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:
Ueber
die Kirche zu Ludorf,
von
G. C. F. Lisch.
Die Kirche zu Ludorf ist in Jahrb. XVI, S. 294 flgd. als ein sehr merkwürdiges und ganz ungewöhnliches Bauwerk beschrieben und zur Untersuchung gezogen; es ist dabei noch in Zweifel gestellt, ob die Kirche alt (etwa vom J. 1220) oder eine jüngere Nachbildung sein könne. Dabei ist von einer im Thurmknopfe gefundenen Weihungsurkunde die Rede, nach welcher die Kirche von einem Bischofe Busso von Havelberg im J. 1326 geweihet sein soll, wie auch die junge Thurmfahne die Jahreszahl 1326 in arabischen Ziffern trägt. Eine Abschrift dieser Urkunde ist jetzt wieder aufgefunden und ich theile dieselbe hier mit. 1 ) Nach dieser Urkunde weihete allerdings der Bischof Burchard von Havelberg, in dessen Diöcese Ludorf noch lag, die Kirche zu Ludorf am Montage (feria secunda) nach Jubilate, also am 8. Mai, des Jahres 1346, und berichtet zugleich, daß die Kirche mit 2 Hufen in Ludorf, mit 3 Hufen in Priborn und mit 2 Mark Hebungen aus Zilow dotirt und der Jungfrau Maria und dem Märtyrer Laurentius geweihet sei. Die Ueberlieferung aus dieser Urkunde, welche freilich nicht ganz richtig gewesen ist, hat also doch einigen Grund gehabt. Das Weihungsjahr trifft mit der Regierungszeit des Bischofs Burchard von Havelberg zusammen: der Bischof Burchard I. von Bardeleben regierte 1342-1348 († 18. Januar). 2 ) Die Urkunde konnte also nicht in das Jahr 1326 fallen, wenn ein Schreibfehler vorhanden sein sollte, da es vor dem J. 1342 keinen Bischof Burchard von Havelberg gab. Auf Burchard I. folgte Burchard II. Graf von Lindow 1348-1370.
Die Kirche stammt in ihrer jetzigen Gestalt also aus dem J. 1346. Ist dies wirklich der Fall, so ist die Kirche eine jüngere Nachahmung eines ältern Baustyls, was allerdings eine große Seltenheit ist. Es wäre freilich möglich, daß das Octogon ohne die Ausbauten als eine alte Taufkapelle schon vor dem J. 1346 gestanden habe und diese im J. 1346 nur erweitert und zur Pfarrkirche erhoben worden sei. Da=
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gegen scheinen aber die Ausdrücke der Urkunde zu sprechen, da der Bischof sagt, daß er die Weihe durch Dedication und Confecration vollzogen habe ("dedicavimus et consecravimus"), indem gewöhnlich unter Dedication die Grundsteinlegung, um den Ausdruck zu gebrauchen, oder die Widmung an gewisse Heiligen und zu bestimmten Zwecken, unter Confecration aber die Einweihung und Eröffnung der ganz vollendeten Kirche verstanden wird. Daher muß man denn wohl annehmen, daß die Kirche als ein Neubau im J. 1346 vollendet worden sei. Und allerdings hat die Kirche kein recht altes Ansehen, wenn auch manche Formen alt sind. Diese Abweichung von dem herrschenden Baustyle ist aber in Meklenburg einzig in ihrer Art und kann noch zu weitern interessanten Vergleichungen führen. Es ist möglich, ja wahrscheinlich, daß die Kirche zu Ludorf eine Nachahmung der Kirche des Heiligen Grabes 1 ) sein soll, indem solche Nachahmungen gewöhnlich die achteckige Grundform trugen, welche noch spät, in Doberan 1 ) z. B. noch im J. 1422, angewandt ward. Es geht die Sage, daß ein Ritter v. Morin, der Besitzer des Gutes, zum Heiligen Grabe gezogen sei und nach seiner Rückkehr die Kirche zu Ludorf erbauet habe; daß dies zu Pribislav's Zeiten geschehen sei, kann freilich nicht richtig sein. Es geschah aber nicht selten, daß Pilger zum Heil. Grabe nach ihrer Heimkehr morgenländische Formen nachahmen ließen.
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Der Bischof Burchard von Havelberg weihet die Kirche zu Ludorf.
D. d. Ludorf. 1346. Mai 8.
Nach einer Abschrift im Gutsarchive zu Ludorf.
Nos Borchardus dei gracia Hauelbergensis ecclesie episcopus sub anno domini MCCCXLVI, feria secunda post dominicam Jubilate, primo dedicauimus et consecrauimus hanc ecclesiam in Ludorpe cum altare fundatam et dotatam de duobus mansis in uilla Ludorpe cum omni iure et libertate, item de tribus mansis in Priborne cum omni iure et libertate, in Silowe de reditibus duarum marcarum, in honorem gloriose virginis Marie et beati Laurencii martiris, permittente et cooperante nobis spiritu sancto.
Nach einer Abschrift im Gutsarchivc zu Ludorf. Die Urkunde soll vor längerer Zeit in dem Thurmknopfe der Kirche gefunden worden sein. Die zu Ludorf aufbewahrte Abschrift, welche nach den sichtbar ohne Verständniss nachgeschriebenen mittelalterlichen Abbreviaturen gewiss von einem Originale genommen ist, hat sehr viele offenbare Fehler und halbverstandene Abbreviaturen, welche in dem vorstehenden Texte verbessert sind. Die Verbesserung und Auflösung der Abbreviaturen ist ohne Zweifel richtig; ich muss hier jedoch bemerken, dass in der ludorfer Abschrift
steht, was gar keinen Sinn giebt, und ich dafür gesetzt habe:
G. C. F. Lisch.
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