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XXVII. 1.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, im October 1861,

Vignette

L eider muß ich den ersten Bericht des neuen Vereinsjahres wiederum mit der Meldung bedeutender Todesfälle unter den Mitgliedern des Vereines beginnen. Von den correspondirenden Mitgliedern starb schon am 26. Januar d. J. der Pfarrer Alberti zu Hohenleuben bei Gera, Secretair des voigtländischen historischen Vereines, und seit dem 8. Jan. 1850 Correspondent unsers Vereines, dem er mehrfache Beweise einer besondern Theilnahme gegeben hat. - Ihm folgte am 27. Juli d. J. der Landschaftsdirector Freiherr Wilhelm v. Hodenberg zu Celle, ein Mann, der mit aufopferndem Patriotismus fast sein ganzes Leben der historischen Erforschung seiner Heimath widmete, und sich namentlich durch die Veröffentlichung mehrer Urkunden=Werke ein bleibendes Verdienst erworben hat. Er war seit dem 7. April 1851 unser correspondirendes Mitglied.

Von den ordentlichen Mitgliedern starben 1) am 3. Mai d. J. der Staatsminister v. Bernftorf zu Neustrelitz, Mitglied seit 1. Januar 1837; 2) am 22. Juli der Landrath v. Barner auf Bülow, Mitglied seit 21. November 1843; 3) am 28. Juli der Graf v. Bassewitz=Schlitz auf Burg Schlitz, Mitglied seit 14. November 1845, endlich 4) am 29. September der Archiv=Registrator Alb. Glöckler, Mitglied seit 17. Juli 1836, der sich besonders in den frühern Jahren als fleißiger und tüchtiger Mitarbeiter an den Jahrbüchern, so wie als Bibliothekar des Vereins vom 11. Juli 1843 bis

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dahin 1858, dann bis zu seinem unerwarteten Tode als Aufseher der Bildersammlung, die größtentheils seine Schöpfung ist, sehr dankenswerthe Verdienste erwarb.

Nach dem Beschlusse des Ausschusses auf der jüngsten Quartalversammlung vom 7. d. Mts. sind dagegen der berühmte Geschichtsforscher, Herr Professor Waitz, früher zu Kiel, jetzt zu Göttingen, welcher bereits seit längerer Zeit mit uns in wissenschaftlichem Verkehre stand, und vor mehren Jahren auch persönlich das hiesige Archiv benutzte, so wie der Herr Baumeister Adler zu Berlin wiederum zu correspondirenden Mitgliedern ernannt worden. - Als ordentliche Mitglieder aber traten bei: Herr Dr. med. Keil zu Neu=Buckow, Herr Hoftheater=Director Steiner hieselbst und Herr Rechtscandidat G. v. Lehsten zu Rehna.


In Folge der in dem Schlußberichte des vorigen Jahres bereits angekündigten Erweiterung des Antiquarii durch Ueberweisung eines Hintergebäudes des gegenwärtigen Locals ist es dem nie ermüdenden Eifer unseres ersten Secretairs, Herrn Archivraths Dr. Lisch, gelungen, mit dem ihm von Sr. Kgl. Hoheit unserm allergnädigsten Protector zu Gebote gestellten Mitteln bereits zur Eröffnung der diesjährigen, bekanntlich in Schwerin abgehaltenen 22. Versammlung des Land=und Forstwirthschaftlichen Vereines eine abgesonderte Sammlung kirchlicher Alterthümer des christlichen Mittelalters aufzustellen, wodurch alle Freunde unsers Vereines in hohem Grade überrascht werden dürften. Durch Ueberweisung mehrer Kunstschätze von großem historischem und künstlerischem Werthe, z. B. des alten Altares der hiesigen Schloßkirche, erregt diese neue Schöpfung gleich Anfangs das lebhafteste Interesse und die freudigsten Hoffnungen für die Zukunft. Diesen kirchlichen Alterthümern wird demnächst auch der größte Theil der weltlichen, aus beiden bisher getrennt aufgestellten Sammlungen, Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs und des Vereines, angereihet werden. Endlich wird die Bibliothek, für die es in der bisherigen Aufstellung an dem nöthigen Raum gebrach, in die untern Zimmer der linken Seite des Hauptgebäudes verlegt werden, so daß die gesammten Räumlichkeiten des obern Stockes künftig ausschließlich für die heidnischen Alterthümer bestimmt bleiben.

