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Die gemalten Fenster
der
Klosterkirche zu Ribnitz ,
von
G. C. F. Lisch.
Die Klosterkirche zu Ribnitz sieht jetzt bleich und nüchtern aus und hat keinen alten Schmuck mehr, wenn man nicht das beachtenswerthe, große Epitaphium auf die Herzogin Ursula aus dem Ende des 16 Jahrhunderts und deren Leichenstein dazu rechnen will.
Früher besaß die Kirche acht gemalte Fenster mit reicher Ausstattung, von denen kaum eine Spur 1 ) übrig geblieben ist. Im Sommer 1861 entdeckte ich zu Ribnitz in einem Anhange zu des Kloster=Lesemeisters Lambert Slaggert bekannter handschriftlicher Chronik des S. Claren Klosters=Ribnitz eine Beschreibung dieser Fenster, ungefähr vom J. 1530, welche ich hier der kunstgeschichtlichen Merkwürdigkeit wegen unten mittheile, auch um zu zeigen, wie ungefähr unsere Kirchen im Mittelalter ausgesehen haben.
Ich schicke einige Bemerkungen zum bessern Verständniß dieser Beschreibung vorauf, wobei ich einer andern Ordnung folge, als die von Slaggert gegebene.
5 Fenster. Das älteste Fenster hatte der Fürst Heinrich der Löwe von Meklenburg, der Stifter des Klosters, und dessen Gemahlin geschenkt, wahrscheinlich die zweite Gemahlin Anna von Sachsen=Wittenberg († 22. Nov. 1327). Das Kloster war von Heinrich, unter besonderer Beförderung seiner Gemahlin Anna, im J. 1323 gestiftet, der Nonnen=Convent im J. 1329 eingeführt und die Kirche im J. 1330 geweihet. Der Fürst Heinrich der Löwe starb schon 21. Januar 1329. Also wird wohl seine dritte Gemahlin Agnes (seit 1328), geborne Gräfin von Lindow, die Vollendung des geschenkten Fensters befördert haben. Dieses Fenster stand hinter der kleinen Orgel, wahrscheinlich in der Südseite der Kirche, nach dem Kreuzgange hin, welcher sich an die Südseite der Kirche lehnte, und in nächster Nähe an der Brüstung des obern Nonnenchors. Das Fenster enthielt das Bild
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der Heiligen Clara, der Heiligen des Ordens und des Klosters, und des Fürsten Heinrich, des Schenkers, mit seinem Wappen. Das Fenster war also nach seinem Inhalte und an seiner Stelle sehr sinnreich und vollkommen passend.
6 Fenster. Neben diesem Fenster, über der Treppe, welche zu der Orgel führte, war ein Fenster, welches ein König mit seiner Königin geschenkt hatten, wie ihre Bilder auswiesen. Unter den Bildern hatten ihre Wappen, Schild und Helm, gestanden; aber die Schilde waren damals ausgenommen und die Lücken zugemauert. Wahrscheinlich war dies geschehen, weil sich ein Theil der Kreuzgangsgebäude an die Kirchenwand lehnte.
7 Fenster. Ueber dem Chore, wo die Brüder zu stehen und zu singen pflegten, wahrscheinlich auch an der Südseite neben dem Hochaltare, war ein Fenster, welches der Rath der Stadt Lübek geschenkt hatte. Dieses Fenster war reich geschmückt. Es enthielt die Bilder der Patrone des Ordens, den H. Franziscus und die H. Clara, zu deren Seiten den H. Ludwig und den H. Antonins von Padua, und außerdem viel symbolischen Schmuck in Figuren. Unter den Bildern der Patrone stand das Wappen der Stadt Lübek, ein queer getheilter Schild, unten roth und oben weiß.
