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XXXII. 2.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, im Januar 1867.

Vignette

I. Wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins.

In der historischen Zeitschrift von Heinrich v. Sybel, Bd. XV. Jahrg. 1866 S. 405 ff. findet sich eine Anzeige und kurze Beurtheilung des zweiten und dritten Bandes des Meklenburgischen Urkundenbuchs von G. W. (Herr Prof. Waitz in Göttingen), worauf ich die Aufmerksamkeit der Freunde unsers Vereins lenken zu müssen glaube. Der Verfasser, welcher auch den ersten Band in der gedachten Zeitschrift Bd. XI. S. 500 anzeigte, hat unserm Urkundenbuche das damals ausgesprochene günstige Urtheil auch nach dem Erscheinen der beiden folgenden Bände erhalten. Namentlich rühmt er die große Sorgfalt, welche die Redaction, wo es nöthig schien, auf den Nachweis des Zusammenhanges, in welchem eine Urkunde steht, auf die chronologische Bestimmung derselben, die Erläuterung ihres Inhaltes u. s. w. verwendet habe, und hebt zugleich den Werth der zahlreichen Siegel=Abbildungen besonders hervor. Daneben verhehlt der Verfasser auch einzelne Bedenken und kleine Ausstellungen nicht, die mit Dank anzunehmen sind, wenngleich sich über einige derselben wohl noch rechten ließe.

Der Druck des Personen=Registers zu der ersten Abtheilung des Werkes hat in Folge einer Collision mit dem in derselben Officin gedruckten officiellen Staats=Kalender, da

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die vorhandenen Zahlzeichen zu dem gleichzeitigen Drucke beider Werke nicht ausreichten, auf einige Monate sistirt werden müssen, wird aber mit dem Monate Februar wieder beginnen. Es sind bis jetzt 17 Bogen dieses Registers gedruckt und ungefähr noch 20 Bogen rückständig. Nach Vollendung desselben, also etwa in der Mitte des Sommers, wird der Druck des Sachregisters vom Herrn Ministerial=Secretair Dr. Wedemeier beginnen können. - Unter diesen Umständen wird die zweite Abtheilung des Werkes nicht vor Beginn des Jahres 1868 unter die Presse kommen. Die Redaction benutzt diese Frist angelegentlichst, um inzwischen das etwa noch in fremden Archiven zerstreut liegende Material herbeizuschaffen. Die von dem Herrn Archivrath Pastor Masch zu Neustrelitz genommenen Abschriften von 176 Urkunden des Bisthums Ratzeburg sind nun in den Händen der Redaction. Die außerdem von dem Herrn Archivrath nachgewiesenen 36 schon gedruckten Urkunden müssen freilich noch erst abgeschrieben werden.

Von den zu diesen Urkunden gehörigen 9 geistlichen Siegeln und einem Fragmente des alten Siegels der Stadt Woldeck sind auf Kosten Sr. K. H. des Großherzogs von Meklenburg=Strelitz Holzschnitte angefertigt, und durch Vermittelung des Herrn Archivraths der Commission zur Herausgabe des Urkundenbuches geschenkt worden. * )

Sodann ist es neuerdings durch die Bemühung des Herrn Archivars Dr. Wigger gelungen, die unmittelbare Benutzung der handschriftlichen Sammlung des verstorbenen Professors Kosegarten zu Greifswald zu dem von ihm herausgegebenen Cod. diplom. Pommer. möglich zu machen. Dieselbe wird gegenwärtig mit dem übrigen handschriftlichen Nachlasse des Verstorbenen auf der Universitäts=Bibliothek zu Greifswald aufbewahrt, und ist auf diesseitige Bitte durch die dortige Behörde mit freundlichem Entgegenkommen an das hiesige Archiv eingesandt worden. Da diese Sammlung namentlich Abschriften der sämmtlichen Urkunden in den Rathsarchiven


