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Die alte Kirche von Klenow (Ludwigslust).

Die schon vor hundert Jahren abgebrochene Kirche zu Klenow oder Kleinow (jetzt Ludwigslust) gehört mit zu der Gruppe der alten Kirchen des Landes Jabel und verdient wohl eine Besprechung, soweit sich diese nach Ueberlieferungen verschiedener Art jetzt noch möglich machen läßt.

Klenow, an der südöstlichen Grenze des Landes Jabel, war in alter Zeit ein Lehngut mit einem großen Bauerdorfe. Im 14. Jahrhundert erscheint das Gut im Besitze oder Mitbesitze der Herren von Pinnow, denen auch Beckentin bei Grabow gehörte. Seit dem 15. Jahrhundert kommen die Herren von Klenow im Besitze von Klenow vor. Ein Ritter Hermann von Clenow erscheint 1294 und 1295 bei den Fürsten von Werle zu Parchim und 1300 bei den Grafen von Schwerin zu Neustadt zugleich mit dem Ritter Ulrich von Pinnow (vgl. Meklenburg. Urk.=Buch).

Die Herren von Klenow blieben lange im Besitze des Gutes, bis sie es aus Geldbedrängniß 1616 an den Herzog Johann Albrecht H. verkauften, welcher es 1621 an seinen Bruder Herzog Adolph Friedrich wieder verkaufte.

Die Herren von Klenow verschwinden am Ende des 17. Jahrhunderts aus Meklenburg und sollen im 18. Jahrhundert ausgestorben sein.

Der adelige Hof stand an der Stelle des jetzigen Schlosses und Schloßplatzes von Ludwigslust. Das Bauerdorf erstreckte sich von dem Hofe ungefähr längs der jetzigen Schloßstraße bis vor das jetzige Schweriner Thor, vor welchem dem Stifte Bethlehem gegenüber noch jetzt die letzten Ueberreste des Dorfes stehen.

Nachdem das Gut in fürstlichen Besitz übergegangen war, ward der frühere adelige Hof ein Domanial=Pachthof mit einem Domanialdorfe. Später bauete hier an der Stelle des Pachthofes der Herzog Christian Ludwig ein Jagdschloß, welches den Namen Ludwigslust erhielt und 1735 fertig ward 1 ).

Nach dem Tode des Herzogs erhob der Herzog Friedrich durch viele und große Bauten nach und nach den Ort zu der bekannten anmuthigen Residenz. Von größern Gebäuden bauete er zuerst die Kirche, welche 1765 angefangen und 20. Octbr. 1770 eingeweihet ward, und in der Zeit 1772 bis 1776 das große Schloß an der Stelle des Jagdschlosses,


1) Vgl. auch "Goß Geschichte Von Ludwigslust in den "Ludwigsluster Blättern" 1845.
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dessen niedrige Flügel von Fachwerk erst in dem gegenwärtigen Jahrhundert abgebrochen sind.

Die alte Kirche des Ortes, welche ein Filial der Kirche des nahen Dorfes Gr.=Laasch war, stand vor dem Hofe im Anfange des Dorfes hinter den ersten Häusern der jetzigen Schloßstraße rechts vom Schlosse her und neben dem jetzigen Prinzengarten, wo noch in den neuesten Zeiten viel Menschengebeine von dem Kirchhofe ausgegraben sind.

Bald nach dem Anfange des Baues der neuen Kirche (1765) ward die alte Kirche von Klenow abgebrochen. Nugent 1 ) schreibt am 21. Novbr. 1766: "Die alte Kirche war so äußerst baufällig, daß es kaum schicklich gewesen wäre, sie länger stehen zu lassen. Von der neuen Kirche, die erst kürzlich angefangen ist, sind bis jetzt erst die Mauern fertig."

