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2. Alterthümer des christlichen Mittelalters und in der neuen Zeit.
Reliquien von Berendshagen.
In dem Altare der Kirche zu Berendshagen bei Neu=Buckow wurden zwei Gefäße mit Reliquien gefunden, welche der Herr Gutsbesitzer Hillmann auf Berendshagen, Patron der Kirche, durch Vermittelung des Herrn Pastors Vortisch, dem Vereine freundschaftlichst zum Geschenke machte.
Es wurden zwei Gefäße gefunden:
1) eine runde, gedrechselte, hölzerne Büchse, mit feinen erhabenen Reifen, 2" hoch und 2" weit, mit einem Stöpfel von ungeläutertem Wachs dicht verschlossen. Das Innere, wie das Aeußere der Büchse sind reichlich mit einer rothen Farbe, wie Blut, besprengt und begossen; die Farbe ist aber noch jetzt blutroth, oder vielmehr kirschroth, also wohl mit etwas Anderm, als Blut gefärbt, da Blut wohl nachgedunkelt haben würde. In dieser Büchse lag:
a. ein Stückchen Knochen, 6"' lang, welches in ein Stückchen feinen, weißen Seidenzeuges (wie Krepp) gewickelt war; dieses war wieder in ein größeres Stück dünnen, florartigen Seidenzeuges gewickelt. Beide Stücke Zeug haben dieselben Blutflecken, wie die Büchse;
b. zwei kleinere Stückchen Knochen in ein bräunliches Stückchen Seidenzeug gewickelt, welches ebenfalls rothe Blutflecken hat;
c. ein ebenfalls roth geflecktes, scharf abgeschnittenes, morsches, dreieckiges Stück Pergament, etwa 1" hoch, auf welchem Gregori' pp - (d. i. Gregorius papa) steht;
d. ein kleiner, abgerissener, 3/8" breiter, in zwei Stücke zerbrochener Pergament streifen, auf welchem noch die Buchstaben - - m[a].oris (d. i. majoris?) zu lesen sind;
2) eine kleine, 3 3/4 lange, breit gedrückte, gläserne Flasche, die ebenfalls mit einem Wachsstöpfel verschlossen war. In der im Innern trüben Flasche lagen zwei kleine Stückchen bräunlicher, roth gefleckter, steifer Leinewand.
Leider ward eine bischöfliche Urkunde oder ein bischöfliches Siegel nicht gefunden. Die Schrift der beiden Worte trägt
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aber den Charakter des 13. Jahrhunderts und ist fest und schön gehalten.
Die Reliquien, welche also auch die Schutzheiligen des Hauptaltares und der Kirche bezeichnen, lassen sich also deuten:
zu d, vielleicht auf den Apostel Jacobus den
ältern, da ich die Buchstaben
m[a].oris
=
majoris, also: Jacobi majoris lesen möchte; vor
diesem Worte ist etwas von dem Zettel abgerissen
und verloren gegangen; das
a
ist nicht
mehr ganz vorhanden. Man könnte die Buchstaben
oris
auch auf den Kopf stellen und
rückwärts
siro
lesen; dagegen spricht
aber das einer 2 ähnliche
r
, welches dem
13. Jahrhundert in dieser Form
angehört.
zu c) Der andere Heilige ist ohne Zweifel Gregorius papa = der Heil. Gregor. I. Papst (590 † 604).
Nach diesen Reliquien dürfte die Kirche zu Berendshagen eine Jacobikirche aus dem 13. Jahrh. sein.
G. C. F. Lisch.