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6.
Der Schwerin bei Röbel.

Die Umgebung der Halbinsel Schwerin auf der Feldmark Gneve bei der Stadt Röbel hat wiederum ganz denselben Charakter, als die bisher beschriebenen Oertlichkeiten, so daß eine ähnliche Bestimmung auch der jetzt zu besprechenden von vorne herein nicht zweifelhaft sein kann. Die Eigenthümlichkeiten dieser Heiligthümer, wie wir sie bei allen bisherigen Untersuchungen in überraschender Gleichförmigkeit kennen gelernt haben, treten hier nicht minder scharf hervor, nur sind die alten Grenzen des dazu gehörigen Ge=

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bietes minder genau und sicher zu bestimmen, sondern lassen sich nur durch theilweise allerdings gewagte Conjecturen reconstruiren, die aber doch wieder theils eben durch den Vergleich mit jenen verwandten Oertlichkeiten, theils durch die Geschichte dieser Gegend ihre Rechtfertigung finden dürften.

Die Stadt Röbel liegt am Nordwestufer des Binnensees, einer sich allmählig verengenden und tief in das Land einschneidenden Bucht der großen Müritz, in der Herrschaft Moritz, oder dem Gebiete der kleinen Völkerschaft der Moritzen, welche ihren Namen eben von dem See trugen. Der Name des Sees selbst aber ward schon von den Biographen des heiligen Otto von dem slavischen Mor: Meer, daher Moritz, wie es scheint: kleines Meer, abgeleitet. Ein in jenem Seebusen bei der Stadt mündender, kleiner Bach, welcher die heutige Altstadt im Norden von der südlichen Neustadt scheidet, war von altersher die Grenze des Landes Veprow, jetzt Vipperow, welches den südlichsten Theil der Herrschaft Moritz bildete, und in dem Vertrage vom 16. Decbr. 1252, zur Ordnung der lange streitigen Grenze der Bisthümer Schwerin und Havelberg, dem letztern zugesprochen ward, so daß fortan die Altstadt Röbel unter dem Schweriner, die Neustadt unter dem Havelberger Bisthume stand.

Die Neustadt Röbel ward nach der Urkunde des Herrn Nicolaus zu Werle vom 21. Jan. 1261 1 ), worin er derselben das Schweriner Recht bestätigte, schon von dessen Vater Heinrich Borwin II. gegründet, also etwa zwischen 1218 - 1226. Ueber die Gründung der Altstadt oder vielmehr, wie es in ältern Zeiten stets heißt, von Alt=Röbel, wissen wir nichts. Den Kern des Ortes bildete aber die fürstliche Burg und die Marien=Kirche, neben welchen sich zur Zeit der Erbauung der Neustadt gewiß nur eine geringe Zahl von Bewohnern auf dem beschränkten Raume angesiedelt hatte, da der Ort noch im 16. Jahrhundert ein unbedeutender Flecken war, dessen Bewohner fast ausschließlich von Fischerei lebten. Die Lage des Ortes scheint eine ziemlich feste gewesen zu sein. Er liegt nämlich inselartig zwischen dem erwähnten Seebusen, welcher denselben von Nordost nach Südost im Halbkreise einschließt und dem kleinen runden Mönchteiche im Westen, welcher seinerseits wieder von einer ziemlich bedeutenden Wiesenfläche eingeschlossen ist,


1) M. U. B. II, Nr. 911.
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die sich in südlicher Richtung, nur durch einen schmalen Landrücken unterbrochen, unter dem Namen Tiefwiesen weit in das Land hinein erstreckt und hier die Grenze der Feldmark Neu=Röbel bildet. Zwischen diesem Mönchteich und dem Müritzbusen sind nur gegen Nordwest und Südwest zwei schmale sumpfige Pässe frei, welche künstlicher Vertheidigungsmittel bedurft haben mögten, besonders an dem Südwest=Passe gegen die Neustadt hin. Grade hier liegt denn auch hart am Ufer des Mönchsteiches ein runder isolirter Hügel, auf welchem jetzt, und mindestens schon seit dem 17. Jahrhunderte, eine Windmühle steht, der aber im Mittelalter, nach dem Zeugnisse des Latomus, die fürstliche Burg trug 1 ). Dieser Burg wird schon im Jahre 1227 urkundlich gedacht 2 ). Sie war der Sitz des Vogtes des nach ihr genannten Landes Röbel 3 ), und später die Residenz einer besondern Linie der Fürsten zu Werle. Die erste Anlage dieser Burg reicht also wahrscheinlich schon in die heidnische Zeit zurück, ob sie aber die alte Gauburg einer slavischen Zupanie gewesen sei, ist gleichwohl zweifelhaft. Das spätere Land Röbel kommt erst nach der Gründung der Stadt vor, weßhalb wir den ursprünglichen Namen desselben nicht mit Sicherheit kennen. Im 13. Jahrhunderte aber dehnte sich dasselbe von Röbel nordwärts längs der Müritz aus, so daß namentlich Zielow im Lande Röbel lag, und wahrscheinlich der Kölpinsee die Nordgrenze bildete. Hier aber liegt zwischen dem Kölpin= und einem kleineren See in einer ausgedehnten, zur Feldmark Lebbin gehörigen Moorfläche ein großer, viereckiger, ohne Zweifel heidnischer Burgwall, welcher sehr wahrscheinlich die alte Gauburg dieser Gegend ist, aber bisher unbeachtet blieb, und noch der nähern Untersuchung und Beschreibung harrt. Der größte Theil dieser alten Vogtei Röbel ging übrigens frühzeitig in den Besitz der Klöster Malchow und Dobbertin über, wogegen dann der östliche Theil des Landes Vipperow zu Röbel, der Rest aber zu der neuerbauten Burg Wenden oder Wredenhagen gelegt ward.

