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c. Eisenzeit.

Begräbnißplatz von Bartelsdorf

bei Rostock,

von

G. C. F. Lisch.

Mit einem Holzschnitt.

Im Monat September 1862 verbreitete sich die Nachricht, daß in der Kiesgrube für die Stadt Rostock auf dem Felde des nahen rostocker Pachthofes Bartelsdorf viele heidnische "Urnen" mit zerbrannten Menschengebeinen und nicht weniger unverbrannte menschliche Gerippe und "Schädel", beide von anscheinend heidnischen "Alterthümern" begleitet, ausgegraben und daß viele von diesen Alterthümern in die Hände von rostocker Sammlern gelangt seien. Diese Nachricht, welche von zuverlässigen und unterrichteten Männern kam, war, in Beihalt eingesandter Zeichnungen von dort sicher aufgefundenen Geräthen, nach dem gegenwärtigen Stande der Alterthumswissenschaft so auffallend, daß ich Gelegenheit nahm, nach Genehmigung der verehrten Cämmerei und mit Beförderung des Herrn Senators Dr. Zastrow, selbst an Ort und Stelle schleunigst genügende Nachforschungen vorzunehmen.

Die Kiesgrube für die Stadt Rostock war früher auf dem benachbarten Felde von Riekdahl gewesen, aber nach Erschöpfung derselben seit dem Frühling des J. 1862 auf dem Felde von Bartelsdorf angewiesen und seitdem stark in Angriff genommen und bald in bedeutender Ausdehnung und Tiefe, etwa 100 Quadratruthen weit, aufgedeckt. Der Hof Bartelsdorf liegt nahe an der Wiesenfläche der Petri=Vorstadt von Rostock, nicht weit rechts von der Chaussee von Rostock nach Ribnitz, sobald man die Höhe des festen Ackerlandes hinter der Wiesenfläche erstiegen hat. Nicht weit hinter dem Hofe Bartelsdorf (45 Marksteine oder 3/4 Stunden gewöhnlichen Ganges vom Neuen Markt der Stadt Rostock entfernt), rechts von der

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Chaussee, ist eine ziemlich weite, regelmäßige, abgerundete Erhebung, welche die Kiesgrube und den Begräbnißplatz birgt; rechts hinter derselben ist eine zweite, etwas mehr hervorragende Erhebung, auf welcher früher eine Windmühle gestanden hat. In früheren Zeiten lag die Erhebung mit dem Begräbnißplatze unmittelbar an der alten Landstraße, welche sich vor der Erbauung der Chaussee neben dem Dorfe oder Hofe Bartelsdorf und dem Begräbnißplatze hinzog. - Schon bei dem Bau der Chaussee im J. 1842 soll ungefähr 20 Ruthen nordwärts von der Kiesgrube Vieles gefunden, aber spurlos verschwunden und vernichtet sein. Der Begräbnißplatz hat also eine bedeutende Ausdehnung, zumal da man annehmen kann, daß er noch lange nicht erschöpft ist.

Ich kam gerade noch früh genug, um die Verhältnisse des Begräbnißplatzes beobachten zu können. Die Kiesgrube ist gegen die Chaussee hin, also ungefähr gegen Norden da geöffnet, wo die Ansteigung der Erhebung beginnt und die Einfahrt in die Grube angelegt ist.

Die nachfolgenden Berichte über den Begräbnißplatz sind theils nach den Berichten zuverlässiger Beobachter und der eben so zuverlässigen, zum Kiesgraben von Anfang an angestellt gewesenen Arbeiter, theils nach meinen eigenen Nachgrabungen und Beobachtungen abgefaßt.

