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Bastgeflecht von Wietow.
Im Sommer 1872 ward zu Wietow bei Wismar tief im Torfmoor ein merkwürdiges Bastgeflecht gefunden und von dem Besitzer des Gutes, Herrn von Blücher, dem Vereine geschenkt.
Das Geflecht ist 8 Centim. lang und viereckig, an jeder Seite gegen 2 Centim. breit. Jede Seite besteht aus zwei Reihen kleiner Rollen, in jeder Reihe 9 bis 10 Stück. Das Ganze ist sehr künstlich und regelmäßig gearbeitet und gleicht einer viereckigen feinen Blechkette.
Der Stoff ist sicher Weidenbast, wie Herr v. Blücher und andere erfahrene Kenner urtheilen.
Aehnliche Geflechte aus Bast sind in der Schweiz in den Pfahlbauten der Steinzeit häufig gefunden, z. B. am Pfäffiker See; vgl. Keller Pfahlbauten, 4. Bericht, Taf. IV, Fig. 14.
Nach dem Bericht des Herrn von Blücher ist dieses Geflecht 10 Fuß tief im Torf auf der sogenannten "Torfleber" gefunden. Torfleber wird hin und wieder im Lande eine einige Zoll dicke Schicht unter dem gewachsenen Pflanzentorf genannt, welche frisch gestochen etwas heller und fester, jedoch zum Brennen nicht so gut ist, als der gewöhnliche Torf. Nach der Ansicht von Kennern besteht die Torfleber aus vermoderten Wasserpflanzen, namentlich Rohr und Schilf, und bildet den Boden des Torfs. Die Torfleber ist also Moder vom Grunde des ehemaligen Gewässers, welches im Laufe der Zeiten Torfmoor geworden ist. Hierzu stimmt auch eine vorliegende Probe aus einem andern Moor, welche, freilich stark nachgedunkelt, ganz erdig und hart ist.
Nach der Fundstelle und nach Vergleichung anderer Vorkommenheiten dürfte das Bastgeflecht von Wietow der Stein=
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zeit angehören und einen Pfahlbau an der Stelle anzeigen. Ohne Zweifel ist das Geflecht sehr alt.
G. C. F. Lisch.