![]() ![]() |
[ Seite 1 ] |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
|
:
XLV, 2.
des
Schwerin, am 5. Januar 1880.
D ie Quartalversammlung auf Neujahr wurde heute unter dem Vorsitze des Vereins=Präsidenten, Sr. Excellenz des Herrn Minisier=Präsidenten Grafen von Bassewitz, in Anwesenheit der meisten Mitglieder des Vorstandes abgehalten. Ueber die Verhandlungen berichten wir in Kürze, was folgt.
I.
Die Matrikel des Vereins hat in dem verflossenen Quartal nicht eben zahlreiche Veränderungen erfahren. Leider ist aber anzuzeigen, daß einer unserer theilnehmendsten Gönner und Mitglieder, Se. Excellenz der Herr Minister und Staatssecretair der auswärtigen Angelegenheiten von Bülow in Berlin, uns durch sein am 20. October zu Frankfurt a. M. erfolgtes Hinscheiden entrissen ist. Wir bedauern ferner, daß der Herr Amtsrichter Lange zu Rehna seinen Austritt aus unserm Verein erklärt hat. Dagegen haben wir wiederum den Beitritt dreier ordentlicher Mitglieder zu verzeichnen; es sind: Herr Lieutenant v. Mühlenfels II. im meklenburgischen Jägerbataillon Nr. 14, Herr Geh. Hofrath August zur Nedden in Schwerin und Herr Realschullehrer Rische
![]() ![]() |
Seite 2 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
zu Ludwigslust. Zu correspondirenden Mitgliedern ernannte der Vorstand in der heutigen Quartalversammlung den Herrn Geh. Hofrath Professor Dr. Bartsch zu Heidelberg (früher zu Rostock), welcher, wie im letzten Jahresbericht angezeigt ward, uns kürzlich mit einer Sammlung der meklenburgischen Sagen beschenkte, und den Herrn Bibliothekar Dr. August Lübben zu Oldenburg, den Herausgeber des großen mittelniederdeutschen Wörterbuches, welches er in Gemeinschaft mit unserm verewigten Bibliothekar, Oberlehrer Dr. Karl Schiller, bearbeitete.
In der Reihe der mit uns correspondirenden Vereine und Gesellschaften sind im letzten Quartal keine Veränderungen bekannt geworden.
II.
Unter den Gästen, welche unsere Sammlungen in Augenschein nahmen, heben wir hervor Se. Hoheit den Erbprinzen Herzog Bernhard von Sachsen=Meiningen, welcher am 8. November von Ludwigslust aus das Antiquarium mit einem Besuche beehrte und unter Führung des Herrn Geh. Archivraths Dr. Lisch die Sammlungen einer eingehenden Besichtigung würdigte. Acht Tage später traf auf einer wissenschaftlichen Rundreise durch Norddeutschland Herr Dr. Essenwein, der Director des Germanischen Museums zu Nürnberg, hier ein.
Die Sammlungen des Vereins sind in diesem letzten Quartal durch zahlreiche Beiträge bereichert.
A. Zur Alterthümer-Sammlung
empfingen wir folgende Geschenke:
1) vom Herrn Buchdruckerei=Corrector Harms hieselbst
3 Keile aus Feuerstein, zum Theil beschädigt, gefunden um 1860 zu Finkenthal, unweit Gnoien, bei der zum Zwecke des Chausseebaues vorgenommenen Abtragung eines Hünengrabes;
2) vom Herrn v. Schack auf Brüsewitz durch Herrn Inspector Putzky:
1 Keil aus dunkelgrauem Feuerstein, 4 Zoll lang, und 1 unbearbeiteten keilförmigen Stein oder Hammer aus feinkörnigem Granit, 6 Zoll lang.
![]() ![]() |
Seite 3 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
3) Dem Herrn Lehrer Wildhagen zu Friedrichsruhe verdanken wir
eine sehr merkwürdige Armschiene aus polirtem braunrothem Stein mit je einem von beiden Seiten gebohrten Loche an jeder der vier Ecken, gefunden vor ungefähr 11 Jahren zu Valluhn bei Zarrentin in einer Mergelgrube, ferner
eine Streitaxt mit Schaftloch aus Diorit, gefunden zu Gutow bei Grevesmühlen, und
zwei Bruchstücke eines Bronzeschwertes, sowie
eine Lanzenspitze von Bronze, welche zu Friedrichsruhe bei Crivitz beim "Wegräumen von Steinen" gefunden sind.