Der zweite für uns noch wichtigere Punkt in Alt=Röbel, welcher der Besprechung bedarf, ist die Marien=Kirche.


1) Latomus, Genealochron. Megapol. ap. Westphal. M. J. IV. p. 234 - 235. - Latomus vollendete seine Chronik 1610, und starb 1613 als Rector zu Parchim. Er war früher Rector zu Neu=Brandenburg und beruft sich bei der Beschreibung der Stadt Röbel wiederholt auf den Augenschein.
2) M. U. B. I, Nr. 344: Vnizlaus, castellanus de Robele.
3) Urk. von 1237 und 1254; M. U. B. I, Nr. 469 und II, Nr. 371.
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Die Zeit ihrer Erbauung ist gleichfalls unbekannt. Der Chor der Kirche ist aber nach dem Urtheile des Archivraths Lisch noch im Uebergangsstyle gebauet und gehört sicher in die Zeit des ersten Ursprungs der Stadt. Nach meiner Vermuthung ist dieser Chor die alte Kirche des der Jungfrau Maria und der heiligen Maria Magdalena geweiheten Nonnen=Klosters, dessen Propst schon 1239 genannt wird, und welches anfänglich sicher auf der Altstadt lag, da es noch 1256, also nach dem Grenzvertrage von 1252, zum Sprengel des Bischofs von Schwerin gehörte, unter welchem der Propst gleich den übrigen Pröpsten der größern Klöster des Landes zugleich das Archidiakonat in einem nicht näher zu bestimmenden Sprengel verwaltete 1 ). Erst auf Veranlassung der Gründung eines Dominikaner=Klosters daselbst im Jahre 1285 wird das Kloster der heiligen Büßerinnen nach der Neustadt verlegt sein, von wo es endlich 1298 nach Malchow übersiedelte, bei welcher Gelegenheit ausdrücklich bemerkt wird, daß die Jungfrauen bisher auf der Neustadt Röbel im Havelbergischen Sprengel gewohnt, und die Dominikaner auf der Altstadt nunmehr den von den Schwestern verlassenen Sitz eingenommen hätten. Dies auf der Neustadt gelegene Klostergebäude ward nach dem Tode des letzten Priors Thomas Lambert im Jahre 1558 abgebrochen, wogegen über das ehemalige Kloster auf der Altstadt keine bestimmten Nachrichten vorhanden sind 2 ). - Unsre Marien=Kirche auf der Altstadt Röbel aber war nach der Sage auf dem heidnischen Burgwalle erbauet, eine Sage, welche Lisch nach Untersuchung der Oertlichkeit für nicht unwahrscheinlich hält, da die Kirche am Nordende der Stadt hart am Ufer der Müritz auf einem ziemlich hohen Hügel liegt, welcher nach allen Seiten scharf abfällt, und daher künstlich aufgeworfen zu sein scheint 3 ). Unter diesem heidnischen Burgwall ist aber nach der Sage keine weltliche Feste, sondern eine Tempelburg zu verstehen. Nach Latomus stand nämlich ehemals an der Außenwand der Kirche


