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Bronzegeräthe von Basedow.

Auf dem Felde von Basedow wurden im J. 1847 nicht weit vom malchiner See, unter Steinen, jedoch ohne weiter bemerkenswerthe Umstände, mehrere bronzene Alterthümer gefunden, deren Benutzung von dem Herrn Erblandmarschall Grafen Hahn dem Vereine gütigst gestattet ist. Diese Bronzen sind:

1) ein Kessel mit kegelförmigem Boden.

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Kessel

Das Ganze ist mit allen erhaben stehenden Verzierungen aus einem Stücke aus Bronze gegossen. Die innere Fläche ist rauh, mit häufigen, hervorstehenden kleinen Erhöhungen, aber ohne Näthe, so daß das ganze Gefäß über einen einzigen, zusammenhangenden Kerne gegossen ist. Die Außenfläche ist polirt. Der Kessel ist 4" hoch, 8" weit in der Mündung und 91/2" weit in dem hervorstehenden Bauchrande. Den größern Theil bildet die untere, kegelförmig oder halbkugelförmig gestaltete Bauchung, welche sich gegen die Oeffnung hin zurückzieht in einer 3/4" breiten, schräge geneigten Wandung, auf welcher der 11/4" hohe, senkrechte Rand steht. Der senkrechte Rand hat zwei aus demselben in gleicher Fläche hervorgehende, nicht aufgesetzte Henkel von 1 1/2" Länge und 3/8" Breite, unter denen sich ungefähr eben so große, etwas kleinere Oeffnungen befinden.

Die Außenfläche des Bauches ist mit erhabenen Verzierungen geschmückt, welche mit dem Gefäße zugleich gegossen und äußerst zierlich und regelmäßig sind. Die Verzierungen des Bauches bestehen aus 3 "Säumen", 2 "Bändern" und 1 "Schlußfläche". - Der erste Saum, 1" breit, dicht unter dem Bauchrande, besteht aus zwei Paaren paralleler Relieflinien, zwischen denen eine Reihe von erhabenen, 1/8" aus einander stehenden, ungefähr 1/16" bis 1/12" starken Halbkügelchen liegt. Dann folgt das erste Band von 1 1/2" Breite. Unter diesem liegt der zweite Saum, 3/4" breit, wie der erste gestaltet, jedoch bestehend aus zwei einfachen, parallelen Relieflinien, zwischen denen eine parallele Reihe von Halbkügelchen liegt. Dann folgt das zweite Band von beinahe 1 1/2" Breite. Hierauf kommt der dritte Saum, 1" (Maßangabe unvollständig!) breit, welcher aus drei, dicht neben einander stehenden Relief=

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kreisen gebildet ist. In diesem Saume liegt die Schlußfläche von 1 3/8" Durchmesser.

Die beiden Bänder und die Schlußfläche sind alle gleich verziert, nämlich mit gleich großen "Augen", von 3/4" Durchmesser, welche aus 4 dicht stehenden, glatten, concentrischen Reliefkreisen und einem kreisförmigen Knöpfchen von 3/16" Durchmesser in der Mitte gebildet sind. Das erste Band hat 13 solcher "Augen" auf ganz glatter Grundfläche, das zweite Band eben so 5 solcher "Augen", die Schlußfläche eben so 1 Auge.

Der eigentliche Boden des Kessels (bestehend aus dem zweiten, untern Bande, dem dritten, letzten Saume und der Schlußfläche) ist hieneben abgebildet:

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Boden des Kessels

Die erhabenen Relieflinien, welche die Säume begrenzen und bilden, sind alle mit dichten, eingravirten Schrägestrichen verziert gewesen. An dem ersten, obern Saume sind diese Gravirungen noch erhalten; an dem zweiten Saume sind sie nur noch hin und wieder kaum erkennbar, auf der Schlußfläche sind sie ganz verwischt. Also je mehr nach unten hin, desto undeutlicher werden die Gravirungen; hieraus geht hervor, daß das Gefäß sehr häufig niedergesetzt und die Gravirung dadurch abgescheuert ist.

Der senkrechte Rand des Gefäßes ist oben und unten von einer Relieflinie begrenzt, welche ebenfalls mit Schrägestrichen gravirt ist. - Zwischen diesen beiden parallelen Linien, welche ein Band bilden, liegen drei lang gestreckte, oblonge Verzierungen, 3/4" breit und je 5 1/2", 6" und 8" lang, wie ein endlos verbundenes Band, gebildet aus einer ebenfalls mit Schrägestrichen verzierten Relieflinie.

