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Kegelgrab von Mühlengeez.
Im J. 1846 trug der Erbzinsmann Schwarz zu Keez=Mühlengeez bei Güstrow, unweit der Chaussee von Güstrow nach Sternberg, einen ungefähr 100 Schritte vom Hause entfernten, unmittelbar hinter dem vor Jahren abgetragenen alten Schulhause liegenden, sandhaltigen, großen Hügel ab, um die Fläche leichter beackern zu können. Nachdem er die Arbeit so weit beschafft hatte, daß die Erhöhung kein Hinderniß beim Ackern mehr darbot, also dem Urboden nahe gekommen war, fand er in der Mitte des Hügels mehrere Gebeine und
die Hirnschale von einem Menschen, so wie
ein Schwert,
welches aber in drei Stücke zerbrochen war und verloren gegangen ist; das Metall ist nicht mehr bestimmt in Erinnerung. Durch diesen Fund aufmerksam gemacht, setzte er seine Nachgrabungen fort und fand an einer "Abseite" des Hügels
zwei Handbergen aus Bronze (wie Jahrb. IX, S. 329),
von denen die eine ganz vollständig erhalten, die andere aber bis auf den Mittelring verloren gegangen ist;
zwei massive, mit Queerstreifen verzierte, gleiche Armringe aus Bronze, alles mit nur sehr leichtem Roste bedeckt.
Obgleich der Finder jetzt seine Aufmerksamkeit verdoppelte, so ward doch weiter nichts gefunden.
Wir verdanken die Erwerbung der Handbergen und des Armring=Paares, so wie die Aufgrabungs=Nachricht den Be=
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mühungen des Herrn Pastors Kossel zu Tarnow mit Hülfe des Herrn Hauslehrers Ladwig zu Keez=Mühlengeez.
Dieses Grab ist durch die Vergleichung mit andern Gräbern sehr merkwürdig. Die Auffindung einer ganzen Hirnschale und ganzer Gebeine, so wie der vollständige, unbeschädigte Zustand der gefundenen Alterthümer, namentlich der Handbergen (die Schwerter sind gewöhnlich zerbrochen ins Grab gelegt), beweist, daß in diesem Grabhügel die Leiche unverbrannt beigesetzt ward. Das Grab stimmt also seiner innern Beschaffenheit nach ganz zu dem im Vorstehenden beschriebenen nicht fernen Grabe von Dabel (vgl. oben S. 279) und dem nahen Grabe von Ruchow und andern ähnlichen Kegelgräbern. Der Held mit dem Schwerte lag unverbrannt in der Mitte des Grabes und zu seiner Seite war eine zweite Leiche bestattet.
Von großer Bedeutung ist die Frage: Woher kommt es, daß in der fruchtbaren Mitte des Landes öfter unverbrannte Leichen in Kegelgräbern der Bronze=Periode gefunden werden, während die große Masse der Todten in der Bronze=Periode verbrannt ward? War es ein besonderer, älterer Volksstamm, der sich hier erhalten hatte? Oder waren es alte, vornehme Geschlechter, welche den Leichenbrand nicht angenommen hatten? Die Kegelgräber der Bronze=Periode, in denen unverbrannte Leichen gefunden werden, sind immer große Gräber, welche der Ackercultur Jahrtausende hindurch widerstanden haben, und immer Heldengräber, da in der Mitte der Gräber immer eine Leiche mit einem Schwerte zur Seite beigesetzt ist.
G. C. F. Lisch.