1) Erst im Febr. 1298, kurz vor der Verlegung des Klosters, kommt neben dem Propste ein besonderer Archidiakonus in Neu=Röbel vor. M. U. B. IV, Nr. 2486.
2) Latomus a. a. O. Zu seiner Zeit lag auf der alten Klosterstätte das Haus des Joachim Below, bei dessen Erbauung i. J. 1605 auch die Gräber mehrerer Fürsten zu Werle entdeckt wurden.
3) Vgl. über diese Kirche überhaupt Lisch, Jahrb. VIII, S. 112 ff. und XXI, S. 376 ff., sowie über die Geschichte des Klosters, soweit sie hier berührt ist, M. U. B. I, Nr. 499, II, Nr. 761 und 63, und IV, Nr. 2503 und 2505 - 8.
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in einer mit eisernem Gitter verwahrten Mauernische der "hölzerne krausköpfige Götze Rabal", von welchem die Stadt den Namen trage, und welcher von dem Volke "in zweifelhaften Dingen wie ein oraculum consultiret" worden sei, worauf derselbe, wenn die Sache einen glücklichen Fortgang gewinnen sollte, dem Fragenden sein Angesicht, auf den widrigen Fall aber den Rücken zugewandt habe. Dies Bild ward nach der Versicherung unsers Gewährsmannes erst bei Menschengedenken entfernt. Der Zusatz aber, daß dies ein von den Priestern geübter Teufelsbetrug gewesen sei, und daß neben dem Bilde, ebenso wie vor dem berüchtigten Marienbilde zu Dargun, auch ein Block gestanden habe, worin der Consultirende sein Opfer steckte, ist offenbar eine protestantische Erfindung 1 ). Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß die Verehrung des Bildes nur heimlich und zur Nachtzeit stattfand, denn nur unter dieser Voraussetzung konnte der Glaube an das Orakel sich halten. Eben so ist der Name des Götzen zuverlässig erfunden, da von einer slavischen Gottheit Rabal durchaus nichts bekannt, und der Name des Ortes Röbel wahrscheinlich von dem Slavischen row, böhmisch hrob: Graben, auch Grab, Gruft, von dem Stamm rygi: graben, abzuleiten ist. Das Böhmische hrob bedeutet aber nicht bloß Grab, sondern namentlich auch den Grabhügel, und ward vielleicht überhaupt von einer künstlichen, mit einem Graben umgebenen Erderhöhung gebraucht. Uebrigens kommen auch die Formen Robal und Reuele statt Robel vor, wonach die Stadt Rewal denselben Namen hat. Dagegen erinnert der Röbelsche Götze unwillkürlich an das vielbesprochene steinerne Bild des Suantevit in der Wittower Kirche bei Arkona.

Ist hiernach die Existenz einer heidnischen Tempelburg in Röbel auf der Stelle der heutigen Marien=Kirche nicht zu bezweifeln, so ist deren nahe Verbindung mit der Feldmark Gneve seit der ersten Zeit der Christianisirung des Landes nicht minder historisch gewiß. Der Ort Gneve war nämlich von jeher nach Röbel eingepfarrt, und zwar nach der Marien=Kirche auf der Altstadt Röbel, obwohl er nörd=


1) Latomus a. a. O. - Daß unter diesem heidnischen Götzen nicht etwa ein einfaches Heiligenbild zu verstehen sei, dafür spricht theils der Ort und die Art der Aufstellung des Bildes, theils das Alter der Sage, welche spätestens 50 Jahre nach dem Tode des letzten Priors von einem wissenschaftlich gebildeten und schon bejahrten Manne gläubig niedergeschrieben ward, und deren Ursprung sicher noch in der katholischen Zeit liegt.
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lich von dem Scheidebache der Schweriner und Havelberger Diöcese lag, und der Weg von dort zur Marien=Kirche mitten durch die Neustadt führte. Dies noch jetzt bestehende Verhältniß wird nicht nur in den ältesten protestantischen Visitations=Protokollen bezeugt, sondern stammt nachweislich aus der rein katholischen Zeit. Schon im Jahre 1498 verkaufte Heinrich Hahn d. A. zu Arensberg wohnhaft den Vicarien des Katharinen=Altars in der Marien=Kirche zu Alt=Röbel, als der Pfarrkirche von Gneve, welches damals im Besitze der v. Hahn war, 5 Mark aus einem Hofe des Dorfes Melz 1 ), und in einer Urkunde vom 13. Jan. 1525 verpfändete die Wittwe des Achim Hahn der Brüderschaft Petri und Pauli zu Röbel eine Hebung von 3 Mark Lüb. aus dem "Dorfe Gnewe, Schwerinschen Stiftes". Diese Ausnahmsstellung des Ortes kann ihren Grund nur in einer uralten Verbindung mit Alt=Röbel und der dortigen Kirche haben, und damit stimmen auch die politischen Verhältnisse des Ortes, der sich schon durch eine ungewöhnliche Ausdehnung seiner Feldmark auszeichnete, vollkommen überein.

