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Zur Geschichte der Familie von Koppelow,
von
G. C. F. Lisch.
Die besten Stammbäume der Familie von Koppelow, z. B. die von v. Gamm und v. Oertzen, reichen nur bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts zurück, wenn auch in neuern Zeiten einige ältere Glieder des Geschlechts bis in das 13. Jahrhundert durch ans Licht gebrachte Urkunden bekannt geworden sind. Um so willkommener werden daher Urkunden sein, welche der noch jetzt im Lande blühenden Linie des Geschlechts eine feste Grundlage geben und außerdem einen werthvollen Beitrag zur Landesgeschichte bieten. Der Herr Obristlieutenant a. D. von Koppelow zu Schwerin bewahrt noch mehrere alte Urkunden der Familie und unter diesen auch die ersten Lehnbriefe über Möllenbek, welche derselbe mir zur geschichtlichen Benutzung gütigst vorgelegt hat. Diese Urkunden sind, im Verein mit mehrern Nachrichten des schweriner Archivs, von großem Interesse.
Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts besaß die Familie von Bösel (Bosel oder Bozel), auf Goldbek in der Mark erbgesessen, sehr viele Güter im westlichen Theile des südlichen Meklenburgs, z. B. außer Beckentin, Kolbow, Milow, Herzfeld, Zigendorf, Wulfsahl (Vulveshole, d. i. Wolfshöhle), auch Möllenbeck, Repzin und Menzendorf.
Schon vor dem J. 1442 hatte Joachim Gans, Herr zu Putlitz, die "wüsten Dörfer" Möllenbek, Repzin und Menzendorf von Hans Bösel gekauft, und nach dessen Tode belehnte der Herzog Heinrich von Meklenburg im J. 1442 den Johann Gans, Herrn zu Putlitz, und dessen Brüder mit diesen durch ihren verstorbenen Vater gekauften Gütern, 1 ) Die Gänse von Putlitz waren das ganze Mittelalter hindurch sehr oft, wenn auch nur vorübergehend, so daß sich kein bestimmtes Hauptlehn für sie nachweisen läßt, im Besitze von
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Gütern im südlichen Meklenburg. Die Herstammung dieser Brüder Gans läßt sich noch nicht mit Bestimmtheit nachweisen, da die Stammtafel des Geschlechts noch immer nicht ganz aufgeklärt ist (Vgl. Riedel Cod. dipl. Brand. I, 1, S. 290 flgd.). Aber in der Urkunde vom 6. Jan. 1468 sagt Katharine Frau von Putlitz, daß ihr verstorbener Gemahl Joachim Gans die Güter von Hans Bösel gekauft habe; also waren Johann und dessen Brüder, zu denen der spätere Bischof Wedege von Havelberg gehörte, Söhne des Joachim Gans, welche im J. 1442 noch jung sein mochten und durch den ältesten repräsentirt wurden. Diese Belehnung gönnt aber einen kleinen Blick in die gewaltthätigen Zustände jener Zeit, indem damals drei neben einander liegende Dörfer verwüstet waren und wenigstens noch ein Vierteljahrhundert hindurch wüst lagen. Ohne Zweifel waren dies die Folgen der aus der Mark Brandenburg im 15. Jahrhundert hereinstürmenden Fehden, 1 )
Diese zerrütteten Verhältnisse, in denen an eine ruhige und verständige Bewirthschaftung nicht zu denken war, waren denn auch wohl die Veranlassung, daß der Herzog von Meklenburg am 17. Jan. 1446 den Herren von Putlitz die Erlaubniß gab, die Güter an Claus Knak zu verpfänden 2 ) oder, wie wir sagen würden, auf eine bestimmte Zeit zu verpachten, so daß die Gänse wohl nie auf den Gütern gewohnt haben.
Aber die Gänse blieben nicht sehr lange im Besitze dieser Güter, welche noch nach einem Vierteljahrhundert wüst lagen. Am 6. Jan. 1468 verkaufte 3 ) Katharine, Frau zu Putlitz, des wailand Joachim Gans nachgelassene Wittwe, mit Bewilligung ihres Sohnes, des berühmten Bischofs Wedege Gans, Bischofs von Havelberg, die "im Lande Neustadt belegenen drei Wüsten Feldmarken Möllenbek, Repzin und Menzendorf, wie sie ihr verstorbener Gemahl einst von Hans Bösel gekauft hattet an Vicke von Koppelow, welcher damals auf Siggelkow, einem ältern Lehn der Familie von Koppelow, wohnte.
