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XXXIV. 3.
des
I. Wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins.
M ein Bericht über die Thätigkeit des Vereins in dem letzten Quartale beschränkt sich diesmal auf die Bemerkung, daß der Druck des 5. Bandes des Urkundenbuches ununterbrochen bis zum 76. Bogen fortgeschritten ist. Auch sind dem Vereine wiederum mehre Zeichnungen und Holzschnitte von Siegeln der in diesem Bande zum Abdruck kommenden Urkunden geschenkt worden, namentlich der Siegel des Wismarschen Franziskaner=Guardians und des Wismarschen Rathmannes Johann v. Cropelin von 1321, von dem Herrn Dr. Crull zu Wismar; - der beiden ältesten Siegel des Geschlechts v. Lewetzow, von dem Herrn Minister v. Levetzow auf Lelkendorf; - eines der ältesten Siegel des Geschlechts v. Plessen, von dem Herrn v. Plessen auf Gr.=Viegeln und Trechow; so wie zweier anderer der ältesten Siegel dieses Geschlechtes, von dem Herrn Kammerherrn v. Plessen zu Damshagen; endlich des Siegels der Stadt Ribnitz, von dem Magistrate der Stadt.
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II. Die Sammlungen des Vereins.
Am 5. Januar d. J. geruhten Se. K. H. der Großherzog in Begleitung I. K. H. der Frau Großherzogin, Sr. K. H. des Erbgroßherzogs und Ihrer Hoheiten des Herzogs Paul Friedrich und der Herzogin Marie die antiquarischen Sammlungen mit einem längeren Besuche zu beehren und namentlich die neuesten Funde einer eingehenden Besichtigung zu würdigen. Von fremden distinguirten Personen besichtigten in diesem Quartale namentlich Herr Prof. Friederichs aus Berlin das Antiquarium.
Neuer Erwerbungen erfreuten sich in dem abgelaufenen Quartale nur folgende Sammlungen:
A. Die Alterthumssammlung.
1) Aus der Steinzeit.
1 Keil aus Feuerstein, noch nicht geschliffen, gefunden in einem Torfmoore zu Redentin. Vergl. Quartalbericht XXXIV. 1, S. 11. Geschenk des Herrn Rentiers Mann in Wismar.
1 Dolch aus Feuerstein, gefunden auf der Feldmark Weitendorf bei Brüel. Geschenk des Herrn Pächters Burgwedel zu Weitendorf.
1 spanförmiges Feuersteinmesser, 2 1/2 Zoll breit, gefunden auf dem neuen Kirchhofe bei Schwerin. Geschenk des Herrn Secretairs Fromm in schwerin.
2) Aus der Bronzezeit
ist für die Vereinssammlung Nichts eingegangen, dagegen wurden durch den Herrn Karl Krull zu Turloff bei Sternberg an die Großherzogliche Sammlung abgeliefert:
1 gewundener Halsring und 1 zerbrochener gewundener Kopfring aus Bronze, 2 reich verzierte zusammengehörige und 1 einzelner Armring, so wie ein sogenanntes Hütchen aus Bronze und 1 Knopf von Bernstein; ferner noch 2 vollgegossene Armringe aus Bronze von verschiedener Arbeit: alles gefunden neben Urnenscherben und Resten verbrannter Knochen in 3 verschiedenen Kegelgräbern beim Steinbrechen in dem Forstrevier von Turloff an der Grenze von Hohen=Pritz beim Bau der Chaussee nach Sternberg.
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3) Aus der Eisenzeit.
1 Armring aus Bronzeblech, rund und hohl, aus der letzten heidnischen Zeit, gefunden auf der Feldmark Weitendorf bei Brüel. Geschenk des Herrn Pächters Burgwedel zu Weitendorf.
1 Streifen von Bronzeblech und ein zerbrochenes Drathgewinde, gefunden unter einem Steinhaufen zwischen Urnenscherben und zerbrannten Knochen im Forstrevier von Turloff.
1 großer Topf aus dem Pfahlbau von Vimfow. Geschenk des Herrn Dr. Wiechmann auf Kadow.
1 Spindelstein aus Thon, gefunden in Beckerwitz bei Wismar. Geschenk des Herrn Jägers Oldorf zu Beckerwitz.
4) Heidnische Alterthümer fremder Völker.
Seit der Mittheilung über die Entdeckung römischer Alterthümer bei dem Domanialhofe Häven bei Brüel in dem letzten Quartalberichte XXXIV. 2, S. 2 und 4 sind an demselben Orte abermals ganz gleichartige Alterthümer gefunden, welche sicher römischen Gräbern angehören. Nach der vom Herrn Geh. Archivrath Lisch am 20. März d. J. vorgenommenen Untersuchung der Localität sind dort noch drei unverbrannte Leichen in angemessener Entfernung neben einander 5 Fuß tief im Sande begraben worden. Zwei dieser Gräber gaben wieder reichliche Ausbeute an Alterthümern, während der dritten Leiche gar nichts beigegeben war. Die Alterthümer sind wiederum alle von gediegener und geschmackvoller römischer Arbeit, so daß jetzt bereits 60 Stück dieser Gattung in unserm Antiquarium aufbewahrt werden. Auch die Schädel haben gerettet werden können und erwarten bald ihre Beurtheilung.
