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Der Burgwall von Marnitz.
Der Weg von Marnitz zum Ruhner Berge führt in seiner letzten Hälfte durch ein schönes Buchengehölz, späterhin bis zur Spitze des Berges durch Tannen. In den Buchen, östlich vom Wege sind die Quellen des bei Marnitz vorüberfließenden Baches, welcher weiter abwärts den Namen Mooster 1 ) Bach erhält. In diesen, zur großherzoglichen Forst gehörigen Buchen, etwa 1/4 Stunde links (östlich) von von dem Fahrwege, liegt, sehr zwischen Gebüsch versteckt, die s. g. "Burg". Schon der erste Anblick zeigt, daß dies ein wendischer Burgwall ist. - Rings herum läuft am Fuße des Wallringes ein verfallener, flacher Graben, dessen Umfang 265 Schritte, also etwa 50 Ruthen beträgt. Der Wallring ist kreisförmig und erhebt sich an seiner westlichen Seite am höchsten, etwa 10 Fuß, während er nach Osten hin allmählig niedriger wird und ganz im Osten kaum noch 2 Fuß über dem natürlichen Erdboden erhöht ist. Das inner=
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halb des Wallringes liegende Plateau ist etwas vertieft, so daß der Wallring eine Art Brustwehr ringsum bildet und an den höchsten Stellen etwa um 4 Fuß das innere Plateau überragt. Leider ist der ganze Burgwall mit hohem Grase und jungen Buchen sehr überwachsen, so daß das Suchen nach Resten früherer Kultur sehr erschwert wird. Doch glückte es mir, in einem frisch aufgeworfenen Maulwurfshügel auf der Nordseite des Wallringes eine Scherbe 1 ) aufzufinden, welche wenigstens den Beweis liefert, daß die Burg nicht eine "Wallensteinsche Schanze" oder ein Werk des Mittelalters ist. Auch fanden sich hie und da einzelne Kohlenstücke, die jedoch neuern Ursprungs sein mögen, da sie, wenn freilich zerstreut, doch alle auf der Oberfläche des Bodens gesammelt wurden.
Als Curiosum mag noch angeführt werden, daß sich im Innern des Burgwalls, nahe am Nordrande, ein 8 bis 10 Fuß tiefes, rundes Loch befindet, welches vor einigen Jahren von Schatzgräbern gegraben ist. Aus der Beschaffenheit der dadurch entstandenen Erdwand ersieht man jedoch deutlich, daß das innere Plateau nicht aufgetragen, sondern (wie wohl bei den meisten Burgwällen) eine natürliche Erhöhung des Erdbodens bildet; nur die ringförmige Umwallung ist von Menschenhänden gebildet und von außen her aufgetragen.
Abweichend von anderen Burgwällen besteht die ganze nähere Umgebung aus festem Boden, nach keiner Seite hin findet sich Sumpf= oder Wiesengrund. Nur an der Westseite rieselt in der Entfernung von etwa 200 Schritten in einem schmalen Thale einer der Zuflüsse des Mooster Baches; die anscheinend etwas sumpfigen Ufer des Bächleins ließen sich jedoch im August d. J. trocknen Fußes durchschreiten. Der dichte Wald und die versteckte Lage scheinen den frühern Bewohnern dieses Burgwalls als Hauptschutzwehr gegolten zu haben; die Jagdausbeute in den Schluchten und auf den Höhen der Ruhner Berge mag ihnen hinreichende Nahrung geliefert haben. In botanischer Hinsicht fand sich weder auf, noch bei dem Burgwall irgend etwas Bemerkenswerthes.
Kladow, den 26. August 1857.
Willebrand.