Aus dieser Urkunde scheint hervorzugehen, daß Joachim Gans, der schon im J. 1442 gestorben war, mehrere Söhne hinterlassen hatte, von denen 1442 Johann und 1468 der Bischof Wedege genannt werden, daß aber die Söhne, mit Ausnahme des Bischofs, vor dem J. 1468 ohne männliche
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Erben gestorben waren und daher die noch lebende Mutter mit Zustimmung ihres geistlichen Sohnes die Güter verkaufte. Der Bischof Wedege Gans starb am 23. Jan. 1487. 1 )
Am 3. März 1468 belehnte der Herzog Heinrich von Meklenburg den Vicke von Koppelow zu Siggelkow mit den "in der Vogtei Marnitz belegenen Dorfstätten und Feldmarken Möllenbek, Repzin und Menzendorf" 2 ). - Vicke v. Koppelow war sicher 1458-1468 und wohl noch später herzoglicher Vogt zu Marnitz und Neustadt 3 ) und gewiß ein wichtiger Mann, da er in jener unruhigen Zeit zwei bedeutende Burgen gegen die Märker zu bewachen hatte.
Von dieser Belehnung bis in das gegenwärtige Jahrhundert, ungefähr bis zum Jahre 1822, ist die Familie von Koppelow im Besitze des Gutes Möllenbek mit Repzin gewesen. Die Linie Möllenbek ging aber nach der Urkunde vom 3. März 1468 aus der Linie Siggelkow hervor, welches alte Lehn auch längere Zeit im Besitze der Familie von Koppelow war.
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Nr. 1.
Der Herzog Heinrich von Meklenburg belehnt den Jaspar Gans, Herrn zu Putlitz, und dessen Brüder mit den wüsten Dörfern Repzin, Menzendorf und Möllenbek, die ihr verstorbener Vater von Hans Bösel gekauft hat.
D. d. Wilsnack. 1442.
Nacn dem Concept im großherzogl. meklenburg. Geh. und Haupt-Arcnive zu Schwerin.
Item myn gnedige here heft vorlihen Johan Ganse herren to Pottlist vnde synen bruderen de wosten dorpere Robeczin, Menczendorpe vnde Molenbecke, die ere vader selige wandages von Hanse Bosel gekoft hadde etc., na lude sines breues van mynem heren darouer gegeuen to Wilsnack etc. XLII°.
Dominus mandauit
et examinauit.
Nr. 2.
Der Herzog Heinrich von Meklenburg vergönnt denselben Herren von Antlitz, die vorgenannten Güter an Claus Knaken zu verpfänden.
D. d. Witstock. 1446. Januar 17.
Nach dem Concept im grossherzogl. meklenburg. Geh. und Haupt-Archive zu Schwerin.
Item myn here heft den bouenscreuen herren von Pottlist gegond, dat se de rudere mogen vorsetten
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vmme erer noed willen Clawse Knaken na [lude] eyns breues mynes heren gegeuen to Witstock, an sunte Peters auende kathedra anno etc. XLVI to .
Zwei Aufzeichnungen in einem Protocolle des herzoglichen Protonotars über Lehnsachen aus der Zeit 1442-1447, im grossherzoglich meklenburgischen Geh. und Haupt-Archive zu Schwerin. Der Schreiber ist wahrscheinlich: "her Johan Hesse, prothonotarius, kerckhere to sunte Peter to Rostock", welcher in diesem Protocolle immer als Protonotar genannt wird.
Nr. 3.
Der Herzog Heinrich von Meklenburg lässt mit Vicke von Koppelow, Vogte der Vogteien Marnitz und Neustadt, über die dreijährigen Einnahmen dieser Vogteien abrechnen.
D. d. 1461. Aug. 14 und 15.
Nach dem Originale im grossherzogl. meklenburg. Geh. und Haupt-Archive zu Scnwerin.
Int iar vnses heren dusent verhundert vnd in deme eynvndsostigesten, des fridages na sunte Tiburcii daghe, leth myn here van Mekelnborg rekenen mitVicke Koppelowen, vogede tor Merntze, van dersuluen vogedye vpboringe vnd vthghaue van dren iaren neghestverghangen, also eyn iegent ander gerekent blifft myn here vorbenomet Vicke Coppelowen schuldich verhundert stralen mark vnd souentich stralen marc teyn schillinge vnde enen witten. Hiir ouer desser rekenscop weren de kerkhere tor Merntze Johannes Rades vnd Thomas Rode schriuere.
Item des sunauendes tohant dar na leth ok myn here rekenen mit demsuluen Vicken, vogede to der Nygenstad, van dersuluen vogedye vpboringe vnd vth-
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ghaue ok van dren iaren neghestvorghangen, also blift myn bere Vicken schuldich hundert gude marc wismerscher munte vnd sos gude marc ane sos schillynge; hiir sint nicht mede ingerekent vefteyn rinsche gulden vnd anderhalffhundert gude marc, de Vicke mynem heren schuldich blift wedderumme. Ouer desser rekenscop weren her Bernd Krogher slotschriuer vnd Johannes vnd Thomas vorschreuen. To tuge sint desser schrift twe eyns ludes eyn vte der anderen gesneden, beyde dorch my Johanse geschreuen, in iar vnd dage bouenscreuen.
Nach dem Originale, auf einem Quartblatt Papier, in Treppen- und krummen Linien, ohne Schrift "eines aus dem andern geschnitten".
