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Der zu Peccatel von Lisch im Kegelgrabe gefundene
vierrädrige Wagen mit der darauf ruhenden Vase
(Jahrb. IX. S. 372
.) hat mancherlei Vermuthungen
über die Bestimmung und den Gebrauch desselben
veranlaßt, und man hat das Ganze auch scherzhaft
mit einer fahrbaren Punschbowle verglichen. Es
kann aber leicht sein, daß der Scherz und Witz
grade das Rechte getroffen haben, wenn gleich
unbestimmt gelassen werden muß, welche
Flüssigkeit in der Vase umhergefahren wurde, und
ob solches Umherfahren zum täglichen Gebrauche
in dem Hause eines Häuptlings oder nur bei
festlichen Gelagen oder bei gottesdienstlichen
Gebräuchen seine Anwendung gefunden habe. Zur
weiteren Forschung mag die Stelle im Homer
vielleicht einen festeren Ausgangspunkt bieten,
wo Thetis im Pallast des Hephaistos erscheint,
um für ihren Sohn Achilleus Waffen von ihm zu
erbitten: Jliad. XVIII., 372-379:
Nach der Uebersetzung von Voß lautet die Stelle:
Ihn dort fand sie in Schweiß, um die Blasebälge beschäfigt,
Eifrig; denn Dreifüße bereitet' er, zwanzig in Allem,
Rings zu stehn an der Wand des wohlgegründeten Saales.
Goldene Räder befestigt er jeglichem unter dem Boden;
Daß sie aus eigenem Trieb in die Schaar eingingen der Götter,
Dann zu ihrem Gemach heimkehreten, Wunder dem Anblick.
Sie nun waren so weit gefertiget; nur noch der Henkel
Kunstwerk fehlte daran; jetzt fügt er sie, hämmernd die Nägel.
Hiernach also hatte man zu Homers Zeiten größere Gefäße (Dreifüße) für Flüssigkeiten auf Rädern ruhend, wenigstens fanden sich solche bei den Mächtigen und Reichen; das Göttliche und Wunderbare war nur, daß sie Automaten waren, aus eigenem Trieb sich bewegten. Das Grab zu Peccatel gehört jedenfalls zu den reichsten Gräbern und barg sicher nach dem gefundenen Inhalte die sterblichen Reste eines mächtigen und reichen Herrn, so
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daß es immer sein kann, daß der Wagen mit der Bronzeschale als ein Lieblingsbesitzthum ihm im Tode mitgegeben sei, daß also der Wagen keine eigentlich gottesdienstliche Bestimmung gehabt habe.
Vietlübbe, den 2. Jan. 1850.
J. Ritter.