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Die Familie Duding
und
deren Güter Dechow und Dudingshausen,

von

G. C. F. Lisch.

In der Geschichte des Geschlechts Hahn, I, A, S. 41 flgd. ist bewiesen, daß die von Dechow, welche mit den Hahn denselben Stammvater hatten und am Ende des vorigen Jahrhunderts ausstarben, von ihrem Stammgute Dechow bei Ratzeburg den Namen und mit den Hahn gleiches Wappen, einen rothen Hahn im silbernen Schilde, führten. Als schon beide Familien ausgebildet waren, erscheint im Anfange des 14. Jahrh. ein Ritter Duding von Dechow in der Geschichte; a. a. O. S. 44 ist vermuthet, daß dieser Ritter mit seinem Geschlechte einen Nebenzweig der mit den Hahn stammverwandten ratzeburgischen Familie von Dechow gebildet habe.

Nach neuern Forschungen und Entdeckungen verhält sich aber die Sache anders. Die Familie Duding ist eine eigene Fa=

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milie, welche mit den Hahn und von Dechow in gar keiner Stammesverwandtschaft steht. Schon das Wappen der Duding ist von dem Hahn=Dechowschen Wappen völlig abweichend: die Duding führten an einer Urkunde vom 2. Febr. 1320 1 ) einen Schild, auf welchem ein Helm mit zwei gekreuzten Pfauenwedeln steht: der Helm der Fürsten von Werle; dies ist kein "alter Mannskopf", wie v. Gamm Jahrb. XI, S. 439, angiebt.

Der Zusatz von Dechow ist also nur eine besondere Bezeichnung für eine bestimmte, einzelne Person; das Gut Dechow wird darnach in einer andern Gegend aufzusuchen sein.

Der Stammvater des Geschlechts Duding ist wahrscheinlich der Ritter Heinrich Duding, welcher schon im J. 1233 unter den Edlen und Burgmännern von Güstrow (milites de Guztrowe - - nobiles, vgl. Riedel Cod. Dipl. Band. I, S. 445 und 446) im Gefolge des Fürsten Nicolaus von Werle am 14. und 24. Sept 1252 als Zeuge bei dem Fürsten Borwin von Rostock erscheint (vgl. Meklenb. Urk. I, S. 99 und 101); in denselben Verhältnissen tritt er noch am 18. Junius 1262 auf (vgl. Landesfürst in Rostock, Urk. Nr. 4); im J. 1252 wird er Heinrich von Duding (dominus Hinricus de Dudinghe), im J. 1262 nur Heinrich Duding (dominus Hinricus Dudingh) genannt. Wahrscheinlich ist Duding ein Personenname und das Wörtchen von hier mißbräuchlich in den Namen gekommen. Am 13. Junius 1283 ist ein Ritter "Duding", ohne Vornamen, Bürge bei den Fürsten von Werle für den rostocker Landfrieden (vgl. Gesch. u. Urk. des Geschl. Hahn I, B, S. 102); am 3. Febr. 1291 erscheint er wieder (vgl. das. S. 150) bei den Fürsten von Werle unter dem bloßen Namen Duding ("miles Dudingh"). Wahrscheinlich ist dies schon ein Sohn des Ritters Heinrich Duding und jener Duding von Dechow, ein Oheim der Brüder Barthold und Conrad Duding, welcher im Anfange des 14. Jahrh., auch mit dem Vornamen Heinrich, genannt wird. Gegen das Ende des 13. Jahrh. werden mehrere bedeutende Männer nur mit ihrem Zunamen genannt, wie Maltzan (der Ritter Ludolf Maltzan), Hahn (der Ritter Nicolaus Hahn) u. a.

Die Familie Duding war im Fürstenthume Werle zwischen Lage und Schwan, in den Pfarren Hohen=Sprenz und Kritzow, in einer sehr angenehmen und ergiebigen Gegend mit Gütern angesessen. Am 3. Febr. 1291 schenkte der Fürst Nicolaus von Werle auf Bitten des "Ritters Duding" dem Dom=Collegiat =