Gneve 1 ) wird zuerst in der schon erwähnten Urkunde des Herrn Nicolaus zu Werle vom 21. Jan. 1261 genannt, worin derselbe der Neustadt Röbel das Schweriner Recht bestätigte und die Grenzen der Stadtfeldmark bestimmte. Darnach grenzte dieselbe mit den Dörfern Gneve, Zielow, Zarnow und Kusseke, von wo die Grenze sich aufwärts durch einen Sumpf, die jetzt sogenannten Tief=Wiesen, bis zu dem Mühlenteich von Nedebow herumzog, und weiter an der Scheide der Dörfer Klein= und Groß=Wackstow und Dambek, durch den Gliener See in der Richtung gegen Kelle, wieder zu dem Stadtsumpfe hinab, und durch verschiedene Aecker und Weiden vor der Altstadt, deren Lage nicht genauer zu ermitteln ist, fort lief. Offenbar aber schließt diese Grenze die Altstadt mit ein, was durch spätere Verträge zwischen der Alt=.und Neustadt bestätigt wird, aus welchen hervorgeht, daß die Ländereien im Norden der Altstadt unmittelbar vor dem Stadthore zur Neustädter Feldmark gehörten, und nun


1) Gnew, böhmisch hnew, heißt Groll, Zorn. In einer mittelalterlichen Chronik, die ich anzumerken vergessen habe, wird jedoch der Frauenname Dobragnewa durch "gute Herrin" erklärt. Sollte diese Erklärung sprachlich begründet sein, und die Ortsnamen Gneve, Gnevitz, Gnevetin, Gnewekow, sowie die halbslavischen, halbdeutschen Zusammensetzungen Gnevsdorf und Gnevesmühlen wirklich Herrenorte bedeuten? Vgl. Frank A. und N. M. XIV, 88.
1) Gnew, böhmisch hnew, heißt Groll, Zorn. In einer mittelalterlichen Chronik, die ich anzumerken vergessen habe, wird jedoch der Frauenname Dobragnewa durch "gute Herrin" erklärt. Sollte diese Erklärung sprachlich begründet sein, und die Ortsnamen Gneve, Gnevitz, Gnevetin, Gnewekow, sowie die halbslavischen, halbdeutschen Zusammensetzungen Gnevsdorf und Gnevesmühlen wirklich Herrenorte bedeuten? Vgl. Frank A. und N. M. XIV, 88.
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erst abgelöset werden mußten. Die Altstadt hatte also zur Zeit noch überall keine besondere Feldmark, was meine obige Ansicht vollkommen bestätigt, daß wir uns unter Alt=Röbel um diese Zeit noch keine besondere städtische Gemeinde zu denken haben. In Betreff der übrigen Grenzbestimmungen bemerke ich nur, daß der Gliensee westlich von der Stadt hart an der Feldmark Kelle liegt, wo auf allen Karten am Südufer eines kleinen länglichen Sees das Gliener Holz verzeichnet ist. Die untergegangenen Dörfer Kussekow und Zarnow aber lagen im Süden der Stadt, so daß Kussekow gegen Westen mit Bollewick und Spitzkuhn, Zarnow nach Osten mit Zielow und Solzow grenzte. Beide wurden im 14. Jahrhundert größtentheils von der Stadt (Zarnow anscheinend theilweise auch von Solzow) erworben und der Stadt=Feldmark einverleibt, von welcher sie jedoch noch im 16. und 17. Jahrhundert durch eine alte Landwehr geschieden wurden, die sich von dem Elsholz an den Tiefwiesen quer zu der Gosenow an der Grenze von Zielow hinüberzog. - Wichtiger aber ist für uns zunächst die Ostgrenze der Stadt, welche nach unsrer Urkunde durch die Feldmarken Gneve und Zielow gebildet ward. Zwischen diesen beiden Dörfern liegt aber jetzt die große Feldmark des Pfarrdorfes Ludorf, dessen in unsrer Urkunde überall noch nicht gedacht wird, und das sich auch durch seinen Namen als eine spätere deutsche Gründung auf einem Theile der Hauptfeldmark Gneve zu erkennen giebt, welche letztere mithin ursprünglich unmittelbar mit Zielow zusammen stieß.

In dieser Ausdehnung ward also die alte Feldmark Gneve gegen Nordwesten von dem erwähnten Röbelschen Müritzbusen, gegen Osten aber, um die hohe, bewaldete Landspitze Steinhorn herum, von der offnen weiten Seefläche der Müritz selbst begrenzt, welche beide Uferstrecken wir später noch genauer durchmustern müssen. Gegen Süden aber ward dieselbe durch die nicht unbedeutenden und noch im vorigen Jahrhunderte meistens bewaldeten Zielower Berge, zwischen welchen häufig kleinere und größere Wiesen und Torfmoore liegen, natürlich abgeschlossen. Unter diesen Höhen ist namentlich die Krieweserborg hervorzuheben, welche sich hart an der Ludorfer Grenze nahe am Seeufer steil erhebt, und nach Acten des 16. Jahrhunderts den Fischern als Wahrzeichen und als Grenzmal der Linie diente, welche den Ludorfer Antheil an der Müritz im Süden von der sogenannten Vipperower Müritz schied, obgleich die Ludorfer Fischer die alte Gerechtigkeit dieses Gutes weit über diese Grenze