Die Außenfläche dieses Kessels ist trefflich polirt und mit starkem und schönem edlen Rost bedeckt. Die innere Fläche des Randes ist auch etwas geebnet und mit Rost bedeckt.

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Das Innere des Bauches ist rauh und schmutzig. Die ganze innere Fläche ist eben, wenn auch rauh; die Verzierungen auf der obern Fläche sind mit der Schale gegossen und nicht von innen getrieben: auf der innern Fläche ist keine Spur von Vertiefung für die Erhabenheiten auf der Oberfläche zu finden.

2) In diesem Kessel lagen zwei Buckel, halbkugelförmig, mit einem horizontalen Rande, wie Hüte gestaltet, ohne Verzierungen und Löcher; im Innern eines jeden ist in der Mitte ein geschlossener Ring von der Weite der Höhe der Buckel angelöthet. Diese beiden Buckel, welche hieneben durchsichtig abgebildet sind, so daß man die innern Ringe sehen kann, sind von verschiedener Größe; der größere

1/6 Größe

Buckel im Kessel

hat 5" Durchmesser auf der untern Fläche und 1 3/4" Höhe; der kleinere

1/6 Größe

Buckel im Kessel

hat 3 1/2" Durchmesser auf der untern Fläche und 11/4" Höhe.

Beide Buckel sind auf der obern Fläche polirt und mit edlem Rost bedeckt, auf der untern Fläche nur geebnet.

3) Neben dem Kessel lagen zwei gewundene "Kopfringe", mit Haken geschlossen, von der häufig vorkommenden, ge=

Kopfring

wöhnlichen Gestalt, der eine 8" weit, der andere 9" weit, beide mit edlem Rost bedeckt. Auf beiden Liegeflächen (unten und oben, wenn die Ringe auf einer Fläche liegen) sind die Windungen stark abgescheuert, ja an einigen Stellen ganz verschwunden. Die Windungen nach außen und innen sind besser, namentlich sind sie auf der innern Fläche vollkommen erhalten.

Die ganze Gestaltung, die Verzierung und der edle Rost dieser Bronzen lassen die "unbedenkliche" Annahme zu, daß sie aus der Bronzezeit stammen. Der Rost ist so vollkommen

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wie ihn nur die zahlreichen, bekannten Bronzen aus jener Periode haben können.

Wahrscheinlich war einst das Gefäß mit einem Deckel durch einen durchgeschobenen Riegel verschlossen; es gleicht daher den kleinen Dosen oder Büchsen aus jener Zeit, welche häufiger vorkommen. Die Oeffnungen unter den Henkeln deuten klar auf die Durchschiebung eines Riegels, da der untere Rand des Henkels gerade so tief hinabgeht, daß man einen dünnen Riegel durch beide Oeffnungen durchschieben kann, wenn das Gefäß durch einen Deckel verschlossen ist. Man kann daher diese Hervorragungen nicht eigentlich Henkel nennen; die Oeffnung unter denselben ist die Hauptsache; auch zeigen die Henkel keine Spur von Abnutzung. Häufig sind Gefäße dieser Art mit denselben Verzierungen, namentlich aus Gold, im Norden vorgekommen. Am ähnlichsten ist das kleine, mit einem goldenen Armringe und mit Bronzehütchen zusammen gefundene Bronzegefäß von Parchim, welches in Jahrbüchern X, S. 281, abgebildet ist. Dieses ist freilich von den kleinsten Dimensionen und die Verzierungen sind gravirt; aber die "Augen" und die queer gravirten Relieflinien sind vorhanden. Die "Augen" oder concentrischen Kreisstellungen, ähnlich den Spiralwindungen (Jahrb. XI, S. 360), sind dieser Periode eigenthümlich. Die Verzierung mit kleinen Halbkügelchen finden sich auch auf den Bronzeschalen von Dahmen (Jahrb. X, S. 283) und Lukow (Jahrb. XIII, S. 376). Vorzüglich aber ist es die ganze Beschaffenheit der Bronzen, welche sie in die Bronzenperiode verweiset.

Vom höchsten Interesse ist dieser Fund aber dadurch, daß er in vielfacher Beziehung dem Funde der Bronzen zu Lübberstorf ähnelt, aber auch nur ähnelt, welcher im Folgenden beschrieben ist und ohne Zweifel einer jüngern Zeit angehört.

G. C. F. Lisch.