![]() ![]() |
Seite 229 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
|
:
Die heiligen Geräthe der Kirche zu Karlow.
Die Kirche zu Karlow ist zwar im Jahresbericht VII, S. 72, schon beschrieben, bedarf aber in Vergleichung zu den übrigen
noch einer besonderen, vergleichenden Erwähnung. Nach den Beobachtungen des zuverlässigen Herrn Pastors Masch zu Demern ist die Kirche zu Karlow die einzige Kirche im Fürstenthume, welche von Feldsteinen (Granitgeschiebe) aufgeführt ist, während alle andern Kirchen von Ziegeln gebauet sind. Dies ist ein neuer Beweis für meine Erfahrung, daß im Bisthume Ratzeburg der Ziegelbau vorherrschend ist, während sich in dem (etwas später zur Entwickelung gekommenen) Bisthume Schwerin mehr Feldsteinkirchen finden.
![]() ![]() |
Seite 230 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Die Kirche zu Karlow besitzt zwei seltene, alte Kirchengefäße, einen Kelch und eine Patene.
Der Kelch ist sehr kräftig gearbeitet. Auf dem Fuße steht auf vertieftem Grunde mit erhabenen Majuskelbuchstaben (in Messingschnittmanier mit vertieftem Grunde) die Inschrift:
d. i. Hoc vas pocula vitae de vera vite fert.
= Dieser Kelch bringt den Trank des Lebens vom wahren Weinstock.
Die symbolische Beziehung in dieser Inschrift
liegt in dem zwei Male vorkommenden Worte uite
oder vite, welches an der ersten Stelle nach
damals allgemein herrschender Schreibweise (e
statt ae) der Genitiv vitae (des Lebens) von
vita, an der zweiten Stelle der Ablativ vite
(von dem Weinstock ) von vitis ist. Das Wort vas
heißt im Mittelalter nicht selten: Kelch, und
wird z. B. auch oft zur lateinischen Bezeichnung
des kelchförmigen Tauffasses gebraucht. Die
Majuskelbuchstaben sind kräftig, derbe und breit
und nicht fein, auch etwas leichtfertig
gearbeitet, wie z. B. F
RT statt F
RT dasteht. Der Queerstrich im
ist nach unten gespitzt. Nach
allen diesen Zeichen stammt der Kelchfuß
jedenfalls aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Der Griff scheint etwas jünger zu sein, da auf den Knöpfen schon in Minuskelschrift der Name
steht.
Auf dem Fuß ist eine Platte befestigt, in welche das schwedische Wappen gravirt ist mit den Buchstaben:
E. | P. | S. |
H. | Z. | M. |
Also schenkte ohne Zweifel die Herzogin Elisabeth (1581 -1592), Gemahlin des Herzogs Christoph von Meklenburg, Administrators des Bisthums Ratzeburg, diesen alten Kelch der Kirche.
Die Patene ist sehr alt und sehr sauber gearbeitet, hat jedoch am Rande einen Riß und eine Verbiegung, wahrscheinlich aus Kriegszeiten. Auf der innern Fläche ist ein Lamm mit einer Siegesfahne gravirt dargestellt. Auf dem Rande steht folgende Inschrift:
![]() ![]() |
Seite 231 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Dies sind zwei leoninische Hexameter:
In domini mensa quid tractas, sedulo pensa,
Vivere sive mori facit hoc, quod porrigis ori.
d. i. Was du am Tische des Herrn beginnest,
erwäge bedächtig,
Leben oder auch
Tod bringt das was du reichest dem Munde.
Die Inschrift in großer, schöner Majuskelschrift
ist einfach, aber sauber und genau gravirt. Nach
dem Charakter der Buchstaben ist die Inschrift
am Ende des 13. Jahrhunderts oder spätestens im
Anfange des 14. Jahrhunderts gemacht. Die
Buchstaben sind noch eingegraben (in
Stichmanier). Die Majuskelbuchstaben sind zwar
schon elegant, jedoch sind die Formen noch sehr
rein und es kommt in dem Worte TR
CT
S noch ein offenes C vor, während
sonst das jüngere
geschlossen ist. Jedenfalls ist
die Patene älter, als der Kelchfuß.
Auch besitzt die Kirche noch einen alten Taufkessel (Fünte) aus Granit, auf dessen Fuß derbe Menschenköpfe ausgehauen sind. Der Fuß steht neben der Kirche, die Schale liegt im Dorfe umgekehrt als Sitzbank. Der Herr Pastor Pumplün beabsichtigt, die Schale wieder auf den Fuß setzen zu lassen. Dieser Taufkessel scheint dem von Pokrent (vgl. Jahrb. VII, S. 72) ähnlich zu sein.
G. C. F. Lisch.