*) Bei dieser Gelegenheit sei es erlaubt, auf eine kleine Schrift des Herrn Archivraths Masch, "Die Siegel des Domcapitels zu Ratzeburg", welche derselbe dem Herrn Johann Rußwurm, Probste des Fürstenthums Ratzeburg, zu dessen Jubeltage der 25jährigen Amtsführung am 21. November 1866 gewidmet hat, aufmerksam zu machen. Der Herr Verfasser giebt auf 16 Seiten 8. eine vollständige Geschichte und Beschreibung aller hieher gehörigen Siegel, soweit sie uns erhalten sind, mit 8 Holzschnitten. Der Titel des in der Druckerei von Bicker zu Schönberg erschienenen interessanten Schriftchens ist in Farbendruck sehr geschmackvoll geordnet.
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der uns benachbarten Pommerschen Städte enthält, so ist daraus noch einige Ausbeute zur Vervollständigung auch unsers Werkes zu hoffen.

Die Rechnungsablage für das abgelaufene Jahr ist durch den Herrn Ministerial=Secretair Dr. Wedemeier ordnungsmäßig geschehen, und wird der vorschriftsmäßige jährliche Bericht der Commission an das hohe Ministerium und den Engern Ausschuß zur Erwirkung der Auszahlung der fälligen Jahresrate zur Unterstützung des Werkes fördersamst eingesandt werden.

Diesem Urkundenbuche wird sich, so Gott will, künftig noch ein anderes vaterländisches Unternehmen würdig an die Seite stellen, worüber der Verein auf den Wunsch der Herren Unternehmer mit Freuden gleichsam das Patronat übernommen hat. Herr Professor Bartsch in Rostock, durch seine Bearbeitung mehrer mittelalterlicher Gedichte der deutschen Gelehrtenwelt bereits als Freund und Kenner des deutschen Alterthums rühmlich bekannt, hat den gewiß glücklichen Gedanken gefaßt, eine möglichst vollständige und zuverlässige Sammlung meklenburgischer Sagen, Mährchen und Gebräuche herauszugeben, und ist zu dem Zwecke zunächst mit dem Herrn Archivrath Dr. Lisch in Verbindung getreten. Beiden Herren ist es dann bereits gelungen, in Rostock, Schwerin, Wismar, Güstrow u. a. O. eine Reihe von Mitarbeitern zu gewinnen, so daß; alle Aussicht auf das glückliche Zustandekommen des Unternehmens vorhanden zu sein scheint. Auf diese erfreuliche Mittheilung hat der Ausschuß des Vereins in der letzten Quartalversammlung den Beschluß gefaßt, dies ganz innerhalb des Gebietes seiner statutenmäßigen Thätigkeit liegende und in seinem Geiste aufgefaßte Unternehmen auch seinerseits mit allen Kräften fördern zu helfen, weshalb ich auftragsmäßig alle unsre geehrten Mitglieder in Stadt und Land dringend zur Einsendung von Beiträgen, wozu sich allen mit seltener Ausnahme mehr oder weniger Gelegenheit darbietet, auffordere. Ueber den Plan der Herren Unternehmer giebt deren eigne Ansprache an ihre Mitbürger in dem Anschluß genauere Auskunft.

Wenn künftig einmal neben den Jahrbüchern des Vereins, als dem allgemeinen Archive der meklenburgischen Geschichte, das Urkundenbuch, diese Sammlung von Volkssagen und das in dem Johannisberichte angekündigte Wörterbuch der niederdeutschen Sprache vollendet vorliegen werden, dann können die Gründer des Vereins gewiß mit gerechtem Stolze auf ihr Werk zurücksehen! Sie haben ihr Ziel erreicht!

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Für den nächsten Band der Jahrbücher ist zur Zeit erst eine Abhandlung: Urgeschichte des Klosters Malchow, von Herrn Archivrath Dr. Lisch, eingegangen. An dem Ritterschen Register zu den ersten 30 Bänden der Jahrbücher ist unausgesetzt gedruckt worden.

II. Die Sammlungen des Vereins.

Verzeichniß der neuen Erwerbungen:

1) Für die Alterthumssammlung.

a Aus der Steinzeit.

