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Nachrichten von früheren Funden römischer Alterthümer in Meklenburg.

Bronze-Lampe.

Auch aus frühern Zeiten haben wir Nachrichten von Funden römischer Alterthümer. Lessing's Briefwechsel giebt Nachricht von einer römischen bronzenen Lampe mit dem Bilde eines Satyrs, welche in Meklenburg gefunden und in die Sammlung des Herzogs von Braunschweig gekommen ist. In dem Buche "Zur Erinnerung an G. E. Lessing, herausgegeben von Dr. O. v. Heinemann, Leipzig, 1870," S. 27- 30, sind die beiden hierüber redenden Briefe des Herzogs Carl und Lessing's mitgetheilt, welche im Folgenden hier wieder abgedruckt werden.

Herzog Carl von Braunschweig an Lessing.

Mein lieber Herr Lessing. Ich habe neulich durch den Cammerrath Oeder 1 ) in Hamburg eine alte Lampe erhandeln lassen, und da ich nicht völlig gewiß war, ob solche auch würcklich so antique seyn mögte, wie sie angegeben worden; so habe Ich desfalls bereits gegen den C. R. Oeder geäußert, daß ich darüber wohl Seine Meinung schriftlich vernehmen, und die data wißen mögte, woraus man mit einiger Zuverläßigkeit schließen könnte, daß dieses Stück eine würckliche Antique sey? Dieses Sein Gutachten will ich also noch erwarten und bin inzwischen

Braunschweig, Deßen wohl affectionirter
den 27. Novbr. 1770. Carl H. z. B. u. L.

An den Bibliothekar Lessing.          

Lessing an den Herzog Carl. 2 )

Durchlauchtigster Herzog,
Gnädigster Herr.       

Die Bronze, welche Ew. Durchlaucht in Hamburg erstehen lassen, ist ihrem vorigen Besitzer von einem Mecklenburgischen Beamten, auf deßen Gute man sie aus=


1) Kammerrath Oeder war damals Vorstand des herzoglichen Museums.
2) Concept.
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gegraben, für einen Wendischen Götzen verkauft worden. Es fehlte auch nicht viel, so wäre sie unter dieser Bezeichnung in das gedruckte Verzeichniß gekommen, wenn ich nicht dem Verfertiger deßelben gewiesen, daß sich in der Muschel noch die Dille oder Rinne, worin der Docht gelegen, deutlich zeige, als woraus eigentlich der ehemalige Gebrauch des Stückes selbsten erhellet.

Warum ich aber nicht glaube, daß an dem Alterthume desselben zu zweifeln, sind dieses die Ursachen:

1) Weil es nicht in Gelde gekauft worden, und durch die Hände keines Brocanteur gegangen; sondern in Deutschland ausgegraben worden: so daß ein vorsetzlicher Betrug schwerlich zu beweisen.

2) Weil nichts daran zu bemerken, worum es nicht wirklich antik seyn könnte. Vielmehr ist gewiß, daß es in den Cabineten eine Menge ungezweifelt alter Lampen giebt, die dieser an Geschmack und Arbeit sehr gleich kommen, wovon Montfaucon (Antiq. Expl. T. V. Pl. 176 und 177) nachzusehen. Besonders erinnere ich mich einer unter den Alterthümern zu Dresden, welche in dem Recueil auf der 192. Tafel zu sehen ist. (Dieses Werk wird vermuthlich auf dem Cabinete seyn, widrigenfalls ich es auf Verlangen herübersenden kann.) Besagte Dresdener Lampe ist ein fast eben so sitzender Satyr, der gleichfalls außer der eigentlichen Lampe in der einen Hand, (nur daß es dort mehr Lichtdille als Lampe zu sein scheint), in der andern Hand ein ähnliches rundes Gefäß hält. Wenn ich mich recht erinnere, so sind die Verzierungen auf dem Deckel des runden Gefäßes bey beiden sogar die nehmlichen.

Alles was man folglich wider das echte Alterthum des Stückes einwenden könnte, müßte lediglich von der Arbeit hergenommen seyn, welche freilich nicht die feinste ist. Der Satyr ist plumper, als man ihn von einem alten Meister erwartet. Allein hier ist nicht zu vergeßen, daß sich mit dergleichen Hausrath, als Lampen sind, wohl schwerlich nur die besten Künstler werden abgegeben haben. Der gedachte Dresdener Satyr, den ich gesehen habe, und deßen ich mich noch wohl erinnere, ist eben so plump, und erscheint nur die Zeichnung feiner. Wenn aber dieses anstößig seyn sollte, daß die äußere Fläche des Stücks zu glatt und rein, und nicht so äruginös und beschlagen ist, als eine in der Erde lange Zeit gelegene Bronze zu seyn pflegt: so darf man nur wißen, daß der vorige Besitzer in Hamburg lebte, wo man alles scheuert und putzt, das Brennholz auf dem

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Boden und die Alterthümer in dem Cabinete. Endlich ist es auch nicht die Meinung, wenn man das Stück für alt ausgiebt, daß es darum von einem sehr hohen Alter sein müßte. Es ist eine römische Arbeit, die vermuthlich auch noch lange nicht an die Zeit des Hadrian reicht. Unter allem alten Hausrath haben sich überhaupt die Lampen am spätesten in ihren ehemaligen Formen geändert, und so wie sie waren am längsten in Gebrauch geblieben, indem die Erfindung der gemeinen Talglichte noch sehr neu ist.