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V.

Ueber

die norddeutschen Familien von Platen

und

die Familie von Bevernest

von

G. C. F. Lisch.


E ine der merkwürdigsten Erscheinungen in der Staats= und Bildungsgeschichte der Länder Norddeutschlands ist die Herkunft mehrerer altadeliger Familien verschiedenen Namens von Einem Stammvater oder die Stammesverwandtschaft verschiedener adeliger Familien mit demselben Wappen. Die Veranlassung ist ohne Zweifel die, daß zur Zeit der Germanisirung mehrere Söhne eines wendischen Vaters sich verschiedene Namen gaben, theils nach dem neu erworbenen Ritterlehn, theils nach Familien=Geschichten und Traditionen, oder persönlichen Eigenschaften, und dadurch verschiedene Familien stifteten, welche zwar verschiedene Namen, aber immer ein und dasselbe Wappen führten. Die Sache ist sehr klar und ohne Zweifel richtig; die urkundlichen Beweise gehören aber zu den größten Seltenheiten in der Geschichtsforschung. Ich habe diese Ansicht zuerst in meiner Geschichte des Geschlechts Hahn, 1844, Bd. I, S. 5 und 41 flgd. zur Ueberzeugung gebracht, indem ich durch eine Original=Urkunde bewiesen habe, daß der erste Hahn und der erste von Dechow, deren Nachkommen immer ein und dasselbe Wappen führten, Brüder und wahrscheinlich auch mit den von Bibow und Hardenack, welche ebenfalls dasselbe Wappen hatten, stammverwandt waren. Zu gleicher Zeit und selbstständig hat auch v. Ledebur dieselbe Idee verfolgt und darauf in den Märkischen Forschungen, Bd. III, S. 96 flgd.,

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1847 und Bd. IV, "den Adel der Mark Brandenburg nach Wappenbildern gruppirt und auf Stammes=Gemeinschaft zurückgeführt".

Ich bin jetzt im Stande, ein zweites, sehr merkwürdiges Beispiel anzuführen und alle Verhältnissee klar und umständlich darzulegen.

Die von mir entdeckte Geschichte dreht sich zunächst und vorzüglich um eine Familie, die ich mit einem allgemeinen Namen von Plate benennen will. Um aber diese in deutlicher Gestalt vorführen zu können, wird es nothwendig sein, erst die verschiedenen Familien dieses Namens zu beleuchten. Es gab mehrere ganz verschiebene Familien dieses Namens, deren Namen in den älteren Zeiten von Plote hieß (vgl. Lisch Gesch. des Geschlechts Hahn II, S. 161 flgd.).

Die verschiedenen Familien von Platen.

1) Die Edlen Herren von Plotho hatten ihr Stammhaus in dem an der rechten Seite der Elbe liegenden Theile der Altmark in Alten=Platow und hatten auch in der Prignitz große Besitzungen mit landesherrlichen Rechten, z. B. auch die Städte Kyritz und Wusterhausen, schon seit dem 13. Jahrh., welche von ihnen gestiftet sind, da beide Städte noch die plothosche Lilie im Siegel führen (vgl, Riedel Cod. Dipl. Brand. I, 4, p. 385). Sie führten ihren Namen ohne Zweifel von der Burg Plote (jetzt Alt=Platow) und nannten sich im Mittelalter auch von Plote; vgl. Riedels Mark Brandenb. I, S. 225 flgd. Sie führten eine Lilie im Wappen und bildeten sicher eine alte Dynasten= oder edle Familie, was theils aus ihrer ganzen Stellung, theils aus ihrem Siegel zu schließen ist, da sie, wie auch die ihnen an Range gleich stehenden Edlen Hans zu Putlitz, größere Siegel führten, als die rittermäßigen Geschlechter zu führen pflegten. Noch im J. 1314 führte Johannes von Plothe ein großes, 2 1/2 Hamburger Zoll im Durchmesser haltendes, rundes Siegel, ohne Schild, mit einer Lilie. Von diesen Edlen Herren von Plote stammen die jetzt noch in Preußen blühenden, in der Gegend von Alten=Platow, vornämlich auf Parey ansässigen Freiherren von Plotho, Erbkämmerer des Herzogthums Magdeburg, ab, welche im 1. und 4. Felde des quadrirten Wappens eine Lilie, im 2. und 3. Felde einen gekrönten Mohrenrumpf führen. (Vgl. auch v. Raumer in v. Ledebur's Archiv IX, S. 289.)

2) Die rittermäßige Fautilie von Plato im Lüneburgischen, seit Alters zu Plate, Gralbow und Lüchow und

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auch in der Altmark gesessen, führt im silbernen Schiöde zwei rothe Spitzen; vgl. Grote Hannov. Wappenbuch, 1843, Ch. Tab. 47, und v. Ledebur Märkische Forschungen III, S. 118. Ueber diese Familie sagt v. d. Knesebeck im Historischen Taschenbuch des Adels im Königreich Hannover, 1840, S. 227: "von Plato. Uradel. Die Familie gehört zu dem landsässigen Adel und besitzt drei Güter in Grabow und zwei Güter in Lüchow. Sie erscheint schon 1472 in Urkunden". Diese Familie v. Plat en besaß bis auf die neueste Zeit auch viele "zerstreute" Güter in der Prignitz.

