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Glasbecher von Levetzkow.
In frühern Zeiten scheinen in Meklenburg fast gar keine römischen Alterthümer gefunden, wenigstens nicht aufbewahrt zu sein. In den Sammlungen zu Schwerin wird nur ein Glasbecher aus dunkelblauem Glase aufbewahrt, dessen Form in Frid. Franc. Taf. XXXV, Fig. 15, abgebildet ist (vgl. Erläut. S. 101), welcher immer für ein römisches Gefäß gehalten ist. Der gewissenhafte Hofmarschall v. Oertzen zu Ludwigslust, früher Aufseher und Bearbeiter der großherzoglichen Sammlung, schreibt darüber in einer Uebersicht der vorhandenen Alterthümer ungefähr vom Jahre 1804 Folgendes: "Gläserne Urnen hat man gleichfalls gefunden. So besitzt die Ludwigsluster Sammlung einen sehr schönen Becher von dunkelblauem Glase, etwa 4 Zoll hoch, und so schön erhalten, als wenn derselbe erst heute verfertiget. Die Urne ward Anfangs des vorigen Jahrhunderts in einem Grabhügel zu Levetzow bei Teterow gefunden."
Der Ursprung wird daher verbürgt sein. Der Becher ist ungefähr 4 Zoll hoch und ungefähr von der Form, welche mehrere in neuern Zeiten auf Seeland gefundene römische Glasbecher haben. Was einigen Verdacht gegen das hohe Alter zu erregen schien, war die ganz vollkommene Erhaltung und Reinheit des Glases, welches nirgends angegriffen ist. Aber wenn man die prachtvollen Armringe aus verschiedenfarbigem, namentlich dunkelblauem Glase sieht, welche in neuern Zeiten wiederholt in der Schweiz gefunden sind, so kann man an dem Alter des Gefäßes von Levetzow kaum zweifeln. Der Herr v. Bonstetten auf Eichenbühl bei Thun hat viele dieser Ringe in Farben, durchaus klar und getreu in den Farben, wie ich mich an den Originalen
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selbst überzeugt habe, abbilden lassen in Recueil d'antiquités Suisses, 1855, Pl. XXI, und vorzüglich in Supplement au Recueil etc., 1860, Pl. V, auch in Second supplement au Recueil etc., 1867, Pl. IX. Es bedarf nur eines Blickes, um sich zu überzeugen, daß sich dieses blaue Glas viele Jahrhunderte lang in der Erde ganz unversehrt erhält. Es wird daher nicht gewagt sein, den Becher von Levetzow für römische Arbeit und für ächt zu halten.
Nach den Mittheilungen des Herrn Justizraths Strunk zu Kopenhagen wurden im Herbste 1871 auf Fühnen in einem "Sandgrabe" außer andern Sachen auch zwei prächtige Schalen von dunkelblauem Glase mit weißen Adern gefunden, an deren römischen Ursprung nicht zu zweifeln ist. Auch Engelhardt a. a. O. S. 448 (17) (vgl. oben S. 218) bespricht diese blauen Glasschalen.