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II. Zur Münzkunde.
Galliena Augusta.
Es war im Sommer 1865, als mir mein verehrter Freund und College, Archivrath und Pastor Masch in Demern, ein Goldstück zeigte, das in Vietlübbe (A. Gadebusch) kürzlich gefunden und von ihm acquirirt war. Hier die Beschreibung dieses Goldstücks:
Kopf des Kaisers Gallienus mit kurzem Barte, geschmückt mit einer Schilfkrone, nach links gewandt.
Die Siegesgöttin auf einem Zweigespann rechtshin fahrend.
Wenn gleich mir diese Münze aus den Beschreibungen in dem Cataloge der Gabelenzschen Sammlung, bei Mionnet und Cohen, sowie aus Abbildungen in Schachmann's Catalogue raisonné und dem Numismatic Chronicie längst bekannt war, so hatte ich bis dahin doch noch kein Exemplar von ihr in Händen gehabt und ich war nicht wenig erfreut, als Freund Masch sie mir freundlichst überließ, eine der Zierden meiner Sammlung. Um aber das Interessante dieser Münze noch besser ans Licht zu setzen, als ihre bloße Beschreibung und die Versicherung, daß sie außerordentlich selten sei, es zu thun vermag, mögen folgende kurze Bemerkungen hier ihren Platz finden.
Die Münze, von reinem Golde, 6, 2 Grammen schwer, nennt auf dem Avers den weibischen Kaiser: Galliena Augusta, und setzt ihm statt der Strahlenkrone eine Schilfkrone, das Zeichen der Hinfälligkeit, auf. Die Rückseite stellt neben der colossalen Lüge, es sei allenthalben Friede
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(es war ja gerade die Zeit der sogenannten 30 Tyrannen 1 ) [261-268 n. Chr.], die sich in die Provinzen des römischen Reiches theilten) einen bei den steten Niederlagen der Römer ganz widersinnigen Triumph dar. Selbst in dem Gewichte, das fast dem des alten Aureus gleich kommt, liegt eine Satire auf die stets mehr und mehr sinkenden Münzen des verspotteten Kaisers. - Kurz die ganze Münze ist ein Spott auf den Kaiser Gallienus, sie ist auch zugleich die einzige Spottmünze, welche das Alterthum kennt. Dies ist es, was, neben ihrem sehr seltenen Vorkommen, die Münze zu einem der interessantesten Producte der römischen Münzstätten in der Kaiserzeit macht. - Eine schwache Andeutung, wie diese seltene Münze nach Vietlübbe verschlagen sein mag, giebt uns das über dem Kopfe des Kaisers angebrachte Loch: ein sicheres Zeichen, daß die Münze wenigstens kurze Zeit lang (denn die Schärfe des Gepräges hat nicht im Geringsten gelitten) als Schaustück, als Zierrath getragen ist. Dagegen bedaure ich, nicht angeben zu können, wie sie wieder an das Tageslicht gekommen ist.
Hannover, im October 1868.
C. L. Grotefend, Archivrath.