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hinaus bis in den Mevensee bei Buchholz ausdehnten. Die Lage dieser Krieweserborg bestimmt sich durch das "Griesemoor" und den "Krießkamp", welche auf den spätern Karten am Fuße einer bedeutenden, steilen Höhe grade hinter dem sogenannten "Rothenbaum" am Müritzufer selbst verzeichnet stehen, und deren Namen offenbar aus Krivs verdorben sind 1 ). Dieser Rothebaum ist nämlich der heutige Ausgangspunkt jener Grenzlinie und jene Höhe, hinter welcher auf eben diesen Karten der Name "Düfelsberg" steht, augenscheinlich die alte Krieweserborg selbst. - Im Westen unsrer Feldmark endlich, wo sie mit Röbel zusammenstieß, findet sich dagegen eine solche natürliche Grenzlinie nicht, wie solche jenseits dieser letztern Feldmark in den ausgedehnten Sümpfen der Tiefwiese so bestimmt ausgeprägt ist, ein Umstand, welcher wohl geeignet scheint, die Vermuthung zu unterstützen, daß die ganze Feldmark Gneve ursprünglich unmittelbar zu dem Gebiete der alten heidnischen Tempelburg gehörte, und mit der Stadtfeldmark vereinigt den die Burg umschließenden heiligen Hain bildete. Ja, unter dieser Voraussetzung scheint es nicht unmöglich, daß die oben bezeichnete alte Landwehr, welche aus einem Walle von bedeutender Höhe und einem doppelten Wassergraben bestand, schon aus dieser heidnischen Zeit stammt, da der Rath der Stadt die Bezeichnung derselben als ehemalige Stadtgrenze schon im 16. Jahrh. entschieden zurückwies, und den Ursprung, sowie die eigentliche Bedeutung derselben nicht mehr kannte.

Diese Darstellung der Verhältnisse wird nun durch die spätere Geschichte des Ortes Gneve mindestens in soweit bestätigt, als derselbe schon nach den ältesten Nachrichten, welche wir darüber besitzen, wirklich kein gewöhnliches Dorf, sondern ein fürstlicher Hof war, der unmittelbar zu der Burg und damaligen Residenz Röbel gehörte. Seit der besprochenen Privilegienbestätigung und Grenzbestimmung der Stadt Röbel von 1261 wird nämlich des Ortes Gneve volle 100 Jahre hindurch nicht wieder gedacht. Erst bei den Verhandlungen über die Verpfändung des Schlosses und Landes


1) Dieser Name ist anscheinend wieder nur eine Contraction aus Kriwitz, da die slavische Endung itz in der Volksmundart in der Regel zu einem bloßen - s abgeschliffen wird. So heißt auch die heutige Stadt Criwitz bei dem dortigen Landvolk nur Criews, ebenso Garws statt Garwitz, Lews statt Lewitz u. s. w. Auch der Familienname Crivitz kommt in Röbel früh vor. - In welchem Zusammenhange aber diese Oertlichkeit, deren Namen gleichfalls auf eine heidnische Gottesverehrung hinweisen, mit den Heiligthümern in Röbel und Gneve gestanden haben mögen, muß ich dahingestellt sein lassen.
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Röbel durch den Fürsten Bernhard zu Werle an den Herzog Albrecht zu Meklenburg im Jahre 1362 tritt derselbe wieder hervor, und zwar als fürstlicher Hof und Hauptort des Leibgedings der Gemahlin des Fürsten, den dieser nebst den dazu gehörigen Dörfern Zarnow, Semzin, Solzow, einem Antheile in Vipperow, Meltz, Bockholt und 7 Hufen in Priborn ausdrücklich reservirte 1 ), was der Herzog seinerseits nicht nur im Allgemeinen anerkannte, sondern auch gelobte, die Fürstin nicht an dem Genusse dieser Güter hinderlich zu sein. Die Bestellung dieses Leibgedings wird bereits im Jahre 1341 geschehen sein, wo der Fürst Bernhard sich mit der Gräfin Elisabeth von Holstein=Plön vermählte. Bernhard starb 1378, seine Wittwe lebte aber noch am 10. August 1391, als die Herzoge Johann, Ulrich, Albrecht und Rudolf von Stargard, als ihres Oheims Albrechts II. Nachfolger in dem Pfandbesitze des Landes Röbel, dasselbe an die v. Grambow auf Sietow verafterpfändeten, wobei sie das Leibgeding der fürstlichen Wittwe wiederum ausdrücklich ausnahmen, und sich dessen Heimfall nach dem Tode der Wittwe reservirten. Dieser Fall wird etwa um das Jahr 1400 eingetreten sein, indem die Herzoge Johann und Ulrich die ihnen "von der edlen Frau Elzeben, Herren Bernds ehelichen Frau, angestorbenen Güter" dem Ritter Claus Hahn auf Damerow zuerst in einer undatirten, aber in dieser Zeit gehörigen Urkunde auf Lebenszeit, dann aber am 14. August 1410 als erbliches Lehn überwiesen 2 ).

