zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 296 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Ueber die bischöfliche Burg zu Bützow.

(Nachtrag zu Jahrb. XIX, S. 338.)

Auf dem Burgplatze der mittelalterlichen bischöflichen Burg zu Bützow ward im Jahre 1854 ein neues Criminalgerichtsgebäude gebaut; im April und Mai ward der Platz geebnet und der Grund zu den Fundamenten ausgegraben. Der Herr Fr. Seidel zu Bützow begab sich täglich auf den Bauplatz, um die Ausgrabungen zu beobachten, und sammelte dabei folgende mittelalterliche Alterthümer, die er dem Vereine schenkte:

1) einen kurzen eisernen Sporn mit großem Rade auf kurzer Radstange;

2) ein eisernes Messer mit Schale aus Hischhorn;

3) drei eiserne Pfeilspitzen;

4) einen aus einem Hirschhorn gesägten regelmäßigen Keil von 3" Länge, dessen Gebrauch nicht zu ermitteln ist;

5) folgende Münzen:

a) einen Wittenpfennig der Stadt Wisby, Av. mit einer ganzen Lilie, Rev. mit einem Agnus Dei, mit verstümmelter Inschrift, aus dem 14. Jahrh.,

b) einen lübischen Sechsling aus dem 14. - 15. Jahrh.,

c) einen meklenburgischen Sechsling aus dem Anfange des 16. Jahrh.,

d) einen stralsunder Sechsling aus dem Anfange des 16. Jahrh.,

e) einen mittelalterlichen kupfernen Rechenpfennig,

f) einen meklenburg=güstrowschen Schilling von 1689.

Ferner ward

6) ein alter Siegelstempel gefunden, dessen Siegelplatte von Messing, dessen Griff von Eisen ist. Die Siegelplatte enthält eine Bischofsmütze (ohne Krummstäbe) mit der Umschrift:

SIGILLVM . PRAEFECTVRAE . BUTZOVIENSIS.

Dies ist ein Siegel des Amtes Bützow, welches wohl aus der ersten Hälfte des 17. Jahrh. stammt. Am 3. März 1640 berichtete der bützowsche Stiftshauptmann Friedrich Hobe:

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 297 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

"Vndt weiln auch zu weilen Ampts=Pässe, Wen E. f. g. Schute nach Rostock gehet, auch sonsten mussen ausgegeben werden, dieselben päße aber nicht alzeit wollen respectiret werden von den officirern, weiln kein Ampts=Siegel darunter, Als habe ich auch in vnterthenigkeit zu vernehmen, ob E. f. g. in Gnaden friedlich, das man solch ein Ampts=Siegel, wie fur diesem da beym Ampte gewesen vnd aber wegkkommen, wieder machen laßen vndt desselbigen beim Ampte sich gebrauchen solle".

Der Herzog bestimmte hierauf am 2. April 1640:

"Ein Ambts=Siegel sol wiedervmb, wie eß vor diesem gewesen, verfertiget werden".

Das jetzt gefundene Siegel ist wahrscheinlich das vor 1640 verloren gegangene Siegel des Amtes Bützow.

Dieses Siegel ist von der Bauverwaltung an die großherzogliche Sammlung eingereicht worden.

Außerdem hat der Herr Seidel nach den vielen Scherben der hier gefundenen mittelalterlichen, schwarzblauen Krüge von einem Töpfer einen Krug drehen und brennen lassen und dem Vereine geschenkt.

Bei fortgesetzten andern Ausgrabungen auf dem Schloßplatze im Sommer 1854 fand der Herr Seidel noch folgende Alterthümer und sandte sie an den Verein:

7) einen großen eisernen Schlüssel;

8) eine kleine eiserne Scheere, wie eine Schaafscheere gestaltet;

9) eine eiserne Scheere in moderner Form;

10) einen langen Kamm von Knochen, vielleicht zu Bandarbeiten gebraucht;

11) einen einseitigen Kupferpfenning aus dem Mittelalter mit einem A (Arosia, Westeraes?);

12) einen messingenen Siegelstempel aus dem Mittelalter, wahrscheinlich aus dem 15. Jahrh. stammend. Das runde Siegel hat auf dem Schilde eine geflügelte Pferdebremse (eine Figur, wie eine Zange, einer antiken Scheere ähnlich, an jeder Seite mit einem Flügel); die Umschrift lautet:

Umschrift

Wahrscheinlich gehört dieses Siegel dem Gerhard von Brüsewitz, welcher im J. 1431 Secretair und Notar der Herzogin Katharine war (vgl. Jahrb. VII, S. 304). Nach dem Wappen gehörte er zu der adeligen Familie von Brüsewitz, deren Stammvater, der Ritter Nicolaus von Brüsewitz, schon

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 298 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

im J. 1236 genannt wird (vgl. Lisch Meklenb. Urk. II, S. 19). Die Familie war späterhin, schon seit 1255, in Pommern ansässig, wo sie noch existirt; die pommerschen v. Brüsewitz führten dasselbe Wappen (vgl. Bagmihl Pommersches Wappenbuch I, Taf. XXIV). Die Familie führt noch heute dasselbe Wappen, freilich sehr entstellt, da aus der beflügelten Zange ein beflügeltes Dreieck mit Ringen und Flammen gemacht ist, und Bagmihl hat ohne Zweifel Unrecht, wenn er S. 53 meint, daß die alten Siegel von den neuern "ganz abweichend" sind.

G. C. F. Lisch.