Herr Pächter Reichentrog zu Hof Drieberg hat eine schön gearbeitete, 4 2/3 Pfd. schwere Handaxt aus Grünstein an die großherzogliche Sammlung eingesandt. Für die Vereinssammlung ist in diesem Quartale nichts eingegangen.

b. Aus der Bronzezeit.

Eine Dolch= oder Speerklinge, 6 1/2 " lang, ein kleines dünnes Messer, 3" lang, und ein dünner Armring aus Bronze aus einem Kegelgrabe zu Neu=Zapel. Geschenk des Herrn Erbzinspächters Ripcke daselbst.

Ein schönes Schwert aus Bronze mit Griffzunge, 24" lang in der Klinge, gefunden beim Ziehen eines Grabens in einer Wiese zu Rosenow im Amte Stavenhagen. Geschenk des Herrn v. Blücher auf Rosenow.

c. Aus dem christlichen Mittelalter.

Ein eisernes Intrument, einem krummen Husaren= Säbel ähnlich, aber 2' 10" lang in der Klinge und mit einem 1' 1" langen Griffe, in welchem die Klinge eingelassen und festgenietet ist; gefunden im Thiergarten bei Bothmer. Geschenk des Herrn Grafen v. Bothmer daselbst.

Eine gehenkelte Kanne aus blaugrauem Thon, 7" hoch, mit gerilltem Bauche, vollständig erhalten, gefunden unter dem Straßenpflaster zu Malchin. Geschenk des Herrn Malers Greve daselbst.

Eine Ofenkachel aus dem 16. Jahrh. mit dem Relief=Bild einer Dame und der Umschrift A V R; gefunden beim Neubau eines Hauses zu Grevesmühlen, angekauft durch Vermittelung des Herrn Brockmüller daselbst.

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2. Für die Münzsammlung.

Alte, silberne und kupferne Scheidemünzen, 10 Stück, geschenkt von dem Herrn Pastor Behm zu Melz.

Ein hessischer Dreier von 1602 und ein kurmainzischer Dreier von 1675, geschenkt von dem Herrn Maler Greve in Malchin.

Ein großer silberner Bracteat (aus dem 12. Jahrh.), etwas verdrückt; ein dänisches Dütchen 1643; drei französische Sous 1792 und 1793; ein Röbelscher Privat=Dreiling von Blei 1838; eine zinnerne Medaille auf Rev. John Wesley, eine zinnerne Medaille auf Rev. Dr. Willis; eine silberne Pettschaftplatte mit dem hebräischen Worte: Thor; zwei dänische Papierscheine 1804 und 1819; zwei norwegische Papierscheine 1809 und 1810; ein schwedischer Papierschein 1815: geschenkt durch den Herrn Advocaten Hobein zu Schwerin.

3. Für die Büchersammlung.

I. Russische Ostsee=Provinzen.

  1. Archiv für die Geschichte Liv=, Est= und Kurlands. Neue Folge. Bd. V. Reval 1865. 8°.
  2. Jahresbericht der Estländischen literarischen Gesellschaft v. J. 1864 u. 65. Reval 1865. 8°. (Nr. 1 u 2 Tauschexemplare von der Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostsee=Provinzen Rußlands.)

II. Belgien.

  1. Bulletin de l'Institut archèologique Liégeois. Tom VII, 3, Liége 1866. 8°. (Tauschexemplar von der genannten Gesellschaft.)

III. Die Schweiz.

  1. Zwanzigster und Einundzwanzigster Jahresbericht über die Verrichtungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. 4°.
  2. Mittheilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Nr. XXVII. Ferd. Keller: Die römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz. Abth. II. 1864. 4°; Nr. XXIX. W. Lübke: Ueber alte Oefen in der Schweiz, namentlich im Kanton Zürich. 1865. 4°; Nr. XXX. Ludwig Ettmüller: Die Frescobilder zu Konstanz. Zürich 1866. 4°.
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(Nr. 4 u. 5 Tauschexemplare von der genannten Gesellschaft.)