Auf der vordern Ansteigung der Erhebung war in fast der ganzen jetzigen Breite der Kiesgrube ein heidnischer Begräbnißplatz, in welchem sich sehr zahlreiche heidnische Urnen fanden, welche mit dem Boden nur 2 Fuß tief unter der Erdoberfläche standen und daher alle vom Pfluge erfaßt und zertrümmert und zersprengt waren. Die Urnen waren, nach heidnischer Weise mit grobem Kiessand durchknetet, von brauner Farbe ohne alle Verzierungen und mit zerbrannten Menschengebeinen gefüllt. Ich fand gegen Osten hin, wahrscheinlich am Ende des Brandkirchhofes, noch die beiden letzten Urnen, von der beschriebenen Beschaffenheit und Lage, unten fest mit kleinen Feldsteinen umpackt. In einer dieser Urnen lag dicht unter der Pflugfurchentiefe oben auf den zerbrannten Knochen eine zierliche Spange von Eisen, gegen 3 Zoll lang und wenig vom Roste ergriffen. Es leidet also keinen Zweifel, daß dieses Urnenlager der jüngsten Periode der heidnischen Eisenzeit angehört und wahrscheinlich bis in das 12. Jahrhundert hineingereicht hat.

Unmittelbar hinter diesem Urnenlager, mehr nach der Erhebung hinein, oft noch zwischen die Urnen hineinreichend, waren viele menschliche Schädel und andere Gebeine ge=

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funden, welche aber bei dem raschen Fortgange der Arbeit alle zertrümmert und wieder eingegraben waren. Das Auffallende war, daß auch neben den unverbrannten Knochen viele Alterthümer gefunden sein sollten, welche offenbar den Alterthümern der heidnischen Eisenzeit gleich sind, und doch war es bisher als Regel erschienen, daß die heidnischen Wenden ihre Todten alle verbrannt hatten. Ich nahm daher eine ruhige und regelrechte, wenn auch etwas mühsame Forschung vor, und gelangte zu folgenden bemerkenswerthen Ergebnissen. Ganz unmittelbar hinter den Urnen waren in langen Reihen und in ziemlich weiten Entfernungen von einander die Leichen neben einander begraben. Es waren in dem geöffneten Theile der Kiesgrube schon über 70 Schädel gefunden. Ich setzte daher neben den beiden letzten Urnen die Aufgrabungen gegen Osten fort und fand hier bald eine ganze Reihe unverbrannter Gerippe, von denen ich 8 sorgfältig bloß legte, so daß am 15. September sicher 80 unverbrannte Leichen zum Vorschein gekommen waren. Die Bestattungsweise ließ sich jetzt ganz klar übersehen. Unmittelbar neben der letzten Urne mit der Spange auf den zerbrannten Knochen, welche nur 2 Fuß tief stand, lag in gleicher Tiefe eine jugendliche Leiche, deren Schädel nur 1/2 Fuß von der Urne entfernt lag. Beide Leichen, die eine verbrannt, die andere nicht verbrannt, vielleicht Mutter und Tochter, waren offensichtlich mit Sorgfalt und Absicht neben einander in gleicher Tiefe beigesetzt. Von dieser Leiche ließ sich eine gerade Reihe von Leichen in der Richtung von Norden gegen Süden verfolgen. Die übrigen Leichen lagen weit von einander, alle 4 bis 5 Fuß tief in der Erde, eben so tief, wie nach den Beobachtungen der Arbeiter auch alle früher ausgegrabenen Leichen gelegen hatten. Sie schaueten alle gegen Osten, so daß die Schädel im Westen lagen. Ein oder mehrere große Steine bis zu der Größe, daß ein starker Mann einen Stein handhaben konnte, beschwerten jede Leiche, so daß die Steine unmittelbar die Knochen berührten; eine Leiche hatte einen großen Stein auf den Knieen und einen zweiten neben dem Kopfe liegen; einer anderen Leiche lag ein Stein auf der Brust, noch einer andern auf den Händen. Die Arbeiter berichteten, daß oft ein Stein, oft mehrere große Steine auf den früher ausgegrabenen Leichen gelegen hätten. Die Steine können nicht von der Oberfläche der Erde nach und nach versunken sein, da sich zwischen den Steinen und den Leichen keine Erde fand. Es waren alle Lebensalter und Geschlechter vertreten; von den 8 von mir aufgegrabenen Leichen gehörten 2 offenbar Kindern im mittlern