Die Fürstin Elisabeth war also über ein halbes Jahrhundert im Besitze ihres Leibgedings, und während dieser Zeit wird der Ort Ludorf auf der Feldmark Gneve gegründet sein. Nach der in dem Thurmknopfe der dortigen Kirche aufgefundenen Urkunde, welche jedoch nur noch in Abschrift vorhanden ist, ward nämlich die in architektonischer Beziehung sehr merkwürdige, der Jungfrau Maria und dem heiligen Laurentius geweihete Kirche am 8. Mai 1346, also 5 Jahre nach der Vermählung Elisabeths mit


1) - "bebaluen vses wyues lifgedingh, als den hof to Gnewe, dat dorp to Cernowe, Semsin, Solsowe, Wypperowe des wy dar hebben, Meltze, Bokholte vnd souen houen, de wy dar hebben to Priborn". Lisch, Jahrb. XIII. 192 ff., und Urk. Nr. 40 S. 326. - Später wird auch Solzow als Hof bezeichnet, der vermuthlich durch das Kloster Amelungsborn angelegt war, welches hier früh Grundbesitz erwarb, und schon 1291 namentlich einen auf einer Insel gelegenen Hof mit 3 Hufen zu Solzow, 1 Hufe in Vipperow und 5 Hufen in Priborn besaß. M. U. B. Nr. 2110.
2) Lisch, Jahrb. XIII, 194 und Urk. Nr. 44 und 45 S. 333 ff.
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dem Fürsten Bernhard, von dem Bischof Burchard zu Havelberg geweihet 1 ), und war mit 2 Hufen in Ludorf, 3 Hufen in Priborn und 2 Mark Hebungen in Zielow dotirt. Es ist kaum zu bezweifeln, daß dieser Kirchenbau mit der Gründung des Ortes selbst, der hier zum ersten Male genannt wird, zusammenhängt, und daß die Fürstin Elisabeth als die Gründerin desselben zu betrachten ist 2 ). Daß die Kirche von dem Havelberger Bischofe geweiht ward, obwohl Gneve zum Schweriner Sprengel gehörte, kann kaum auffallen, da die Feldmark doch immer auf der Havelberger Seite der vereinbarten Grenzlinie lag, und wenn in dem Grenzvertrage gleichwohl das einmal bestehende Parochialverhältniß des Ortes Gneve zur Marien=Kirche in Röbel auch für die Zukunft anerkannt war, so schien daraus nicht nothwendig zu folgen, daß nun auch die dort neugegründete Pfarre gleichfalls ohne weiteres dem Bischof zu Schwerin unterworfen sei. Jedenfalls ist ein neuer Vergleich, wodurch die Ansprüche des Bischofs von Havelberg Anerkennung gefunden, sehr begreiflich. Uebrigens war die neue Kirche so schwach dotirt, daß sie kaum jemals als wrklich selbstständige Pfarre bestanden haben dürfte, vielmehr ward dieselbe schon früh mit Röbel combinirt, und zwar nicht mit der zunächst liegenden Nicolai=Kirche auf der Neustadt, sondern wiederum mit der Marien=Kirche zu Alt=Röbel, die dadurch doch gewissermaßen als eigentliche Mutterkirche anerkannt ward. - Nach dem Tode der Fürstin Elisabeth wird Ludorf zunächst mit dem Hofe Gneve und den übrigen Leibgedingsörtern ein Lehn der v. Hahn geworden sein. Ludorf wird indeß vor dem Ende des 15. Jahrhunderts nicht wieder genannt, und war damals im Besitze des in dieser Gegend reich begüterten, jetzt erloschenen Geschlechtes der Morine. Die alte Verbindung des Ortes mit dem ehemaligen fürstlichen Hofe Gneve, der nun nach der Trennung von Ludorf zu einer kleinen Meierei der v. Hahn auf Solzow herabsank, ist aber noch heute an der wichtigen Fischereigerechtigkeit erkennbar, welche Ludorf von jeher auf einem bedeutenden Theile der Müritz ausgeübt hat, und die ganz unzweifelhaft ursprünglich


1) Jahrb. XXV. 308.
2) Ludorf hat seinen Namen vielleicht von dem angrenzenden Bruche, wendisch loug, welches Wort in der Form Luch und Luh auch von den eingewanderten Deutschen beibehalten ward, und in den Acten häufig vorkommt.
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dem Hofe Gneve zugestanden hatte, und mit diesem auf die v. Hahn übertragen war 1 ).