Die erwähnte, außerordentlich zahlreich besuchte Versammlung der Land= und Forstwirthe hat natürlich auch vielen

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fremden Gelehrten Gelegenheit geboten, unsre Sammlungen kennen zu lernen. Wichtiger und fruchtbringender aber wird hoffentlich ein Besuch des bekannten Geologen und Alterthumsforschers, Herrn Professors Morlot aus Lausanne werden, welcher unsere Alterthümer 17 volle Tage, vom 30. Juli bis 15. August, mit dem größten Interesse studirte. Derselbe erklärte sich nicht nur hier in Schwerin durch die gewonnenen Resultate vollkommen befriedigt, sondern hat auch sofort auf seiner Rückreise nach der Schweiz in der antiquarischen Gesellschaft zu Mannheim einen Vortrag gehalten "über die Alterthümer Meklenburgs mit vergleichenden Seitenblicken auf Scandinavien (das er schon früher bereis't hat), und die Schweiz", der von seinen Zuhörern mit großer Theilnahme aufgenommen ist. Herr Professor Morlot denkt demnächst auch eine größere Abhandlung über denselben Gegenstand durch den Druck zu veröffentlichen.


Die neuen Erwerbungen der verschiedenen Sammlungen, deren Verzeichniß hier folgt, sind nicht sehr bedeutend:

1) Alterthumssammlung.

A. Steinzeit.

1 Keil und ein Schmalmeißel aus grauem Feuerstein und ein großer Tierzahn, gefunden in einem Hünengrabe bei Mestlin, geschenkt von dem Herrn Klosterhauptmann Freiherrn v. Maltzan zu Dobbertin.

1 zum Handgriff eines Feuersteinbeiles vorbereitete Elenschaufel, gef. in einem Torfmoore zu Gägelow bei Wismar, geschenkt von dem Unterofficier Herrn Büsch zu Wismar.

1 geschliffener Keil aus weißem Feuerstein, 4 1/2 " lang, ein roh zubehauener Keil aus braunem Feuerstein, 8" lang, und 2 Spindelsteine aus Sandstein, 1 1/2 und 7/8" im Durchmesser, gef. zu Viecheln bei Gnoien, geschenkt von dem Herrn Staatsminister v. Lützow Exc. auf Boddin.

1 Streitaxt aus Hornblende, gef. in der Gegend von Lübz, geschenkt von dem Herrn Architecten G. Stern in Schwerin.

1 halbmondförmiges Messer aus Feuerstein, und ein Reibstein aus feinkörnigem Granit, gef. in der Sühring, einem Torfmoore an dem Freiensteinsberge bei Bützow, ferner 1 überall geschliffener Keil von grauem Feuerstein, gefunden

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im Juni 1861 in dem Ehmkenhürn , einem Torfmoor an dem Holze Möcker bei Bützow, geschenkt von dem Herrn Fr. Seidel zu Bützow.

1 Streitaxt aus Hornblende, auf der Oberfläche schon verwittert, gef. zu Granzin bei Lübz, geschenkt von dem Herrn Senator Beyer zu Parchim.

B. Bronzezeit.

1 Nadel von Bronze mit einer Spiralplatte statt des Knopfes, gef. im Juni 1861 in dem Ehmkenhürn, einem Torfmoore an dem Holze Möcker bei Bützow, geschenkt von dem Herrn Fr. Seidel zu Bützow.

C. Eisenzeit.

1 Kugel, 1" im Durchmesser, anscheinend aus Thonstein, sehr regelmäßig, und 2 Spin delsteine aus gebranntem Thone, gef. zu Viecheln bei Gnoien, geschenkt von dem Herrn Staatsminister v. Lützow Exc. auf Boddin.