3) Die rittermäßige Familie von Plate im Bremischen führt eine Seemuschel im Schilde. Ueber diese Familie sagt v. d. Knesebeck im Taschenbuch a. a. O: "von Plate. Uradel. Die Familie gehört zu dem landsässigen Adel und besitzt die Güter Bruchhof, Höven, Altenwisch, Stellenfleth und Wechtern im Bremischen. Sie erscheint schon 1300 flgd. in Urkunden".

4) Die rittermäßige Familie von Platen auf Rügen stammt ohne Zweifel von dieser Insel. Diese Familie führt ihren Namen von der plate (thorax), d. i. Brustharnisch oder Küraß, im Gegensatze zu dem Ringpanzer; vgl. Lisch Jahrb. VI, S. 183 flgd. Der muthmaßliche Stammvater dieses Geschlechts hieß Marquardus cum plata oder cum thorace und seine Nachkommen werden häufig mit der platen genannt. Die Familie, welche vorherschend eine rügische blieb und nie in Meklenburg angesessen gewesen ist, führt, nach der neuern Heraldik, "zwei Meerkatzenköpfe, jeder unten in einen Adlerflügel auslaufend", im Schilde, Vgl. Bagmihl pommersches Wappenbuch, III, S. 134 flgd. Auf allen neuern, selbst auf ältern Siegeln sind zwei Köpfe mit Hälsen, welche in eine Figur, wie einen Flügel, auslaufen, klar zu erkennen. Ich glaube aber, daß in den ältesten Zeiten der Schild zwei Flügel enthalten hat, deren Gelenke oben verziert sind, entweder mit einer Rosette oder auch mit einem Kopfe. Aehnliche Wappenzeichen kommen nicht selten vor; die Flügel sind aber, meiner Ansicht nach, immer die Hauptsache.

5) Die rittermäßige Familie von Plate gehört, so lange sie blühet, dem Lande Stargard an. Die Glieder dieser Familie nannten sich beständig von Plote und führten einen Querbalken im Schilde. Sie waren ohne Zweifel mit den von Peccatel stammverwandt, welche dasselbe Schildzeichen hatten und oft in der Nähe der von Plote und mit ihnen vorkommen, Vielleicht stammen beide Familien ursprünglich aus der Grafschaft Schwerin, indem südlich nicht weit von Schwerin

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die beiden Dörfer Plate und Peccatel neben einander liegen; vielleicht waren beide Familien mit den von Zülow stammverwandt, da diese ebenfalls einen Queerbalken im Schilde führen und das Dorf Zülow nicht weit von Plate und Peccatel liegt. Schon früh mögen die beiden Geschlechter von Plate und von Peccatel, wie so viele andere adlige Geschlechter von Westen gegen Osten vorgerückt sein; beide erscheinen in der Geschichte in der Folge nur als zu den bedeutendsten Geschlechtern des Landes Stargard gehörend; jedoch war diese Familie von Plate außerdem noch spät mit alten Gütern in der Gegend von Brüel im Lande Meklenburg angesessen, An der Grenze des Landes Stargard, an das bekannte stargardische Gut Prillwitz grenzend, südlich von Penzlin und westlich von Stargard, liegt das Gut Peccatel; östlich von Stargard bei Woldeck liegt das Gut Plath früher Plote genannt, nicht weit von Peccatel: von diesen beiden Gütern werden die beiden Geschlechter ihre Namen erhalten haben, wenn sie dieselben nicht von den gräflich=schwerinschen Dörfern gleiches Namens trugen und den stargardischen Dörfern von ihren Personennamen die Namen gaben. - Die von Peccatel, die mächtigste Adelsfamilie des Landes Stargard, deren Hauptburg das bekannte Städtchen Prillwitz mit den angrenzenden Gütern Hohen=Zieritz, Peccatel etc. und vielen andern Dörfern war, sind in nämlicher Linie mit Gotthard Carl Friedrich auf Peccatel im J. 1773 (oder 1775), in weiblicher Linie in dem gegenwärtigen Jahrhundert ausgestorben: im J. 1824 starb 72 Jahre alt zu Berlin die letzte von Peccatel, Wittwe des August Dietrich v. Oertzen auf Blumenow. - Die von Plote waren nicht minder angesehen und reich. Schon im J. 1317 erwarben sie die Burg, Stadt und Vogtei Wesenberg und um dieselbe Zeit die Städte Freienstein und Meienburg als Pfandgüter, ferner im J. 1378 den Pfandbesitz der Städte Waren und Penzlin; darauf erwarben sie noch den Besitz des Schlosses und Städtchens Arensberg, vieler anderer Güter und Dörfer nicht zu gedenken. In dem letzten Viertheil des 14. Jahrhunderts ward die auf Wesenberg ansässige Linie der von Plate mit dem Erbmarschallamte des Landes Stargard belehnt. Diese reiche Linie, welche im Besitze des Schlosses Wesenberg und des Erblandmarschallamts war, starb im J. 1464 mit Joachim von Plate aus und die Güter und Würden derselben fielen heim. Die altere Linie der von Platen auf Jarchow bei Brüel starb erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. aus. Man vg. Lisch Geschichte des Geschlechts Hahn II, S. 161 flgd, und Boll Geschichte des

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landes Stargard, i, S: 167 flgd: Boll irrt jedoch, wenn er diese Familie von der Familie der Edlen von Plote auf Kyritz etc. herleitet und die im Anfange des 16. Jahrh. aus der Prignitz in das Land Stargard eingewanderte Familie von Plate aus dem Haufe Quitzow mit dieser im J. 1464 ausgestorbenen stargardtschen Familie von Plate verwechselt, indem er dieselbe noch 1506 als auf Tornow wohnend aufführt. - Nicht unwahrscheinlich ist, daß die bekannte Familie Manteuffel, welche wahrscheinlich aus dem Lande Stargard stammt, mit den alten stargardischen Familien v. Peccatel und v. Plate stammverwandt ist, da sie dasselbe Wappen, einen Oueerbalken im Schilde, führt.

