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XXXII. 3.
des
Schwerin, im April 1867.
I. Wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins.
D er nach dem letzten Berichte auf kurze Zeit unterbrochene Druck des Personen=Registers zu der ersten Abtheilung des Meklenburgischen Urkundenbuches hat nach dem in der jüngsten Quartalversammlung abgestatteten Berichte der betreffenden Commission im Laufe dieses Quartals wieder begonnen, und ist bis zum 30. Bogen (im Buchstaben R) vorgeschritten, so daß die früher gestellte Frist für die Vollendung des vierten und letzten Bandes dieser Abtheilung hoffentlich prompt innegehalten werden kann.
Das Material zu der zweiten Abtheilung des Werkes hat unerwartet wiederum einen nicht unbedeutenden Zuwachs erhalten. Nachdem nämlich im vorigen Quartale die handschriftliche Sammlung des verstorbenen Prof. Kosegarten für den Cod. diplom. Pomer. der Redaction unsres Werkes zur Benutzung übermittelt worden war, ist derselben jetzt durch die Bemühung des Herrn Archivraths Dr. Lisch auch die unmittelbare Benutzung der für die Fortsetzung des Ham=
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burger Urkundenbuches bestimmten Abschriften von 44 Meklenburg berührenden Urkunden des 14. Jahrh. aus dem Stadtarchiv zu Hamburg vergönnt worden. Der Herr Archivar Dr. Beneke in Hamburg, correspondirendes Mitglied unsers Vereins, hat die Güte gehabt, diese Abschriften einzusenden, nachdem dieselben zuvor noch ein Mal durch Herrn Dr. Koppmann revidirt worden waren.
An den für diese Abtheilung bestimmten Holzschnitten wird schon seit einigen Monaten fleißig gearbeitet, nachdem Se. K. H. der Großherzog von Meklenburg=Schwerin zu der Abbildung der fürstlichen Siegel dieses Zeitraums mit wahrhaft fürstlicher Munificenz abermals eine Summe von 100 Thlr. anzuweisen geruhet haben. Außerdem hat auch der Herr Landrath v. Rieben auf Galenbeck gütigst gestattet, die ältesten erhaltenen Siegel seines Geschlechtes auf seine Kosten in Holz schneiden zu lassen und die Stempel für unser Urkundenbuch benutzen zu dürfen. Hoffentlich werden diesem Beispiele noch recht viele Herren von dem alten eingesessenen Adel Meklenburgs folgen.
Der Druck des 32. Bandes der Jahrbücher hat bereits begonnen, wird aber dies Mal, in Folge der bevorstehenden Badereise des Herausgebers, vielleicht etwas langsamer fortschreiten, als gewöhnlich. Als Beitrag zu demselben ist neuerdings von dem Herrn Canzleidirector v. Bülow zu Schwerin ein ausführlicher Bericht über das sogenannte Grundbruch, eine heidnische Umwallung bei Rederanck, nach einer Mittheilung des Herrn Pastors Vortisch zu Satow und eigner Untersuchung eingesandt worden. Vgl. unten unter Bildersammlung .
Die im vorigen Jahre auch an dieser Stelle angekündigte Versammlung von Freunden der Archäologie zu Antwerpen, wozu auch unser Verein eingeladen war, in Folge der kriegerischen Ereignisse des vorigen Sommers aber ausgesetzt werden mußte, wird nun in diesem Sommer abgehalten werden. Gleichzeitig aber ist auch von Paris aus auf Veranlassung der bevorstehenden großen Weltausstellung daselbst ein internationaler Congreß für vorhistorische Anthropologie und Archäologie ausgeschrieben worden, womit zugleich eine allgemeine antiquarische Ausstellung verbunden sein soll. Auch dazu hat das Pariser Comité nicht nur unsern Verein eingeladen, sondern auch unsern ersten Secretair, Herrn Archivrath Dr. Lisch, neben dem Prof. Dr. Virchow zu Berlin zu seinem correspondirenden Mitgliede für Norddeutschland ernannt.
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II. Die Sammlungen des Vereins.