1 Beschlag von Bronze, 2 1/2" lang, 5/8" breit, mit ausgetriebenen Buckeln oder Halbkugeln, gef. auf dem Mahnkenberge bei Bützow, geschenkt von dem Herrn Fr Seidel zu Bützow.

D. Christliches Mittelalter.

1 eiserne Lanzenspitze, gef. zu Gr. Lukow bei Teterow beim Chausseebau, geschenkt von dem Herrn Baumeister Lütkens zu Schwerin.

1 eiserne Pfeilspitze, sehr klein und zierlich und ohne Schaftloch, gefunden im Röggeliner See im Fürstenthum Ratzeburg, geschenkt von dem Küster Herrn Bohn zu Demern.

1 Messer und Gabel aus Eisen mit eingelegter Arabesken=Arbeit, zum Zusammenlegen, in einem Futteral , aus dem Nachlasse des wailand herzoglichen Mundkochs Senge busch aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts, geschenkt von dem Gastwirthe Herrn Karl Hancke zu Parchim.

1 gepreßter Büchereinband vom Jahre 1542, geschenkt von dem Herrn Maler Geist zu Bützow.

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1 Original=Petschaft aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit der Umschrift:

Umschrift

aus Privatbesitz in Rostock erworben

2) Münzsammlung.

1 meklenburgischer Dreiling des Herzogs Friedrich Wilhelm, o. J. (1696), geschenkt von dem Herrn Amtshauptmann Koppe zu Ribnitz.

30 alte meklenburgische Kupferdreilinge, 1 schwed.=pom mersches Vierschillingsstück, 1 schwed.=pommerscher Schilling, geschenkt von dem Herrn Pastor Dolberg zu Ribnitz.

9 verschiedene Kupfermünzen, geschenkt von dem Herrn Senator Beyer zu Parchim.

3) Siegelsammlung.

Gypsabgüsse der Siegel der Gräfin Elisabeth von Holstein, wahrscheinlich Tochter des Fürsten Johann I. von Meklenburg, und der Gräfin Elisabeth von Wölpe, Tochter der erstern, an einer Urkunde des Klosters Marienrode vom 17. Aug. 1272 im Archive zu Hannover, geschenkt von dem Herrn Archiv=Secretair Dr. Grotefend zu Hannover.

4) Büchersammlung.

I. Russische Ostsee=Provinzen.

  1. Mittheilungen aus d. livländischen Geschichte. Bd. IX, 2.3. Riga 1859 - 60. 8°.
  2. Die 700 Jahre der Geschichte Livlands. Progr. zum 25jährigen Stiftungstage der Gesellsch. f. Gesch. u. Alterthumskunde der Ostsee=Provinzen. Riga 1859. 4°
  3. Verhandlungen der gelehrten Estnischen Gesellschaft zu Dorpat. Bd. V, 1. Dorpat 1860. 8°.
  4. Verzeichniß livländischer Geschichts=Quellen in schwedischen Archiven und Bibliotheken von C. Schirren I, 1. Dorpat 1860. 4°. (1-4 Tauschexemplar der Vereine.)

II. Schweden.

  1. Minnespennigar öfver Enskilda Svenska Män och Qvinnor. Beskrifna af Brorr Emil Hildebrand. Stockholm 1860. 8°.
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  1. Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Akademiens Handlingar. Tjugondeandra Delen. Ny Följd. Andra Delen. Stockholm 1861. 8° (Nr. 5 u. 6 Geschenke der Königl. Akademie zu Stockholm).
  2. Bidrag till Kännedomen om Grekers och Romares Förbindelse med Norden och om de Nordiska Handelsvägarne, af Carl Fredrik Wiberg. Gefle 1861. 4°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)

III. England.

  1. Catalogue of the Antiquities in the Museum of the Royal Irish Academy by W. R. Wilde. Dublin 1857. 1861. 8°.

IV. Die Niederlande.

  1. Publications de la société pour la recherche et la conservation des monuments historiques dans le grandduchée de Luxembourg. Année 1856. XVI. Luxemb. 1861. 40 (Gesch. der Gesellschaft.)