8 Fenster. Das Fenster über der Kanzel ("Predikstol") hatten einige Patriciergeschlechter in Lübek geschenkt. Unter vier Heiligenbildern standen die Wappen, von denen jedoch nur eines, und zwar nur halb am Schlusse der Beshreibung beschrieben, jedoch am Rande mit Dinte ganz beigezeichnet ist. Dieses hatte im längs getheilten oder gespaltenen Schilde rechts ein halbes rothes Rad in einem weißen Felde, links einen (weißen) Queerbalken im (rothen) Felde. Dies ist das Wappen der lübeker Patricierfamilie Eremon, welches mit dem Wappen der altadeligen meklenburgischen Familie von Eramon völlig übereinstimmt, jedoch mit der Abweichung, daß in diesem jetzt die Schildestheile umgekehrt stehen.
4 Fenster. Das Hauptfenster war das östliche Fenster über dem Hochaltare. Dieses hatte der König Albrecht († 1412) von Schweden, Herzog von Meklenburg, mit seiner zweiten Gemahlin Agnes gebornen Herzogin von Braunschweig=Lüneburg (1396 - 1434), geschenkt. In dem Fenster war oben Christus am Kreuze mit Maria und Johannes dem Evangelisten, unten in der Mitte Johannes der Täufer (?) und rechts davon das Bild des Königs und links das Bild der Königin; unter den Bildern des
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Königs und der Königin standen ihre Wappenschilde mit Helmen. Auf einem eigenen Blatte hinter der Beschreibung stehen mit Dinte drei Wappenschilde gezeichnet 2 1 3 , in der Art, wie auf den Siegeln der Zeit noch die Schilde einzeln neben einander gestellt sind: unten 2 rechts ein queer getheilter Schild, unten längs getheilt; in der obern Hälfte Schweden, in der untern Hälfte Meklenburg; die beiden andern Schilde sind leer. Daneben und darunter steht geschrieben:
Koninck Albrecht | des greuen | |
tho Zweden Rixa | dochter tho zwerin | |
sin erste frowe | ||
hertich h (?) dochter tho | ||
brunswick vnde luneborch Agneta | ||
sin ander vorstynne 1395. |
Die rein biblische Darstellung in diesem Fenster ist ganz der Darstellung auf dem Altare in der fürstlichen Begräbnißkapelle in der Kirche zu Doberan ähnlich (Jahrb. XIX, S. 355 und 363 flgd.), welcher vielleicht auch von dem Könige Albrecht geschenkt ist. Wir finden überhaupt, daß das Fürstenhaus viele Ereignisse aus dem Leben Christi durch die Kunst darstellen ließ. In der Beschreibung des ribnitzer Fensters hat sich Slaggert wahrscheinlich versehen, indem er das zweite Bild des Johannes auch für Johannes den Evangelisten ausgiebt. Der König Albrecht, welcher auch das Kloster Ribnitz besonders besonders beförderte, ließ nach seiner Befreiung aus der Gefangenschaft (1395) viele kirchliche Kunstwerke machen, wie z. B. die Königskapelle in der Kirche zu Gadebusch, die Karthäuser=Kirche zu Arensbök (Jahrb. XVI, S. 6) und andere beweisen.
Die im Folgenden beschriebenen Fenster standen an der Nordseite der Kirche, welche an der Stadt an einer Straße liegt.
2 Fenster. Ueber dem Stuhle neben dem Marien=Altare im Chore der Kirche an der "Nordseite", also auch neben dem Hochaltare, dort wo jetzt das Epitaphium der Herzogin Ursula steht, also wohl dem lübeker Rathsfenster gegenüber, stand ein Fenster, welches der Herzog Wilhelm von Geldern geschenkt hatte, wie sein und seiner Gemahlin Bilder, ihre Wappen und Inschriften bezeugten. Auf einem Blatte hinter der Beschreibung stehen die beiden Wappen mit Dinte gezeichnet: das Wappen rechts ist leer, das linke längs getheilt und rechts leer und links weiß und blau gerautet. Darunter steht geschrieben:
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Hertich Wilhelm tho Gelre myt frowe
des palsgreuen dochter van deme
ryne syner uorstinne wapent.
