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Seitdem vor einigen Jahren in den runden, mit Dach und Thür versehenen Graburnen zur Beisetzung der Ueberreste der verbrannten Leichen die Nachbildungen der germanischen Häuser, die Hausurnen, entdeckt sind, haben sich noch mehr Beweise für die Richtigkeit dieser Ansicht, welche in unsern Jahrbüchern XXI, S. 243 flgd. auseinandergesetzt ist, gefunden.
Zuerst hat Einfeld in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Hannover, Jahrgang 1855, S. 363, wieder eine römische Darstellung eines germanischen Hauses in die deutsche Literatur eingeführt und eine Abbildung desselben beigegeben. Diese Darstellung findet sich zu Paris im Louvre=Museum auf einem marmornen Relief, welches von einem zu Ehren des Kaisers Trajan aufgeführt gewesenen Triumphbogen herzustammen scheint und einen vor seinem Hause kämpfenden Germanen darstellt. Dieses Relief ist abgebildet in Musée de Sculpture du Musée Royal de Louvre, par le comte de Clarac, Paris 1828 - 1830, Tom. II, PI. 144, Nr. 349: Barbare combattant, und in den hannoverschen Jahrbüchern getreu wiedergegeben. Das Haus des Germanen ist rund, mit einem kuppelförmigen Dache bedeckt, in den Wänden anscheinend aus Pfählen oder Planken und im Dache aus Zweigen gebauet; die Thür ist nicht sichtbar; in der Höhe ist ein Fenster oder eine Luke sichtbar. Diese Darstellung gleicht den Darstellungen auf der Antoninssäule, welche mehr als 20 germanische Häuser von runder Form darstellt.
Eine andere Wahrnehmung hat jüngst der bekannte Alterthumsforscher Troyon zu Bel=Air in der Schweiz gemacht. Bekanntlich sind in den letzten trockenen Jahren bis zum Ende des J. 1858 bei dem niedrigen Wasserstande in den Schweizer=Seen viele Wohnplätze 1 ) aus der heidnischen Vorzeit, welche
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auf Pfählen im Wasser nicht weit vom Ufer standen
(Pfahlbauten, Seewohnungen), entdeckt, und auf
ihnen sehr zahlreiche Alterthümer aus den
verschiedenen Perioden, je nach der Zeit ihrer
muthmaßlichen Zerstörung. Unter den Alterthümern
fand Troyon auch durch Feuersbrunst gehärtete
Bruchstücke von Thon, welche zur Bekleidung der
Hütten dienten; die Bruchstücke waren leicht
gebogen und erlauben daher den Schluß, daß die
Hütten rund waren und einen Durchmesser von 10
bis 15 Fuß hatten ("des fragments de
l'argile qui servait de revêtement aux cabanes,
- - cuits par l'incendie, et il est à remarquer
que leur face unie présente toujours une légére
concavité, qui permet de conclure que les
cabanes étaient circulaires
.); vgl. Fréd. "Troyon
Statistique des antiquités de la Suisse
occidentale, VIII article, le 12 Mars 1858.
Der Professor Dr. Braun zu Bonn hat den Aufsatz in unsern Jahrbüchern über die Hausurnen in den Jahrbüchern des Vereins der Alterthumsfreunde im Rheinlande, Bonn, XXV, 1856, (S. 162 flgd., einer ansführlichen Anzeige gewürdigt, ist aber der Meinung Gerhards, daß die Hausurnen vom Albanergebirge den Gräbern rhätischer Soldaten oder germanischer Colonisten angehören und nicht in die altitalische Zeit zurückreichen, sondern einer jüngern Zeit zuzuschreiben sind.
Die geringschätzige und etwas leichtfertige Behandlung dieser Sache durch Hostmann in dessen Doctordissertation "Ueber altgermanische Landwirthschaft", Göttingen, 1855, S. 55, Note 129, wozu auch die damals bekannt gewordenen Hausurnen und die germanischen Hütten von der Antoninssäule abgebildet sind bedarf jetzt keiner Berücksichtigung, besonders da seitdem manche wichtige Entdeckungen gemacht sind.
G. C. F. Lisch.