6) Eine andere rittermäßige Familie von Platen, früher auch von Plote, gehört in frühern Zeiten ganz der Prignitz an und war hier auf Quitzow und Mesendorf gesessen. Sie führte einen schräge oder queer liegenden, oben und unten abgehauenen Baumstamm mit drei Blättern im Schilde und ist mit den übrigen Familien gleiches Namens eben so wenig verwandt, als diese unter sich. Diese Familie ist vielfach mit den übrigen Familien gleiches Namens verwechselt, namentlich mit der stargardischen Familie, und daher ziemlich unbekannt geblieben. Diese prignitzer Familie v. Platen besaß in alter Zeit auch Schloß und Städtchen Kumlosen; ihre alten Güter lagen nicht weit davon. Die Ploten auf Cumlosen werden im 15. Jahrh. oft genannt (vgl. Riedel Cod. dipl. Brand. II, 4, S. 52, 49, 75, 81) und dieses Schloß scheint ein Hauptsitz der Familie gewesen zu sein. Um das J. 1400 verkauften die v. Plote zu Kumlosen die Fährgerechtigkeit über die Löcknitz an die Stadt Lenzen; der Elbzoll zu Kumlosen gehörte ihnen auch und ist erst im vorigen Jahrh. durch Verkauf an die v. Möllendorf übergegangen. Mehrere Ortschaften, die sonst zum Ländchen Kumlosen gehörten, wie Modtrich und Bentwisch, waren noch bis zur Ablösung in neuern Zeiten den von Platen auf Kuhwinkel und Mesendorf dienstpflichtig. Die alten Stammgüter Quitzow, Mesendorf und Demerthin sind von der Familie nach und nach verkauft; die jetzigen Besitzungen sind: Kuhwinkel, Platenhof, Wutike, Gantikow, Mechow und Köritz in der Prignitz und Pätzig in der Neumark.

Eine Periode aus der Geschichte dieser Familie soll hier eigentlich der Gegenstand der Untersuchung sein.

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Die Familie von Platen auf Quitzow in der Prignitz.

Nach zahlreichen Urkunden, welche mehrere Jahrhunderte hindurch reichen, war in der Prignitz ein rittermäßiges Geschlecht von Plote einheimisch, welches das Gut Quitzow bei Perleberg als Stammgut und außerdem noch Mesendorf bei Pritzwalk und andere Güter in der Prignitz besaß. Diese Familie ist, wenn nicht Urkunden mit Siegeln vorliegen und sie sich sonst nicht historisch verfolgen läßt, sehr schwer von der in denselben Gegenden angesessenen Familie der Edlen von Plote zu unterscheiden, mit der sie aber gar nicht verwandt ist. Diese rittermäßige Familie von Platen nannte sich früher von Plote und ward oft auch von Plato genannt. Sie läßt sich schon im Mittelalter erkennen. Im J. 1386 erscheint der Knappe "Hans Plote to Quitzow" als Bürge, eben so im J. 1395: "Hans Plote wonaftich tu Quitzow" (Vgl. Riedel Cod. dipl. Braud. I, 1, p. 164 und 169); im J. 1454 erscheint wieder ein "Hans Plate wohnhaftig tho Mesendorp" (vgl. Riedel a. a. O. p. 379); im J. 1438 verkauft Otto Gans, Herr zu Putlitz, den "knapen Hans, Clawes und Victor brudern heten de Platen" einige Hebungen in dem Dorfe Pirow (vgl. Riedel a. a. O. p. 310); außerdem werden diese von Platen noch öfter genannt. Im J. 1445 übten, nach einer Original=Urkunde im schweriner Archive, die Brüder Hans und Vicke von Platen auf Mesendorf und Quitzow ("Hans et Vicko fratres condicti Platen moram trahentes in Mesendorp et villa Quitzow") das Präsentationsrecht zur Besetzung der Vicarei am Altare Mariä Magdalenen in der S. Georgen=Kirche zu Parchim. Diese Familie von Platen, welche noch jetzt blühet, hatte einen abgehauenen Baumstamm mit drei Blättern im Schilde; jedoch kommt sehr häufig auch ein Stamm mit fünf Blättern vor, drei oberwärts und zwei unterwärts. In v. Zedlitz Preuß. Adels=Lexcon Bd. V, S. 76, heißt es: "Eine Familie von Platen ist eine märkische. Das der Sage nach älteste Stammgut Quitzow bei Perleberg ist nicht mehr im Besitze der Familie. Auch sind mehrere andere Güter z. B. Mesendorf bei Pritzwalk u.s.w. verloren gegangen. Die Familie besitzt jedoch noch unter sich in männlicher Linie erbliche Lehen z. B. Kuhwinkel bei Perleberg, Wutike, Gantikow und Mechow bei Kyritz. Wappen: im silbernen Schilde ein fünfblätteriger Ast eines Hülfebusches "(Stechpalme)", also mit länglichen, gezackten Blättern".