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Kindesalter und 2 nach allen Anzeichen jungen erwachsenen Frauenzimmern an. Die Schädel waren nicht ausgezeichnet, aber alle wohl und regelmäßig gebildet, und konnten fast alle gerettet werden; die Zähne waren ohne Annahme gesund, vollzählig vorhanden und gut gebildet. Die Knochen waren wenig verwittert; an einigen Leichen waren Hauttheile und einzelne Sehnen noch zusammenhangend. Fast alle Leichen hatten die Hände im Schooße liegen und irgend ein Geräth oder einen Schmuck bei sich; wenn ihnen, wie vorherrschend, das Geräth in die rechte Hand gegeben war, so fand sich dieses daher gewöhnlich an der linken Hüfte wohin es aus der rechten Hand geglitten war. Diese Geräthe sind nun für die Erkenntniß des Begräbnißplatzes außerordentlich wichtig, weil sie den Geräthen der letzten heidnischen Eisenzeit gleich sind, und es noch nicht beobachtet ist, daß Christen mit häuslichen Geräthen in der Hand begraben sind.

Von den drei Leichen erwachsener Personen hatte jede ein zierliches eisernes Messer, dessen Klinge ungefähr 3 Zoll lang und dessen Griff noch mit Holzresten bedeckt ist, an der linken Hüfte liegen; eines von diesen Messern mit Holzgriff steckt noch in einer wohl erhaltenen Scheide von dünnem Leder. Ein viertes Messer hatte auch eine Scheide von Leder, deren Oeffnung mit Bronzeblech beschlagen ist. Eine fünfte Leiche, welche nach der Bildung des Schädels, der Länge und Stärke des Gerippes und der großen Zierlichkeit des Gebisses wohl einem erwachsenen jungen Mädchen angehörte, hatte im Schooße einen Spindelstein von gedörrtem, (noch nicht gebranntem) braunem Thon, welcher mit drei eingegrabenen Augen aus zwei concentrischen Kreisen verziert ist. Bei der kleinsten Kindesleiche habe ich keine Geräthe gefunden.

In der Nähe der Leichen lagen schwärzliche Erdstreifen, welche oft noch faserig waren, auch einige kleine Stücke morschen Holzes. Die Arbeiter meinten freilich, daß sie früher wollene Zeugreste darin hätten erkennen können; aber nach allen Anzeichen waren diese Streifen Ueberreste von hölzernen Särgen. Denn neben einer Leiche fand ich auch zwei eiserne Nägel, voll beinahe 3 Zoll Länge, mit großem, flachem Kopf, und neben einer andern Leiche ein Bruchstück von einem gleichen Nagel. Diese Nägel sind sicher Sargnägel und ,außer der Vergrabung der Leichen, das einzige Zeichen christlicher Sitte auf dem ganzen Begräbnißplatze.

Mit diesen Alterthümern, welche durch umständliche unzuverlässige Aufgrabungen gewonnen sind, stimmen auch die

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Alterthümer überein, welche schon vor dieser Aufdeckung bei Leichen gefunden und in die Hände anderer Personen in Rostock gekommen sind.

Der Herr Ober=Appellationsgerichts=Canzlist Rogge, welcher sich unverdrossen um die Erforschung des Platzes bemüht hat, erwarb ein eisernes Messer mit einer 4 Zoll langen Klinge, welches er dem Vereine geschenkt hat.