Dies ist wahrscheinlich der Herzog Wilhelm IX. von Geldern (1372 † 1402), welcher 1388 eine Wallfahrt nach Preußen machte und in Pommern gefangen genommen und gehalten, und dessen Gefolge nach der Befreiung von den Behr im Lande Barth, also in der Nähe von Ribnitz, auch gefangen genommen ward (vgl. Detmars Lüb. Chronik, von Grautoff I, S. 344 und 348, und Kantzow Pomerania, von Kosegarten I, S. 414).
1 Fenster. In dem Fenster Über dem Marien=Altare, also zunächst neben dem eben beschriebenen Fenster 2, in der Nordseite der Kirche, stand ein Fenster, welches zwei Patriciergeschlechter in Lübek geschenkt hatten. Unter den Bildern standen vier Wappenschilde. Zwei hatten sechs ausgerichtete rothe "Balken" oder Perpendiculairlinien, das eine im weißen, das andere im gelben Schilde. Dieses Wappen ist nach den Forschungen unserer Freunde Deecke und Milde noch nicht bekannt Die beiden andern Wappen hatten einen schwarz en Bärenkopf, das eine in einem weißen, das andere in einem gelben Schilde. Nach Forschungen von Deeke und Milde war dies wahrscheinlich das Wappen der lübeker Patricierfamilie Brekewold, welche einen halben Bären, jedoch mit einem Kleeblatt in der Tatze, im gelben Schilde führte. So ist auch das Siegel des Aeltesten der Familie, des Conrad Brekewold, welcher 1408 - 1447 im Rathe saß; ein zweiter Conrad Brekewold war 1455 - 1480 Rathmann und Burgemeister in Lübek. Ein bloßer Bärenkopf kommt in den Wappen der lübeker Rathslinie nicht vor.
3 Fenster. In dem Fenster bei der großen Orgel, nach der vorstehenden Beschreibung wahrscheinlich auch in der Nordseite, stand ein Fenster, welches vier Personen geschenkt hatten. Es enthielt vier Bilder und die vier Wappen der Schenker, welche jedoch leider nicht beschrieben sind.
Dieser prächtige und sinnreiche Schmuck ist sehr werthvoll gewesen. Leider ist keine Spur mehr davon übrig. Wahrscheinlich sind die Fenster während der Reformationszeit verachtet und vernachlässigt und dann im J. 1578 durch ein starkes Hagelwetter zum größten Theile zerstört. Die kleine Chronik des Klosters Ribnitz aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Jahrb. XXII, S. 204 flgd.) sagt: "Anno 1578 den 6. Mai ist ein groß vngewedder entstanden vnd so ein grosser Hagel gefallen, das es de fenster ausschlog, den
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"de Steine weren wie eiger, etliche kleener, das es Lude nicht gedacht hebben sollich ein hagell, den de Steine hebbenn angesichte gehatt. - Junius den 12. wurden de fenster wedder gefticket in der kercken, de de hagell toschlagenn hatte". Die letzten Ueberreste werden in der Zeit des g schmacklosen Ausweißens der Kirchen die G laser bei Seit gebracht haben, welche neben den Straßenjungen über zw Jahrhunderte lang die stillen Vertilger der Glasmalereien ge wesen sind, obgleich ihre Zunftvorfahren mit Sinn und Ge schick die Prachtlilder geschaffen hatten.
Van den vinsteren.
1. Item dat vinster bauen Marien altar, dar men de erste misse plecht leßen, hebben gegheuen II slechte van Lubeck ghenomet de (Lücke), dar ynne stan IIII schilde. In den ersten twen schilden stan VII balken wyt vnde VI rode, ofte VII gele balken vnde VI rode. De anderen II schylde sin ock ghelick, dar in steyt eyn swart barenkop in enem geleIt welde vnde in deme anderen des ghelyken in enem wytten welde. Bauen den schylden stan IIII bylde: sunte Johannes ewangeliste, sunte Peter sunte Pawel vnde sunte Jacob.
2. Item dat vinster bauen deme stoelte negest marien altar in deme kore an der norder syde heft gegeuen de eddele here hertich wilhelm van gelre, also de scryft mede bringet, de dar steyt bauen synem byld e neddene in deme vinster vnde ock dat bylde siner vorstynne myt den wapen vnde schylde. Hir ynne stan IIII hilgenbilde. sunte cristofer, sunte margareta, sunte Barbara vnde sunte Jurgen; dar bauen steyt eyn crucifixus, Maria, Johannes vnde sunte Katherina.
