) Das Kunstgewerbe der Seidenstickerei stand im Mittelalter sehr hoch.
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S. 318 flgd. - Auf jedem Querbalken des Kreuzes steht ein Heiligen=Brustbild.

Die andere Kasel ist aus einem schweren Seidengewebe von karmoisinrother oder violetter Farbe. Das Kreuz, lang und schmal, 4 Fuß hoch und 2 1/2 Zoll breit in den Balken, ist bunt mit eingewebten Blumen und anderen kleinen Verzierungen geschmückt. Außerdem ist 4 Male der Name maria und 3 Male der Name ihesus in verschiedenen Absätzen mit schwarzer Seide eingestickt.

Ferner sind eingesandt:

zwei Alben oder Meßhemden aus weißer Leinwand, von ungewöhnlicher Weite und Länge, etwas über 6 Fuß lang.

Außerdem:

ein Corporale, oder Handtuch, oder Kelchtuch, ein kleines viereckiges Tuch von weißer Leinwand.

Ohne Zweifel stammen alle diese Sachen aus dem 15. Jahrhundert.

Bekannt waren diese Reliquien seit langerzeit. Schon vor mehr als 200 Jahren machten die Jesuiten auf dieselben Jagd. Nach einer von mir vor vielen Jahren aufgefundenen Nachricht im Staats=Archive nahmen im Jahre 1673 die Jesuiten die "Meßgewänder aus der Kirche zu Bützow" zum Gottesdienst für die Herzogin Isabelle Angélique, die katholische Gemahlin des Herzogs Christian Louis seit 1663, nach Schwerin, bei welcher Gelegenheit der Schweriner protestantische Superintendent Olthof die Wiedereinführung 1 ) der katholischen Kirchentracht für den Altardienst empfahl.

Vielleicht sind diese im Jahre 1673 nach Schwerin für die Kirche geliehenen Bützowschen Meßgewänder nach Bützow zurückgegeben und dieselben, welche jetzt im Jahre 1881 den Schweriner Alterthümersammlungen geschenkt sind.

Dr. G. C. F. Lisch.

Vignette

1) Der Gebrauch katholischer Meßgewänder für den Altardienst hat in der protestantischen Kirche noch lange nach der Reformation, bis zu den neuen Zeiten, bestanden und bestand noch in den neuesten Zeiten. Vielleicht auch jetzt noch, in den nordischen Reichen. Ich habe es wenigstens im Jahre 1844 noch in der Kirche zu Roeskilde auf Seeland gesehen.
Dr. G. C. F. Lisch.