V. Die Schweiz.

  1. Allgemeine Bemerkungen über die Alterthumskunde von A. Morlot. Privatmittheilung. Bern 1859. 8 (Geschenk des Herrn Verf.)
  2. Geologisch=archäologische Verhältnisse am Mooseedorfsee von J. Uhlmann. Bern 1860. 8°. (Geschenk des Herrn Verf.)

VI. Oesterreich.

  1. Mittheilungen der Kais. Kgl. Geographischen Gesellschaft, redigirt von Franz Foetterle. Wien. II. Jahrg. 1858. Heft 3; III. Jahrg. 1859. Heft 2 und 3; IV. Jahrgang 1860 8°.
  2. Mittheilungen des histor. Vereins f. Krain, redigirt von Aug. Dimitz. Jahrg. XV. Laibach 1860. kl. Fol.
  3. Mittheilungen des histor. Vereins f. Steiermark. Heft 10. Gratz 1861. 8°. (Nr. 12-14 Tauschexempl. der Vereine.)
  4. Bibliografia Hrvatska. Dio I. U. Zagrebu 1860. 8°.
  5. Izviestje i Racuni Druzstva za Poviest i Starino Jugoslavenske u god. 1858 i. 1859. W. Zagrebu 1860 8° (Nr. 15 und 16 Tauschexempl. der Gesellsch. in Agram.)
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VII. Bayern und Württemberg.

  1. Sechsundzwanzigster Jahresbericht des historischen Kreisvereins im Regierungesbezirk von Schwaben und Neuburg. Augsburg 1861. 8°. (Tauschexempl. des Vereins.)
  2. Sitzungsberichte der Königl. Bayer. Akademie der Wissenschaften zu München I, 2 u. 3. 8°, (Tauschexemplar der Akademie.)
  3. Württembergische Jahrbücher f. vaterländ. Gesch., Geogr., Statistik u. Topographie. Jahrg. 1859. Heft 1 u. 2. 8°. (Tauschexempl. des statist. Bureaus zu Stuttgart.)

VIII. Hessen.

  1. Archiv f. Hessische Geschichte u. Alterthumsk. Bd IX, 3. Darmstadt 1861. 8°.
  2. Hessische Urkunden, herausg. von Dr. L. Baur. Bd. II, 1., die Prov. Rheinhessen v. J. 965-1299 enthaltend. (Nr. 20 - 21 Tauschexempl. des hessischen Vereins.)

IX. Sachsen und Thüringen.

  1. Das Buch der Wilden im Lichte franz. Civilisation von J. Petzholdt. Dresden 1861. 8°. (Geschenk des Herrn Ministerial=Registrators Ackermann.)
  2. Zeitschrift des Vereins f. thüringische Geschichte u. Alterthumskunde, Bd. IV, 3. 4. Jena. 1861. 8. (Tauschexemplar des Vereins.)

X. Die Lausitz.

  1. Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 38. Görlitz 2861. 8°. (Tauschexemplar der Iausitzer Gesellschaft.)

XI. Niedersachsen.

  1. Bericht des Vereins für Geschichte und Alterthümer der Herzogthümer Bremen u. Verden u. des Landes Hadeln über die Jahre 1859 und 1860. Stade. 8°. ( Tausch exemplar des Vereins.)

XII. Preußen unb Brandenburg.

  1. Baltische Studien. Jahrg. XVIII, 1. Stettin 1860. 8°, (Tauschexemplar des pommerschen Vereins.)
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  1. Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts der Herren von Kröcher, von Dr. K. Fr. Klöden. Berlin 1852 8°. (Geschenk des Herrn Pastors Ragotzky zu Triglitz.)