Der Herr Lithograph Dethleff besitzt von dieser Begräbnißstätte von Leichen: 1 großes eisernes Messer, 1 kleines eisernes Messer, 4 eiserne Sargnägel von der oben beschriebenen Art und 3 enge bronzene Armringe von etwa 2 Zoll Durchmesser, welche sehr bemerkenswerth sind. Zwei von diesen Ringen, von etwa 2 Zoll Durchmesser, welche zusammen gehören, bestehen aus ganz dünnem Bronzedrath von der Dicke eines gewöhnlichen Flechtdraths und sind geöffnet und an den Enden auf die Außenseite zurückgebogen, so daß die Haken nicht in einander fassen. Der dritte, jetzt zerbrochene Ring von gleicher Größe besteht aus dünnem Bronzeblech, ist hohl und offen und an den Enden ebenfalls so zurückgebogen, daß die Biegungen nicht in einander haken. Diese Ringe, so wie die übrigen Alterthümer gleichen bis jetzt auffallend und allein den silbernen und eisernen Alterthümern, welche vor einigen Jahren ebenfalls in einer Kiesgrube neben unverbrannten Leichen in der Gegend von Cörlin in Hinterpommern gefunden und von dem Herrn Bauconducteur Langfeld dem Vereine für meklenburg. Geschichte geschenkt wurden; diese cörliner Alterthümer lassen sich glücklicher Weise nach einer dabei gefundenen hinterpommerschen Münze in die Zeit um das Jahr 1200 setzen (vgl. Jahrbücher etc. . XXIV, S. 282 flgd.). Ferner sind diese Ringe ganz den 6 goldenen hohlen Ringen mit zurükgebogenen Enden gleich, welche in dem Burgwalle von Alt=Lübek gefunden sind und also aus dem 12 Jahrhundert stammen werden (vgl. Zeitschrift des lübekischen Vereins, Heft 2, S. 243, Abbildung Taf. 1, Fig. 5).

Der Herr Maler Gähte besitzt von dieser Begräbnißstätte von Leichen: 1 eisernes Messer von der beschriebenen Art und einen bronzenen Kopfring, welcher für den Fund sehr wichtig ist. Dieser hieneben abgebildete Kopfring besteht

Kopfring

aus einer dünnen, viereckigen, glatten Stange und ist an den

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Enden zu dünnen, ovalen Blechen ausgehämmert, welche in Schließhaken endigen; diese Enden, welche den eigentlichen Schmuck bilden, sind auf der äußern Seite an den Rändern mit eingeschlagenen Punktreihen verziert. Dieser Ring ward nach den sichern Berichten der Arbeiter "unmittelbar neben" einem Schädel gefunden. Diese Kopfringe scheinen in ihrer Gestalt den arabischen Silberringen nachgebildet zu sein, welche im 10. und 11. Jahrhundert auch in die Ostseeländer kamen; solche silberne Ringe und Schließhaken kamen viele auch in dem Silberfunde von Schwaan vor, welcher um das Jahr 1030 vergraben ist (vgl. Jahrbücher XXVI, S. 245 flgd. und S. 284).

Es ist sehr wahrscheinlich, daß sich bei fortgesetzter Bearbeitung der bartelsdorfer Kiesgrube noch mehr Alterthümer ähnlicher Art finden werden, vielleicht auch manche Dinge, welche noch wichtiger sind, als die beschriebenen.

Uebrigens sind auch in der ehemaligen Kiesgrube bei Riekdahl in den letzten 50 Jahren gleiche Erscheinungen vorgekommen und mehrere hundert Schädel, Knochen, Geräthe u. s. w. gefunden, aber verloren gegangen. Man hat in heidnischen Zeiten offenbar immer unfruchtbaren Boden zu Begräbnißstätten gewählt.

Nach allen Anzeichen fällt dieser Fund in die Zeit des Ueberganges vom Heidenthume zum Christenthume. Die verbrannten Leichen sind ohne Zweifel heidnische und reichen also wohl ungefähr bis zum J. 1150.