  1. Antike Schleudergeschosse, beschr. u. erklärt von Wilh. Vischer. Basel 1866. 4°. (Tauschexemplar von der Antiquarischen Gesellschaft in Basel.)

IV. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.

  1. Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine. Jahrg. XIV. Nr. 7 bis 10. (Zwei (Exemplare.)
  2. Weisthümer, herausgeg. v. Jacob Grimm. Th. V. Göttingen 1866. 8°.

V. Oesterreich.

  1. Fontes Rerum Austriacarum Abth. I. Bd. VII. Wien 1866. 8°.
  2. Archiv für Oesterreichische Geschichte. Bd. XXXV, 2 und XXXVI, 1. Wien 1866. 8°.
  3. Sitzungsberichte der Kais. Akademie der Wissenschaften Bd. XI, 2, 3 und XII, 1-4. Wien 1865 u. 66. 8°. (Nr. 9 - 11 Tauschexemplare von der genannten Akademie.)
  4. Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft, redigirt von Franz Foetterle. Jahrg. VIII, 2 und IX. Wien 1864 u. 65. 8°. (Tauschexemplar von der genannten Gesellschaft.)
  5. Mittheilungen des historischen Vereins für Krain. Jahrg. XIX. und XX. Laibach 1864 u. 65. 4°. (Tauschexemplar von dem genannten Vereine.)

VI. Bayern.

  1. Abhandlungen der historischen Classe der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. IX, 2. München 1866. 4°.
  2. Sitzungsberichte der Königl. Bayer. Akademie der Wissenschaften. 1866. I, 4 u. II, 1. München 1866. 8°.
  3. Die Gottesurtheile der Indier. Rede von Emil Schlagintweit. München 1866. 4°. (Nr. 14-16 Tauschexemplare von der genannten Akademie.)
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VII. Würtemberg.

  1. Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, herausg. von dem K. statistisch=topographischen Bureau. Stuttgart 1866. 8°. (Tauschexemplar von dem genannten Bureau.)
  2. Zeitschrift des historischen Vereins für das würtembergische Franken. Bd. VII, 1. Weinsberg 1865. 8°. (Tauschexemplar von dem genannten Vereine.)

VIII. Sachsen.

  1. Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereines auf das Jahr 1865. Heft 4. Freiberg 1866. 8°. (Tauschexemplar von dem genannten Vereine.)
  2. Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 43. Heft 1. Görlitz 1866. 8°. (Tauschexemplar von der Oberlausitzischen Gesellschaft für Wissenschaften.)

IX. Hannover.

  1. Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen. Jahrg. 1865. Hannover 1866. 8°.
  2. Neunundzwanzigste Nachricht über den historischen Verein für Niedersachsen. Hannover 1866. 8°. (Nr. 21 u. 22 Tauschexemplare von dem genannten Vereine.)

X. Hessen.

  1. Urkundenbuch des Klosters Germerode, verf. von Jul. Schmincke. Kassel 1866. 8°.
  2. Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Neue Folge. Bd. I, 1. Kassel 1866. 8°.
  3. Verzeichnis der Bibliothek des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Kassel 1866. 8°. (Nr. 23 bis 25 Tauschexemplare von dem genannten Vereine.)

XI. Schlesien und Sachsen.

  1. Dreiundvierzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Breslau 1866. 8°.
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  1. Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Abth. für Naturwissenschaften und Medicin 1865-66; Philosophisch=historische Abth. 1866. Breslau 1866. 8°. (Nr. 26 u. 27 Tauschexemplare der genannten Gesellschaft)
  2. Jahrbücher der Königlichen Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Heft IV. u. V. Erfurt 1866. 8°. (Tauschexemplar von der genannten Akademie.)
  3. Vierter Vierteljahres=Bericht des Vereins für die Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstiftes Magdeburg. 1866. 8°. (Tauschexemplar von dem genannten Vereine.)

