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Emaillirung der Schwertgriffe
und
das Bronzeschwert von Retzow.

Die großherzogliche Sammlung in Schwerin besitzt zwei sehr schöne Schwerter aus der Bronze=Periode, welche höchst selten sind. Diese Schwerter haben hohle Bronzegriffe, welche von durchbrochenen und gravirten Verzierungen gebildet sind. Der eigentliche Griff selbst besteht aus dem durchgehenden Ornament der ausgebildeten Bronze=Periode, aus doppelten Spiralwindungen, gleich einem paar Handbergen, welche neben und über einander gesetzt und durch Bänder verbunden sind und so den Griff bilden.

Spiralwindungen

Die obere Platte des Knopfes ist ebenfalls mit diesen Spiralen verziert. Die großherzogliche Sammlung besitzt zwei Schwerter dieser Art, welche in Kegelgräbern gefunden sind. Das eine Schwert, gefunden zu Lehsen bei Wittenburg, hat 2 Reihen Doppelspiralen über einander, auf dem Knopfe eingravirte Spiralen und am Hefte 4 gewölbte Nieten ohne weitere Verzierungen. Dieses hieneben abgebildete Schwert ist auch abgebildet in Frid. Franc. Tab. XVI, Fig. 1. (vgl. Erläut. S. 126) und in Jahrbüchern IX S. 330.

Bronzeschwert

Auch in Dänemark sind ähnliche Schwerter gefunden, vgl. Worsaae Afbildninger, 1. Aufl S. 27, Nr. 106 und 107, 2. Aufl. S. 30 und 31, Nr. 127-130.

Ein zweites Schwert in der großherzoglichen Sammlung zu Schwerin, gefunden zu Retzow bei Lübz in einem Kegelgrabe, ist ähnlich, jedoch noch reicher ausgestattet. Der eigentliche Griff hat über einander drei Reihen durchbrochener und gravirter Doppelspiralen, jede Reihe von 6 Paaren, im Ganzen also 18 Paare; die Platte des Griffes hat 8 Spiralen, welche ebenfalls durchbrochen sind; die Anheftung der Klinge hat 6 halbkugelige Nieten, welche durch Bänder zu Spiralen gestaltet sind und deren Grund ebenfalls durchbrochen ist; der halbkreisförmige äußere Rand der Anheftung besteht aus Zickzackbändern, deren Grund ebenfalls durch=

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brochen ist; die Durchbrechungen, oder vielmehr Ausgrabungen, gehen ungefähr 1/10 Zoll oder 2/5 Centimetre tief bis auf eine innere, zusammenhangende Bronzehülse. Die sehr vielen, alle dreieckig erscheinenden Durchbrechungen sind meistentheils, wie es den Anschein hat, mit Schmutz, Erde und Rost gefügt. Dieser Anschein wird aber trügerisch und es wird glaublicher sein, daß die Füllung der Durchbrechung absichtlich mit harzigen Massen von verschiedenen Farben, vielleicht braun, roth und grün, geschehen ist, was auf der goldfarbigen Bronze eine sehr schöne Wirkung gemacht haben muß. Der Herr Professor Dr. Lindenschmit in Mainz, Conservator des römisch=germanischen Museums, hat diese wichtige Entdeckung gemacht und ich lasse dessen Ansicht hier wörtlich folgen:

"Ich fand, daß die Zwischenräume der Ornamente keineswegs durch Erde und Rost, sondern ursprünglich schon durch eine eigene Masse ab sichtlich ausgefüllt waren, deren genaue Prüfung aber der geringen Dimensionen und der beinahe gänzlichen Zerstörung wegen sehr schwierig ist. So viel scheint festzustehen, daß sie von verschiedener Farbe war in den einzelnen Zierbändern. Auf der wohl erhaltenen Außenseite des Knaufes findet sich in den innern Räumen zwischen den Spiralornamenten eine jetzt dunkelbraune Masse, die im Feuer lichte Flamme giebt, während den umlaufenden ovalen Ring sicher eine hellere Sub stanz füllte, die sich auch wahrscheinlich in dem Zickzackstreifen am Bügel fand. Oben am Knauf erscheint dieser harzige Stoff, der, wie das Vergrößerungsglas zeigt, eingetropft ist, am deutlichsten als eine Art Pech, das jedenfalls nur die Unterlage einer glänzenderen, ursprünglich helleren und stärkeren Farbe war. Ich bin zu der bestimmten Überzeugung einer alten Ausfüllung gelangt, die mit einer auf andern in unserm Besitz befindlichen Bronzen noch erkennbaren Emaillirung ganz identisch ist.

Die Sache ist insofern von Bedeutung, als diese Verzierungsweise abermals eine directe Beziehung zu hetruskischen Arbeiten zeigt, mit welchen ohnehin die ganze Technik und Ornamentbildung congruent ist.

So viel es noch möglich ist zu erkennen, muß ich mich mit dieser Ansicht einverstanden erklären. Vgl. den flgd. Abschnitt.

G. C. F. Lisch.