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c. Zeit der Wendengräber.


Ueber den Namen der Wendenkirchhöfe,

von

G. C. F. Lisch.

Es ist in Meklenburg allgemein und mit Recht angenommen, daß die weiten Begräbnißplätze, auf welchen die bestimmt charakterisirten Todtenurnen mit den Alterthümern der Eisenzeit in den flachen Erdboden eingegraben sind, Wendenkirchhöfe genannt werden. Diese Begräbnißplätze liegen gewöhnlich in der Nähe noch stehender oder untergegangener Dörfer mit wendischen Namen, welche in Meklenburg die Mehrzahl bilden, und bestehen gewöhnlich aus leichtem Boden und befinden oder befanden sich nicht selten im Besitze der auf die wendische Cultur folgenden christlichen Kirchen und Pfarren. Die Wendenkirchhöfe schließen sich daher unmittelbar an die noch heute bestehenden Ortschaften und sind schon aus diesem Grunde sicher die jüngsten Heidenbegräbnisse, während die heidnischen Begräbnisse der Stein= und Bronze=Periode sich nie an einen noch stehenden Wohnort anschließen, sondern überall zerstreut auf Feldern und in Wäldern stehen und keine andere Ueberlieferungen tragen, als sagenhafte. Der Name der Wendenkirchhöfe ist noch heute nicht selten im Munde des Volkes zu finden, indem dieses oft noch den Raum eines "Wendenkirchhofs" nachweisen kann. Es würde wohl zu weit führen, alle die Namen der Stellen zu sammeln, wo noch heute "Wendenkirchhöfe" nachgewiesen oder in den Urkunden und Acten genannt worden. Aber bei der großen Wichtigkeit des Gegenstandes für die Alterthumskunde wird es willkommen sein, statt vieler Beispiele einige schlagende Stellen aus glaubwürdigen ältern Schriften über das Vorkommen von Wendenkirchhöfen beizubringen.

In dem Visitations=Protoeolle der Kirche zu Walkendorf (zwischen Tessin und Gnoien) vom J. 1662 heißt es:

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Visitation der Kirche zu Wolkendorf.
1662.

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Zum Kirchen=Katen belegen.

Ein Stück Landes auf dem Wendischen Kirchhofe, etwa von 4 sch. saett, liegt wüste und in der heyde.
Noch ein Stücke à 3 Sch. saett auf der Dorffstete, so der Herr Pator im gebrauch.
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Dem Pastori sein die 10 Ruhten auf dem Wendischen Kirchhofe - - eingethan.
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Ein Stücke auf dem Wendischen Kirchhofe à 3 sch. saett bey Jacob Barten dorff= vnd Jacob Hoppen feldwerts belegen.
Ein Stücke achter der Funte liegt in der Heyden.
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Alß auch dem Küster seine bißher gehabten und auff dem Wendischen Kirchhofe belegenen 4 Sch. Saett Acker abgenommen und dem Priester zugeleget worden.

Hier lag also bei der "Dorfstätte" eines untergegangenen Dorfes in der "Haide", theils wüste, ein Wendenkirchhof, welcher dem Pastor und dem Küster beigelegt war. Sehr bedeutsam ist es, daß hier auch eine "Fünte" (Taufe) war. Dies isft eines der ausführlichsten Beispiele. Eine Grenzbeschreibung von Fahrenholz vom J. 1584 ist nicht weniger merkwürdig:

Grenzbeschreibung von Fahrenholz.
1584.

Von diesem Steine - - vber den Kirchhof zum Hagen und lesset den glockenthurm - - linker handt ligen. Ferner vber den wendischen weg zwischen dem hirtenkaten vnd Schmide hindurch nach dem wendischen Kirchhoffe. Diser hirtenkate ligt vff der Pommerschen seiten, so Hinrichshagen genennet wirdt, die Schmide aber - wird Wendthagen genant. Die Schmide ist abgebrochen

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vnd ein bawhoff widervmb angelegt. Von dem Wendischen Kirchhoffe der Fahren nach zischen der Heger und Maltzane Acker hin bis vff daß Kirsenbiren Soll.

Hier lag also ein Wendenkirchhof ebenfalls entfernt beim "Hagen" bei einem Hirtenkaten und einer Schmiede, welche "Wendhagen" genannt ward, wohin ein "wendischer Weg" führte.

Wegen der vielen schüsselförmigen Urnen, welche auf den Wendenkirchhöfen ausgepflügt oder ausgegraben werden, nannte man die Wendenkirchhöfe auch "Wendfelder" oder "Schüsselfelder" (Schottelfeld).

Landbuch des Amts Neubukow.
1580.
Hoff Ferbenn.

Dieser Hoff ist auß Dobberanischer Amptteilung. Hertzog Johans Albrechten - zugefallen. - Desselben Acker ist auch vnstreitig, außgenommen des Wendt= oder Schottelfelt, so vormals Dobberanisch Eigentumb gewesen vnd die Dorffchaft Kaertlow vmb benante Huer gebraucht.