XII. Hamburg.

  1. Die Hamburgische Turnanstalt von 1816. Erinnerungen aus der Zeit ihres Entstehens und Aufblühens von Dr. Otto Beneke. Hamburg 1866. 8°. Geschenk des Herrn Verfassers.)

XIII. Meklenburg.

  1. Archiv für Landeskunde. Jahrg. XVI, 7. 8, 9. 10. (Geschenk Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz. )
  2. Ueber Peter Vischer's Denkmal auf die Herzogin Helena im Dome zu Schwerin. Mittheilungen vom Archivrath Dr. Lisch in der Beilage zur Mecklenburgischen Zeitung 1866, Nr. 246. (Geschenk des Herrn Verfassers. )
  3. Die Siegel des Domkapitels zu Ratzeburg von G. M. C. Masch. Ratzeburg 1866. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers. )
  4. Geschichte des Weins und der Trinkgelage. Ein Beitrag zur allgemeinen Kultur= und Sittengeschichte von Dr. Rudolf Schultze. Berlin 1867. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)
  5. Programm der Gr. Stadtschule zu Wismar vom Jahre 1866, enth.: "Ueber die sittliche Aufgabe der Schule, vom Rector Dr. E. Th. Haupt." Wismar 1866. 4°. (Geschenk des Herrn Verfassers. )
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4. Für die Naturhistorische Sammlung.

Zwei Rinderschädel, gefunden vor mehren Jahren beim Ausmodden des Mühlenteiches zu Gnoien, geschenkt von dem Herrn Bürgermeister Cramer zu Gnoien.

III. Die Matrikel des Vereins.

Aus dem letzten Quartal des abgelaufenen Kalenderjahres hat der Verein abermals den Verlust eines seiner thätigsten correspondirenden Mitglieder zu bedauern. Am 29. October 1866 starb der als Forscher und Schriftsteller ehrenvoll bekannte Professor Dr. Troyon zu Lausanne, unser Mitglied seit dem 6. Januar 1845. Der Verstorbene war zu Anfang seiner Gelehrten=Laufbahn in Schwerin, um unsere Sammlungen zu studiren, und hing seitdem mit großer Theilnahme an unserm Vereine, die er namentlich durch Schenkung seiner Schriften und einer hübschen Sammlung von Pfahlbau=Alterthümern aus der Schweiz bethätigte. Seine eignen umfangreichen und sehr werthvollen Sammlungen hat er letztwillig seiner Vaterstadt Lausanne hinterlassen.

Die Ernennung des Herrn Prof. Dr. Gindely zu Prag zu unserm correspondirenden Mitgliede hat bereits ihre ersten Früchte getragen. Durch seine Vermittlung ist der Verein mit der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag und dem archäologischen Vereine des Museums des Königreichs Böhmen zu Prag in Correspondenz und Schriftenaustausch getreten.

Von den ordentlichen Mitgliedern ist der Baurath Susemihl zu Schwerin, welcher dem Vereine erst im Jahre 1862 beitrat, am 21. December 1866 gestorben, und Herr Gymnasiallehrer Rothfuchs, früher in Schwerin, jetzt in Marburg, ist mit Neujahr ausgetreten. Beigetreten ist dagegen Herr Kammer=Ingenieur Beyer zu Güstrow.

W. G. Beyer, Dr., Archivar,     
als zweiter Secretair des Vereins.  

 

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Aufruf

zu einer Sammlung

von

Meklenburgs Sagen, Märchen
und Gebräuchen.