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Im 16. und 17. Jahrhundert, z. B. J. 1553, kommen Siegel der v. Platen auf Quitzow mit einem abgehauenen Baumstamme vor.

Ein Zweig dieser Familie von Plate zog ungefähr 35 Jahre nach dem Aussterben der alten stargardischen Familie gleiches Namens in das Land Stargard und ist daher mit der letzten durchaus nicht zu verwechseln, was bis jetzt gewöhnlich geschehen ist. Im Anfange des 16. Jahrh. nämlich gelangte Hans von Platen in den Besitz des im Lande Stargard gelegenen Gutes Tornow c. p., welches ihm ein halbes Jahrhundert lang gehörte.

Das Gut Tornow mit andern Gütern waren alte Güter der Familie v. Restorf; die Familie v. Restorf war in alten Zeiten in den südlichen Gegenden der jetzigen Großherzogthümer Meklenburg=Schwerin und Strelitz, und auch in der angrenzenden Prignitz vielfach angesessen. Die Familie, welche Tornow besaß, starb im Anfange des 16. Jahrh. aus. Ob diese mit der in Meklenburg noch blühenden alten adeligen Familie v. Restorf gleichen Ursprunges und nur ein Zweig derselben, oder ob sie eine mit dieser nicht verwandte, eigene Familie gewesen sei, läßt sich noch nicht bestimmen, da bis jetzt noch keine Siegel der stargardischen Familie v. Restorf aufgefunden sind. Man muß sich also einstweilen mit sichern Thatsachen begnügen, so viel ist aber sicher, daß die auch in der Prignitz bei Wittenberge auf Weisen und Breesen ansässig gewesene Familie v. Retzdorf mit der meklenburgischen Familie gleiches Namens dasselbe Wappen (ein Einhorn) geführt hat. Die Familie v. Restorf im Lande Stargard besaß die Güter Tornow, Ringesleben, Pripert und Strasem. Am Ende des 15. Jahrh. lebten noch zwei Brüder: Brüning und Kersten v. Restorf. Kersten hatte bei seinem Tode einen Sohn Hans v. Restorf und eine Tochter Anna hinterlassen, welche an Hans v. Hotstendorf verheirathet war. Im Anfange des 16. Jahrh., vor dem J. 1502, starb Brüning v. Restorf und hinterließ drei Töchter, von denen die älteste Anna späterhin an Hans von Platen verheirathet ward. Brüning hatte wenig Vermögen hinterlassen. Die Vormundschaft für dessen drei Töchter sollte nach altem Rechtsgebrauch Hans v. Restorf, der letzte seines Geschlechts, führen; dieser war aber auch so arm, daß er die Wittwe und Töchter seines Oheims Brüning nicht standesgemäß unterhalten, abfinden und aussteuern konnte. Daher übernahmen am 16. Julii 1502 die Herzoge die Vormundschaft und Unterhaltung, wogegen ihnen die dem Heimfall nahe stehenden Güter Pripert und

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Strasem abgetreten wurden 1 ); die Herzoge setzten sich zugleich mit Hans v. Restorf auseinander, gaben diesem zur vollen Befriedigung für seinen Erbantheil das altväterliche, gemeinsame Gut Tornow zum alleinigen Besitze und belehnten ihn mit demselben. Aber auch Hans v. Restorf starb bald darauf, vor dem J. 1507, und mit ihm erlosch das Geschlecht der v. Restorf im Lande Stargard. Es ist ein im J. 1535 aufgenommenes Zeugniß des Pfarrers von Tornow vorhanden, nach welchem Hans v. Restorf bei seinem Sterben keinen Lehnserben kannte; es wurden ihm daher Siegel, Schild und Helm ins Grab nachgeworfen 2 ). Mit dem Tode des Hans v. Restorf fielen die Güter der v. Restorfschen Familie an die Lehnsherren zurück. Von diesen Gütern gaben die Herzoge am 12. Januar 1507 dem Hans von Platen das Gut Tornow mit der wüsten Feldmark Ringesleven zu einem Gnadenlehn, jedoch unter der Bedingung, daß er Brünings v. Restorf Tochter Anna heirathen und seinen Wohnsitz in Meklenburg nehmen sollte 3 ). Wahrscheinlich hatte Hans v. Platen Gelder in dem Gute stehen und schon früher einen Expectanzbrief darauf erhalten. Denn schon im J. 1506 wird in dem Register des Aufgebots zum lübeker Kriege aufgeführt, daß "Hans Plate von Tornow mit 4 Pferden gedient" habe. Es waren aber noch Erbjungfern am Leben, nämlich die drei Töchter des Brüning v. Restorf, deren Unterhaltung und Aussteuer die Herzoge übernommen und von denen sie die älteste an Hans v. Platen verlobt hatten, und des Hans v. Restorf Schwester, welche an Hans v. Holstendorf verheirathet war. Dieser fühlte sich für seine Frau beschwert, als Hans v. Platen,mit Tornow belehnt ward und sich in den Besitz des Gutes setzte, und wandte sich um Fürsprache an die Markgrafen von Brandenburg 4 ), welche denn auch ein Vorschreiben an die Herzoge von Meklenburg erließen. In Folge dieser Verhandlungen verglichen die Herzoge die streitenden Partheien dahin, daß Hans v. Platen am 28. Aug. 1509 die Frau des Hans v. Holstendorf mit 800 Gulden 5 ) und darauf deren Mutter, Kerstens v., Restorf Wittwe, auskaufte 6 ). Und so ward Hans v. Platen am 28. Aug. 1509 schließlich mit allen Anrechten an Tornow belehnt.