5) Aus den christlichen Mittelalter.
1 Thürhaken, 1 Beil, 1 kleine Steinbicke, 1 Istrument mit 2 schmalen, an den Enden umgebogenen, zusammen 1 1/2 Fuß langen Zugeisen, wie es gegenwärtig in Böhmen zum Spalten von Schindeln gebraucht werden soll, 1 Sporn, 1 Pferdegebiß, 1 Stachelkette, 1 Scheere und 2 Beschläge, alles von Eisen; ferner der Rand eines zerbrochenen Henkelkruges
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von grauem Thon, ein Mörser von schwarzem Basalt, ein Stein aus Granit zum Kornquetschen, ein Stück Brandschlacke von Glas und andern Mineralien und ein Menschenknochen, gefunden auf dem Erbzinshofe zu Mühlen=Rosin bei Güstrow 8 Fuß tief unter der Erde, in den Fundamenten eines anscheinend dem 15. Jahrhundert angehörigen Gebäudes. Geschenk des Herrn Erbpächters Krüger zu Kirch=Rosin, durch Vermittelung des Herrn Kammer=Ingenieurs Senators Beyer zu Güstrow.
Ein bronzenes Doppelsiegel aus dem 15. Jahrhundert, gefunden auf dem Schweriner Stadtfelde beim Lankower See. Geschenk des Herrn Gehrtz zu Schwerin
B. Die Münzsammlung.
1 seltener Silberpfennig von Parchim, vor 1379, und 1 Dreiling des Herzogs Friedrich Wilhelm mit den verschlungenen Buchstaben F. W., o. J. Geschenk des Gymnasiasten F. Crull zu Wismar.
1 preußischer Groschen 1776 und 1 sächsischer Sechser 1812. Geschenk des Herrn Secretairs Fromm zu Schwerin.
Zu Roggentin bei Rostock wurden in einem Bronzegrapen 250 noch unbekannte silberne Bracteaten des ältesten meklenburgischen Gepräges gefunden und durch den Herrn Pächter Hermes daselbst an die Großherzogliche Sammlung eingesandt. Eine Beschreibung und Beurtheilung wird später in den Jahrbüchern gegeben werden.
C. Die Bildersammlung.
Bildniß der Prinzessin Friederike Sophie, geätztes Blatt: "Gravé en Eau forte par G. D. Matthieu 1766", auf der Kunstauction von Rud. Weigel in Leipzig am 25. Jan. 1869 gekauft. Der sehr gut angelegte, in Oel gemalte Kopf zu diesem Bilde befindet sich gleichfalls im Antiquarium.
Eine Zeichnung der Wundereiche zu Lützow, geschenkt von dem Herrn Secretair Fromm zu Schwerin.
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D. Die Büchersammlung.
I. Amerika.
II. Russische Ostsee=Provinzen.
III. Dänemark.
IV. Belgien.
V. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.
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VI. Oesterreich.
VII. Bayern und Würtemberg.
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VIII. Großherzogthum Hessen.
IX. Nassau.
X. Preußen. Sachsen. Westfalen. Pommern.
XI. Bremen.
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XII. Meklenburg.
E. Die Urkundensammlung.
Eine Schuldverschreibung des Hermann Behr zu Hugelsdorf über 1000 Gulden für den Pommerschen Hofgerichtsrath Dr. Hermann Westphal auf Miltzow zu Stralsund vom 2. März 1600. Original auf Pergament. Geschenk des Herrn Hauptmanns a. D. Baron von Nettelbladt zu Güstrow.
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III. Die Matrikel des Vereins.
Von den correspondirenden Mitgliedern des Vereins ist schon am Schlusse des vorigen Quartals, am 30. Decbr. 1868, der Geh. Rath und Präsident des Ober=Appellations=Gerichtes zu Dresden, Dr. v. Langenn, gestorben. Als Jurist und Hisioriker bekannt, zeichnete er sich namentlich auch durch ein lebhaftes Interesse für die nationale historische Wissenschaft aus, was am 24. April 1860 seine Ernennung zu unserm correspondirenden Mitgliede veranlaßte.
Von den ordentlichen Mitgliedern verlor der Verein den langjährigen Redacteur der Mecklenburgischen Zeitung in Schwerin, Assur, auch in der schönwissenschaftlichen Literatur unter dem Namen Russa bekannt, Mitglied des Vereins seit dem 15. April 1835, gestorben am 7. Februar 1869, - so wie den Grafen Adolf Karl v. Bülow auf Cummerow ., in dem Zeiträume von 1850-58 Präsident des Großherzoglichen Ministeriums zu Schwerin, und seit dem 11. Juli 1851 zugleich Präsident unseres Vereines, dem er am 10. März 1851 beigetreten war, gestorben auf dem Schlosse zu Nimmersatt in Schlesien am 12. Februar 1869.-Ausgetreten sind ferner der Major a. D. Bruns, jetzt in Hamburg, der Gutsbesitzer Schwarz auf Steinhagen, der Redacteur Fischer zu Berlin und der Schulrector Adolf Zehlicke zu Biala in Galizien. - Dagegen habe ich den Herrn Ober=Post=Secretair Päglow zu Schwerin als neues Mitglied anzumelden.
W. G. Beyer,
Dr., Archivrath.
als zweiter Secretair des Vereins.