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2. Zur Baukunde des christlichen Mittelalters.

a. Weltliche Bauwerke.


Ueber die bischöfliche Burg zu Bützow

aus dem Mittelalter sind bisher keine Nachrichten bekannt geworden. Die Bischofsburg ward in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. von dem heidnischen Burgwalle (dem "Hopfenwalle") an die Stelle verlegt, wo noch jetzt die letzten Reste der mittelalterlichen Burg stehen und zum Criminal=Collegium benutzt werden. Von den ältesten Gebäuden ist nichts mehr vorhanden.

In neuern Zeiten sind viele alte Gebäude der Burg abgebrochen. Das große Gebäude des Criminal=Collegiums stammt ohne Zweifel noch aus dem Mittelalter, wenn es auch unter dem Herzoge Ulrich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. mit einigen Reliefziegeln des schweriner Schlosses aufgeputzt ist.

Sicherer scheint jetzt der Ursprung des alten Nebengebäudes zu sein, welches in Lisch Meklenburg in Bildern, III, 1844, im Titelbilde, im Vorgrunde abgebildet ist. Der Herr Fr. Seidel zu Bützow meldet nämlich: "an den bewohnten Häusern am Schloßplatze, welche früher die Universitäts=Bibliothek genannt wurden, ist noch ein Stein, auf welchem ein Schwan steht, eingemauert". Dieses Sinnbild ist nun das Wappen des schweriner Bischofes Nicolaus I. Böddeker (1444-1457), welcher nach denselben Wappenziegeln auch das bischöfliche Schloß zu Warin nicht allein restaurirte (vgl. Jahresber. III, S. 169), sondern auf demselben im J. 1448 auch ein großes viereckiges Gebäude unter dem Namen "der Bischof" aufführte (vgl. Jahresber. IV, S. 89). Derselbe bauete im J. 1448 auch auf dem Schlosse zu Bützow ein ähnliches Gebäude, welches ebenfalls "der Bischofssaal" hieß (vgl. Lisch Mekl. in Bildern a. a. O. S. 64), an welchem ebenfalls Ziegel mit dem Schwan eingemauert waren (vgl. Jahresber. III, S. 169 und VIII, S. 24). Von diesen Wappenziegeln ist nach dem Berichte des Herrn Seidel auch noch einer in einen nahe vor dem rostocker Thore am Hause des Ackermanns Lippert stehenden Stall eingemauert; wahrscheinlich stammt dieser Ziegel von dem in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts abgebrochenen Bischofssaale, dessen Steine öffentlich versteigert wurden.

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Es ist also außer Zweifel, daß der Bischof Nicolaus Böddeker an den bischöflichen Schlössern zu Warin und Bützow viel gebauet hat. Nachdem vor einigen Jahren auch das in Lisch Mekl. in Bildern, IV, 1845, im Titelbilde, abgebildete alte bischöfliche Schloß zu Warin abgebrochen ist, ist das Wenige von alten Gebäuden, welches am Schloßplatze zu Bützow steht, der letzte Rest der Bauthätigkeit dieses Bischofes.

G. C. F. Lisch.     

Es wird hier zu Bützow am Schloßplatze ein neues Amtshaus erbauet, an einer Stelle, wo seit Menschengedenken ein Garten war. Wie ich in meiner Jugend von alten Leuten hörte, hat hier ein Gebäude gestanden, in welchem die fürstliche Küche war. Daneben stand das große Thor, mit einem Thurme, welcher sich dem alten Schlosse anschloß; vom Schlosse ging ein Gang durch den Thurm nach der Küche.

Im April und Mai ward der Bau damit angefangen, daß zuerst die Gartenerde abgeräumt ward; dann ward ein Keller gegraben und zu den neuen Fundamenten der Grund ausgegraben. Es fanden sich nun noch mehrere Fundamente von Mauer= und Feldsteinen, viel Bauschutt und an einigen Stellen viele Kohlen. Ich besuchte den Bauplatz täglich; was ich an Alterthümern erhalten habe, übersende ich hierbei.

1) Wurde eine ganze Menge zerbrochener mittelalterlicher Krüge aus blaugrauem Thon ausgegraben, welche ich sammelte und von denen ich 12 der am besten erhaltenen übersende.

2) An Eisen: einige alte Messer, ein kleiner Schlüssel und ein Splint zu einem großen Schlosse.

3) Ein halber Henkel zu einem Gefäße, aus Messingblech.

4) An Münzen: ein rostocker Kupfer=Dreiling mit der Jahreszahl 1622; ein alter Rechenpfennig mit der Jahreszahl 1652 und Johann Albrecht; ein rostocker Sechsling, mit einem Greifen auf beiden Seiten, aus dem 15. Jahrhundert.

5) Wurde ein kleiner Mühlstein von Sandstein ausgegraben; an der einen Seite sind Rillen eingehauen wie bei einem Mühlstein; auch war in der Mitte über dem Loche ein Eisen befestigt wie bei einem Mühlsteine. Der Stein hat 14 Zoll im Durchmesser, ist 2 1/2 Zoll dick und wiegt 20 Pfund.

Bützow den 30. Mai 1853.

Friedrich Seidel.