1) Vgl. Urkunden=Sammlung.
2) Vgl. Urkunden=Sammlung.
3) Vgl. Urkunden=Sammlung.
4) Vgl. Urkunden=Sammlung.
5) Vgl. Urkunden=Sammlung.
6) Vgl. Urkunden=Sammlung.
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Der Stammbaum der v. Restorf und v. Platen gestaltet sich folgendermaßen:

Stammbaum

Dieser Hans v. Platen, welcher ein neues Haus im Lande Stargard gründete 1 ), stammt aus dem märkischen Geschlechte der von Platen auf Quitzow und ist mit der alten meklenburgischen Familie, welche im Lande Stargard längst ausgestorben war, durchaus nicht verwandt.

Aber auch dieses märkische Haus der v. Platen auf Tornow hatte nicht lange Bestand, obgleich Hans v. Platen lange lebte und fast funfzig Jahre im Besitze des Gutes Tornow war. Ungefähr im J. 1553 starb Hans v. Platen ohne Hinterlassung männlicher Leibeslehnserben; er hintertieß nur vier Töchter, welche an Otto v. Redern, Claus v. d. Gröben, Liborius v. d. Gröben und Achim v. Arnim verheirathet waren und welche als Erbjungfern Anspruch auf den lebenslänglichen Genuß der hinterlassenen Güter ihres Vaters machten, auch zu diesem Zwecke den Markgrafen Joachim v. Brandenburg zu einem Vorschreiben veranlassten.

Am 28. Dec. 1554 belehnte der Herzog Johann Albrecht den Hans von Buch um seiner getreuen Dienste willen mit dem heimgefallenen Gute Tornow, "nachdem Hans Plato kurzverschiener Zeit ohne Leibeslehnserben verstorben", und belehnte zugleich damit dessen Bruder Valentin. Haus von Buch, der sich selbst auch "von Boeck der ältere" nennt, hatte seit dem J. 1551 das meklenburgische Amt Gorlosen auf 5 Jahre zu Pfande und erhielt im J. 1555 von dem


1) Zu derselben Zeit, namentlich 1520-21, war Jürgen von Platow des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg "Diener", welcher viel zwischen dem Kurfürsten und dem Herzoge Albrecht von Meklenburg als Gesandter auf Reisen war, zu der Zeit, als sich der Herzog mit des Kurfürsten Tochter Anna verlobte und vermählte.
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Herzoge Ulrich die stargardischen Aemter Wesenberg und Feldberg verpfändet. Auf diese Weise kam die noch jetzt in Meklenburg blühende Familie v. Buch, deren Stammvater Hans v. Buch ward, ins Land und wohnte lange Zeit auf Tornow. Die Linie von Valentin v. Buch starb bald aus.

Die Famile von Bevernest auf Gülitz in der Prignitz.

Die märkische Familie von Bevernest war ebenfalls seit alter Zeit in der Prignitz als ein altes rittermäßiges Geschlecht einheimisch und ohne allen Zweifel mit der Familie von Platen auf Quitzow stammverwandt. Das Haupt= und Stammgut der Bevernest war Gülitz bei Putlitz, nach Perleberg hin. Das Gut Gülitz, zwischen Putlitz und Perleberg, gehörte zu dem großen Besitze der Edlen Herren Hans zu Putlitz (vgl. Riedel Cod. dipl I, 3, p. 506). Die v. Bevernest mögen es früher als ein Alterlehn besessen haben 1 ): in der ersten Hälfte des 17. Jahrh. werden in Proceß=Acten die Edlen Herren zu Putlitz "Lehnsherren" von Gülitz genannt 1 ). Die v. Bevernest führten mit den v. Platen dasselbe Wappen, nämlich einen abgehauenen Baumstamm mit drei Blättern, oft auch, selbst in alten Darstellungen, mit fünf Blättern. In der Kirche zu Lübz ist ein auf Glas gemaltes Wappen des Gregorius v. Bevernest: im silbernen Schilde ein abgehauener Baumstamm mit drei grünen Blättern. - In hohem Grade merkwürdig ist ein im Staats=Archive zu Schwerin aufbewahrtes Siegel des Werneke Bevernest auf Gülitz vom J. 1412. An einer Original=Urkunde vom S. Agathen=Tage 1412, durch welche der Knappe Hans Bösel auf Goldbeck sich mit dem Kloster Eldena über die Streitigkeiten über die von dem Kloster erkauften 7 lüb. Mark Hebungen aus den Dörfern Ziegendorf und Wulffahl vergleicht, hängt auch das Siegel des "Werneke Bevernest wonaftich tů Ghůltze", als Mitunterhändlers. Dieses Siegel hat einen Schild mit einem aufrecht stehenden Baume, welcher drei Wurzeln und an jederseite drei


