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Seite 372 |
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Der Herr Hauptmann Tymich zu Lüneburg besitzt
eine kleine, instructive Sammlung heidnischer
Grabalterthümer, und unter diesen eine höchst
merkwürdige Urne mit Glasfenstern, wenn man so
sagen soll. Die Urne hat die gewöhnliche Form
der Urnen aus der ältern Zeit der Eisenperiode,
ist gleichfarbig schwärzlich und von mittlerer
Größe. An drei gleich weit von einander
entfernten Stellen und in der Mitte des Bodens
ist eine Glasscherbe von ungefähr 1 1/4?
Größe eingesetzt, und zwar zur
Zeit der ersten Verfertigung der Urne vor deren
Härtung, wie man deutlich an den
Fingereindrücken sieht, welche die Einsetzung
und Eindrückung der Scherben hinterlassen hat.
Die Glasscherben sind von einem und demselben,
kleinen, runden Gefäße aus mattfarbigem,
grünlichen Glase, welches mit rhombisch
übergelegten Fäden von dunklerem Glase verziert
gewesen ist. In der Sammlung des Vereins für
meklenburgische Geschichte findet sich ein
halbes, wohl erhaltenes, ähnliches Gefäß und
einige zusammengeschmolzene Gefäße derselben Art
aus der Eisenperiode (aus Wendenkirchhöfen);
ähnliche Gefäße wurden noch im Mittelalter zu
Reliquienurnen benutzt.
Diese Einrichtung und Verzierung durch Glasfenster, durch welche man wohl theils die Urne schmücken, theils in dieselbe hinein sehen wollte, ist allerdings geeignet, höchst interessante Forschungen und Vergleichungen zu verfolgen.
G. C. F. Lisch.