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b. Bronzezeit.


Kegelgrab von Kl. Wolbe
und
Bronzedolch mit emaillirtem Griff.

Auf dem Erbpachthofe Kl. Wolde bei Wittenburg lag auf einer Anhöhe neben der Grenze an der Feldmark Bobzin ein "Haufen großer Feldsteine" (Granitgeschiebe). Beim Ausbrechen und Wegräumen der Steine fand sich im Jahre 1861 neben Urnenscherben ein mit edlem Rost bedeckter Dolch von Bronze, welcher manche neue Erscheinungen bietet. Der Dolch ist im Ganzen 10 " hamb. Maaß lang, die Klinge mit erhabenem Mittelrücken bis zu der halbmondförmigen Einfassung 6 " lang und in der Mitte gegen 1 1/2 " breit; die Waffe ist also nach der Größe ein Dolch, und kein Schwert. Der Griff, welcher mit dicker halbmondförmiger Fassung über die Klinge greift, ist von Bronze und den Schwertgriffen gleich, jedoch bedeutend viel dünner. Die Klinge, welche mit der Griffzunge in den hohlen Griff hineinreicht, ist mit 4 starken Nieten in der halbmondförmigen Ueberfassung festgenietet. Der im Durchschnitte ovale Griff besteht in der Mitte auf 2 1/4 " Länge aus 8 senkrechten, schmalen Bronzestreifen, welche frei nebeneinander liegen und durch tiefe Längseinschnitte fast ganz von einander getrennt sind. Diese 8 Bronzestreifen sind ab wechselnd theils glatt, theils mit ganz durchbrochener Arbeit verziert; an jeder Seite sind nämlich 2 Streifen, im Ganzen also 4 Streifen, so verziert, daß kleine einander entgegengesetzte Dreiecke ganz durchbrochen sind und die dazwischen stehen gebliebenen Trennungen ein regelmäßiges, senkrechtes Zickzackband bilden; die Knopfplatte ist mit 8 durchbrochenen Dreiecken verziert. Dieser Dolchgriff ist also fast auf dieselbe Weise gearbeitet, wie der zu Genzkow bei Friedland in Meklenburg=Strelitz gefundene und in Lindenschmit Alterthümern, Heft VII, Mainz 1860, Taf. 2, Fig. 6, abgebildete Schwert griff, nur daß an diesem Schwertgriffe sämmtliche Streifen Zickzackbänder haben. Die Klinge des Dolches ist mit altem

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Bruch durchbrochen. Dieser Dolch ist der erste in Meklenburg gefundene, welcher einen mit Durchbrechungen verzierten Griff, wie viele Schwerter, hat.

Bei der Untersuchung des Griffes offenbarte sich wieder die merkwürdige Erscheinung, daß derselbe "emaillirt" gewesen ist. Es ist in den Jahrbüchern XXVI, 1861, S. 147, nachgewiesen, daß die durchbrochenen Zwischenräume der Verzierungen der Schwertgriffe mit einem farbigen Harz oder Kitt ausgefüllt gewesen sind. Dies ist auch bei dem Griffe des Dolches der Fall. In den durchbrochenen Dreiecken sitzen überall Reste von Füllungen; diese bestehen nicht aus Schmutz oder aus der Erde des Grabes, sondern aus einer Art Harz. Ganz kleine, ausgeschnittene, staubartige Theilchen, auf einen ganz dünnen, schmalen, polirten Eisenstreifen gelegt und kurze Zeit in die Flamme eines brennenden Wachslichtes gehalten, brannten, wenn sie rasch aus der Lichtflamme gezogen wurden, noch mit einer lebhaften, hohen Flamme und gaben einen harzigen Geruch von sich, welcher dem Geruche des Harzes gleich ist, welches sich in alten Heidengräbern findet.

Der Bronzedolch ward von dem Herrn Peitzner, Besitzer des Erbpachtgutes Kl. Wolde, dem Vereine geschenkt.

G. C. F. Lisch.