1) Im vorigen Jahrhundert und im ersten Viertheil des gegenwärtigen Jahrhunderts besaßen die v. Kaphengst in 5 Generationen des Gut Gülitz als putlitzsches Lehn; diese erst erwarben den Consens zur Lehnsablösung und verkauften dann das Gut. Mehrere der oben stehenden Nachrichten verdanke ich der freundlichen Mittheilung des Herrn Pastors Ragotzky zu Triglitz, correspondirenden Mitgliees unsers Vereins.
1) Im vorigen Jahrhundert und im ersten Viertheil des gegenwärtigen Jahrhunderts besaßen die v. Kaphengst in 5 Generationen des Gut Gülitz als putlitzsches Lehn; diese erst erwarben den Consens zur Lehnsablösung und verkauften dann das Gut. Mehrere der oben stehenden Nachrichten verdanke ich der freundlichen Mittheilung des Herrn Pastors Ragotzky zu Triglitz, correspondirenden Mitgliees unsers Vereins.
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Blätter, wie Eichenblätter, hat; die Umschrift dieses Siegels lautet:

Umschrift

Man sieht hieraus, daß die Bevernest in alten Zeiten eigentlich auch den Namen von Plote führten und daß der Name Bevernest wahrscheinlich nur ein Beiname war, der später der Zuname einer Linie des Geschlechts ward. Die Bevernest sollen nach alten Ueberlieferungen früher auch den Namen v. Platen geführt haben, nämlich v. Platen genannt Bevernest, obgleich dies bis jetzt in keiner Urkunde beobachtet ist. Auch mag man in dem Schildzeichen noch das alte, ursprüngliche Wappen des Geschlechts erkennen, das wohl eigentlich in den ältesten Zeiten, wie ich glaube, ein Baum war; wie aber im Laufe der Zeiten im Wappenwesen, namentlich seit der Zeit der Renaissance im 16. Jahrh., wo man die Schilde häufig schräge lehnte, so viel verunstaltet, entstellt und verkrüppelt ist, so auch im platenschen Schilde, das man für einen Baum nicht groß genug halten mochte, und deshalb den Baum zum Stamme oder Aste verstümmelte. Die Wappen der v. Bevernest und v. Platen zeigen auch eine fast gleiche Helmzierde; beide nämlich führen auf dem Helme zwei schwarze Adlerflügel: bei den v. Bevernest zeigt sich zwischen denselben eine in die Höhe stehende goldene Kette; bei den v. Platen sind die Adlerflügel oben durch eine goldene Kette, von welcher zwischen den Flügeln ein goldener Ring herabhängt, rings verbunden. Die Einführung des Nebenwerkes scheint aus neuern Zeiten zu stammen; ein altes v. Bevernestsches Wappen zeigt nur die Flügel ohne Kette.

Die v. Bevernest kamen kurz vor den v. Platen, am Ende des 15. Jahrh., nach Meklenburg, wo das Geschlecht fast zwei Jahrhunderte fortgeblühet hat, während es in der Mark Brandenburg ausgestorben zu sein scheint. Eine sehr bedeutsame und merkwürdige Erscheinung ist das häufige Aussterben vieler alter Geschlechter am Ende des 15. und im Anfange des 16. Jahrh. So wurden auch die Bevernest durch Verleihung vieler eröffneter Lehen in Meklenburg wieder wohlhabend und kräftigh.

Zuerst erscheint WernekeB, auf Lambrechtshagen erbgesessen, am Mittwoch nach divis. Apost. 1492 im Besitze der Güter Lambrechtshagen, Lichtenhagen und Blisekow bei Doberan, welche dem nicht lange vorher ausgestorbenen Geschlechte der von Gummern gehört hatten. Vielleicht kam er durch den JohanniterComthur Nicolaus Bevernest zu Kraak, welcher 1504 starb, ins Land (vgl. Jahrb. I,

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S. 23). Werneke Bevernest starb nicht lange darauf, wie es scheint, ohne Leibeslehnserben. Am 20. Sept. 1500 nahmen nach seinem Tode die Herzoge die gummernschen Güter wieder an sich und fanden sich mit der Wittwe Bevernest ab 1 ).

Zu derselben Zeit und bald darauf erscheinen in Meklenburg 5 Brüder: Claus, Hans, Dietrich, Curd und Jürgen Bevernest, welche wohl nicht des Werneke Söhne sind, weil sie sonst im Besitze von Lambrechtshagen gefolgt sein würden.

Von diesen erscheint zuerst Hans Bevernest im Lande Stargard. Am 27. Sept. 1489 gaben die Herzoge Magnus und Balthasar dem Haus Bevernest zur Belohnung der treuen Dienste, welche er von seiner Jugend an den Herzogen und schon deren Vater gethan, die Eventualbelehnung mit den Gütern des Geschlechts der v. Holtebütel, dessen Aussterben mit dem Tode des Hermann Holtebütel zu erwarten stand 2 ). Das Geschlecht der Holtebütel starb bald darauf aus und dadurch gelangte Hans Bevernest in den Besitz des Gutes Golm im Lande Stargard. Am 30. Nov. 1500 fand er die Erbtochter Anna, des wail. Bifpraw Holtebütel Tochter, welche an Hermann Glineke verheirathet war, wegen ihrer Ansprüche ab 3 ) und kaufte im J. 1508 einen Hof mit 6 freien Hufen in Golm, welchen früher das ausgestorbene Geschlecht der v. Lubbin und darauf die Manteuffel besessen hatten. So gelangte Hans Bevernest in den vollen Besitz von Golm. Im J. 1519 war Hans Bevernest todt und hatte eine Wittwe Magdalene und eine Tochter Anna hinterlassen, welche verheirathet werden sollte und zu deren Brautschmuck die Mutter 200 Gulden, mit Bewilligung der Herzoge, auf ihr Leibgedinge auflieh; damals waren die Herzoge mit den Brüdern Dietrich und Curd, welche nicht auf Golm mitbelehnt waren, wegen deren etwaniger Erbansprüche noch nicht einig.

