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Taufsteine zu Neu=Röbel.
Vor den Pforten der Kirche zu Neu=Röbel liegen die Becken von zwei alten Taufsteinen. Von diesen ist der Stein, welcher an der südlichen Pforte des Schiffes liegt, von großer Schönheit, wenn auch sehr verstümmelt. Das Becken ist mit schöner Architektur im Rundbogenstyle verziert und hat am Rande eine vortreffliche Verzierung von Weinlaub in demselben Style.
Beide Taufsteine, wie viele schöne, alte Taufsteine im Lande, sind aus Kalksteinblöcken. Es ist die Beantwortung der Frage, weiter diese Taufsteine nach Meklenburg gekommen, von der größten Wichtigkeit für die Kunstgeschichte. Es giebt in Meklenburg viele alte Taufsteine aus Granit, welche jedoch in der Regel roher gearbeitet sind; diese können im Lande verfertigt sein, da bekanntlich der Granit in großen Blöcken über das ganze Land verbreitet ist. Ich glaube aber nicht, daß sich Kalksteinblöcke von so großem kubischen Inhalt im Lande finden; überdies fehlte es in so früher Zeit in Meklenburg gewiß an Künstlern, welche so schöne Werke ausführen konnten, zu denen nicht allein Steinmetzfertigkeit, sondern auch große Kunstbildung gehört. Nun könnte man freilich annehmen, daß die Steine eingeführt und hier bearbeitet wurden; eben so gut läßt sich aber auch annehmen, daß die fertigen Taufsteine eingeführt wurden. Und da liegt es denn fehr nahe, anzunehmen, daß diese Taufsteine aus dem Norden, vielleicht aus Norwegen, eingeführt
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worden seien, woher überhaupt ein großer Theil unserer alten Kirchenbaukunst stammen wird. Ohne Zweifel stimmen auch die vielen großen Kalksteinplatten, welche im Mittelalter zu Grabsteinen benutzt wurden und sich durch die Erfahrung als sehr brauchbar bewiesen haben, aus dem Norden. In den ältesten Zeiten finden sich auch Grabsteine aus Granit, welche jedoch im 14. Jahrhundert durch die Kalksteinplatten ganz verdrängt worden zu sein scheinen.
Jedenfalls verdient dieser Gegenstand einer sorgfältigen Beobachtung und Forschung.
G. C. F. Lisch.