In Bezug auf unsre Sammlungen beschränkt sich mein Bericht auf die ordnungsmäßige Mittheilung der von den verschiedenen Herren Aufsehern über dieselben eingereichten Verzeichnisse der neuerworbenen Gegenstände:
1) Alterthumssammlung.
a) Aus der Steinzeit.
Eine Streitaxt aus Hornblende, ein Keil aus rauchbraunem Feuerstein und ein Schleifstein aus feinem, silbergrauem Glimmerschiefer, 8 Zoll lang und 1 1/2 Zoll dick, gefunden zu Mölln bei Stavenhagen, geschenkt von dem Herrn Baurath Wachenhusen zu Malchin.
Eine Streitaxt aus Grünstein, gefunden zu Viezen bei Bützow, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.
Ein künstlich geebneter, halbkugelförmiger Stein mit glatter Basis aus festem, schwärzlichem Thonstein, 9 Pfd. schwer, 5-7 Zoll im Durchmesser in der Basis und 5 Zoll hoch, gefunden bei Doberan, geschenkt von dem Herrn Amtmann v. Oertzen durch Vermittelung des Herrn Pastors Vortisch zu Satow.
Einige Gefäßscherben, Thierknochen, Kohlen u. s. w. aus einer Erdwohnung zu Roggow bei Neubukow, geschenkt von dem Herrn v. Oertzen auf Roggow.
b. Aus der Bronzezeit.
Zwei Schwerter aus Bronze mit edlem Roste, gefunden unter einem großen Stein im Walde zu Dörgelin bei Dargun, und von dem großherzoglichen Amte zu Dargun an das Antiquarium eingesandt.
Eine große Urne und eine kleine Kinderurne mit gebrannten Knochen von einem Begräbnißplatze zu Mölln bei Stavenhagen, geschenkt von dem Herrn Baurath Wachenhusen zu Malchin.
Ein Messer und ein Armring von Bronze, eine Pfeilspitze aus Feuerstein, an welcher sich beim Aufnehmen
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noch Reste des hölzernen Schaftes befanden, und zwei Bernsteinperlen, gefunden in verschiedenen Kegelgräbern in den Slater Tannen bei Parchim, geschenkt von dem Herrn Senator Beyer in Parchim.
Außerdem hat der Herr Hauptmann v. Preen zu Wismar einen in den Dünen der Insel Sylt in Schleswig gefundenen Kronenring aus Bronze mit edlem Roste an das großherzogliche Antiquarium geschenkt.
c. Aus der Eisenzeit.
Ein mit Wellenornamenten und Parallelreifen reich verziertes Randstück von einem großen thönernen Gefäße aus der letzten Zeit der Eisenperiode, gefunden beim Bau der Friedrich=Franz=Bahn und geschenkt von dem Herrn Baurath Wachenhusen zu Malchin.
d. Aus dem christlichen Mittelalter.
Ein eisernes zweifäustiges Schwert, anscheinend aus dem 14. Jahrhundert, gefunden unter den Wurzeln einer alten Buche zu Maßlow bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Keding auf Maßlow.
Ein eisener Schwertgriff und ein Steigbügel, gefunden 1841-45 zu Dobbin bei Krakow bei Urbarmachung einer mit Busch bewachsenen Sandfläche und geschenkt von dem Herrn Canzleidirector a. D. v. Bülow zu Schwerin.
Ein eiserner Sporn mit einem dünnen, drathähnlichen Bügel und einem kurzen Stachel, gefunden beim Eisenbahnbau bei Malchin, geschenkt von dem Herrn Baurath Wachenhusen daselbst.
Ein Trinkkrug aus Thon, mit Reliefbildern, mehren Namen und der Jahreszahl 1572, gefunden beim Abtragen des Walles zwischen dem Steinthore und dem Schwanschen Thore zu Rostock, geschenkt von dem Herrn Cantor Hagen daselbst.
Ein kleines Säulenkapitäl aus Kalkstein aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts, eine viereckige Ofenkachel in Form eines Schmelztiegels, ein Leuchter aus weißem Thon, ein kugeliger Topf aus Thon mit zwei Henkeln, der Fuß eines grünlichen Glaspokals, und ein messingner
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Zapfhahn, gefunden beim Abbruch des sogenannten Weißen Collegiums in Rostock und durch den Herrn Hofbaurath Willebrand an das Antiquarium abgeliefert.