Die volksthümlichen Ueberlieferungen, wie sie in Sagen und Märchen, in den an große und kleine Ereignisse des Lebens sich anlehnenden Gebräuchen seit uralter Zeit von Geschlecht zu Geschlecht sich fortpflanzen, gehen mit raschem Schritte ihrem Erlöschen entgegen. Wer ein gewisses Alter erreicht hat, kann aus eigener Erfahrung bezeugen, daß Ueberlieferungen, die noch in seiner Kindheit lebten, nach einem Menschenalter verschwunden waren. Es ist nicht schwer, die Ursache dieser Erscheinung zu erkennen: sie liegt vor allem in dem gesteigerten Verkehr, der Stadt und Land, Städte und Länder mit einander verbindet und im Länder durchbrausenden Dampfroß zur sichtbaren Erscheinung wird. In den Wellen des Meeres reiben die Kieselsteine sich rund an einander, jeder einzelne verliert seine eigenthümliche Gestalt: ähnlich ist es bei dem Menschen im Verkehr mit der Außenwelt. In der Abgeschlossenheit eines Gebirgsthales, einer Insel erhalten sich Eigenthümlichkeiten länger und treuer, in Sprache, in Tracht, in Sitte. Wer an der Heerstraße liegt, wird in den Strudel des Verkehrs hineingezogen und geht aus ihm mit Aufgeben seiner Besonderheit hervor. Daß auch die vorschreitende Bildung des Volkes bis in seine

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untersten Schichten dazu beiträgt, alte Ueberlieferungen zu zerstören, wird Niemand leugnen, ohne daß er deswegen das Recht und die Nothwendigkeit, das Volk zu bilden, bestritte. Die Tatsache steht fest: jene Ueberlieferungen schwinden, erblassen, ersterben; sie aufzuzeichnen und zu sammeln ist daher die höchste Zeit.

Ihre Bedeutung und Wichtigkeit reicht in die ferne Vorzeit zurück. In Sagen und Märchen, in Aberglauben und Bräuchen lebt ein gut Theil von dem heidnischen Glauben der Germanen fort; aus ihnen erbaute die Meisterhand Jacob Grimm's das Gebäude der deutschen Mythologie, und seitdem hat man in allen Gauen Deutschlands sorgsam jene Zeichen der Vergangenheit gesammelt. Es braucht Niemand zu fürchten, daß durch Aufzeichnen derselben ihr Fortleben begünstigt werde und dadurch dem Gedeihen christlichen Sinnes Schaden erwachse; aufgezeichnet oder nicht, das eherne Gesetz der Nothwendigkeit führt sie dem Vergessen entgegen.

In Meklenburg fehlt es an Volksüberlieferungen durchaus auch heute noch nicht und manches zu ihrer Aufzeichnung ist schon geschehen, doch fehlt es noch an einer nach allen Seiten greifenden, systematisch angelegten Sammlung. Daher geht unsere Bitte an alle, die ein Herz haben für deutsche Art und Wissenschaft: daß sie den Sagenschatz der Vorzeit sammeln und festhalten helfen, ehe er unwiederbringlich verloren ist.

Naturgemäß ist auf dem Lande der ergiebigste Boden, in den unteren Schichten der reichste Gewinn zu erwarten; das Alter bewahrt einen größeren Schatz als die Jugend; aber auch der Stadtbewohner, auch der jüngere, wird manches zu verzeichnen haben, und Jedem wird aus seiner Erinnerung manche Sage, mancher Brauch einfallen, der bewahrt zu werden verdient. Geistliche und Lehrer, mit den Sitten des Volkes am meisten vertraut, werden vorzugsweise Gelegenheit haben, dem schweigsamen, oft zurückhaltenden Volksmunde seine Geheimnisse abzulauschen, und der Landmann wird, was er besitzt, gern hergeben, wenn er sieht, daß man keinen Spott damit treiben will, daß man ein liebevolles Verständniß für diese Ueberlieferungen mitbringt.

Treueste Aufzeichnung ohne jeglichen Schmuck der Rede ist vor Allem erwünscht: der eigenen Zuthat sich zu enthalten, erfordert die Achtung vor hundertjähriger Ueberlieferung. Jeder Ueberlieferung ist der Name des Ortes, an welchem sie vorkommt, beizufügen, auch der Name desjenigen, aus dessen Munde sie aufgezeichnet wurde. Auch

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wird es willkommen sein, wenn bei plattdeutscher Ueberlieferung die Sprache beibehalten wird.