4) Herr Lieutenant Cordes zu Schwerin schenkte dem Verein
drei Bruchstücke eines, wahrscheinlich aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts stammenden, in Weiß und Blau gewebten Damast=Gedeckes, zusammen 11 Ellen lang, mit eingewebten Bildern, die Hochzeit zu Kana darstellend, welche sich in je 4 Gruppen wiederholen.
B. Naturwissenschaftliche Sammlung.
1) Eine abgebrochene Hirschhornstange von ungewöhnlicher Stärke, 40 Centimeter lang, welche im Mai 1879 auf dem sogenannten Seemoor der Stadt Crivitz aus einer Tiefe von 8 Fuß durch Torfarbeiter zu Tage gebracht war, ward unserer Sammlung durch den damaligen Herrn Bürgermeister Kothé zu Crivitz, jetzigen Amtsrichter zu Schwerin, übersandt. Ob dieses Geweihstück von einem "Riesenhirsch" stammt, läßt sich schwer bestimmen, da es dazu zu kurz ist und alle Verästelungen fehlen.
2) Unser Vereinsmitglied, Herr Eisenbahnbeamter Heuer hieselbst, erwarb eine zu Wüstenmark bei Schwerin gefundene große, stark eisenhaltige, auf der Oberfläche verglaste Schlacke. Diese ward im vorigen Frühling in den Zeitungen besprochen, weil man in derselben irriger Weise einen Meteorstein vermuthete. Herr Heuer schenkte sie dem Verein.
![]() ![]() |
Seite 4 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
C. Die Münzsammlung
ward um 33 Stücke vermehrt:
a. Geschenk des Herrn Inspectors Putzky zu Zülow:
1) Witten von Meklenburg=Güstrow 1692,
2) Rostocker Witten 1622,
3) Rostocker Pfennig 1802,
4) 2=Pfennigstück des Münsterschen Dom=Kapitels 1790,
5) Hannoversches 2=Pfennigstück 1861,
6) Braunschweigscher Pfennig 1803,
7) 2=Pfennigstück vom Königr. Sachsen 1855,
8) 2 Centimes vom Königr. Westphalen 1802,
9) Kurhess. 2=Kreuzerstück 1825,
10) 3=Pfennigstück von Reuß=Greiz 1831,
11) Frankfurter Heller 1813,
12) 3 unbestimmbare Kupfermünzen,
13) Russische Kupfermünze 1771,
14) bleierne Medaille auf den russ.=türk. Frieden 1774.
Av.: | Die Kaiserin und der Sultan zu Pferde, sich die Hand reichend. Im Abschnitt: zwey haende bringen den | Streitt zu ende. 4 | 1774. |
Rev.: |
Inschrift in 9 Zeilen: O Freude
| wenn der Helden | Krafft
![]() |
15) Russ. Kopekstück 1858,
16) Oesterreichischer Kreuzer 1800,
17) Königreich Neapel, 10=Tornesistück in Kupfer, 1825,
18) kupferne Medaille auf die erste französische Republik 1792 (l'an IV de la liberté),
19) Kupfermünze derselben, Jahreszahl verwischt,
20) große kupferne Medaille auf die erste Pariser Industrie=Ausstellung.
Av.: | Kopf des Kaisers und der Kaiserin mit Umschrift. |
Rev.: | Theil des Ausstellungs=Gebäudes: PALAIS DE L'INDUSTRIE | PAVILLON DU NORD. |
21) Französisches 5=Centimesstück 1856,
22) 2 englische Kupfermünzen,
23) 2 holländ. desgl. (Seeland) von 1784 und 1791,
24) belgisches 2=Centimesstück 1833,
![]() ![]() |
Seite 5 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
25) dänisches 2=Schillingsstück, Kupfer, 1818,
26) brasilianische Kupfermünze 1832, auf der Hauptseite mit M gestempelt,
27) chinesische Messingmünze.
b. Geschenk des Herrn Lehrers Wildhagen zu Friedrichsruhe:
28) mecklenb.=schwer. Witten 1621.
c. Angekauft:
29) 32=Schillingsstück von Lübeck 1731.
