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Die Kirche zu Banzkow,
südlich von Schwerin, ist sehr roh und einfach gebauet, so daß sie kaum Beachtung verdient. Sie besteht aus zwei ganz verschiedenen Theilen. Das Schiff ist, der ältere Theil und in sehr kleinen Verhältnissen gebauet, unten von Feldsteinen, oben von Ziegeln; die kleinen Fenster, welche sehr verbauet sind, haben paarweise gestanden und haben einen Anflug vom Uebergangsstyl, jedoch keine gegliederte Laibung und keine Wölbung, sondern nur einen Schluß im Dreieck. Das allein Merkwürdige ist, daß das Schiff im Innern aus Fachwerk von Eichenholz aufgeführt und dieses im Aeußern mit Steinen verblendet ist; eben so war die alte, vor einigen Jahren abgebrochene Kirche zu Wittenförden gebauet (vgl. Jahrb. XVIII, S. 288): diese Kirchen, beide der Nähe von Schwerin, sind wohl die frühest Beispiele der noch vorhandenen ältesten Holzconstruction. Der Chor ist jünger, vielleicht aus dem 16. Jahrhundert. Er ist in den Seitenwänden in gleicher Flucht mit dem Schiffe gebauet und an der Altarseite
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abgerundet; obgleich dies alter Styl ist, so darf dies doch nicht irre machen, da der Bau offenbar jung ist. Der Chor ist ganz von Feldsteinen, ohne Wahl glatter Flächen, sehr roh aufgeführt und baufällig; dazu ist im Innern die untere Wand rund umher in Rundbogennischen construirt.Die ganze Kirche ist außerdem schmal und sehr niedrig, nur etwa 16 Fuß hoch, und dem Abbruch anheimgefallen. Die Decke ist eine gewöhnliche Balkendecke. Der geschnitze Altar stammt noch aus dem 15. Jahrhundert, hat keinen besondern Kunstwerth und ist durchweg katholisch. In der Mitte steht Maria in der Sonne; zu den Seiten stehen 4 weibliche Heilige, so daß die Darstellung folgende ist:
S. Katharine. | Maria mit dem | S. Margarethe. |
S. Clara, | Christkinde. | S. Barbara. |
In den Fensternischen stehen zurückgesetzt noch 7 alte, aus Eichenholz geschnitzte Heligenbilder, welche größtetheils sehr gut, jetzt aber überkalkt sind. Allein von Interesse ist die kleine Glocke, welche folgende Inschrift hat:
Dies soll sich sicher darauf. beziehen, daß die H. Anna oft mit der Maria und dem Christkinde zusammen, also selbdritte, dargestellt wird, so daß die H. Anna die Jungfrau Maria und diese wieder das Christkind auf dem Arme hat.
Diese Bezeichnung der S. Anna "selbdritte" wird zu jener Zeit in Niederdeutschland sehr verbreitet gewesen sein. In dem plattdeutschen Tagebuche des Domherrn Dr. Johann Knutze über den Reichstag zu Regensburg 1532 wird eine kaiserliche Fahne so beschrieben, daß auf der einen Seite "unser lieben Frauen Bild", auf der andern Seite
gemalt gewesen sei (vgl. Jahrb XXIII S. 96; XXVI, S. 48). Die H. Anna ist die Schutzpatronin der Armen; vielleicht war die banzkower Glocke zur katholischen Zeit eine Vesperglocke, welche nach der Arbeit vorzugsweise die Armen zum Gebete rief.
G. C. F. Lisch.