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I. Zur Alterthumskunde

im engern Sinne.


1. Vorchristliche Zeit.

a. Steinzeit.


Hünengrab von Mestlin.

In einem Gehölze zu Mestlin bei Dobbertin , das "Mühlenholz" genannt, finden sich viele alte heidnische Gräber, namentlich mehrere große Gräber, welche "mit mächtigen Granitblöcken bedeckt" sind. Von diesen mußte in neuern Zeiten ein Grab zu baulichen Zwecken abgetragen werden. Dieses Grab war von großen Granitblöcken, welche dicht neben einander standen, aufgebauet und hatte eine längliche, abgerundete oder ovale Form, welche statt der viereckigen mitunter auch vorkommt. Das Innere des Grabes war in mehrere Abtheilungen oder Zellen getheilt und wie gewöhnlich mit ausgeglüheten, weißen Feuersteinstücken auf dem Boden gepflastert. Kohlenstücke und schwarz gefärbte Erde fanden sich reichlich.- Außerhalb dieses dicht geschlossenen Grabes stand mehrere Fuß davon entfernt ein ovaler Ring von ähnlichen Granitblöcken, welche jedoch nicht neben einander standen, sondern durch weite Zwischenräume von einander getrennt waren.

Die Leichen waren in dem Grabe unverbrannt beigesetzt. Die Arbeiter haben fast alle Gebeine vernichtet; es sind aber doch mehrere größere Stücke gerettet, nämlich mehrere

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große Schädelstücke und ein Beckenknochen. Hiernach waren in dem Grabe wenigstens zwei Leichen beigesetzt. Die Schädelknochen scheinen wieder sehr merkwürdig zu sein.

Von der einen Leiche ist der größte Theil des Stirnbeins von hinten bis in die Stirnhöhlen erhalten; diese Stirn ist ungewöhnlich flach und hintenüber gedrängt und ähnelt den ältesten Schädeln, welche in Meklenburg immer unter besondern Umständen gefunden sind. Dieser Schädel ist ziemlich dick und wird einem ältern Menschen angehören. Zu diesem Schädel wird das halbe Becken gehören. Von der andern Leiche ist ein Theil der Stirn mit der linken Augenhöhle erhalten. Diese Stirn ist sehr hoch und glatt und im senkrechten Stande sehr grade. Diese Stirn wird einem sehr jugendlichen Menschen angehören, da das Schädelstück sehr dünne ist. Hiezu wird ein Seitenbein von einem Schädel gehören, welches eben so dünne ist.

Auf dem Boden des Grabes, neben den Gebeinen, fanden sich folgende Alterthümer:

ein großer, breiter, dünner Keil aus Feuerstein, 7 1/2" lang;

ein dünner Kei1 aus Feuerstein, 5 " lang;

ein dünner Kei1 aus Feuerstein, 5 " lang: alle drei mit gradem Bahnende;

ein kleiner, dicker Keil aus Hornblende (Diorit), 5 " lang, mit abgerundetem Bahnende;

ein Schmalmeißel aus Feuerstein, 6 " lang;

ein dicker Schmalmeißel aus Feuerstein, über 6 " lang;

Scherben von einem braunen, ziemlich gradwandigen und dickwandigen Thongefäße, welches außen am Rande 2 " breit mit drei Doppelreihen derber Spitzen oder Zickzacklinien in der eigenthümlichen Weise der Steinperiode verziert ist;

Scherben von einem dunkelbraunen, dünnwandigen, kugeligen Thongefäße, welches am Bauchrande nach einigen Spuren mit ähnlichen, aber sehr feinen Linien verziert gewesen ist;

Scherben von einem hellbraunen, sehr dickwandigen, sehr weiten, schalenförmigen Thongefäße, welches in der gradwandigen Oeffnung über einen Fuß im Durchmesser gehabt haben muß und nach der unten stehenden Abbildung am Rande auf der innern Fläche mit drei Reihen derber, tiefer, großer Zickzacklinien verziert ist. Diese Verzierung der innern Randflächen, welche nur bei großen, sehr weit geöffneten, schalenförmigen Gefäßen passend und von Wirkung sein kann, ist hier zum ersten Male in Meklenburg beobachtet. Die Schale würde nach der Schwingung des Randes über

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1 Fuß im Durchmesser der Oeffnung gehabt haben. Die am Bruchrande innerhalb der Scherbe in der Abbildung rechts und unten sichtbaren kleinen quadratischen Körper sind kleine, derbe Feldspathstücke, mit denen der Thon im Innern durchknetet ist, von getreuer Größe des Originals. Diese Schale hat sicher dazu gedient, um ein Mahl neben dem Todten beizusetzen, und dafür scheinen auch die in dem Grabe gefundenen Thierknochen zu zeigen.

Schale

Auch in diesem Grabe wiederholt sich die Erscheinung, daß die in großen, also wichtigen Steingräbern gefundenen Keile gewöhnlich breitschneidig, dünne und mit Sorgfalt gearbeitet, also wohl zum Einklemmen in einen gespaltenen Schaft, also zu Streitbeilen für Helden, benutzt worden sind, während die dicken Keile, von Hacken zur Feldarbeit, in sehr bedeutender Anzahl auf freiem Felde gefunden werden.

Keile aus Hornblende (Diorit) werden in viel geringerer Anzahl in Meklenburg gefunden, und sind in Gräbern bisher sehr selten beobachtet worden.

Neben den Feuersteingeräthen ward auf dem Boden des Grabes noch gefunden:

ein Backenzahn von einem "größern Wiederkäuer", nach allen Hauptmerkmalen wohl von einem Elen, wenn auch die Spitzen überall etwas abgebrochen sind; einem Rinde oder Hirsche hat der Zahn nicht angehört; ferner:

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ein kleiner Schweinshauer, in gerader Richtung nur gegen 3 1/2 " lang und sehr dünnwandig.

Endlich ward noch ein Klumpen mürben Kalkes, gegen 2 " dick, gefunden.

Alle diese Alterthümer verdankt der Verein dem Herrn Klosterhauptmann Freiherrn von Maltzan zu Dobbertin.

G. C. F. Lisch.