zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 268 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Alterthümer der Eisenzeit von Cladow.

Herr Dr. v. Buchwald zu Preetz schenkte dem Verein viele verschiedene Alterthümer, welche vor langer Zeit auf dem Landgute Cladow bei Crivitz, welches früher sein Großvater und Vater besaßen und bewohnten, gefunden sind und wahrscheinlich zusammen einen Fund bilden.

Diese Alterthümer sind folgende:

1) viele kleine eiserne Messer, fast alle zerbrochen, 5 Klingen, ziemlich erhalten, und ungefähr 20 Bruchstücke von Klingen und Griffzungen. Die Klingen sind 5 bis 7 Centim. lang, mit dem Rücken etwas rückwärts gebogen und an der Schneide abgerundet. Die Messer gleichen ganz den in den meklenburgischen Gräbern der Eisenzeit oft gefundenen.

2) Sehr viele Perlen, und zwar ungefähr 50 größere Perlen, meist aus blauem, weißem und buntem Glase, braun mit eingelegten weißen oder gelben Streifen, eine Bernsteinperle, eine durchscheinende perle von rothem (!) Glase. Ferner ungefähr 80 ganz kleine Perlen von fast 1/2 Centim. Durchmesser aus weißlichem und grünlichem Glase.

3) Viele bronzene Ringe, und zwar:

  1. 4 Fingerringe aus Bronzeblech;
  2. 7 sogenannte "Schläfenringe" aus Bronzedrath von verschiedener Größe, 1 von 8 Centim., 4 von 4 Centim. Durchmesser;
  3. ungefähr 12 Bruchstücke von verschiedenen bronzenen Geräthen, welche jetzt nicht mehr zu bestimmen sind.

Die jetzt sogenannten "Schläfenringe" sind offene Drath= oder Blechringe, aus Silber oder Bronze, welche an einem Ende "abgestumpft", am andern Ende zu einem Doppelhaken oder einer Schleife rückwärts gebogen sind. Sie sind in neueren Zeiten in den nordöstlichen Ländern Deutschlands neben menschlichen Schädeln öfter gefunden und daher sonderbarer Weise "Schläfenringe" genannt.

Zuerst sind die "Schläfenringe" wohl im Jahre 1858 in Pommern in der Nähe von Cörlin in einem Funde entdeckt, welcher durch Geschenk in den Besitz des Vereins für meklenburgische Geschichte gekommen und in den Jahrbüchern des Vereins, Jahrg. XXIV, 1859, S. 282 flgd., beschrieben und beurtheilt ist. Der Fund enthält über 12

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 269 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

sogenannte Schläfenringe aus Silber, 1 kleines Messer und eine Scheerenklinge von Eisen, 13 Glasperlen und eine Silbermünze, welche als eine pommersche Münze aus dem Ende des 12. Jahrhunderts erkannt ist. Dieser Fund gleicht also fast ganz dem beschriebenen Funde von Cladow.

Etwas später, 1862, sind bronzene Ringe dieser Art auch in Meklenburg auf dem der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts angehörenden großen Begräbnißplatze von Bartelsdorf bei Rostock gefunden, vgl. Jahrb. XXVIII, 1863, S. 305 flgd. Seitdem find solche Schläfenringe öfter beobachtet.

So ward 1879 in einem Grabe bei Hohensaathen, Kreis Angermünde, ein solcher bronzener, mit Silber überzogener Ring gefunden. Vgl. Berliner Zeitschrift für Ethnologie, Band XI, 1879, s. 375, wo auch dieser Ring abgebildet ist.

In der Provinz Posen wurden auch in einem Grabe am Hinterkopfe eines Skelets viele "Schläfenringe", eiserne Messer und auch eine Münze aus dem 12. Jahrhundert gefunden. Vgl. II. Nachtrag zu den Materialien zur prähistorischen Kartographie der Provinz Posen, von Professor Dr. Schwartz, Posen 1880, S. 13, wozu auch ein solcher Ring auf Taf. II, Fig. 13 abgebildet ist, welcher ganz den Cladow'schen gleicht. - Auch im Katalog der Berliner anthropologischen Ausstellung, 1880, S. 387, ist ein solcher Ring abgebildet.

Funde dieser Art stammen also ohne Zweifel aus der letzten Zeit des Heidenthums, aus dem Ende des 12. Jahrhunderts nach Chr.

4) Ob mehrere Topfscherben, mit horizontalen Parallellinien und mit Wellenlinien verziert, zu den oben beschriebenen Funden von Cladow gehören, läßt sich nicht mehr bestimmen. Der Zeit nach würden alle diese Sachen zusammengehören.

5) Einige ausgedörrte menschliche Knochensplitter scheinen für Begräbnisse als Fundstätte zu sprechen, jedoch läßt sich dies auch nicht mehr entscheiden.

6) Sechs thönerne Spindelsteine scheinen nicht zu dem Funde zu gehören, sondern gesammelte Einzelnfunde zu sein.

Dr.

 

Vignette