D. Für die Bilder-Sammlung
wurden a. angekauft:
1) Professor der Theologie Heinrich Müller zu Rostock (Kupferstich),
2) Herzogin Auguste zu Meklenburg=Güstrow (desgleichen),
3) Appellationsrath Sigismund Büchner (desgleichen),
4) Leibarzt Hadrian von Mynsicht (desgleichen).
b. Es sind geschenkt, und zwar von dem Herrn Consul Brüning zu Beirut:.
1) Heinrich Schliemann (Holzschnitt aus der "Gartenlaube"),
2) Siegwart Friedmann, Schauspieler (desgleichen),
3) Franziska Ellmenreich, Schauspielerin (desgleichen),
4) Schott, Sänger (Stahlstich, Weger in Leipzig, aus der Modenzeitung).
E. Die Bibliothek
erhielt folgenden Zuwachs:
I. Niederlande.
![]() ![]() |
Seite 6 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
II. Belgien.
III. Schweiz.
IV. Italien.
V. Oesterreich=Ungarn.
![]() ![]() |
Seite 7 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
VI. Allgemeine deutsche Sprach=, Geschichts= und Alterthumskunde.
VII. Bayern.
VIII. Thüringen.
![]() ![]() |
Seite 8 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
IX. Anhalt.
X. Preußen.
XI. Hansestädte.
![]() ![]() |
Seite 9 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
XII. Meklenburg.
Nachtrag.
III.
Was schließlich die Arbeiten des Vereins betrifft, so wird nach Mittheilung des ersten Secretairs, Herrn Geh. Archivraths Dr. Lisch, der 44. Band der Jahrbücher (1879) voraussichtlich erst im Spätsommer oder Herbst dieses Jahres im Druck vollendet werden und zur Versendung kommen können. Der erste Theil desselben (die geschichtliche Abtheilung) ist bereits gedruckt, und der Druck des zweiten Theiles (Alterthümer) ist angefangen und kann ohne Störung fortschreiten. Der wesentliche Grund der Verzögerung liegt, wie schon früher angegeben ist, darin, daß in Aussicht gestellte Beiträge ganz ausgeblieben oder zu spät eingegangen sind.
Das sehr ausführliche Wort= und Sach=Register zu den Bänden V-X des Meklenburgischen Urkundenbuches hofft Herr Rector Römer zu Grabow, unser sehr thätiges Ehrenmitglied, bis Michaelis d. J. druckfertig zu stellen.
An der Sammlung des urkundlichen Materials aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird so fleißig fortgearbeitet, als es die Amtspflichten der Commissions=Mitglieder irgend gestatten. Die 400 Urkunden, welche uns früher von E. E. Rath zu Rostock aus dem dortigen Rathsarchiv zum Abschreiben für das Meklenburgische Urkundenbuch
![]() ![]() |
Seite 10 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
geliehen waren, sind absolvirt und zurückgegeben. Auf gütige Fürsprache des Herrn Bürgermeisters Dr. Crumbiegel sind uns nun die noch ziemlich zahlreichen übrigen Archivalien derselben Fundgrube wiederum anvertrauet worden, und für eine gleiche Liberalität haben wir auch den Herren Vorstehern des Klosters zum Heil. Kreuz zu danken. Desgleichen hat unser erhabener Protector, Se. Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Wilhelm, uns allergnädigst vergönnt, die auf der Großherzoglichen Bibliothek zu Neustrelitz aufbewahrten Urkunden des Bisthums Ratzeburg und des Klosters Broda zur Bearbeitung für unser Urkundenbuch hierher zu holen, was wir nicht unterlassen können, hier mit allerunterthänigstem Danke zu erwähnen. Uebrigens beläuft sich die Zahl der Brodaischen Urkunden aus den Jahren 1351 bis 1400 auf nicht weniger als 100, das Ratzeburgische Archiv aber wird aus diesem Zeitraum über 200, die Rostocker Archive werden mehr als 700 Nummern liefern. Wir führen diese Zahlen nur beispielsweise an, um den Vereinsmitgliedern eine annähernde Vorstellung von dem Reichthum des meklenburgischen Urkundenschatzes aus dieser Zeit zu ermöglichen und es zu erklären, warum der Druck dieser neuen Abtheilung des großen Urkundenwerkes noch nicht in Aussicht genommen werden kann.
Dr. F. Wigger,
zweiter Secretair des Vereins.