3. Item dat vinster by der groten orgelen hebben IIII personen geuen, dar in stan IIII bilde, also Maria my erem kinde, sunte Barbara, sunte Cristoffer vnde sunte Mathens, vnde dar vnder stan de schylde myt den wapen der genen, de se hebbe geuen.
4. Item dat vynster bauen deme hoghen altae heft ghegheuen koninck Albrecht tho Sweden myt siner vorstynne, des hertoghen tho Luneborch dochter, also de wapene mede bringen vnde ere bylde. In deme vinster stan eyn crucifixus, Maria vnde Johannes u vnde Johannes ewa=
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gelista middene in deme vinster vnde vp der
vorder hant dat bylde des konynges vnde tho der
luchter hant dat bylde der konyngynne vnde dar
vnder stan ere wapene myt den helen teken. Desse
konynck Albrecht was eyn ghebaren vorste tho
Mekelenborch, men he wurt ghekaren in enen
konynck tho Sweden
.
5. Dat glaßevinster by deme ofte achter den klenen orgelen heft ghegeuen hertich Hinrick de lowe tho Mekelenborch, eyn styster desses closters myt syner vorstynne. Dar ynne steyt tho der luchter hant eyn bylde in deme klede sunte Claren myt ener corden vnde heft vp der hant ene kerke ofte eyn closter vnde tho der vorder hant steyt eyn ghebylde des hertogen hertich Hinrick tho Mekelenborch vorbestemmet myt sulk enem wapent.
6. Dat vinster bauen der treppen so men vp de
orgele vpstycht heft gegeuen eyn konynck myt
syner konynginen so er bylde nawysen, de dar
ynne stan. In deme myddel des vinstere stan bat
bylde Marien vnde sunte Bartholomeus bylde. Dar
vnder stan er helmeteken, men de schylde myt
eren wapen sint wechghenamen vnde thoghe muret
.
7. Dat vinster bauen deme kore, dar de brober
pleghen stan vnde synghen, hebben gegeuen de
heren van Lupke, alzo mede bringet er wapent,
dat in deme vinster steyt. In desseme vinster
stan de patronen vnses ordens, also sunte
Franciscus vnde sunte Clara, in dem myddel des
vinsters vnd vp beyden syden sunte Ludowicus
vnde sunte Anthonius van Padua, vnder den
patronen dat wapent der stadt van Lubeck, rot
vnde wyt, wyt bauen, rot vnder, myt twen
engelen, de. dat wapent myt deme schylde holden,
vnde tusken den engelen steyt ene figure, also
eyn vorste myt voderden klederen vnde wyßet myt
deme vingeren in de hoghe vnde heft enen titel
in der hant, dar ynne steyt also ghescreuen: Hec
est filia mea. Vor em syt eyn bilde vp enem
stole ghecledet also eyn ghestlyke juncfrow.
Nedden in deme vinstere sitten IIII propheten,
de erste ys eyn koninck vnde heft enen titel,
dar ynne steyt also ghescreuen: Dat mach temen
wysen heren; de ander propheta spreckt: Dat se
mogen rechte dut; de drudde secht: De ende nicht
kan werden gut: de verde secht: We syne rechte
vnde vnrechte kan keren
.
8. Dat vinster bauen deme preddikstole hebben gegeuen etlyke slechte von Lubeck ghenomet (Lücke). Dar ynne stan bauen in deme myddel II bilde, also Marien bylde vnde sunte Katherinen bilde, vnde dar vnder an beyden
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syden sunte Thomas vnde sunte Bartholomeus, als
neddene sunte Jurgen vnde sunte Johannes
ewangelista. Dar tusken stan II engele myt den
wapen der gheslechte, also eyn half rot rat in
enem wytten welde
.
Aus Lambert Slaggert Chronik des Klosters Ribnitz, Anhang.