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Das Wappen der Familie von Flotow,
von
G. C. F. Lisch.
Mit einem Holzschnitt.
Das Schildzeichen der alten meklenburgischen Familie von Flotow ist jetzt ein grades Kreuz + mit vier Ringen in den Schildwinkeln.
In alten Zeiten war das Kreuz ohne Abweichung ein
Andreaskreuz
. Dies beweisen sowohl zahlreiche
Siegel im großherzoglichen Staats=Archive zu
Schwerin und im Archive des Klosters Malchow,
als auch der schöne Leichenstein des Ritters
Andreas Flotow vom Jahre 1367 in der Abteikirche
zu Dargun (Jahresber. VI, S. 99), und in diesem
Sinne sind auch die drei flotowschen Glaswappen
über diesem Leichensteine in derselben Kirche
(vgl. Jahrb. XXVI, S. 225 flgd.) eben so
dargestellt. Im Laufe der Zeiten während des 14.
und 15. Jahrhunderts stellte man die
Wappenschilde vorherrschend rechts gelehnt dar,
und dadurch kam es, daß das Kreuz, welches auf
dem Schilde noch immer ein Andreaskreuz war, in
der Ansicht grade aufgerichtet erschien. Dies
scheint die Veranlassung gewesen zu sein, daß
seit dem 16. Jahrhundert das Kreuz immer als ein
grades, rechtwinkliges dargestellt worden ist.
Die ältesten Siegel der noch blühenden alten meklenburgischen Adelsfamilien gehören zu den allergrößten Seltenheiten. Daß ein altes Siegel der Familie von Flotow vorhanden gewesen sei, ward durch eine Urkunde vom März 1277 bezeugt, durch welche die Fürsten Heinrich und Johann von Werle dem Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock das Eigenthum von 6 Hufen in Damm verleihen, welche früher dem Ritter Heinrich von Flotow gehört hatten; diese Urkunde war nicht allein von den beiden Fürsten, sondern auch von dem Ritter Heinrich von Flotow besiegelt ("sigillorum nostrorum appensionibus et Henrici de Vlotowe roboratum"); vgl. Lisch Geschichte des Geschl. Hahn, I, B., S. 69, Nr. 30. Nachdem die Urkunden des Klosters zum Heiligen Kreuze in den neuesten Zeiten wieder ans Licht gezogen sind, entdeckte ich zu meiner freudigen Ueberraschung, daß das Siegel des Ritters Heinrich von Flotow noch ziemlich wohl erhalten an der Urkunde von 1277 hing. Der Ritter Heinrich von Flotow ist der älteste des Geschlechts; er erscheint sehr häufig in der Zeit von 1230 bis 1287 und wird als der Stammvater des Geschlechts be=
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trachtet; vgl. Gustav von Flotow Beiträge zur Geschichte der Familie von Flotow, Dresden, 1844, S. 22. Es ist nun freilich möglich, daß in diesem Namen zwei Personen gleiches Namens Vater und Sohn, stecken, von denen der jüngere auch fürstlicher Vogt in Röbel war; jedenfalls sind beide aber die ältesten des Geschlechts, und das Siegel, welches der Ritter Heinrich von Flotow im Jahre 1277 führt, deutet durch seinen Styl auf eine sehr ferne Zeit zurück und wird ohne Zweifel der älteste und einzige Abdruck, also sicher das älteste flotowsche Siegel sein, welches noch vorhanden ist. Dieses Siegel ist nun ungewöhnlich groß, wie häufig die Siegel aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert und zeigt einen Schild mit einem Andreaskreuze, welches mehr zwei nach verschiedenen Seiten hin gerichteten Schrägebalken ähnlich erscheint, mit vier Ringen (nicht Kugeln) in den Kreuzwinkeln. In Erkenntniß der großen Seltenheit und Wichtigkeit dieses Siegels für die Familie hat der Herr von Flotow auf Kogel die Kosten zur Zeichnung und zum Holzschnitt dieses Siegels hergegeben, und ich theile hier zur Erhaltung dieser Seltenheit einen Abdruck der Urkunde vom Jahre 1277 mit der Abbildung des daran hangenden Siegels des Ritters Heinrich von Flotow mit.
Heinrich und Johann, Fürsten von Werle, verkaufen dem Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock 6 Hufen in Damm, welche früher dem Ritter Heinrich von Flotow gehört haben, mit Zustimmung desselben.
In nomine sancte et indiuidue trinitatis. Heinricus et Iohannes dei gracia domini de Werle vniuersis Christi fidelibus presens scriptum visuris imperpetuum. Propter labilem memoriam variasque hominum voluntates dignum duximus estimandum, vt ea, que debent inconwlsa manere, litterarum testimonio roborentur, quatinus exinde habeatur cognicio veritatis, si super hiis, que acta sunt, suboriri contingat aliquid questionis. Scire igitur volumus tam natos, quam nascituros vniuersos Christi fideles, nos, ob reuerentiam dei omnipotentis et beate Marie, ex consensu vnanimi, prehabito mature deliberationis consilio, vendidisse cenobio sanctemonialium Sancte Crucis in Rozstok sex mansos in villa Damme, qui quondam fuerant Henrici de Vlotov militis nostri, pro ducentis marcis et X marcis
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denariorum, soluentes annis singulis viginti
marcas, cum omni iure et proprietate integra,
quemadmodum iam fate sanctemoniales villam
Bandowe in suis terminis possidere dinoscuntur,
accedenle ad lioc libera voluntate memorati
Heinrici militis de Vlotov heredumque suorum,
libere imperpetuum possidendos. Ne autem hoc
factum nostrum racionabile per processum
temporis a nobis aut nostris posteris vel dicti
Heinrici heredibus aliquatenus valeat irritari,
presens scriptum inde confectum sigillorum
nostrorum appensionibus et Heinrici fecimus in
testimonium roborari. Testes huius rei sunt:
Heinricus ecclesie sancte Marie plebanus in
Rozstok, Heinricus plebanus de sancto Iacobo,
Wolterus de sancto Petro, Lodowicus de sancto
Nicolao, magister Theodoricus de Repin, clerici;
Nicolaus Gallus, Heinricus de Vlotov, Iordanus
de Kropelin, Iohannes de Antiqua Ciuitate,
Heinricus de Kremun, Raddagus, Godeco Luch,
milites; burgenses vero: Heinricus filius
Adolphi, Iohannes Aurifaber, Iohannes filius
Iken, Heinricus Miles, Hermannus Psalme et alii
quam plures. Datum Guzterowe, anno gracie
°. ducentesimo septuagesimo
septimo, mense Marcio.
Nach dem Original im Archive des Klosters zum Heiligen Kreuz in Rostock. An Schnüren von rother und gelber Seide hangen 3 Siegel:
1) ein schildförmiges Siegel mit dem fürstlich werleschen Stierkopfe und der Umschrift:
2) ein gleiches Siegel, mit Sonne, Mond und Stern in den Schildwinkeln, mit der Umschrift:
3) ein schildförmiges Siegel mit einem Andreaskreuze und einem Ringe in jedem Winkel, mit der Umschrift:
wie es hieneben abgebildet ist.