Ob mit dieser Zeit das Heidenthum in Meklenburg überall ganz aufhörte, ist noch sehr fraglich; jedenfalls brach sich das Christenthum nur sehr allmählig Bahn. Aber das Verbrennen der Todten hörte mit dem Siege der Deutschen aus Furcht vor denselben nach dieser Zeit wohl gewiß auf. Da nun aber die christliche Stadt Rostock erst 1218 gegrüntet und die Kirche des nächsten Kirchdorfes Bentwisch sicher nicht früher erbaut ist, so hatte die hier begrabene Bevölkerung noch keinen christlich geweiheten Kirchhof und begrub ihre Todten mit den Geräthen der heidnischen Zeit neben den Vorfahren auf der alten Begräbnißstätte. Daher werden die Urnen bis in die Zeit um das Jahr 1150 und die unverbrannten Leichen bis in die Zeit um das Jahr 1200 oder bis gegen das Jahr 1218 reichen.

Der Fund ist daher auch für die allgemeine Wissenschaft schon deshalb sehr wichtig, weil er einen Beweis giebt, daß die heidnische Eisenperiode ohne Zweifel die jüngste ist, indem sie auch örtlich in die christliche Zeit hineinreicht.

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Die wichtige Frage ist endlich, wem die verbrannten und begrabenen Leichen angehören. Ich meine, die hier bestatteten Todten sind die letzten heidnischen Rostocker und deren unmittelbare Nachkommen.

Das alte Rostock lag am rechten Ufer der Warnow in den Sumpfwiesen vor dem Petri=Thore; vielleicht besaß das alte Rostock nichts von dem Grund und Boden, auf welchem jetzt die Stadt Rostock (auf der Feldmark des ehemaligen Dorfes Nemezow, nach Jahrb. XXI, S. 26) steht, da für die damaligen Zeiten die Warnow hindernd in den Weg trat und die Petri=Thorbrücke und der vordere Petri=Damm noch nicht vorhanden waren. Die alte Burg Rostock stand auf der jetzigen Bleiche vor dem Petri=Thore, und die alte heidnische Stadt Rostock lag weiter abwärts in der Petri=Vorstadt auf der großen und kleinen Wiek (d. h. Stadt), so weit sich durch dieselbe noch der alte Weg in Krümmungen schlängelt; der alte Hafen für die kleinen Fahrzeuge war am Ende des Clemensdammes, ungefähr da, wo jetzt Carlshof liegt (vgl. Lisch und Mann zur ältern Geschichte Rostocks in Jahrb. XXI, S. 1 flgd.). Die Landverbindung der alten heidnischen Stadt Rostock war also nicht über die jetzige Stadt hinaus, sondern entgegengesetzt nach der ribnitzer Landstraße hin. Daher lagen die Aecker der Bewohner von Alt=Rostock nur nach der ribnitzer Landstraße hinaus, wie noch heute hier die Stadtfeldmark zwischen Bartelsdorf und Dierkow hineinragt. Das frühere Bauerdorf Bartelsdorf, welches bis nahe an den Begräbnißplatz gereicht haben wird, wird aber nach dem Namen eine jüngere deutsche Colonie sein, welche erst nach der Stiftung der neuen Stadt auf altrostocker Grund und Boden gegründet ist, so daß man annehmen kann, daß der bartelsdorfer Acker zur heidnischen Zeit noch mit zu Alt=Rostock gehörte. Da es nun sehr wahrscheinlich und nothwendig ist, daß die Heiden wegen der Feuergefährlichkeit ihre Todten in angemessener Entfernung von den Wohnorten verbrannten, so liegt es sehr nahe, anzunehmen, daß der bei Bartelsdorf entdeckte Begräbnißplatz der Begräbnißplatz für die Bewohner von Alt=Rostock war bis zur Vollendung der Gründung der neuen Stadt, weil dieser Begräbnißplatz der alten Stadt nach ihrer Richtung am allernächsten lag. Ein christlicher Kirchhof kann der Platz aber nicht gewesen sein, da bei Bartelsdorf nie eine christliche Kirche, also auch kein Kirchhof gewesen ist.

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