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Goldfund aus der Gegend von Sukow.
Auf einem wüsten, mit Haide bewachsenen Felde, etwa eine Viertelmeile von Sukow (bei Marnitz), sollte unter anderen Steinen auch ein besonders großer, welcher fast 3 Fuß aus der Erde hervorragte, fortgeschafft werden. Bei dem Losgraben dieses Steines, also neben demselben, und nur etwa 6 Zoll unter der Erdoberfläche, ward eine Bronzeschale gefunden, die zwischen einige kleine Steine (vielleicht Unterlage und Decke) gestellt gewesen sein soll, und die nachstehend beschriebenen Gegenstände von Gold enthielt. Einen Bronzedeckel hatte die Schale nicht. In der Gegend sind zwar Kegelgräber nicht selten, indeß ist auf dem Felde, wo dieser Fund geschah, und im Umkreise von vielleicht 1/8 Meile ein solches nirgends sichtbar; die vielen großen Steine liegen nur einzeln und an keiner Stelle in einer absichtlichen Ordnung oder Anhäufung; auch sind bei Urbarmachung des Feldes weder Urnenscherben, noch Brandstätten bemerkt worden. Daß sonst noch Alterthümer dort gefunden seien, wird in Abrede gestellt, doch sollen noch weitere Nachforschungen stattfinden. Ein Freund unseres Vereins hörte zufällig von dem obenerwähnten Funde, reisete sogleich zu dem Eigenthümer und war so glücklich, die Schale mit dem ganzen Inhalt dort noch vorzufinden. Aber es war die höchste Zeit; die Goldsachen waren bereits Behufs des Verkaufs von einem Goldschmied probirt und ein Gebot war dafür abgegeben; der eine Spiralring, welcher dem noch völlig erhaltenen ganz gleich gewesen sein soll, war leider von dem Finder schon auseinandergezogen, und von der Schale, die wo möglich auch noch golden erscheinen sollte, war durch tüchtiges Scheuern ein Theil des edlen Rostes abgerieben. Die Unterhandlung mit dem Besitzer war von gutem Erfolge: er war bereit, sogleich seinen Fund für den Goldwerth
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abzutreten, und legte auch keinen besonderen Werth auf die schöne Schale, welche er dem darum Bittenden sofort überließ.
Der Verein hat diese merkwürdigen Gegenstände für den Goldwerth erworben. Die Bronzeschale hat der Freund unsers Vereins dazu geschenkt.
Die gefundenen und erworbenen Gegenstände sind folgende.
1) Eine kleine Bronzeschale oder Büchse von der Gestalt der sogenannten Hängeurnen, wie eine Ampel gestaltet. Der Boden ist halbkugelförmig, etwas zugespitzt; auf den Rändern der Oeffnung stehen zwei viereckige Henkel. Diese Büchsen sind sonst immer mit einem Deckel zugedeckt, auf dessen Mitte ein gleicher Henkel oder ein Oehr in gleicher Richtung mit den beiden andern Henkeln steht. Durch die 3 Henkel ward ein Riegel geschoben und dadurch die Büchse verschlossen. Der Deckel fehlt dem in Rede stehenden Gefäße. Die sukowsche Büchse ist mit edlem Roste bedeckt, gut 2 " hoch und etwas über 4 " im äußersten Durchmesser weit. Sie gleicht ganz dem im J. 1844 bei Parchim, eine gute Meile von Sukow gefundenen, in Jahrb. X, S. 281 beschriebenen und hieneben wieder abgebildeten
Gefäße. (dazu eine Abb. in 2/3 Größe) Die sukowsche Büchse unterscheidet sich von der parchimschen nur dadurch, daß der Boden derselben nur mit einfachen Kreisen und Halbkreisen von eingeschlagenen Puncten verziert ist. Oefter haben diese kleinen bronzenen Büchsen einen flachen Boden, wie dergleichen in Frid. Franc. Taf. XI, Fig. 3 und 4 abgebildet sind.
