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Gräber von Himlingoie auf Seeland.

Nahe bei Varpelev auf Seeland war ein langer, niedriger Hügel, Namens Bavnehoi, bei desen Abtragung man von 1828 bis 1835 auf viele Alterthümer stieß. Leider geschah die Aufdeckung nicht regelmäßig und unter wissenschaftlicher Aufsicht. Jedoch sind die meisten Alterthümer und die Berichte über deren Auffindung an das Museum zu Kopenhagen gelangt. Hiernach war der Hügel ein Begräbnißplatz, in welchem die Leichen unverbrannt in der Erde ohne Steinsetzungen begraben waren. Die den Leichen beigegebenen Alterthümer waren meistentheils werthvoll; jedoch ließen sich zwei Arten unterscheiden: Geräthe einheimischen

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("barbarischen") Styls und Geräthe römischen ("antiken") Styls. Jetzt ist die Beschreibung dieses Fundes mit Abbildungen von Engelhardt in den Mémoires de la Société Royale des Antiquaires du Nord, Copenhague, 1869, pag. 262 sq. herausgegeben. Nach dieser Darstellung wurden in dem Hügel mehrere menschliche Gerippe gefunden und an Alterthümern, außer einigen goldenen Ringen, einheimischen Hefteln und andern Sachen, ein Krater, eine Kelle, ein Sieb, ein Eimer, eine Schale, eine Heftel, alles aus Bronze, ein silberner Becher, mehrere gläserne Gefäße, z. B. ein Trinkhorn und ein Becher, farbige Glasperlen, Perlen und Bommeln aus Bernstein, ein Kamm aus Bein u. a. m. Alle diese Sachen sind unzweifelhaft römisch und gleichen ganz den zu Häven gefundenen; dieser Begräbnißplatz stimmt also ganz mit dem von Häven überein. Höchst merkwürdig sind die Bommeln von Bernstein, welche bei Engelhardt a. a. O. S. 265, Fig. 4, a, im Texte durch Holzschnitt abgebildet sind. Diese Bernstein=Bommeln, welche birnenförmig gestaltet und oben mit einem durchbohrten Knopfe versehen sind, sind genau von derselben Größe und Gestalt wie die in den "Römergräbern" zu Häven gefundenen (vgl. die Abbildung in den Jahrb. XXXV, Taf. I, Fig. 16), und finden sich sonst nicht weiter; es ist nicht anders denkbar, als daß alle diese Bommeln von einer und derselben Hand gemacht sind: die verschiedenen Fundorte deuten also auf einen unmittelbaren Zusammenhang beider. Wenn sich nun auch die verschiedenen Gräber in diesem Hügel im Einzelnen nicht mehr genau feststellen lassen, so ist es doch unzweifelhaft, daß hier Leichen mit römischen Geräthen neben einheimischen begraben wurden, nach meiner Ansicht also Römer neben Dänen, ähnlich wie zu Börzow. Engelhardt schreibt diese Alterthümer der "ersten Eisenzeit" (ungefähr 250-500 n. Chr.) zu, spricht sich aber noch nicht bestimmt über Herkunft und Zeit derselben aus. Er sagt nur: "Die einen Funde dieser Zeit umfassen zugleich "römische und barbarische Gegenstände, eine Mischung, welche sich in fast allen Funden dieser Periode findet, die andern, seltenern enthalten nur römische Gegenstände, durch welche man wahrscheinlich zur Bestimmung der Zeit gelangen wird, wenn man erst ein größeres Material gesammelt haben wird." Engelhardt geht auf die von mir aufgestellte Ansicht nicht ein, obgleich er meine Abhandlung schon kannte, indem er sie z. B. pag. 266 und 270 citirt, sondern begnügt sich mit der Beschreibung der gefundenen

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Sachen und hält einstweilen an dem weitern Begriffe des "ersten Eisenalters" fest. Er sagt am Schlusse seiner Abhandlung pag. 271: "Es ist ohne Zweifel, daß die Gefäße von Glas und Bronze alle römische Producte sind, eingeführt in Dänemark durch Kaufleute, deren Weg einst vielleicht bestimmt werden kann durch Hülfe von Funden ähnlicher römischer Alterthümer in Meklenburg, Hannover und bis in Hessen." Ich möchte dagegen meinen, daß alle Gräberfunde, welche, mit Ausnahme von einigen thönernen Gefäßen, nur unverbrannte Leichen und ächt römische Geräthe enthalten, römischen Leichen angehören, wie die großen Gerippe und abweichenden Schädel zu beweisen scheinen.