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c. Eisenzeit.
Begräbniß von Borkow.
Bei Gelegenheit des Chausseebaues von Sternberg nach Dobbertin ward zu Borkow bei Sternberg, nahe an der Woseriner Grenze, ein Begräbniß mit einer Urne entdeckt und der Inhalt von dem Herrn Ingenieur Wehner an den Verein eingesandt. Die Urne stand mit ihrem Rande ungefähr 2 1/2 Fuß unter der Erdoberfläche, welche durchaus eben war und augenscheinlich nie einen Hügel getragen hat. Sie stand auf einem glatten Steine von ungefähr 2 1/2 Quadratfuß Größe und war mit einem ähnlichen Steine zugedeckt und von mehreren paßlichen Steinen offenbar von Menschenhänden umstellt. Die nach heidnischer Weise gearbeitete Urne, welche leider ganz zerbrochen ist, war ungefähr 8 bis 9 Zoll hoch, ist sehr dickwandig und grobkörnig im Bruche und im Aeußern röthlich=hellbraun, im Innern dunkelbraun von Farbe. Ein Bruchstück hat eine mit dem Rande parallel laufende eingeschnittene Verzierungslinie über dem Bauchrande. Die Urne war mit zu kleinen Stücken zerbrannten Menschenknochen, Asche und Sand gefüllt. Zwischen den Knochensplittern lagen folgende Alterthümer:
Eine Kette von Eisen, stark gerostet. Die kleinen, gut gearbeiteten Ringe haben gegen 1 Centimeter im äußern Durchmesser. Ob die Ringe, welche in mehreren kleinen Klumpen zu Tage gekommen sind, einen Kettenpanzer oder nur eine zusammen gelegte und gerostete Kette bildeten, läßt sich schwer erkennen. Der Fund ist außerordentlich selten, da eiserne Ketten aus heidnischer Zeit sonst noch nicht bekannt zu sein scheinen.
Zwei Niete von Eisen, 1 1/2 Centimeter hoch, oben mit einem rhombischen Knopfe von 1 1/2 Centimetern Durchmesser, unten mit einem kleinen runden Nietumschlag. Ganz gleiche Niete sind auf der Burg Meklenburg in einem heidnischen Topfe, auf der heidnischen Burg Lübek und in Dänemark in der Königin Thyra Danebods Grabhügel gefunden; vgl, Jahrb. XXVI, S. 171.
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Mehrere Bruchstücke von Hefteln, wie es scheint, von Eisen.
Mehrere Bruchstücke von Nadeln von Eisen.
Eine Spange und ein Beschlagstreifen von Eisen.
Sehr viele, auch große Stücke gebogenes Bronzeblech, entweder von einem wulstförmigen Armringe von 3 Centimetern Breite oder von einem Gefäße. Vielleicht sind es Bruchstücke von beiderlei Art von Geräthen, denn einige mehr grade Stücke sind mit eingeschlagenen Ringen oder Augen von 1/2 Centimeter Durchmesser verziert, während die größeren Stücke ganz den Armwulsten (Frid. Franc. Taf. XXI, Fig. 4) gleichen.
Zwölf offene Fingerringe von Bronzeblech von ungefähr 1/2 Centimeter Durchmesser. Von denselben sind 3 und 3 Stück in einander gehängt, die übrigen zerbrochen. Einer ist ebenfalls mit kleinen eingeschlagenen "Augen" verziert. An einem halben Ringe ist ein Ende auf die Oberfläche zurückgebogen, ein Zeichen junger Zeit.
Fünf ganz dünne offene Fingerringe von Bronzeblech, kaum 2 Millimeter breit, davon 3 ganz und 3 zerbrochen.
Nach den Metallen, der Bearbeitungsweise, den Formen gehört dieses Begräbniß der jüngeren Eisenzeit an, vielleicht dem 10. Jahrhundert n. Chr., also der wendischen Zeit. Die rhombischen Nietköpfe bezeichnen diese Zeit, ebenso die Bleche aus Bronze und die zurückgebogenen Ringenden.
G. C. F. Lisch.