Aus diesen beiden, in ziemlicher Nähe von einander gemachten Funden möchte sich schließen lassen, daß diese kleinen, saubern, verschließbaren Bronzegefäße zu Schmuckkästchen gebraucht wurden. Auch die parchimsche Büchse, welche ebenfalls unter einem einzelnen großen Steine gefunden ward, enthielt
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einen massiven, gewundenen, goldenen Armring und mehrere Knöpfe und Buckel von Bronze.
In dieser Büchse lagen folgende Gegenstände aus reinem Golde, wie es in den Alterthümern der Kegelgräber häufig erscheint.
2 und 3) Ein Paar goldene Spiral=Armringe aus zwei neben einander liegenden, an beiden Enden zusammengeschweißten, also endlos verbundenen, 1/20 " dicken Golddräthen, wie die bekannten goldenen Fingerringe. Der eine von diesen Ringen ist noch unversehrt und elastisch, der andere ist etwas auseinandergezogen und in seiner Form nicht mehr ganz zu erkennen. (Dazu eine Abb. in 1/2 Größe)
2) Der erhaltene Armring hat 4 Windungen, 2 1/2 Zoll Weite, in seiner Federkraft 3 Zoll Höhe und wiegt 5 3/4 Ducaten. Der Golddrath ist glatt, nur an einem Ende sind beide Dräthe auf 1/4 der Windung gedreht. Die beiden verbundenen Enden sind öhrenartig etwas rundgebogen und scheinen etwas ausgeschliffen zu sein.
3) Der zweite Armring scheint eben so gebildet gewesen zu sein, er ist jedoch aus seiner Form gerissen und gezogen und wiegt 5 1/4 Ducaten.
Früher sind in Meklenburg nur Fingerringe von doppeltem Golddrath gefunden worden. Seit kurzer Zeit sind aber auch größere Ringe von dieser Gestalt entdeckt; im J. 1849 wurden zu Röcknitz bei Dargun zwei und im J. 1851 zu Göhlen bei Ludwigslust drei solche goldene Spiralringe gefunden (vgl. Jahrb. XV, S. 269, und XVII, S. 366); die röcknitzer sind aber nur 1 1/2 Zoll weit und die göhlenschen waren zu langen Dräthen auseinander gezogen.
4) Ein goldener Geldring, 9 3/8 Ducaten schwer, der erste große Geldring, welcher in Meklenburg in den Besitz der Wissenschaft gekommen ist.
Er besteht aus starkem, glatten Golddrath, welcher allmählig dünner wird, von 1/4 " bis 3/16 ", an beiden Enden roh abgehauen und unregelmäßig, fast wie zu einem Dreieck zusammengebogen ist. (Dazu eine Abb. in ganzer Größe) In Dänemark sind solche Ringe öfter gefunden; ein sehr bedeutender Fund
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ist in den Historisch=antiquarischen Mittheilungen der k. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde, Kopenhagen, 1835, S. 93 beschrieben und Tab. V, Fig. 15 abgebildet. Ringe und Stangen dieser Art wurden, wie noch heute in den südlichen Welttheilen, als Geld gebraucht und ausgewogen. Wir haben schon früher diese Ansicht ausgesprochen und die kleinen, unregelmäßigen Gold= und Bronzeringe für Geld gehalten; vgl. Jahresber. V, S. 59, und VI, S. 137.
5) Eine kurze, an einem Ende abgehauene, runde Goldstange, 1 3/8 " lang und etwas über 1/8 " dick, 1 3/4 Ducaten schwer, wahrscheinlich auch ein abgehauenes Stück von einem Geldringe oder doch dazu benutzten Ringe. An dem einen Ende sind drei Parallelkreise eingravirt und darüber ein Zickzackband von drei Spitzen, über deren jeder drei Puncte stehen.
G. C. F. Lisch.