Die Sammlung, welche wir beabsichtigen, umfaßt:

I. Sagen und Märchen.

II. Aberglauben und Gebräuche. Namentlich ist hier die Aufmerksamkeit auf folgende Punkte zu richten:

1) Gebräuche, die sich an die großen Feste des Jahres, Weihnacht, Ostern, Pfingsten, aber auch an andere bedeutsame Tage, als Michaelis, Martini, Andreas (30. November), Nicolaus=Tag (6. December), Neujahr und die unmittelbar vorhergehenden und folgenden Tage, die sogenannten Zwölften, Antoni, Lichtmeß, Peters=, Mathias=-Tag, Fastnacht, Lätare und Johannis=Tag anknüpfen. Auch die Frühlingsfeier gehört hierher.

2) Gebräuche im Anschluß an die Wochentage, z. B. Wahl derselben für bestimmte Handlungen, Viehaustreiben, Hochzeiten u. s. w.

3) Erntegebräuche und alles, was sich auf die Bestellung des Feldes bezieht.

4) Aberglaube, der sich an Haus und Hof anknüpft, gute und böse Vorbedeutung beim Bau der Häuser, An= und Abziehen der Knechte und Mägde, Brotanschneiden u. s. w.

5) Haus und andere Thiere und ihre Bedeutung im Volksglauben, namentlich: Kühe, Pferde, Schweine, Katzen, Hunde, Störche, Schwalben, Kukuk, Marienkäfer, Spinnen.

6) Aberglaube, der sich an Sonne und Mond, Sterne, Wolken, Wetter, Wind, Feuer anlehnt.

7) Gebräuche, die sich auf Geburt und Taufe, Hochzeit, Tod und Begräbniß beziehen.

8) Aberglaube, der sich an Krankheiten anschließt, nebst Besprechungsformeln von Krankheiten bei Menschen und Thieren.

9) Zauber= und Segenssprüche.

Bereits haben eine Reihe von Männern dem Unternehmen ihre Theilnahme und Unterstützung zugesagt: wir nennen:

Archivar Dr. Beyer zu Schwerin,
Lehrer John Brinckmann zu Güstrow,

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Gymnasiallehrer Dr. Brummerstädt zu
Rostock, Pastor Danneel zu Ludwigslust,
Secretair L. Fromm zu Schwerin,
Burgemeister Dr. Hall zu Sülz,
Gymnasiallehrer Dr. Holsten zu Rostock,
Seminar=Director Kliefoth zu Neukloster,
Gymnasial=Director Krause zu Rostock,
Gymnasiallehrer Dr. Krüger zu Rostock,
Gymnasiallehrer Dr. Latendorf zu Schwerin,
Archivrath, Pastor Masch zu Demern bei Rhena,
Gymnasiallehrer Dr. Nölting zu Wismar,
Gymnasiallehrer Dr. Sandvoß zu Friedland,
Präpositus Dr. Schencke zu Pinnow bei Schwerin,
Oberlehrer Dr. Schiller zu Schwerin,
Lehrer Struck zu Waren,
Gymnasiallehrer Dr. Wendt zu Rostock,
Dr. Wiechmann auf Kadow bei Crivitz,
Gymnasiallehrer Dr. Wilbrandt zu Rostock.

Wir hoffen, daß unser Unternehmen im Hinblick auf den wissenchaftlichen Zweck die allgemeinste Theilnahme finden und daß auf diese Weise der Quellenschatz meklenburgischer Volksüberlieferung noch zu rechter Zeit gerettet werde.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat das Unternehmen mit Allerhöchster Theilnahme zu begrüßen und zu unterstützen geruht.

Der Verein für Meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde hat seine Beförderung zugesagt und wird in seinen Berichten diesen Aufruf zum Abdruck und weiterhin über den Fortgang des Unternehmens Nachrichten bringen.

Alle Beiträge bitten wir möglichst kostenfrei an einen der Unterzeichneten zu senden.

Rostock und Schwerin im Januar 1867.

Dr. K. Bartsch, Dr. G. C. F. Lisch,
Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Landes=Universität. großherzoglicher Archivrath und Conservator der Geschichts= und Kunst=Denkmäler

 

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