In gleichem Verhältnisse stand Curd Bevernest. Am 25. März 1500 belehnten die Herzoge Magnus und Balthasar, unter Zustimmung des jungen Herzogs Heinrich, ihren Diener Curd Bevernest zur Belohnung seiner treuen und willigen Dienste, die er ihnen lange Zeit gethan, mit den im Lande Röbel gelegenen Gütern des ausgestorbenen Geschlechts der Wulf 4 ) und gestatteten ihm die Besitzergreifung, sobald eine Frau, die letzte des Geschlechts, ge=


1) Vgl. Urkunden=Sammlung.
2) Vgl. Urkunden=Sammlung.
3) Vgl. Urkunden=Sammlung.
4) Vgl. Urkunden=Sammlung.
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storben sein würde. Die Güter der Wulfe waren Bolewick und Zierzow im Lande Röbel und einige kleinere Besitzungen und Hebungen in derselben Gegend. In den meklenburgischen Landen scheint es kein einheimisches adeliges Geschlecht Namens Wulf gegeben zu haben, so viele Geschlechter dieses Namens es in der angrenzenden Ländern gab. Allein in der Mark Brandenburg gab es vier verschiedene Geschlechter dieses Namens, welche nicht unter einander verwandt waren (vgl. v. Ledebur in den Märk. Forschungen, Bd. III, S. 105). Leider ist kein Siegel der Wulfe im Lande Röbel bekannt; vielleicht waren sie auch aus der Mark Brandenburg und gehörten zu dem ausgestorbenen Geschlechte, welches mit den v. Holstendorf gleiches Wappen hatte; jedoch ist es auch möglich, daß sie ein eigenes Geschlecht bildeten. - Außerdem hatte Curd Bevernest im J. 1506 das im Stifte Schwerin belegene Gut Büschow im Besitze.

Claus Bevernest begteitete im J. 1496 den jungen Herzog Heinrich in den Dienst bei dem Kaiser Maximilian (vgl. Lisch Urk. des Geschlechts Maltzan IV, S. 315).

Der wichtigste unter den Bevernest jener Zeit war aber Dietrich Bevernest. Dietrich Bevernest erhielt von den Herzogen von Meklenburg die Güter des ausgestorbenen Geschlechts v. Tulendorf, welches nach 1485 und vor 1489 ausstarb, nämlich die Güter Tulendorf, Lüsewitz, Petschow und Wolfsberg, in deren Besitz er schon 1492 war. Jm Jahr 1496 gaben die Herzoge ihm die Belehnung mit dem Gute Niendorf im Amte Ribnitz, welches dem rostocker Patriciergeschlechte der Wilden gehört hatte, das kurz vorher auch ausgestorben war. Daneben war Dietrich Bevernest Inhaber des Schlosses und der Vogtei Wredenhagen, vielleicht zugleich Pfandbesitzer des Amtes, in welchem sein Bruder Curd seine Besitzungen hatte; im J. 1505 übergaben die Herzoge Batthasar und Heinrich ihm wieder Schloß und Vogtei Wredenhagen, wie die Herzoge Magnus und Balthasar ihm dieselben zuvor übergeben, auf fernere 10 Jahre. Bei einem so umfänglichen Besitze war Dietrich Bevernest schon früh, sicher schon um das J. 1510, Rath der Herzoge Heinrich und Albrecht. Vermählt war er mit Anna Regendank.

Dieser Dietrich Bevernest ward der Stammhalter des Geschlechts in Meklenburg, welches seinen Hauptsitz auf Lüsewitz hatte und anderthalb hundert Jahre dem Lande mehrere Männer von Bedeutung gab. Sein Enlel war Dietrich Bevernest, welcher 1589-1608 meklenburgischer

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Landrath war, Während des dreißigjährigen Krieges war der Geheime= und Landrath Gregorius v. Bevernest auf Lüsewitz Pfandbesitzer des Amtes Plau (vgl. Jahrb. XVII, S. 197 und 209). Mit dessem Sohne Joachim Friedrich starb das Geschlecht im J. 1665 aus (vgl. Jahrb. XI, S. 432, und XVII, S. 209).

Wann die Bevernest in der Prignitz ausgestorben sind, ist nicht gewiß. In der ersten Hälfte des 17. Jahrh. besaßen sie uoch Gülitz; es ist aber nicht klar, ob diese Linie die meklenburgische oder eine andere war. So viel ist gewiß, daß die Familie v. Bevernest auch in der Mark Brandenburg ausgestorben ist. Dies wird nicht lange vor dem J. 1668 geschehen sein, da "im J. 1668 Herrn Adam Georgen Gans Herr Sohn Herr Hans Albrecht ein durch den Abgang derer Bevernesten ausgestorbenes und ihm wieder heimgefallenes Lehngut zu Gülitz wiederum an die v. Kaphengsten geliehen". Es ist also wahrscheinlich, daß die Bevernest in Meklenburg die letzten ihres Geschlechtes waren und mit ihnen die ganze Familie ausstarb. In den Kirchenbüchern von Gülitz finden sich keine Nachrichten über die Bevernest mehr.