1) Vgl. Urk. Samml. Nr. L.
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stifte Gustrow das Eigenthum von zwei Hufen im Dorfe Kuhs (Kuzitze) (vgl. Gesch. des Geschl. Hahn I, B, S. 150). Am 20. Nov. 1308 verlieh der Fürst Nicolaus von Werle den Brüdern Conrad und Barthold Duding, Knappen, ausgedehnte Privilegien für ihre Mühle zu Kl. Sprenz, welche die Familie seit alter Zeit besessen hatte, und an demselben Tage verlieh ihnen der Fürst dazu das Privilegium, daß auf eine Meile zwischen Kl. Sprenz und Lüssow kein anderer eine Mühle bauen dürfe. Am 5. März 1319 verkauften dieselben Brüder diese Mühle an das Kloster Doberan und der Ritter Heinrich Duding von Dechow (miles Hinricus Duding de Dechow) gab als Zeuge seine Einwilligung; außerdem bezeichneten die Verkäufer in einer eigenen Urkunde umständlich die Privilegien der Mühle (vgl. v. Westphalen Mon. Ined. III, p. 1606, und Urk. Gesch. des Geschl. v. Oertzen, I, B, S. 83). Der Fluß, an welchem diese Mühle lag, hieß Zabole, oder Zabel oder Sabel, nach dem angrenzenden Dorfe so genannt, und floß aus dem See Bukow in den großen See von Großen=Sprenz. Am 2. Febr. 1320 verkauften dieselben Brüder Barthold und Conrad Duding ihrem Oheim, dem Ritter Duding von Dechow (Dudincho de Dechowe), und seiner Frau auf deren Lebenszeit die Aufkünfte von 8 Hufen im Dorfe Kritzow 1 ), in welchen der genannte Ritter schon Rechte besaß.

Aus diesen urkundlichen Berichten geht hervor, daß die Duding, welche im 14. Jahrh. ausstarben (nach v. Gamm a. a. O.), auf Kl. Sprenz wohnten und Besitzungen in den Bauerdörfern Kritzow und Kuhs hatten. Aus dem Namen des Ritters Heinrich Duding von Dechow (beständig de Dechowe geschrieben) läßt sich aber auch abnehmen, daß ihnen auch ein Gut Dechow gehörte, auf welchem eine Linie der Familie wohnte; dieses Gut Dechow wird ein anderes sein, als das Dorf gleiches Namens bei Ratzeburg. Erfreulicher Weise hat sich das Dorf jetzt noch ausfindig machen lassen. Sowohl in den öffentlichen Archiven und Registraturen, als in den Guts=Charten und Papieren ist jede Forschung nach dem Gute Dechow vergeblich gewesen. Nur die letzten Stimmen der Tradition weisen noch das Dorf nach. Der Herr Gerichtsrath Ahrens zu Schwan machte die Mittheilung, daß er vor etwa 30 Jahren von einer Feldmark Dechow gehört habe, welche zwischen Dudingshausen, Friedrichsdorf und Striesdorf liege. Hierauf stellte der Herr Pastor Thiem zu Hohen=Sprenz umfängliche Nachforschungen in seiner Gemeinde an, konnte aber nichts weiter erfahren, als


1) Vgl. Urk. Samml. Nr. L.
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eine Nachricht des Schmieds Wulf zu Hohen=Sprenz, 48 Jahre alt; dieser berichtete, er habe von seiner im J. 1812 zu Hohen=Sprenz verstorbenen Großmutter oft von einem Dorfe Deckow erzählen gehört, welches auf der Feldmark Dudingshausen gelegen, zuletzt nur einige Katen umfaßt und früher, als das jetzige Gut Dudingshausen gestanden habe. Aus dieser Angabe geht denn hervor, daß das Dorf Dechow die Feldmark gewesen sei, auf welcher die Familie Duding, und wahrscheinlich der Ritter (Heinrich II.) Duding von Dechow, den nach ihr benannten, in einer der reizendsten Gegenden des Amtes Güstrow gelegenen Ritterhof Dudingshausen gegründet habe, in dessen Feldmark das Dorf Dechow allmählig unterging. Der bei Dudingshausen liegende Burgwall, in dessen Nähe noch weite Umwallungen liegen sollen, zeugt außerdem für die Richtigkeit dieser Annahme. Dieser "Burgwall" liegt, seit alten Zeiten so genannt, nach des Herrn Pastors Thiem Beschreibung in einer Ebene vor Dudingshausen nahe am Hohen=Sprenzer See, ist ungefähr 20 Fuß hoch, mit schräger Ansteigung, und 77 Schritte lang, mit Buchen und Gesträuchen, wie Hollunder, Wachholder etc. . bewachsen. In alten Zeiten hat dieser Burgwall wohl auf einer Insel gelegen, durch die theilweise Ablassung des Sees in neuern Zeiten ist er von dem Seeufer entfernt worden.