Wappen der Familie von Oertzen.
Mit 4 lithographirten Siegeltafeln.
Im J. 1847 ist der erste Teil der urkundlichen
Geschichte des Geschlechts von Oertzen, von G.
C. F. Lisch, erschienen. Diesem Werke sind 4
lithographirte Siegeltafeln beigegeben, von
denen die Unternehmer aus der Familie v. Oertzen
dem Verein eine Auflage für seine Jahrbücher
geschenkt haben. Diese Tafeln haben durch
Auffindung und Bekanntmachung der ältesten
Siegel der Familie ein nicht unbedeutendes
Interesse für die Heraldik der deutschen
Ostseeländer. Nach den in der urkundl.
Geschichte S. 13 flgd. angestellten
Untersuchungen war das von örtzensche Wappen
historisch stets:
im rothen Schilde zwei mit silbernen Schienen
und goldenen Gelenkstücken geharnischte
Arme, deren naturfarbene Hände einen
goldenen Ring mit einem Juwel halten, und
auf dem silbernen, mit Gold verzierten Helme
über einem roth=weiß=goldenen Wulste das
Schildzeichen, mit rothen und weißen Helmdecken.
Bei der Einfachheit des Schildzeichens ist dieses
zu allen Zeiten unverändert geblieben;
Abweichungen haben hin und wieder nur die Farben erlitten.
Merkwürdig sind jedoch die ältesten Siegel durch
den Schild. Auf den Tab. III, Fig. 1 und 2
abgebildeten ältesten Siegeln, des Ritters
Hermann I. auf Roggow, 1311 - 1316, des sichern
Gründers des noch blühenden Hauses Roggow, und
des Ritters Hermann I. von Stargard, 1318, ist
der Schild mit Figuren bestreut, welche
Pflugscharen oder Herzen gleich sind. Diese
Besetzung des Schildes findet sich später
ausnahmsweise nur noch ein Mal auf dem Siegel
eines Hermann von Oertzen auf Roggow an einer
Urkunde vom Tage des H. Thomas 1431 (vgl. Jahrb.
IX, S. 306). Es ist eine solche Verzierung des
Schildes an keinem andern Siegel in den
meklenburgischen Archiven bemerkt und jedenfalls
in den deutschen Ostseeländern von so großer
Seltenheit, daß sie eine vergleichende
Beobachtung verdient. In der urkundlichen
Geschichte sind die Figuren durch Pflugscharen
gedeutet und mit der alten wendischen Form des
Namens Uriz, welcher Ackersmann bedeute, in
Verbindung gebracht.
Auf derselben Siegeltafel III, Fig. 4 und 6 sind
zwei Siegel einer Familie von Schwerin
abgebildet, welche gleichen Schild hatten. Es
gab mehrere Familien dieses Namens. Die bekannte
alte Familie in Pommern führt eine mit Röschen
belegte Raute im Schilde. Eine andere Familie
von Schwerin, welche jenseit der Elbe angesessen
und mit einer Familie Grote
verwandt war, führte ein laufendes Roß über drei
Pfählen im Schilde. Die meklenburgische Familie
von Schwerin führte einen, auch zwei Arme im
Schilde und war im Lande Parchim auf Domsühl,
Dartze
. angesessen. Trotz der Gleichheit
des Schildes ist es aber nicht wahrscheinlich,
daß diese Familie von Schwerin mit der Familie
von Oertzen stammverwandt war; vielleicht war
die Gleichheit des Schildes nur zufällig, da ein
ringhaltender Arm in der Grafschaft Schwerin
eine, wenn auch noch dunkle Rolle spielt, und
die beiden Arme im schwerinschen Wappen aus
einem Arm entstanden sein mögen, den das älteste
Siegel allein hat.
Die Familie von Oertzen hat zwei gräfliche Linien
aufzuweisen, deren Wappen Tab. II. abgebildet sind.
Am 27. April 1733 ward der dänische Kammerjunker
Friederich von Oertzen aus dem Hause Helpte in
den dänischen Grafenstand erhoben. Er starb im
J. 1779 als Geheimer Rath zu Kiel ohne männliche
Erben. Er vermehrte sein Wappen durch die
Schilde seiner Frau und seiner mütterlichen
Ahnen: der Friis (Eichhörnchen: zwei Male, da
seine Frau und seine Mutter den Namen Friis
trugen), der Svan (Schwan) und der Wibe (Kibitz).
Im J. 1792 ward der sächsische General=Major Carl
Ludwig von Oertzen in den Grafenstand erhoben.
Er vermehrte seinen Schild durch zwei silberne Sterne.
G. C. F. Lisch.