Ein alter Pfeifenräumer aus Messing mit einer weiblichen Büste am Griff, geschenkt von der Frau Doctorin Lorentz zu Schwerin.
Ein Fußbodenziegel aus dem Fürstenhof Pustekow bei Güstrow, geschenkt von dem Herrn Jagdjunker v. Lübbe zu Klues.
2) Medaillen= und Münzsammlung.
Ein Thaler des Großherzogs Friedrich Franz von Meklenburg=Schwerin "zur Feier 25jähriger Regierung am 7. März 1867." Angekauft.
Ein österreichischer Vierundzwanziger von 1623 und ein preußisches Zweigroschenstück des Königs Friedrich II., gefunden im Hofgarten zu Daschow, geschenkt von dem Herrn v. Hartwig auf Daschow.
Ein meklenburgischer Dreiling von 1622, gefunden in Güstrow, geschenkt von dem Herrn Kammeringenieur Beyer daselbst.
Ein rostocker Dreiling von 1622, gefunden in Schwerin, geschenkt von dem Herrn Advocaten Beyer daselbst.
3) Bildersammlung.
Portrait eines Herrn v. d. Lühe, Photographie eines Kupferstichs aus dem 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts, geschenkt von dem Unterzeichneten.
Ansicht und Grundriß des sogenannten Grundbrooks, einer heidnischen Umwallung bei Rederank, colorirte Zeichnung des Küsters Herrn L. Matthes zu Satow und durch Vermittelung des Herrn Pastors Bortisch zu Satow dem Vereine geschenkt.
4) Büchersammlung.
I. Luxemburg.
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duché de Luxembourg. Année 1864 et 1865. XX et XXI. Luxemb. 1865 u. 66. 4°. (Tauschexemplar v. d. genannten Gesellschaft.)
II. Schweiz.
III. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.
IV. Oesterreich.
V. Bayern.
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VI. Würtemberg.
VII. Nassau.
VIII. Lausitz.
IX. Thüringen.
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X. Schlesien und Brandenburg.
XI. Hamburg und Bremen.
XII. Meklenburg.
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5) Urkunden= und Handschriften=Sammlung.
Stammbuch des Pauli Pruckneri, 1579-1609. (Geschenk des Herrn Rectors Römer zu Grabow. - Der Eigenthümer des Buches war aus Bamberg, studirte bis 1579 in Ingolstadt, später in Padua, Straßburg und Basel. Er war 1581 Dr. jur. und seit 1598 Advocat und Rathssyndicus zu Schweinfurt.
III. Die Matrikel des Vereins.
Erst vor einem halben Jahre hatte ich die traurige Pflicht, den Tod des Professors Dr. Troyon zu Lausanne anzuzeigen, und schon ist ihm plötzlich, wenn auch nicht unerwartet, sein nächster College, der Natur= und Alterthumsforscher Prof. Dr. A. Morlot daselbst, gefolgt. Beide Gelehrte zeichneten sich durch ihre Schriften über den Pfahlbau in der Schweiz aus, wenngleich sie in der letzten Zeit ziemlich heftige Gegner waren, und wurden gleichzeitig am 6. Jan. 1845 zu correspondirenden Mitgliedern unsers Vereines ernannt. Morlot trat uns aber durch seine zweimalige längere Anwesenheit in Schwerin zum Zwecke des Studiums unsrer Alterthumssammlung näher, als sein College, und beabsichtigte eine schon mehrmals angekündigte vergleichende Darstellung der heidnischen Grabalterthümer Meklenburgs und verschiedener Länder Mitteleuropas für unsre Jahrbücher zu bearbeiten, ein Plan, welcher, seit Jahren von einer Zeit auf die andere verschoben, nun wohl leider für immer unausgeführt bleiben wird. Er starb an einem längeren Herzleiden plötzlich zu Bern am 10. Februar 1867.
In Betreff der ordentlichen Mitglieder des Vereines ist nur der Beitritt des Herrn Conrectors Nerger zu Grabow zu melden.
W. G. Beyer,
Dr., Archivar,
als
zweiter Secretair des Vereins.