Die Ausübung dieser Fischerei geschah aber nicht unmittelbar von dem Hofe zu Ludorf aus, sondern durch die Fischer zu Morin, einem kleinen, in der heutigen Ludorfer Feldmark untergegangenen Orte am Ufer der Müritz, in welchem die mit der Tempelburg offenbar in nächstem Zusammenhange stehende wendische Fischercolonie, die wir in allen bisher besprochenen Schwerinen wiederfanden, nicht zu verkennen ist. Der Ort wird zwar erst im 15. Jahrhundert urkundlich genannt, ist aber sicher eine alte wendische Gründung, wie schon der slavische Name Morin, später gewöhnlich Marin gesprochen, beweist, der, wie die Müritz selbst, von dem slavischen mor: See abzuleiten ist, und etwa Seedorf bedeutet. Auch wird derselbe wiederholt als Alt=Morin im Lande Röbel bezeichnet, im Gegensatze zu dem Neu=Morin im ritterschaftlichen Amte Neustadt, welches gleichwohl bereits im Jahre 1304 urkundlich vorkommt. Unser Alt=Morin wird also dem schon im 13. Jahrhunderte in der Gegend von Röbel, namentlich in Kelle, angesessenen Rittergeschlechte der Morine, welches anscheinend zu den ältesten Burgmannen von Röbel selbst gehörte, den Namen gegeben haben. Das ursprüngliche Verhältniß dieses Geschlechtes, welches seit Ende des 15. Jahrhunderts auch im Lehnsbesitze von Ludorf war, zu dem Stammorte Morin ist freilich nicht mehr zu ermitteln. Vielleicht bekleidete der Stammvater das Amt eines fürstlichen Vogtes oder Wademeisters daselbst, worauf die drei Angelhaken in dem Geschlechtswappen hinzudeuten scheinen 2 ). Im 16. und 17. Jahrhundert, wo wir Ludorf unter den zwei Linien des Geschlechtes getheilt finden, wird neben dem Hofe zu Ludorf noch ein besonderer Hof Morin genannt, welcher auf einer Horst am Seeufer, nordöstlich von Ludorf, lag und landwärts von einem bedeutenden Bruche eingeschlossen ist. Diese Horst ist nämlich auf der oft genannten


1) In der Urk. von 1410 werden dem Nicolaus v. Hahn alle zu den betreffenden Gütern gehörigen Pertinenzien und Gerechtigkeiten, namentlich "an Wassern, Wadenzügen und Fischereien, wie dieselben von altersher dazu gelegen hätten", wiederholt und mit ungewöhnlichem Nachdrucke zugewiesen.
2) Jahrb. VIII, 113 und XVII, 384. Lisch war anfangs zwar geneigt, das Wappenbild nach der unklaren Abbildung auf einem Leichenstein von 1412 für Sturmhaken zu halten. Nach der Entdeckung der Wandgemälde in der Marien=Kirche aus dem 14. Jahrhundert, wo das Wappen gleichfalls abgebildet ist, erkannte er darin entschieden Angelhaken.
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Wiebekingschen Karte als der Kamp am Alten Hof bezeichnet, während die erwähnte sumpfige Niederung teils das "Steinhorn=Bruch", theils das "Althöfer Bruch" genannt wird. Nach Inventarien des 17. Jahrhunderts scheint dieser "Mariner Hof" sogar der eigentliche alte Rittersitz von Ludorf gewesen zu sein, wogegen in Ludorf selbst, d. h. auf dem festen Boden jenseits jenes Althöfer Bruches, wo die Kirche stand und die ehemaligen fünf Bauern wohnten, damals nur eine Schäferei lag.

Die heutige Meierei Gneve liegt an dem Röbelschen Müritzbusen westlich von der Halbinsel Schwerin; der alte Fürstenhof wird aber unmittelbar vor derselben gelegen haben. Zwischen dieser Meierei und dem Schwerin zeichnet die Wiebekingsche Karte in einer Wiese am Seeufer einen viereckigen Kamp mit dem Namen Swisow=Kamp, vielleicht von Zwissjm: erhöhen, Zwissenj: Erhöhung, also ein künstlich erhöheter Platz? Der Schwerin selbst ist jetzt eine lange schmale Insel, welche mit der südlichen scharfen Spitze gegen das Land stößt und sich in nordöstlicher Richtung in die Müritz hinaus erstreckt. Er besteht größtentheils aus Wiesenboden, in welchem nur zwei feste Horste liegen, die als der große und der kleine Schwerin bezeichnet werden. Der Spiegel des Sees stand aber actenmäßig in ältern Zeiten bedeutend tiefer, bis er am Ende des 17. Jahrhunderts, durch verschiedene Mühlenanlagen in der Elde aufgestauet, allmählig stieg und die niedrig gelegenen Ufer überschwemmte. Im Frühling des Jahres 1714 aber richtete der in Folge eines anhaltenden Sturmes um mehrere Fuß angeschwollene See ringsum an allen Ufern ungeheure Verwüstungen an, indem er alle Dämme überfluthete und auch das feste Land mit seinen steilen Ufern auswusch, so daß es ins Wasser stürzte. Aus dem Protokolle der zur Untersuchung des durch diese Sturmfluth angerichteten Schadens niedergesetzten Commission geht hervor, daß dadurch namentlich auch unsere Gegend hart mitgenommen ward. So waren z. B. die Wälle des Alten Hofes Solzow, welcher gleichfalls auf einer landwärts von Brüchen eingeschlossenen Höhe am Seeufer lag, größten Theils eingestürzt, und in Ludorf standen nicht nur das Steinhorn= (und Altehof=) Bruch bis zur Sohle des Wohnhauses, sondern auch die festen Horste am Seeufer unter Wasser. In Röbel waren die Stadtmauern auf 60 bis 70 Ruthen über den Haufen geworfen, daß nur die Trümmer aus dem Wasser hervorragten, der Fuß des Berges, worauf die Marienkirche liegt, - unsre Tempelburg - war unterwaschen

