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Wendenkirchhof von Barendorf.

Auf der Feldmark Barendorf bei Grevismühlen, westlich vom Dorfe, unweit der Everstorfer Forstscheide, befand sich bisher im freien Acker eine mit Holzgestrüpp bewachsene und wohl wegen Abackerung umher erhöhete Stelle, welche "Kirchhof" (plattdeutsch: "Karkhof") heißt. Woher dieser Name rührt, ist hier unbekannt. Er mißt jetzt von Osten nach Westen 80 Fuß und ist 40 Fuß breit, ist früher aber noch etwa einmal so lang und auch wohl breiter gewesen. Vor ohngefähr 40 Jahren sind dort Steine zu einer Feldsteinmauer ausgebrochen und ist ein Theil der Stelle zu Acker gemacht. Man soll auch damals bei dieser Arbeit Topfscherben getroffen haben. Jetzt sind auf dem noch übrigen Theile des Kirchhofes die Steine und das Buschwerk so weit ausgearbeitet, daß er nun dem Pfluge anheimfällt, wobei man eine Graburne gefunden bat. Als ich davon Nachricht bekam, ging ich dahin und traf zwei mir unbekannte

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Arbeiter aus Grevismühlen, welche mir die Scherben und Knochen bei einander liegend zeigten. Sie erzählten mir, wie beim Durchhacken nach Steinen der eine von ihnen Knochen und Scherben herausgebracht, wo er dann die Erde weiter weggenommen und den unteren Theil eines Topfes hervorgezogen habe, welcher aber nach dem Niedersetzen gleich in mehrere Stücke auseinander gegangen sei. Aus Unkunde hätten sie sich gleich darüber hergemacht, die Knochen herausgenommen, durchsucht und sich dabei verwundert, wie solche so fest und regelmäßig eingepackt gewesen; aber auch die morschen Urnenscherben hatten sie zwischen den Fingern so zerbröckelt, daß sich der Boden des Gefäßes davon nicht mehr zusammenfinden ließ. Da nun das Vorgefundene für den Verein für Alterthumskunde keinen Nutzen mehr haben konnte, ging ich einige Tage später mit mehreren meiner größeren Schüler in der Mittagsstunde dahin und sprach mit ihnen darüber, dann gruben wir die Knochen und kleinen Scherbenstücke in die Erde. Einige größere Scherbenstücke nahmen wir mit, welche ich dem Hrn. Pensionär Haupt zu Tressow vorgezeigt habe, welcher diese auch einsenden will, daher übergebe ich ihm auch diese Betreibung.

Die Urne selbst hatte so flach gestanden, daß der obere Theil derselben wohl vom Viehe schon abgetreten war, aber ich glaube, wenn dieser Ort ordentlich durchgearbeitet wäre, derselben mehrere hätten gefunden werden müssen. Die ganze Fläche ist nur mit Bicken durchgehackt, denn die Arbeiter sagten: Es wäre ihnen nur um die kleineren Steine zu thun, weil sie zu Dammsteinen benutzt werden sollten. Die Arbeit geschah im Dec. 1852.

Nachbemerkung. An der Barendorfer Scheide in der Everstorfer Forst in dem sog. Kammerholze finden sich noch Spuren eines untergegangenen Dorfes, wo Bauern oder Kossaten gewesen sein müssen und den Landbau gut cultivirt betrieben haben, das beweisen die noch vorhandenen Steinmauernreste, welche alle in gleichmäßiger Entfernung gerade fortlaufen und wohl zur Einfriedigung der Hofstellen und Gärten gedient haben. Eine jetzt dort vorhandene länglichte Wiese mag damals ein Teich gewesen sein. Unweit derselben zwischen den Steinmauern liegen Steinhaufen, welche wohl die Stellen bezeichnen, wo die Wohnplätze gestanden haben. Auch in der Jameluschen Forst kann man an Stellen die Linien verfolgen, wo Steinmauern gestanden haben, und mehrere Gräben geben der Vermuthung Raum, daß vieles, was jetzt mit großem Holze besteht, angebaut gewesen ist. Unter andern befindet sich darin an der Manderower Scheide das sog. Windmühlenholz, wo große Buchen und Eichen stehen. Auf einem Berge bezeichnet eine runde Umwallung wohl die Stelle, wo die Windmühle ge=

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standen hat. Man weiß aber nicht, wann dort eine Windmühle gestanden und wohin sie gehört hat.

Barendorf den 5. Januar 1853.

C. F. Linshöft, Schulleiter