Nr. 4.
Katharine, Frau zu Putlitz, des Edlen Joachim Gans Wittwe, verkauft dem Vicke von Kopelow die drei wüsten Feldmarken Möllenbek, Repzin und Menzendorf, welche ihr verstorbener Gemahl von Hans Bösel gekauft hatte.
D. d. 1468. Jan. 6.
Nach dem Originale im Besitze der Familie von Koppelow.
Ik Katherina, vrouwe to Potlest, des eddelen Achim Gantzes zeliger naghelatene wedewe, bekenne apenbar vor alsweme, dat ik hebbe vorkoft vnde ieghenwardighen vorkope deme duchtighen Vicke Koppellow vnde sinen rechten eruen mit guden willen vnde ghehete myns leuen sons vnde heren heren Wedegen, bisschop to Hauelberghe, tho enem erfkope dre wuste veltmarke, alze Mollenbeke, Robezin vnde Menszentdorpe, beleghen in deme lande thor Nighenstad, mit aller nut, frucht, vriheyt vnde recticheyt, so zee myn leue here Achim zeligher van
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Hans Boszele zeliger ghekoft hadde vnde my zint thor tid myn gnedige here van Mekelenborch my vnde mynen sons gheuen vnde ghelegen tho enem erfgude vnde in lehn. Vor dat gud heft my Vicke Koppelow vorbenomet bereidet vnde wol betalet twehundert vnde achtentich gulden rinsch, de ik ghans vnde al vntfanghen hebbe, de ik in myne vnde in myner kinder nut vnde framen ghekeret hebbe. Des gudes vnde kopes wil ik em vnde sinen rechten eruen eyn recht were wesen vor alle deienne, de vor gherichte komen, dede recht gheuen vnde nemen willen. Des tho tughe vnde bekantnisse hebbe ik Katherina, frouwe tho Poetlest vorghescreuen, myns leuen heren heren Wedegen bisscop to Hauelberge mit sinem willen vnde witschop sines stichtes ingesegel hengen laten neden an dessen apen bref, gescreuen na der bord Christi dusent virhundert in deme achtensostigesten iare, in der hilgen driger koninge daghe etc.
Nach dem Originale, auf Pergament, im Besitze des Herrn Obrist-Lieutenants von Koppelow zu Schwerin. Das angehängt gewesene Siegel fehlt.
Nr. 5.
Der Herzog Heinrich von Meklenburg belehnt den Vicke von Kopelow zu Siggelkow mit den Dorfstätten und Feldmarken Möllenbek, Repzin und Menzendorf, welche derselbe von des Joachim Gans Herrn zu Putlitz nachgelassener Wittwe gekauft hat.
D. d. 1468. März 3.
Nach dem Originale im Besitze der Familie von Koppelow.
Wii Hinrick, van godes gnaden hertoge to Mekelnborgh, ffurste to Wenden vnd greue to Zwerin, der lande Rostock vnd Stargarde here etc., bokennen apenbare bo-
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tugende vor alszweme, dat vor vns is gewesen de eddele vnd erbare seligen Joachim Gantzes, hereu to Potleste, nagelatene wedeme vnd heft vns to kennende geuen, wo see deme duchtigen Vicken Koppelouwen hebbe vorkoft to erue desse nagescreuene dorpstede vnd veltmarkede, also Molenbeke, Rogghetzin vnd Mentzendorpe, in vnser vagedie tor Merntze beleghen, mit eren tobehoringhen, nach lude enes kopbreues darup gemaket vnd vorsegelt, vnd heft vort sodane gud bauenscreuen vor vns vorlaten vnd vns demodigen angefallen vnd gebeden, wii dat vorscreuen gud, veltmarkede vnd dorpsteden deme genanten Vicken Koppelouwen tor Tzichelchouwe vnd sinen eruen mochten lenen nach lude vnd inholde des kopbreues, den Vicke darup heft, deme wii vmme sunderger gunst vnd gnade willen so gerne gedaen hebben, vnd belenen den vilgenanten Vicken Koppelouwen mit den vorscreuen guderen, dorpsteden vnd veltmarken, alse Molenbeke, Rogghetzin vnd Mentzendorp mit eren tobehoringhen nach lude des vorberorden kopbreues darup berameth so ieghenwardighen, so dat he sinen eruen vort an sodane vorscreuene gudere moghe eruen in craft desses vnses breues, daran wii to orkunde vnd merer sekerheit vnse groteste ingesegel henghen laten hebben, geuen na der bort Christi vnses heren verteigenhundert vnd amme achte vnd sostigesten iare, amme donredage vor deme sondage, also men singhet in der hilghen korken Inuocauit etc.
Nach dem Originale, auf Pergament, im Besitze des Herrn Obrist-Lieutenants von Koppelow zu Schwerin, mit dem anhangenden grossen Siegel des Herzogs Heinrich auf eingelegter rother Wachsplatte.