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und theilweise eingestürzt, die Kirche selbst hatte im Giebel und Altarchor bereits Risse bekommen, und sogar die Windmühle hinter der Stadt - auf dem alten Schloßberge - drohte den Einsturz. Bei dieser Gelegenheit ward denn auch der Schwerin, welcher früher mit dem festen Lande zusammenhing und als Vieh=, namentlich Pferdeweide diente, in eine völlige Insel verwandelt, nachdem schon früher die niedriger gelegenen Wiesenflächen, namentlich zwischen dem Festlande und der zunächstliegenden Horst des Schwerins, überschwemmt waren, wie die Commission aus den dort im Wasser stehenden alten Baumstümpfen erkannte. In neuern Zeiten ist nun zwar durch die Schiffbarmachung der Elde vieles zur Senkung der Müritz geschehen, noch aber hat dieselbe den frühern Wasserstand nicht wieder erreicht. Es ist daher historisch sicher, daß unser Schwerin in älterer Zeit einen bedeutend größern Umfang hatte und unmittelbar mit dem Festlande zusammenhing. Doch wird in den Acten eines wahrscheinlich künstlichen Canales gedacht, welcher sich quer durch die Niederung vor der Halbinsel zog, und "de Perdebek" (Pferdebach) genannt ward, ein Beweis, daß der Schwerin noch in der christlichen Zeit als eigentliche Pferdehütung diente, wenn nicht etwa auf dem fürstlichen Hofe Gneve, welcher auf der Wiebekingschen Karte grade hier in dieser Niederung unter dem Namen "Alter Hof" verzeichnet steht, noch zur Zeit der in Röbel residirenden Linie der Herren von Werle eine wirkliche Stuterei bestanden haben sollte.

Weiter östlich vom Schwerin wendet sich das bisher längs des Röbelschen Busens von Südwest nach Nordost streichende Seeufer in einem scharfen Winkel gegen Norden, und bildet dadurch eine parallel mit dem Schwerin gleichfalls weit in den See hinausragende, halbinselartige Landspitze, welche den Namen Steinhorn führt. Die äußerste Spitze dieser, landwärts durch den schon genannten Steinhornbruch abgeschlossenen Halbinsel hebt sich zu einer nicht unbedeutenden, steil in den See abfallenden, mit Laubholz bestandenen Höhe, welche jetzt, wie die Kriweserborg an der Grenze von Zielow, den Fischern als weithin sichtbares Wahrzeichen dient, und von wo aus jetzt die nördliche Grenzlinie des Ludorfer Antheils an der Müritz gezogen wird, wogegen die Fischerei in der Röbelschen Bucht an dem Ufer des Dorfes Gneve um den Schwerin herum schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts Gegenstand des Streites war, und jetzt ganz fürstlich ist. Am Fuße dieser hervorragenden Waldhöhe zwischen jenem Bruche und dem See nach dem Schwerin hin,

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findet sich auf unsrer Karte unter dem Namen "Blederborg" eine kleinere Erhöhung verzeichnet, durch welchen Namen man fast wider Willen an die merkwürdige Fliederburg des Pustekat bei der Bölkower Tempelburg erinnert wird. Und in der That ist es überaus wahrscheinlich, daß statt des schwer zu erklärenden Blederborg Flederborg zu lesen ist, zumal unsre aus Copien alter Gutskarten in verkleinertem Maaßstabe zusammengesetzte Karte grade auf dem Ludorfer Felde mehrere entschiedene Lesefehler zeigt, z. B. Gose=Naar statt Gosenow, und Kovennow statt Wunnow. Sollte sich diese Vermuthung bestätigen, so würde meine ganze Auffassung über die Bedeutung nicht nur des Röbelschen, sondern aller Schwerine überhaupt über jeden Zweifel erhoben werden und unumstößlich feststehen.