Von der alten Kirche zu Klenow ist noch ein gleichzeitiges gutes Oelgemälde von dem berühmten Maler Findorf 2 ) vorhanden, welches jetzt im großherzoglichen Antiquarium zu Schwerin aufbewahrt wird. Dieses Oelgemälde hat in Verbindung mit Archivnachrichten den Stoff zu der folgenden Beschreibung geliefert.

Die Kirche war ein kleines, niedriges Oblongum, im Aeußern von Ziegeln aufgemauert, und hatte in der von Findorf dargestellten Südwand eine Thür und zwei niedrige Fenster, alle im Rundbogen, in der Nordwand wahrscheinlich drei Fenster. Der Thurm war von Holz. Die Kirche war also im Style der alten Kirche zu Leussow (vgl. oben S. 193) gebauet, jedoch kürzer. Sie wird wahrscheinlich noch im 13. Jahrhundert gebauet sein.

Der Ziegelbau war jedoch nur Schein. Die Kirche war nach den folgenden Archivnachrichten nur auswendig von Ziegeln; inwendig war sie von Holzfachwerk und geklehmt. Diese Bauart ist bis jetzt nur an der vor längerer Zeit abgebrochenen alten Kirche zu Wittenförden bei Schwerin beobachtet.

Eine mit dem Gemälde übereinstimmende Beschreibung der Kirche giebt das Kirchen=Visitations=Protocoll von Groß=Laasch vom Jahre 1706:

"Anno 1706 den 7. May ward in der Kirchen zu Kleinow, weil die Kirche größer ist, mit der Visitation zu Großen Lasche der Anfang gemacht."


1) Nugent Reisen durch Meklenburg II, S. 237.
2) Von diesem Oelgemälde ist eine kleine lithographirte Copie in Lisch Meklenburg in Bildern Heft I, zu S. 42 wiedergegeben.
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Die Kirche zu Kleinow. Ist inwendig von von Holtz und zwar von 14 kleine Fach und die Wände gekleimet. Außwendig aber gemauret und mit eisern vielen anckern an dem Holtze gezogen. Das Mauerwerck ist etwas gesuncken und insonderheit an der Süd=Seite geborsten."

"Der giebel nach Osten ist in Holtz gemauret, der andere stehet an dem tuhrm."

"Das Dach ist von Zungensteinen, etwas alt, doch noch in zimblichem stande."

"Der tuhrm ist in gutem stande, außer daß ein par bände oberwertz verfaulet sein sollen."

"Die Bekleidung ist von eichen brettern, die kleine spitze mit Spohn gedecket."

"In dem tuhrm sind 2 gute Klocken mit gutem zubehör."

"In der Kirchen ist nur eine kleine tühre von eichen holtze."

"Der boden ist von gestrichenen eichen brettern, doch zimblich alt."

"Der Fluhr von gebrandten steinen, unter die stühle aber ist nichts als Sand und etliche lose Feldsteine. DieMauersteine aber sind schon vorhanden, damit auch solche plätze können gepflastert werden."

"In der Kirchen sind überall 38 taffel Fenster."

"Die Cantzel ist sehr eng und schlecht, von dischler arbeit, mit einer kleinen treppen."

"Die tauffe ist aus einem eichenen Klotz gehauen, mit einem deckel von tischler arbeit, inwendig ein messingen Becken. Hiebey ein Handrolle."

"Der altar ist von alten schlechten Snitzwerck, der tisch gemauret und vor demselben ein gitter."

"An der Nord=Seite des altars ist ein stuhl drey stuffen von der erden mit einem gesims, dazu man sowoll von außen als inwendig kommen kan. Gehöret zum Hofe."

"Darnegest ist in der Mauer ein von Stein gemachtes adel. Epitaphium derer v. Kleinowen 1 )."

G. C. F. Lisch.



1) Dieses Epitaphium vom Jahre 1582 auf Gottschalk v. Klenow († 1549) und seine Gemahlin Alheid, geb. v. Bassewitz († 1553), wird noch jetzt in der Kirche zu Ludwigslust aufbewahrt. Vgl. Goß a. a. O. Nr. 7, S. 26.