XIII. Hamburg.

  1. Hamburgische Chroniken, herausg. von J. M. Lappenberg. Heft 4. Hamburg 1861. 8°. (Geschenk des Hamburger Vereins.)

XIV. Meklenburg.

  1. Der Silbersund von Schwaan, beschr. von dem Archiv=Rath Dr. Lisch und dem Archiv=Rath Pastor Masch. Abdruck aus d. Jahrb. Bd. XXVI. Schwerin 1861. 8°. (Geschenk der Herren Verfasser.)
  2. Meklenburgs Volkssagen, gesammelt u. herausgegeben von Dr. A. Niederhöffer. Bd. II, III u. IV.Heft 1-3. Leipzig 1858-60. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)
  3. Programm des Gymnasiums Fridericianum zu Schwerin d. J. 1861, enth.: Ueber die Berechnung der Auf=und Untergänge der Sterne, von Oberlehrer Dr. Hartwig. (Geschenk des Herrn Directors Dr. Wex.)
  4. Programm der großen Stadtschule in Wismar v. J. 1861, enthaltend: Ueber einige Stellen aus d. Buche der Richter, von Dr. Schröring. (Geschenk des Herrn Directors Professors Dr. Crain.)

5) Urkundensammlung.

Geschichte und urkundliche Nachricht von Dömitz, Handschrift des Regierungsrathes zur Nedden, gesch. von dem Herrn Amtmann Blankenberg zu Schwaan.

6) Naturhistorische Sammlung.

1 kleiner Thierschädel, verschiedene unbekannte Thierknochen und Stücke eines Hirschgeweihes, gefunden in der Sühring, einem Torfmoore am Freiensteinsberge bei Bützow, geschenkt von dem Herrn Fr. Seidel zu Bützow.

1 Sandsteinbildung, einem kleinen, bekleideten, linken Fuße eines Menschen täuschend ähnlich, gefunden zu Friedrichshöhe bei Rostock, 2 Fuß tief unter der Erde, geschenkt von dem Herrn Pastor a. D. Ritter zu Friedrichshöhe.


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Die Bearbeitung des meklenburg. Urkundenbuches hat nach dem in der Quartalversammlung erstatteten Berichte der betreffenden Commission erwünschten Fortgang. Es sind in dem letzten Quartale wiederum 545 Urkunden des 13. und 165 der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, im Ganzen also 710 Urkunden druckfertig geworden, darunter 218 rostoker, welche von den Herren Syndicus Dr. Mann und Archivar Sohm aus den dortigen Archiven abgeschrieben und eingesandt wurden , und 60 ribnitzer , welche Herr Archivrath Lisch an Ort und Stelle von den Originalen des dortigen Klosters abgeschrieben hat. Der Rest kommt auf Rechnung der Herren Oberlehrer Dr. Wigger und Archivschreiber Jahr. Der ganze bis jetzt zusammengetragene Urkundenschatz des 13. Jahrhunderts übersteigt bereits 2100 Nummern. - An Holzschnitten sind außer den früher genannten jetzt auch von den Herren Grafen Behr auf Semlow , Herrn Landrath Freiherrn Maltzan auf Rothenmoor und Herrn Grafen Voß auf Gr. Giewitz die ältesten Siegel ihrer Familien geschenkt oder verheißen worden.

An wissenschaftlichen Arbeiten für die nächsten Jahrbücher hat Herr Archivrath Lisch folgende eingereicht:

1) Geschichte des Unterganges des Karthäuser=Klosters Marienehe bei Rostok.

2) Der wendische Burgwall zu Wustrow auf Fischland und

3) die Kirche zu Wustrow.

4) Ueber den Gebrauch der Reibsteine aus der Steinzeit. Im speciellen Auftrage des Vereinsausschusses bringe ich endlich den nachfolgenden, in der letzten Quartalversammlung gehaltenen Vortrag des Herrn Archivraths Lisch schon jetzt vollständig zur öffentlichen Kenntniß, indem ich die darin vorläufig nur als Vermuthung niedergelegte Ansicht über das Vorkommen von

Pfahlbauten in Meklenburg

allen Forschern zur gelegentlichen Beachtung und Prüfung dringend empfehle:

"Es ist aus zahlreichen Entdeckungen seit dem Jahre 1853 schon allgemein bekannt, daß die heidnischen Bewohner aller Perioden in der Schweiz ihre Wohn= und Wirthschaftsgebäude auf Pfählen in Seen und Mooren errichteten und es sind bei den fallenden Seespiegeln in den letzten warmen Jahren sehr zahlreiche alte Ansiedelungen entdeckt, in denen große Massen von Alterthümern aller Art gefunden sind, welche einen

