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c. Eisenzeit.


Wendenkirchhof von Bützow
und
das heilige Hakenkreuz,

von

G. C. F. Lisch.

Als im Jahre 1838 der Mahnkenberg bei Bützow, eine sandige Ackerfläche, zum Bau der Strafanstalt Dreibergen bei Bützow abgefahren ward, ergab es sich, daß der Berg ein Begräbnißplatz aus der Eisenzeit oder ein sogenannter Wendenkirchhof war. Es fanden sich viele Urnen und Urnenscherben, welche häufig schwarz gefärbt und mit den bekannten Punctlinien verziert waren. In den Urnen, welche alle zertrümmert sind, fanden sich zerbrannte Knochen und Asche, die überall im Lande zahllos vorkommenden Hefteln der Eisenzeit, in der Mehrzahl aus Bronze, aber auch aus Eisen, eiserne Messer und andere oft vorkommende Geräthe dieser Periode. Der Herr Friedrich Seidel zu Bützow beobachtete dies alles genau und sammelte alle Ueberreste sorgfältig. (Vgl. Jahrb. IX, S. 405.)

Unter den vielen zertrümmerten Urnen war aber eine, welche mit den zerbrannten Knochen eines erwachsenen Menschen gefüllt war und einen besonders merkwürdigen Inhalt an Alterthümern hatte, der von dem Herrn Seidel bisher mit besonderer Liebe bewahrt ward, da er sich von seiner werthvollen Entdeckung nicht zu. trennen vermochte, am 20. April 1861 aber von demselben dem Vereine zum Geschenke übergeben ist.

Die Urne, welche nur im Boden und in einem Stück der Seitenwand erhalten ist, hat eine mehr hohe, topfförmige Gestalt, ist mit Kies durchknetet, ungefähr 8" hoch, braun von Farbe und, mit Ausnahme des Bodens und des Randes, noch

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nicht mit geschlämmtem Thon auf der Außenseite überzogen, sondern rauh und ohne Verzierungen; sie hat noch einen ziemlich alten Charakter und wird an Gestalt wohl der ungefähr gleich alten Urne von Wotenitz (Jahrb. XXVI, S. 162) gleichkommen.

In der Urne lagen zwischen zerbrannten Knochen zwei Hefteln und eine Schnalle aus Bronze. Die Hefteln sind von der Gestalt, welche in der ältern oder mittlern Eisenperiode vorkommen und z. B. auf dem Begräbnißplatze von Wotenitz (vgl. Jahrb.XXV, S.254 und XXVI, S. 164) und auch unter den römischenAlterthümern von Hagenow gefunden wurden. Diese beiden Hefteln sind dadurch äußerst merkwürdig, daß auf die Nadelscheide derselben heilige Zeichen gravirt sind.

Heftel

Die eine Heftel ist von schlichter, breiter Form, welche häufig vorkommt und oft, z. B. in Jahrbüchern XXV, S. 254, dargestellt ist. Wir geben hier eine Abbildung dieser vollkommen wohl und noch mit ganzer Federkraft erhalten Heftel. Auf die Außenseite der Nadelscheide dieser Heftel ist ein Hakenkreuz Hakenkreuz gravirt, in Linien, als wenn sie mit einem gehenden Meißel in Zickzacklinien Zickzacklinie eingedrückt wären. Diese Heftel ist schon in Jahrb. IX, S. 393, und das Hakenkreuz in Jahrb. XIII, S. 383, und XXVI, S.177, besprochen. Im Jahre 1858 ward in Schweden zu Wallby in einem Moor ein bronzener Steigbügel aus dem ältern Eisenalter gefunden, an welchem unten ein runder Zierrath von 1 Zoll Durchmesser hängt, auf welchem dieses Hakenkreuz oder "Thorszeichen" in dieser Gestalt Zickzacklinie eingegraben ist; vgl. Bruzelius Svenska Fornlemningar, Heft II, Lund 1860, S. 95, Pl. VIII, Fig. 1.

Die andere Heftel hat eine etwas leichtere und geschmackvollere Form, welche sich der Form der Hefteln der älteren Eisenperiode nähert; vgl. Annaler for nord. oldkynd., Ko- penhagen, 1847, S. 386, Fund von Tjaereby, Tab. II, Fig. 2 - 4.

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Heftel

Diese Heftel hat auf der Außenseite der Nabelscheide deutlich ein gravirtes Dreifuß welches in einer viereckigen Einfassung steht Dreifuß in viereckiger Einfassung , welche, da sie am Rande der Nadelscheide umhergeht, sicher nur als eine Randverzierung anzusehen ist und mit dem Zeichen Dreifuß nicht zusammenhängt. Dieses Zeichen kann nun eine Rune sein. Es kommt sonst noch in der ältern Eisenperiode vor. So z.B. ist es in die bronzene Stirnbinde von Roga 9 Male hinter einander eingetrieben (vgl. Jahrb. VII, S. 37 - 41) und auf dem Bauchrande der anscheinend gleichzeitigen Urne von Wotenitz scheint es als Ornament benutzt zu sein (vgl. Jahrb. XXVI, S. 162). In Schweden ward bei Skabersjö eine Heftel mit einer großen viereckigen Platte gefunden, deren Vorderseite mit Drachenverzierungen geschmückt ist und auf deren Rückseite am Rande viele Runen eingegraben sind, deren Reihe auch mit 9 oder 10 Dreifuß beginnt; vgl. Bruzelius a.a.O., S. 116, und Taf. IX, Fig. 1 a und b . Es scheint keinen Zweifel zu leiden, daß dieses Zeichen eine bestimmte symbolische Bedeutung hat. Wenn sich nun diese beiden Zeichen auch noch nicht deuten lassen, so scheint es doch außer Zweifel zu sein, daß sie in der ältern oder mittlern Eisenzeit eine gewisse heilige Bedeutung hatten, welche sich im Fortschritte der Forschung wohl noch wird erklären lassen können.

Neben diesen beiden Hefteln ward in der Urne: eine viereckige Schnalle

an einem doppelten Heftbleche aus Bronze gefunden, welche sehr zierlich gearbeitet und auf das Ende eines vergangenen, wahrscheinlich ledernen Riemens angenietet gewesen ist.

Schnalle

Einige Zeit nach diesem Funde fand der Herr Seidel auf demselben Begräbnißplatze noch eine andere Urne mit einem Ueberrest der zerbrannten Knochen , zwischen denen eiserne Alterthümer lagen.

Diese Urne ist der ersten an Charakter, Aussehen und Bearbeitungsweise ganz gleich. In derselben fanden sich:

ein breites eisernes Sichelmesser,

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zwei oder drei eiserne grade Messer in Bruchstücken, einige eiserne Nägel und Stifte,

allerlei kleiner eiserner Beschlag, welcher schwer zu deuten ist, und

ein kleiner Streifen Bronzeblech.

Auf einem Stücke der Urne dicht am Boden erscheint auf der innern Fläche deutlich und vollständig ein großes M eingeritzt. Das Zeichen ist ganz klar und regelmäßig, jedoch wird der Eindruck wohl durch einen seltenen Zufall entstanden sein, da er sich im Innern der Urne befindet.

Dieser Begräbnißplatz wird der ältern Zeit der Eisenperiode angehören.