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Goldbracteaten in Meklenburg.

Bekanntlich sind in Dänemark sehr häufig Goldbrateaten, oft von beträchtlicher Größe, aus der heidnischen Eisenzeit, mit wunderlichen Darstellungen, gefunden und vielfach behandelt und abgebildet. Es mußte allerdings auffallend sein, daß in Meklenburg dergleichen noch nicht gefunden

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waren, da doch sonst die heidnischen Alterthümer in Dänemark und Meklenburg ziemlich gleich sind. Man kann jetzt aber sagen, daß auch in Meklenburg Goldbracteaten gefunden, aber durch den Handel ins Ausland gewandert sind, wie leider so sehr viele Alterthümer.

1) Zuerst ward 1853 in Meklenburg ein Goldbracteat gefunden, welcher aber an das Münzcabinet zu Berlin verkauft ward. Der Verein besitzt eine saubere Zeichnung von diesem Stücke. Vgl. Jahrbücher XIX, 1854, S. 413.

2) In den neuesten Zeiten ist wieder ein in Meklenburg gefundener Goldbracteat ans Licht gekommen, den der verstorbene Conferenzrath und Museums=Director Thomsen in Kopenhagen, welcher viele und weit reichende Handelsverbindungen auf dem Alterthumsfelde hatte, erworben hat, und der sich in der Thomsenschen Sammlung zu Kopenhagen befindet. Der Herr Etatsrath und Museums=Director Worsaae zu Kopenhagen hat jüngst eine Abhandlung "über die Darstellungen auf den Goldbracteaten" (Om forestillingerne paa Guldbracteaterne) in den Aarborger for Nordisk Oldkyndighet og Hist., 1870, pag. 382 sq. veröffentlicht, und zu derselben sowohl im Texte als auch auf 8 beigegebenen Tafeln Abbildungen von vielen Goldbracteaten beigefügt. Unter dieen ist auch zu pag. 405 auf Taf. 17, No. 4, der erwähnte, in Meklenburg gefundene Goldbracteat abgebildet. Worsaae sagt hierüber Folgendes (in Uebersetzung):

"Bei den drei ersten Bracteaten auf Taf. 17 wendet sich der Gedanke mit größerer Sicherheit zurück zur Sigurd=Sage selbst in ihrer allgemein bekannten Gestalt. Man sieht auf denselben nämlich nur ein gesatteltes und beladenes Pferd, unzweifelhaft Grane mit Fafnes Goldschatz, "Granes Bürde". Die über dem Sattel auf Fig. 2 und 3 reihenweise angebrachten Punkte oder kleinen Kreise sind vermuthlich die goldenen Ringe und Kostbarkeiten im Ganzen. Auf den zahlreichen schwedischen, mit Schlangen, Drachen und Drachenkämpfen reich verzierten Runensteinen, wo ja, wie wir gesehen haben, nachweislich die Sigurd=Sage zwei Mal ausführlich dargestellt ist, und wo man also Andeutungen oder kleinere Darstellungen desselben Gegenstandes müßte erwarten können, kommt auch zwischen Schlangen= oder Drachenwindungen ein einzeln stehendes Roß vor, welches wohl Grane sein könnte. Noch häufiger kommen neben ähnlichen Verschlingungen ein Reiter und ein Vogel vor, womit

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wohl gleichfalls, wenigstens zuweilen, des Nordens berühmtester Held Sigurd der Fafnetödter und seine Thaten angedeutet sein mögen. Denn daß auch die folgenden Bracteaten auf derselben Tafel 17 (Fig. 4-11), welche einen helmbedeckten Kopf und ein Roß, theils mit, theils ohne Vogel zeigen, eher den in Sage und Liedern so weit und breit verherrlichten Sigurd darstellen, als einen gewöhnlichen Häuptling mit Pferd und Habicht, dürfte nicht allein aus der großen Verbreitung dieses bestimmt ausgeprägten Typus über den ganzen Norden, sondern auch daraus folgen, daß einige Bracteaten von dem Vogeltypus (z. B. Fig. 5) zwei Vögel haben, in Uebereinstimmung mit den eingeritzten Sigurdbildern auf dem Ramsundberge, und daß ein Bracteat ohne Vogel (Fig. 4) unten eine Zange und anscheinend Schmiede=Apparate 1 ) zeigt, wodurch wohl sicherlich, gleich wie auf den beiden großen schwedischen Runen=Ritzungen, Regln der Schmied und sein Eingreifen in Sigurds Schicksal bezeichnet worden ist.

G. C. F. Lisch.     


1) "Gefunden im Meklenburgischen (in Thomsens Sammlung).
Atlas f. n. O., No. 115. Annaler f. 1855, S. 313."