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klaren Blick in das Leben der ältesten Bewohner Europas gönnen. Auch in andern Ländern hat man Spuren von solchen Pfahlbauten, wie man sie nennt, gefunden. Es kann daher die in neuern Zeiten oft aufgeworfene Frage nicht auffallen, ob sich nicht auch in Norddeutschland Spuren von Pfahlbauten zeigen. Auf den ersten Blick scheint dies nicht der Fall und auch nicht annehmbar zu sein, da in Norddeutschland Erde genug überflüssig ist, um damit auf leichtere Weise festen Boden zu Wohnungen in Mooren oder Seen einzuschütten. Bei genauerer Betrachtung wird es aber dennoch nicht unwahrscheinlich, daß auch in Norddeutschland Pfahlbauten zu finden sind. Es ist nämlich eine durch tausendfache Beweise bestätigte sichere Erfahrung, daß sich tief in Mooren sehr häufig zahlreiche Alterthümer aller Art, oft aus derselben Zeit neben einander, finden und man kann wohl sagen, daß die Moore die ergiebigsten Fundgruben der schönsten Alterthümer sind. Dies allein könnte freilich nicht sehr auffallend erscheinen, da diese Alterthümer in Mooren verloren gegangen oder in dieselben absichtlich zur Rettung versteckt sein können. Aber es wird daneben eine andere auffallende Erscheinung beobachtet, daß sich zugleich oft sehr viel Holz in Mooren findet. Hierüber ist nun schon viel gesprochen. Man hat wohl oft gemeint, daß Bodenveränderungen seit Jahrtausenden die Ursache dieser seltsamen Erscheinung seien, daß dort, wo jetzt Moor, früher oft Waldboden gewesen sei; aber wenn dies auch in einzelnen Fällen Wahrheit sein mag, so ist es doch gewiß in den meisten Fällen viel wahrscheinlicher, daß die Moorbecken so alt sind, wie die jetzige Oberfläche der Erde, daß sie wenigstens von Anfang an Sammelplätze von Feuchtigkeiten gewesen, in denen Waldbäume, welche schweren Boden lieben, wohl nicht gut hätten gedeihen können. Zuweilen mögen Waldbäume von den Rändern der Moore in dieselben gestürzt sein; aber am häufigsten wird dies nicht möglich gewesen sein, da die Moore gewöhnlich in flachen Gegenden liegen. Es wird daher nichts anderes übrig bleiben, als anzunehmen, daß das Holz vorherrschend durch menschliches Bemühen in die Moore gekommen sei. Dann aber ist es wahrscheinlich, daß dort Pfahlbauten gestanden haben, wo in (Seen oder) Mooren Holz und Alterthümer beisammen gefunden werden. Es kann daher nur dringend gewünscht werden, daß da, wo sich diese Erscheinungen zeigen, mit der größten Aufmerksamkeit und Sorgfalt, gegraben und geforscht, und wenn möglich, bis auf den Grund der Moore durchgedrungen werde, da die schweren Alterthümer gewöhnlich durch das Moor sinken, bis sie auf festem Boden

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lagern. Die Entdeckung und Aufdeckung von Pfahlbauten im Norden würden zu sehr merkwürdigen Ergebnissen führen."

Von dem Thier= und Kräuterbuch des meklenburgischen Volkes von dem Oberlehrer Herrn Dr. Schiller hieselbst, welches im In=und Auslande eine überaus günstige Aufnahme gefunden hat, ist so eben ein zweites Heft ausgegeben worden.

Ueber die General=Versammlung des Gesammtvereins zu Altenburg am 16. bis 20. September, so wie über die Jahres=Conferenz zu Nürnberg, wozu der Vorstand des germanischen Museums daselbst auf den 11. bis 14. September eingeladen hatte, sind bis jetzt noch keine näheren Nachrichten eingegangen.

W. G. Beyer , Dr., Archiv=Secretair,     
als zweiter Secretair des Vereins.          

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