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Der wendische Burgwall von Krakow.

Es mußte bei der Stadt Krakow irgendwo ein wendischer Burgwall liegen, da die Gegend in alter Zeit nicht ohne Bedeutung ist. In der Nähe von Krakow wurden noch spät Land =, Huldigungs= und Musterungstage für die Ritterschaft des Landes Werle gehalten (vgl. Jahrb. XII, S. 176). Krakow bildete in alter Zeit ein "Land"; jedoch hat dies früh seine Bedeutung verloren, da es schon im 14. Jahrhundert mit der Vogtei Plau zusammen verwaltet ward (vgl. Jahrb. XVII, S. 113). Wenn sich nun auch bei Krakow eine alte fürstliche Gauburg aus der Wendenzeit vermuthen ließ, so war sie doch nicht aufzufinden; erst in den neuesten Zeiten ist durch Befahrung des Sees unter Führung kundiger Leute die Entdeckung 1 ) möglich geworden.

Der wendische Burgwall von Krakow liegt ziemlich versteckt und ist nur durch unmittelbare Anschauung vom See aus zu entdecken. Er liegt im krakower See, an der Seite der Stadt Krakow, auf Stadtgebiet, nicht weit von dem am Seeufer liegenden Dorfe Möllen, dem "Alten Schlosse Dobbin" gegenüber (vgl. unten: die mittelalterlichen Burgen von Dobbin S. 306). Er liegt nahe am Ufer, ist jedoch rings von Wasser


1) Ich verdanke diese Entdekung der freundlichen Beförderung des Herrn Domainen=Raths von Brocken auf Dobbin.
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umflossen und hat nur auf der Seeseite etwas niedriges Vorland zur Aufnahme einer Vorburg. Vielleicht steht der Burgwall auf einer kleinen natürlichen Insel und ist durch Kunst nur erhöhet; vielleicht ist er aber auch ganz aufgetragen. Der Burgwall, welcher im Volke noch heute den Namen "Borgwall" führt, ist rund und trägt auf dem Rande umher eine regelmäßige, breite, runde, wallartige Erhöhung, welche sich nach dem Innern hin kesselförmig senkt. Dieser Ringwall hat auf seiner Höhe einen Umfang von 240 Schritten. Die Erde der ganzen Oberfläche ist ohne Zweifel aufgetragen; sie ist sehr leicht und läßt sich beim Gehen tief eindrücken, wenn sie auch ganz trocken ist: dem Anschein nach ist es schwarze Wiesenerde vom Seeufer, mit Sand vermischt. Gegenwärtig ist die Oberfläche beackert und war im J. 1858 mit Kartoffeln bepflanzt. Die Erhebung des ganzen Burgwalles über den Seespiegel mag ungefähr 20 Fuß betragen. Der Beweis dafür, daß dieser Burgwall ein wendischer sei, war überall zu finden: überall wurden ohne Mühe schon auf der Oberfläche, namentlich am innern Rande des Ringwalles, zahlreiche Gefäßscherben gefunden, welche durch die Vermengung des Kerns mit Steingrus sich als heidnische Gefäßscherben offenbarten; nach den wellenförmigen und andern Verzierungen gehören die Gefäßscherben der wendischen Zeit an. Der Burgwall ist also nach Lage, Gestalt und Gefäßscherben ohne Zweifel ein wendischer Burgwall. Auch Thierknochen wurden gefunden. Nachgrabungen würden gewiß viel Scherben und Knochen und auch wohl Alterthümer zu Tage fördern, da dieser Burgwall noch ziemlich in seiner alten Gestalt steht. Scherben aus dem christlichen Mittelalter wurden gar nicht gefunden, so daß sich annehmen läßt, dieser Burgwall sei mit dem Untergange des Heidenthums wüst gelegt worden.

In der Lage und Gestalt gleicht dieser Burgwall ganz dem südlich davon gelegenen Burgwalle von Quetzin (oder Kutsin) bei Plau (vgl. Jahrb. XVII, S. 23 flgd.) und ist dem Burgwalle von Bisdede im gutower See bei Bölkow, in der Nähe von Güstrow, (vgl. Jahrb. XII, S. 453 flgd.) sehr ähnlich.

Es ist also queer durch das Land von Norden nach Süden jetzt eine ganze Reihe ähnlich gebaueter und liegender wendischer Burgen entdeckt, nämlich von Norden nach Süden: Rostock, Kessin, Werle (bei Wiek in der Nähe von Schwaan), Bützow, Bisdede (im gutower See bei Bölkow in der Nähe von Güstrow), Krakow und Quetzin.

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Ob das untergegangene Dorf Werle südwestlich vom krakower See bei Horst oder Hahnenhorst (vgl. Lisch Gesch. des Geschlechts Hahn II, S. 374 und Jahrb. VIII, S. 219) in historischer Beziehung zu dem Burgwall von Krakow steht, ist wohl nicht zu ermitteln.

Zu bemerken ist, daß von den vielen Inseln des krakower Sees zwei Inseln im nördlichen Theile des Sees nicht weit von dem Burgwalle: der Schwerin (Thiergarten) und die Lieps heißen; dieselben Namen führen bekanntlich auch zwei Inseln im schweriner See.

An den Ufern des krakower Sees waren alte adelige Familien von offenbar wendischer Herkunft mit großem Grundbesitz angesessen, z. B. am östlichen Ufer dem Burgwalle gegenüber die Barold auf Dobbin, am nördlichen Ufer die Grube auf Grube (jetzt Charlottenthal). Bei Krakow liegt noch ein anderer See, welcher seit alter Zeit der Oldendorper See heißt, sicher von einem alten wendischen Orte Oldendorp so genannt, welches vielleicht mit dem Aufbau der Stadt Krakow unterging; von diesem Orte hatte vielleicht die Familie von Oldenstadt ("de Antiqua Civitate") den Namen, welche um das Jahr 1450 ausstarb und nicht mit der Familie von Oldeburg verwechselt werden darf, welche am südostlichen Ufer des krakower Sees auf Glave saß.

Dem wendischen Burgwalle von Krakow gegenüber liegt das große Gut Dobbin. Der jetzige Hof Dobbin liegt wohl auf der Stelle, wo seit dem Mittelalter der Hof gestanden hat. Aber am nördlichen Ende der sehr großen Feldmark, wohl eine halbe Stunde vom Hofe enfernt, liegt am See ein sehr ausgedehnter Burgwall, auf welchem wohl Dobbin im Anfange des Mittelalters gestanden hat. Der noch mit einem Graben umgebene Burgwall ist mit Holz und Buschwerk dicht bewachsen. Vor diesem Burgwall liegt ein großer Platz, jetzt beackert, auf welchem sich häufig gelblich gebrannte Lehmstücke von Klemstaken, wie aus der heidnischen Zeit, finden, auch ein runder Platz, wo dergleichen gefunden wird. Dies ist wohl das Dorf und die Vorburg gewesen. Vielleicht hat dieser Burgwall aus der heidnischen Zeit in das Mittelalter hineingereicht. Sehr hoch ist er nicht, auch nicht von Sumpfwiesen umgeben, wenn auch von feuchtem Boden. Eine Langseite stößt an den krakower See.

Eine andere Burgstätte, Alt=Dobbin genannt, liegt im südlichen Theile des krakower Sees, in der Gegend des jetzigen Hofes. Hier ward die schöne römische Bronze=Vase im See gefunden.

G. C. F. Lisch.