Der Stammbaum der v. Bevernest in Meklenburg gestaltet sich nach Latomus "Vom Adelsstande" also:

Stammbaum
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Die Familien von Grävenitz und von Rathenow.

Die Familien v. Grävenitz und v. Rathenow in der Prignitz waren vielleicht mit der v. Platen=Bevernestschen Familie stammverwandt, wenn sich dies auch nicht beweisen läßt.

Die v. Grävenitz, in der Mark auf Schilde angesessen, führen ebenfalls im silbernen Schilde einen abgehauenen Baumstamm mit drei Blättern. Auch diese Familie kam im 16. Jahrh. nach Meklenburg.

Die in Meklenburg in einzelnen Personen vorkommenden v. Rathenow scheinen ebenfalls dieser Familiengruppe anzugehören, wenn ich dies auch nicht ausführen kann. Jedoch führt ein Jürgen Rathenow im J. 1542 im Siegel einen queer liegenden, abgehauenen Stamm mit drei Blättern. Diese Familie war jedoch nicht mit Landgütern in Meklenburg angesessen, und daher haben die meklenburgischen Archive auch keine Nachricht über dieselbe. In jüngern Zeiten führt diese Familie im Schilde einen schrägen, abgehauenen Baumstamm, der jedoch mit einer grünen Weinranke mit Blättern umwunden ist, und auch auf dem Helme eine Weinranke.

Die urkundlich beglaubigte Stammesverwandschaft der von Platen und Bevernest.

Wenn auch aus der vorhergehenden Darstellung die Herkunft der Familien v. Platen und Bevernest von einem Stammvater mehr als wahrscheinlich sein wird, so hat diese Erscheinung doch die seltene geschichtliche Merkwürdigkeit, daß sich, was nur selten möglich ist, die Stammesverwandtschaft noch in sehr jungen Zeiten durch wiederholt verliehene Urkunden sicher beweisen läßt.

Als Hans von Platen auf Tornow um das J, 1553 gestorben war 1 ), hatten dessen nächste Lehnsvettern die von ihm hinterlassenen Antheile der im Brandenburgischen liegenden altväterlichen Lehngüter zu muthen versäumt, und der Kurfürst hatte dieselben als eröffnete Lehen seinen Hofdienern Curd Flans und Henning Pasenow verschrieben, Auf Bitten der nächsten Agnaten, Vicke, Melchior und Joachim v. Platen, ward aber diese Einziehung gegen eine Geldentschädigung an die Belehnten auf gütlichem Wege wieder rückgängig gemacht und den genannten von Platen das Lehn, das sie mit Hans von Platen zu gesammter Hand besessen hatten, wieder zugewandt. Am 27. November 1555 belehnte darauf der Kur=


1) Vgl. oben S. 49.
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fürst Joachim II. nicht allein die Brüder und Vettern Vicke, Melchior und Joachim von Platen mit des Hans von Platen hinterlassenen Lehngütern, sondern verlieh auch den übrigen v. Platen auf Quitzow und Mesendorf und desgleichen den Bevernesten, damals Joachim und Dietrich, wail. Gregorius Sohn, "die gesammte Hand, wie sie von Alters her versammelt gewesen" 1 ) waren. Nach des Kurfürsten Joachim II. Tode bestätigte der Kurfürst Johann Georg am 24. Sept, 1571 allen v. Platen auf Quitzow und Mesendorf und den Vettern Joachim und Dietrich Bevernest nicht nur alle ihre Lehngüter, sondern auch "die gesammte Hand, wie ihre Vorfahren die von Alters her besessen" 2 ). Dasselbe bestätigte beiden Familien nach der Urkunde vom 20. März 1645 auch der folgende Kurfürst Joachim Friedrich, wenn auch die Urkunde nicht erhalten oder bis jetzt nicht aufgefunden ist. Am 20. März 1645 versicherte aber der große Kurfürst Friedrich Wilhelm, nach dem Tode des Kurfürsten Georg Wilhelm, dem Joachim Friedrich Bevernest, dem Sohne des wail. Geheimen und Landraths Gregorius Bevernest, "die gesammte Hand an allen der v. Platen auf Quitzow und Mesendorf Lehngütern im Kurfürstenthume, so wie umgekehrt den v. Platen an allen Gütern, welche Joachim Friedrich Bevernest oder seine Erben im Kurfürstenthum kaufen oder mit der Zeit überkommen werde, da die von Platen mit den Bevernest Eines Stammes, Schildes und Helmes " seien 3 ). Diese klare, bestimmte und in ihrer Art seltene Bestätigung bedurfte jedoch der Erneuerung nicht, da Joachim Friedrich Bevernest als der letzte seiner Familie im J. 1665 ohne Hinterlassung von Leibeslehnserben mit Tode abging 4 ).

So ist die Stammesverwandtschaft der v. Platen und der Bevernest nicht allein durch Siegel, ja durch Namen, durch Tradition und Familienanerkennung, sondern auch durch lehnsherrliche Bestätigungen ununterbrochen und bis auf die neuern Zeiten anerkannt und außer Zweifel gesetzt.

Vignette

1) Vgl. Urkunden=Sammlung.
2) Vgl. Urkunden=Sammlung.
3) Vgl. Urkunden=Sammlung.
4) Vgl. oben S. 54.